Pflegesatzerhöhung - ich bin gefrustet

Hallo zusammen,
vielleicht haben schon andere die Erfahrung gemacht, man ist irgendwie ausgeliefert.
Das Pflegeheim meiner Mutter hat beantragt, die Pflegesätze um 12% zu erhöhen. Die Verhandlungen laufen jetzt, aber nicht mit uns, sondern mit den Pflegekassen  und Sozialträgern. Warum werden die Bewohner und Angehörigen nicht gefragt?
Es steht außer Frage: Sie wird dort gut gepflegt und betreut, wir sind damit zufrieden.
Aber warum soviel?
Begründung ist die allgemeine Preissteigerung, vor allem beim Personal. Sollen sie auch kriegen, war Zeit, dass sie mehr bekamen. Aber die Kosten sind max. um 4% gestiegen.
Ich habe mich beim Heim beschwert - es ist ja nur so geplant - es kommen max. 6-8% heraus. Find ich immer noch zuviel.
Ich habe mich an die Pflegekasse gewandt, sie finden es auch nicht richtig, dass die Betroffenen und die Angehörigen nicht mit in die Verhandlungen einbezogen werden. Ich soll mich an die Politik wenden.
Also Brief ans Ministerium - bisher keine Antwort.
Bei 12% wäre das bei meiner Mutter monatlich 400,-- mehr, bei 6% 200,-- monatlich. Woher soll das kommen?
Wie soll man darauf reagieren? Einfach nur abnicken?
Demnächst kommt der nächste Angehörigenabend.
Viele Grüße an alle Angehörigen, bitte um Eure Meinung dazu.
Fröschle

Servus,

dass die Pflegesätze mit den Trägern verhandelt werden, die sie zum allergrößten Teil bezahlen, ist plausibel. Das ist z.B. bei ärztlichen Leistungen auch nicht anders, und selbst Deine Kfz-Versicherung lässt sich nicht jede beliebige Rechnung präsentieren, wenn sie leisten soll, sondern schaut hier selber ein wenig nach dem Preis. Wenn ich den Preis einer Leistung verhandeln sollte, den ich unterm Strich gar nicht bezahlen muss, würden viele Leistungen blitzartig sehr viel teurer, schlicht weil ich die Löhne, die bei ihrer Erbringung bezahlt werden, ziemlich beschämend finde. Da ist es im Sinn bezahlbarer Leistungen schon besser, wenn der sie verhandelt, der sie hinterher auch zahlen muss.

Eine so starke Anhebung kann sich auf einen längeren Zeitraum beziehen - wie lange galten denn die jetzigen Pflegesätze? Sie kann von Raumkosten bzw. den Opportunitätskosten der Räume beeinflusst sein: Wo liegt denn das Objekt? Sie wird wohl auch zumindest teilweise die erwarteten Auswirkungen der künftigen Mindestlohnregelung berücksichtigen: Da wird bei lohnintensiven Dienstleistungen mit derzeit sehr niedrigen Löhnen noch einiges ins Haus stehen.

Und natürlich muss man hier als Dienstleister wie überall einen Bazar veranstalten und mit einer Forderung einsteigen, die deutlich oberhalb dessen liegt, was man am Ende des Tages erreichen will. Blöd, aber isso, wo es um Märkte geht.

Ach übrigens: „An die Politik wenden“ ist hier nicht so gemeint, dass man ein Briefelein an irgendeine politische Instanz schreibt und dann postwendend erfährt: „Ja, selbstverständlich sind Sie zu den Verhandlungen eingeladen“ - Lobbying ist eine langsame Kunst mit verzweigten Kommunikationswegen.

Schöne Grüße

MM

Mahlzeit,

dass die Pflegesätze mit den Trägern verhandelt werden, die
sie zum allergrößten Teil bezahlen, ist plausibel.

Wie meinst Du das?

Jemand, der den Heimplatz nicht vom Sozialamt bezahlt bekommt, zahl den größeren Teil der monatlichen Kosten. Die Pflegekasse gibt deutlich weniger dazu im Monat und das geht dann proportional bei Erhöhung der Pflegestufe so weiter. Wer, wenn nicht die Angehörigen/Betreuer/Bewohner wären die richtigen Verhandlungspartner?

Gruß
A.A.

Servus zurück,

dass die Pflegesätze mit den Trägern verhandelt werden, die
sie zum allergrößten Teil bezahlen, ist plausibel.

Das sag ich doch:
Anfang 2012 haben wir monatlich 2.383 bezahlt
Ende 2012 wurde auf 2.499 erhöht
Anfang 2013 auf 2.501 erhöht
Mitte 2013 auf 2.586

Wenn ich den Preis einer

Leistung verhandeln sollte, den ich unterm Strich gar nicht
bezahlen muss, würden viele Leistungen blitzartig sehr viel
teurer, schlicht weil ich die Löhne, die bei ihrer Erbringung
bezahlt werden, ziemlich beschämend finde. Da ist es im Sinn
bezahlbarer Leistungen schon besser, wenn der sie verhandelt,
der sie hinterher auch zahlen muss.

Eine so starke Anhebung kann sich auf einen längeren Zeitraum
beziehen - wie lange galten denn die jetzigen Pflegesätze? Sie
kann von Raumkosten bzw. den Opportunitätskosten der Räume
beeinflusst sein: Wo liegt denn das Objekt? Sie wird wohl auch
zumindest teilweise die erwarteten Auswirkungen der künftigen
Mindestlohnregelung berücksichtigen: Da wird bei
lohnintensiven Dienstleistungen mit derzeit sehr niedrigen
Löhnen noch einiges ins Haus stehen.

Das Haus wurde vor 7 Jahren gebaut, an den Raumkosten liegt es wohl nicht.
Begründet wird es damit, dass die Kosten um 3-4% gestiegen sind.

Und natürlich muss man hier als Dienstleister wie überall
einen Bazar veranstalten und mit einer Forderung einsteigen,
die deutlich oberhalb dessen liegt, was man am Ende des Tages
erreichen will. Blöd, aber isso, wo es um Märkte geht.

Das ist es wohl, aber wenn die Kosten um 3-4 % gestiegen sind, sollte man vielleicht 6-8% verlangen, damit man dann 3-4% Erhöhung bekommt.

Ach übrigens: „An die Politik wenden“ ist hier nicht so
gemeint, dass man ein Briefelein an irgendeine politische
Instanz schreibt und dann postwendend erfährt: „Ja,
selbstverständlich sind Sie zu den Verhandlungen eingeladen“ -
Lobbying ist eine langsame Kunst mit verzweigten
Kommunikationswegen.

Schöne Grüße

MM

Danke, Du hast mir sehr geholfen.
Fröschle

Ich danke Dir,
genau so sehe ich das ja auch.
viele Grüße
Fröschle

Hallo Fröschle,
ich hatte meine Eltern von August 2003 bis März 2013 in einem Pflegeheim. In den dazwischen liegenden Jahren wurde der Pflegesatz nicht erhöht. Wohl war eine Anpassung zum April 2013 angekündigt aber von der war ich nicht mehr betroffen.
Gruß
ET