Hallo,
darf ich mal an Deinen Artikel von Ende Juni erinnern („Hilfe ich bin ein Biest“). Da ging es doch auch schon darum, daß Du mit Deiner Rolle unzufrieden bist und Ihr es nicht hinbekommt, Euch vernünftig darüber auszutauschen. Du hast damals einige hilfreiche Hinweise erhalten, wie man richtig kommuniziert bzw. wie man das lernen kann (bzw. daß man das lernen kann).
Letztlich schlägst Du mit Deinem neuen Artikel in die gleiche Kerbe: Du bist unzufrieden mit Deiner Rolle, Deinem Leben, der Aufgabenverteilung zwischen Euch beiden usw. Du kannst Dich natürlich gerne noch hundertmal beschweren und auskotzen, aber das wird nichts ändern. Ändern könnt Ihr das nur beide und zwar zusammen.
Du mußt Dir überlegen, was Du willst, was Du nicht willst und was Du Dir von ihm wünschen würdest und dann müßt Ihr genau darüber reden und zwar ohne Vorwürfe und Ausflüge in die Vergangenheit. Zu den auch (bzw. erst recht) in solchen Situationen gültigen Kommunikationsregeln haben damals u.a. Jule und ich etwas geschrieben.
Wenn Du der Ansicht bist (oder die ersten Versuche das zeigen), daß Ihr das alleine nicht schafft, dann holt Euch Hilfe.
Sicher ist aber, daß das auf Dauer so nicht funktioniert. Du bist unzufrieden und das wird Folgen für Eure Partnerschaft/Beziehung haben. Nicht die besten, wie ich wohl nicht erwähnen muß. Daß die Probleme lösbar sind, zeigen die vielen Millionen Menschen, die auch Kinder bekommen und die Veränderungen, die das mit sich bringt, gemeistert haben. Schließlich ist es ja nicht so, daß Eure Situation einzigartig ist.
Es ist vielmehr der Normalfall, daß die Frau eine Zeitlang nach der Geburt zu Hause bleibt und es ist auch der Normalfall, daß der Mann sofort oder nach ein/zwei Monaten wieder arbeiten geht. Es ist auch ziemlich normal, daß abends beide meinen, sie hätten für den Tag schon genug erledigt/gearbeitet. Es ist auch normal, daß nach einer ersten Phase der Begeisterung und des Engagements bei den Männern die Arbeitsbelastung plötzlich zunimmt und die Arbeitstage länger und länger werden. Es ist auch normal, daß den Frauen die Decke auf den Kopf fällt und sie der Ansicht sind, daß sie vielleicht auch mal etwas ohne Kind machen möchten.
Das sind aber alles Konflikte, die man lösen muß und kann. Außer natürlich, einer oder gar beide der Partner entpuppen sich als erkenntnisresistente und/oder egoistische Arschlöcher. Dann wird es allerdings schwierig und über kurz oder lang wird die Trennung die nahezu unausweichliche Folge sein.
Ach ja, noch eine Botschaft an Deinen Mann: die Umstellung von Paar auf Familie mit Kleinkind ist für die Frau am schwersten. Nicht nur, daß sie erst 40 Wochen mit den körperlichen und psychischen Veränderungen und Beeinträchtigungen leben mußte, die eine Schwangerschaft im allgemeinen so mit sich bringt: nun hat sie auch noch 24 Stunden am Tag (abzgl. Schlaf) ein Wesen „am Bein“, das voll und ganz von ihr abhängig und auf sie angewiesen ist, das sie bis aufs Klo und unter die Dusche „verfolgt“, das in der Wachphase ständig unterhalten, gefüttert und versorgt werden will. Meinst Du, daß es dann auch noch Aufgabe dieser Frau ist, den Haushalt in Ordnung zu halten, Brote zu schmieren oder Wäsche zu waschen? Meinst, daß die Zeit, die sie zu Hause verbringt, so eine Art Urlaub ist, sie das Kind in die Ecke stellen kann und den größten Teil des Tages gemütlich im Sessel liegt und den lieben Gott einen guten Mann sein läßt? Hast Du Dir mal ausgemalt oder sie danach gefragt), wie viel Zeit des Tages sie sich frei einteilt, wann sie das letzte mal ein Buch gelesen oder gar sich gelangweilt hat?