warum wehren sich schweine nicht,wenn sie zum schlachthof
verladen werden!
Weil sie dazu nicht in der Lage sind?
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Ansonsten:
»Schweine sind sehr sensibel«, steht auf einer Tafel an der Hallenwand - wenige Meter entfernt von einem vergitterten Gang, der zur Gaskammer führt. Widerwillig staken die Tiere über den blanken Beton, vorwärts gescheucht von Treibern. Stress macht sich breit unter den Vierbeinern. Einige schreien verängstigt. Am Ende des Treibganges öffnet sich eine Klappe. Jeweils mehrere Schweine werden in eine Gondel getrieben. Kaum geschlossen, senkt sich das Gehäuse in eine Grube - voll geblasen mit Kohlendioxid. Die Schweine schnappen nach Luft, kippen um. Gut eine Minute dauert der Vorgang. Wie bei einem Paternoster steigt die Gondel dann - während schon die nächste hinabgleitet - aus der Gaskammer empor und wirft die reglosen Tierkörper aus.
So geht es zu
in einem Großschlachthof, in dem Schweine mit Kohlendioxid betäubt werden. Nach 70 Sekunden in einer CO2-Konzentration von 80 Volumenprozent sollen sie so besinnungslos sein, dass sie keine Schmerzen mehr spüren, wenn der Schlächter zur Entblutung das Messer zwischen Hals und Brust in den Körper stößt. So schreibt es jedenfalls die Schlachtverordnung vor.
Aktuelle Studien
lassen jedoch erheblich daran zweifeln, dass alle Schweine in deutschen Schlachthöfen wirklich richtig betäubt sind, wenn sie aus der Gaskammer kommen. Professor Jörg Hartung von der Tierärztlichen Hochschule in Hannover hat mit einem Wissenschaftlerteam die Wirkung der vorgeschriebenen Kohlendioxidbetäubung im Schlachthof untersucht. Das Ergebnis fasst er so zusammen: »Fast 40 Prozent der getesteten Tiere zeigten noch Augenreflexe, etwa zehn Prozent Schmerzreaktionen.« Zu ähnlichen Ergebnissen kam das Beratungs- und Schulungsinstitut für schonenden Umgang mit Zucht- und Schlachttieren (bsi) aus dem holsteinischen Schwarzenbek, das von 1998 bis Ende 2000 in drei Dutzend Schlachtbetrieben recherchierte. Wegen technischer Mängel und Personalfehlern war »ein inakzeptabel hoher Anteil an Schweinen nicht ausreichend betäubt«. Selbst eine Minute nach dem Entblutungsstich zeigten 11,7 Prozent noch Lidreflexe, 1,7 Prozent waren noch wach, und nahezu ein Prozent wurde »mit Bewusstsein« ins Brühbad befördert. Bei etwa 15 Millionen Schweinen, die jedes Jahr in deutschen Schlachthöfen durch die Gaskammer gehen, bedeutet all das hochgerechnet: Hunderttausende Tiere müssen offenbar unter starken Schmerzen sterben.
Der Konkurrenzkampf
in der Branche, aber auch Profitgier, Schlamperei und Gleichgültigkeit gegenüber der Kreatur machen den beliebtesten Fleischgeber der Deutschen zur armen Sau. »Industrielles Schlachten«, sagt Matthias Moje vom Institut für Fleischforschung in Kulmbach, »birgt grundsätzlich die Gefahr, dass Tiere zu reinen Rohstofflieferanten degradiert werden.« Rund 25 Millionen Schweine werden jedes Jahr in Deutschland gemästet, mehr als 40 Millionen - einschließlich der Importe - geschlachtet. Das alte Bolzenschussgerät hat längst ausgedient. Elektrozangen und Hochvoltanlagen sind effizienter. Und in Schlachtfabriken, in denen bis zu 900 Tiere pro Stunde durchgeschleust werden, kommen zunehmend Kohlendioxidanlagen zum Einsatz. Ein Drittel der Betriebe in Deutschland arbeitet bereits damit.
Zufriedenstellend ist
weder die eine noch die andere Methode. Sowohl bei der Elektro- als auch bei der Gasbetäubung treten offensichtlich derart eklatante Mängel auf, dass »viele Schweine entsetzlich leiden müssen«, wie Hannelore Jaresch von der Organisation »Menschen für Tierrechte« klagt. Das verstoße »eindeutig gegen das Tierschutzgesetz«. Und weil es bei einem qualvollen Betäubungs- und Schlachtvorgang zu einer erhöhten Ausschüttung von Stresshormonen im Tierkörper kommt, hat das auch negative Folgen für die Verbraucher. »Fleisch von Schlachttieren, die in Panik gestorben sind, wird leicht grau und wässrig«, so Professor Hartung. »Die Zellen lösen sich vorzeitig auf.«
Nach der deutschen
Schlachtverordnung sind Tiere »so zu betäuben, dass sie schnell und unter Vermeidung von Schmerzen und Leiden in einen bis zum Tod anhaltenden Zustand der Empfindungs- und Wahrnehmungslosigkeit versetzt werden«. Doch schon beim Einsatz der Elektrozange klappt das oft nicht. Wenn sie nicht richtig am Kopf der Tiere angesetzt wird, die Haut zu nass oder zu verschmutzt ist, kann der Strom nicht optimal zum Gehirn fließen - also auch keine ausreichende Bewusstlosigkeit erzeugen. Schlecht geschultes Personal und Akkordarbeit begünstigen Fehler und Schlamperei. Im vergangenen Jahr waren Videoaufnahmen von einem Arbeiter zu sehen, der mit einer Elektrozange in einer Gruppe von Ferkeln herumfuhrwerkte - Schweinchen, die für Büfetts und Grillpartys dran glauben mussten. Der Mann griff mehrfach gleich zwei »Babyferkel« mit der Zange, manche zappelten nach dem Stromstoß qualvoll. Die noch lebenden drängten sich quiekend gegen die Wände der Tötungsbucht. Jetzt ermittelt die Justiz wegen Tierquälerei.
