Pflege-Standards für Inkontinenz-Versorgung?

Hallo,
meine Mutter lebt in einem Pflegeheim, und ich beobachte immer wieder, dass sie beim Windelnwechseln nicht abgewaschen wird. Die neue Windel wird einfach angelegt. Ich finde das unhygienisch und denke, dass das auch für die Haut auf Dauer nicht gut sein kann. Ich habe das Problem mehrfach bei der Pflegedienstleiterin angesprochen. Es hat sich nichts geändert. Einige Pfleger nehmen den Waschlappen, andere nicht.
Jetzt wüßte ich gern für meine Argumentation gegenüber der Heimleitung, ob es da festgelegte Standards gibt. Deshalb wäre es schön, wenn jemand vom Fach antworten könnte, wo ich entsprechende gesetzliche Richtlinien finde.
Dank im Voraus für die Hilfe.
Renate

Hallo Renate!!
Ich würde mit dem risiko einer hautschädigung (Urin und Stuhl auf der haut schädigen diese) argumentieren, und fachlich richtige, professionelle Arbeit fordern. Der Ablauf ist: reinigung (mit Wasser oder Schaum), anschließend Hautpflege mit einer hautschutzcreme.
Es existiert ein expertenstandard zu dem Thema (Expertenstandard Inkontinenz)
Egal was der Hausstandard sagt, der expertenstandard MUSS eingehalten werden !!! Das ist ein Gesetz in der eu!!
Außer der hausstandard wäre besser und würde mehr beinhalten.
Wie gesagt: Reinigung und Pflege der haut MUSS sein.
Argumentieren sei mit fachlich korrekten handeln.
Nachzulesen: jedes Pflege Lehrbuch (Themes z.b.) 1. Lehrjahr.
Expertenstandard zur Förderung der kontinenz.
Argumentieren sie weiter mit der gefahr einer harnwegsinfektion (Bakterien gelangen in den Harnleiter) und dekubitus/ intertrigogefahr (zusammengefasst: Gefahr einer hautschädigung) auf Grund von hautnässe.

Das darf wirklich nicht sein, die haut wenn nass ist, kann dich nimma schützen, und die Tür für Infektionen steht die Türe meterweit offen.

Viel Glück!!!
V. Priller

ps.: was ich noch dazu sagen möchte: die Pflege steckt, was empirisch - wissenschaftlich belegtes handeln betrifft leider noch in den Kinderschuhen.

Normalerweise wird in alten - und Pflegeheimen nach den 13 aedl’s von Monika krohwinkel (ganzheitliche Pflege, meistens bezugspflege) gearbeitet, und hierzu werden momentan noch expertenstandards entwickelt. goldgeln sie einfach „expertenstandards in der Pflege“
Inkontinenz ist eine Riesen Thema in Pflegeheimen.
Leider weiß ich aber auch aus eigener erfahrung, dass es in jeder Einrichtung die „unbelehrbaren“ gibt. Der standardsatz: „das haben wir schon vor 30 Jahren so gemacht …“)
Aber trotz allem finde ich es wichtig, dass sie, als Angehörige informiert sind!! Bedenken sie aber, dass es sicher auch in jeder Einrichtung schwestern gibt, die für einestandard und zeitgemäße, fundierte und begründete, aber individuelle pflege kämpfen!!
Alles liebe und viel Glück!!

Vielen Dank für die guten Tips! Das hilft mir sehr! Und auf jeden Fall weiß ich jetzt, dass ich das Pflegepersonal nicht unberechtigt mit Forderungen „nerve“!
Renate

Hallo, es gibt Experten-Standards, die findet man sicher im Internet. Ich glaube aber nicht, das du damit weiterkommst. Die Pdl wird das sicher weitergegeben haben. Es ist immer das Problem, das Pflegekräfte anderer Meinung sind oder keine Meinung haben und nur fertig sein wollen. Ich glaube mit freundlicher Hartnäckigkeit kommst du am weitesten. Ich weiß, das ist keine erfreuliche Antwort.

Liebe Friedrike-Magdalene,
danke für Deine Antwort. Ich glaube auch, dass die Pflegekräfte sehr unterschiedlich im Niveau und in der Motivation sind, ihre Arbeit ordentlich zu machen. Aber meinst Du nicht, dass es die Aufgabe einer Pflegedienstleiterin ist, bestimmte Standards durchzusetzen und das auch zu kontrollieren? Ich wohne nicht in derselben Stadt wie meine Mutter, kann sie also nur aller paar Wochen besuchen - insofern ist das mit der Hartnäckigkeit schwierig… Ich muss mich einfach darauf verlassen können, dass das gut läuft.
Danke aber trotzdem für Deine Antwort, die wahrscheinlich einfach nur realistisch ist.
Renate