Rationeller als
mit der Elektrozange geht es mit einer Hochvoltanlage, die bis zu 700 Tiere pro Stunde bewältigt. In einem sechseinhalb Meter langen Betäubungstunnel wird das Schwein auf einem abfallenden Blech von V-förmig angeordneten Bändern erfasst und zur Tunnelmitte befördert. Bewegliche Kunststoffplatten klemmen es dann ein, automatisch pressen sich mit Elektroden versehene Metallbügel an den Schädel, mindestens 300 Volt jagen durch den Körper. Doch auch hier erfassen die Strombügel den Schweinekopf nicht immer exakt. Nach der Elektrobetäubung - ob mit Zange oder im Tunnel - sind offenbar Tausende Schweine noch im Zustand des Wahrnehmungsvermögens, wenn sie unters Messer kommen. Viele zeigen sogar beim Ausbluten am Haken noch Schmerzreaktionen berichten Veterinäre.
Zudem verursacht
die Elektrobetäubung oft massive Schäden, stellte Hartung bei seinen Untersuchungen fest. Bei fast der Hälfte der Tiere führe der Stromstoß zu Knochenbrüchen und bei etwa 70 Prozent zu Muskelblutungen: »Die Gefäße reißen regelrecht. Das Fleisch weist später blutige Infiltrationen auf.« Weil sie weniger Körperschäden verursacht, sind deshalb immer mehr deutsche Schlachthöfe zur Kohlendioxidbetäubung übergegangen. Gebessert für die Tiere hat sich aber kaum etwas, wie die jüngsten Studien zeigen. In 94 Prozent der von ihnen getesteten Betriebe stellten die Experten aus Schwarzenbek Mängel oder gar permanente Verstöße gegen Schlachtverordnung und Tierschutzgesetz fest. Gravierendste Missstände: ungenügende bis fehlende Ruhezeit, zu große Gruppen im Wartestall, zu hohe Schlachtgeschwindigkeit. Gehunfähige Kreaturen wurden bisweilen am Ohr oder mittels einer Beinschlinge zur Nottötung geschleift.
Unter aller Sau
war, was in einem norddeutschen Schlachthof zutage kam. Von 88.194 untersuchten Tieren wies mehr als die Hälfte »Schäden durch menschliche Gewalteinwirkung« auf. Bei Stress, aber auch bei Lungenschäden, unter denen 50 bis 70 Prozent der Schweine aufgrund der ständigen Kot-Ausdünstungen im Stall leiden, wirkt das Gas offenbar langsamer. Die vorgeschriebene Verweilzeit von 70 Sekunden in der Gondel ist dann zu kurz. Die verordnete Zeitspanne zwischen Auswurf aus der Gondel und Entblutungsstich wurde im untersuchten Schlachthof bei 95 Prozent der Tiere nicht eingehalten. Die Folgen: 37 Prozent der Schweine zeigten »ein oder mehrere Anzeichen einer unzureichenden Betäubungseffektivität«, drei Prozent Abwehrreaktionen auf den Messerstich und zwölf Prozent sogar noch Laufbewegungen.
Die Experten aus
Hannover und Schwarzenbek halten denn auch die vorgeschriebene Gaskonzentration und Verweilzeit in der Kammer für nicht ausreichend. Professor Hartung schlägt vor, beides um 10 bis 15 Prozent zu erhöhen. Das bsi befürwortet bei einer Gaskonzentration von »mindestens 78 %« eine Erhöhung der Verweildauer von 70 auf 100 Sekunden. Im Vorstadium könnten ein schonenderer Umgang mit den Tieren und der Einsatz eines leichten Beruhigungsgases helfen, Stress zu reduzieren. Dies müsste aber erst noch getestet werden. Für erforderlich gehalten werden zudem bessere Kontrollen bei der Betäubung, aber auch im Bereich von Zucht, Mast und Transport der Tiere.
Auch die Verbraucher
sind gefordert. Wären sie bereit, weniger Fleisch zu verzehren und etwas mehr dafür zu bezahlen, würde das nach Ansicht von Branchenkennern schon viel bringen: keine weitere Zunahme der Massentierhaltung, mehr ökologische Masthöfe, weniger wirtschaftlichen Druck auf die Betriebe. Außerdem: qualifizierteres Personal, schonendere Zulieferung, weniger Hektik in den Schlachthallen, sorgsamere Betäubung und Weiterbehandlung. Am Ende also mehr Tierschutz und bessere Fleischqualität.
Gruß
karin