Hallo,

es gibt die sogenannten Expertenstandards. In diesm Fall würde ich auf die Standards zur Dekubitusprophylaxe und Förderung der Harnkontinenz verweisen. Diese Standards sind für alle Pflegeeinrichtungen absolut bindend. Zudem sollte jede Betreuungseinrichtung über eigene Pflegestandards verfügen, die Sie jederzeit einsehen dürfen. Auch in der persönlichen Pflegeplanung für Ihre Mutter muß genaustens aufgeführt sein wie die Versorgung Ihrer Mutter durchzuführen ist. Auch diese Planung dürfen Sie als Angehörige jederzeit einsehen.
Sollte das alles nicht wirken, wäre eine letzte Überlegung das Haus durch die Heimaufsicht mittels einer Beschwerde überprüfen zu lassen. Die Nummer der zuständigen Behörde finden Sie bei Ihrer Stadtverwaltung in der Regel im Bereich Soziales.
Ich hoffe ich konnte weiterhelfen.
Lieben Gruß

Vielen Dank für Ihre Tips! Ich wußte z.B. nicht, dass es eine konkrete Pflegeplanung für jeden Heimbewohner gibt.
Alles Gute im neuen Jahr wünscht
Renate

Hallo,
von einem festgelegten Standard ist mir nichts bekannt. Sicherlich wäre es für die Haut und für das Wohlbefinden besser und auch hygienischer, wenn bei jedem Wechsel gewaschen werden würde.
Allerdings ist dies in einem Heimalltag schlichtweg nicht realisierbar, so sinnvoll es auch wäre.

Mein (zugegebenermaßen unbefriedigender) Rat wäre, die Energie aufzusparen für wesentlichere Dinge und für diese dann zu kämpfen, quasi eine Prioritätenliste anzulegen. Wenn alles andere aber zur Zufriedenheit ist in diesem Heim, dann kann man auf jeden Fall über die Hygiene und vor allem über die Hautgesundheit argumentieren.

Hallo Renate,

in der Regel gibt es keine Pflegestandarts die es vorschreiben nach dem Inkotinenzvorlagenwechsel, eine Intimpflege durchzuführen.
Jedoch kannst du es ganz einfach lösen, indem du darauf verweisst, das es dir sehr wichtig ist und weiterhin Druck auf die PDL (Pflegedienstleitung) und die Pfegekräfte ausübst.
Frage auch nach dem Pflegeprotokoll in dem die Grundpflege abgezeichnet wird und frage ob du sie einsehen darfst, denn in dieser Liste ist es festgelegt nach Pflegestufe wie/wann/wieoft gewaschen/gepflegt wird.
Klar jeder macht mal Fehler und man kann heutzutage nicht jedem alles recht machen, da Pflegestationen im Heim immer chronisch unterbesetzt sind.
Sollte die Heimleitung jedoch auch abblocken, empfehle ich dir einfach das Pflegeheim zu wechseln.

MfG

Matthias

Hallo,
es gibt wohl Pflegestandards, die jede Einrichtung für sich formuliert und das Pflegepersonal sich danach richten müßte, sie sind aber nicht zu vergleichen mit gesetzlichen Richtlinien.
Aus meiner Erfahrung in der Alten- und Krankenpflege kann ich Ihre Beobachtungen leider nur bestätigen. Das passiert sehr häufig aus Zeitmangel, Unlust und Gedankenlosigkeit.
Vielleicht können Sie als Angehörige dem Pflegepersonal eine kleine Hilfe an die Hand geben: Feuchttücher in der Spenderbox. Das kostet wohl ein paar Cent, die Sie selbst zahlen müssen, aber es kann keiner mehr sagen daß die Zeit für einen feuchten Waschlappen nicht reichen würde.
Es tut mir ehrlich leid, Ihnen nicht mehr an die Hand geben zu können. Sicherlich könnten Sie eine Anzeige bei der Heimaufsicht machen oder weiter versuchen auf die Pflegedienstleitung einzuwirken, aber das löst Ihr Problem vor Ort nicht. Man wird so schnell als schwieriger Angehöriger abgestempelt, das ist nicht gut.
Sollten Sie weitere Fragen haben, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung

Lieber Matthias,
vielen Dank für Deine Antwort. Ich lese heraus, dass es je nach Pflegestufe unterschiedlich ist, wie oft gewaschen wird. Ist das so? Meine Mutter hat jetzt die Pflegestufe II und meiner Ansicht nach werden die dort festgelegten Zeiten für Grundpflege bei weitem nicht ausgeschöpft.
Ich bin aber wirklich erstaunt darüber, dass aus vielen Antworten auf meine Frage hervor geht, dass es da gar keine einheitlichen Handlungsrichtlinien gibt. Das konnte ich mir als Laie bei so einem Thema, das ja unmittelbar mit Gesundheit zu tun hat, in unserem durchorganisierten Land gar nicht vorstellen!
Ich will das Problem auch auf keinen Fall konfrontativ oder über die Heimaufsicht lösen, weil mir klar ist, wie schwer der Job der Pflegekräfte ist. Ich schätze diese Arbeit wirklich hoch und zeige das auch. Es geht mir nur darum, dass es meiner Mutter gut geht.
Viele Grüße und alles Gute im neuen Jahr!
Renate

Danke für den Tip mit den Feuchttüchern! Manchmal sind es ja die kleinen Dinge, die ein Problem lösen helfen. Das wirkt dann vielleicht auch als kleine „Erinnerung“, wenn die Box da steht. Das werd ich auf jeden Fall machen.
Viele Grüße und alles Gute im neuen Jahr!
Renate