Phänomen bei Displays: Hüpfende Anzeigen

Hallo Medicusse.

Ich habe ein Frage zu einem Phänomen, das ich erlebe. Es konnte mir bisher keiner erklären. (Bitte nicht lachen – es ist ernst gemeint!)

Bei manchen Displays (z.B. Digitaluhr mit Leuchtziffern, manchmal auch bei Terminals) tanzen/hüpfen diese Anzeigen, wenn ich leichten ‚Erschütterungen‘ ausgesetzt bin. Sei es, dass ich z.B. beim Gehen die Füße fest aufsetze, oder einfach nur (bei Kauen) die Zähne aufeinander ‚schlage‘ (klingt reichlich blöde, ist es aber nicht). Dabei ist das Tanzen der Anzeige stärker, je weiter ich von der Anzeige entfernt bin. Nähere ich mich dem Display, werden die Hüpfhöhen geringer. Und noch ein kleines Detail: Bei einer digitalen Leuchtzifferuhr hüpfen die einzelnen Strich-Element nicht ganz exakt synchron.
So, jetzt ist es raus.
Hat das was mit einer technischen ‚Bildwiederholungsfrequenz‘ zu tun, die ich irgendwie wahrnehme?

Noch eine Anmerkung: Ich konsumiere weder Alkohol noch andere Drogen, noch bin ich übermüdet oder leide an psychischen Störungen. Meine Frage ist absolut ernst gemeint!

Ich würde mich über fachkundige Antworten sehr freuen.
Danke.

N°1

Hallo,

deine Frage wäre bei Naturwissenschaften allgemein eigentlich besser aufgehoben … (siehe deine Vermutung)

Du bist zumindest nicht der einzige der das sieht.

Durch die Erschütterung wackelst du mit dem Auge, und bei bestimmten Displays, z.B. Monitoren (hängt aber auch von der Bildwiederholfrequenz ab), Dioden, die nicht rein dc angesteuert werden (was durchaus üblich ist), siehst du dann tatsächlich, dass einem normalerweise nur jeweils kurz beleuchtete Teilstücke ein vollständiges Bild vorgaukeln.

Dass sich der Effekt mit zunehmendem Abstand vergrößert hab ich auch schon gehört. Dazu zwei Vermutungen.

Zum einen nimmt die Leuchtstärke mit dem Abstand ab. Vielleicht ist man dann sensibler für solche Wahrnehmungen? Zum anderen ist der Winkel zwischen einem Punkt auf dem Display und den beiden Positionen des Auges bei einem größeren Abstand kleiner. Vielleicht verrutscht man bei einem kleineren Abstand automatisch auf dem Display, so dass man nicht mehr auf dem selben Punkt des Displays fokussiert bleiben kann. Und von Weitem hat man halt ein größeres Blickfeld bzw. mehr im Blickfeld.

Viele Grüße,
foo

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hat das was mit einer technischen ‚Bildwiederholungsfrequenz‘
zu tun, die ich irgendwie wahrnehme?

Meiner Meinung nach ja, und hinzu kommt ein Stroboskop-Effekt. Die einzelnen Elemente werden je nach Ansteuerung nicht dauerhaft mit Strom versorgt, sondern ständig an und ausgeschaltet, was man normalerweise nicht bemerkt und als ständiges Leuchten empfindet. Bei der mehrfachen Neufokussierung deines Auges bei Bewegungen (oder schnellem Blinzeln) bekommst du aber unterschiedliche Teilbilder nur einzeln gerade angesteuerter Elemente, ähnlich wie wenn du mit einer Filmkamera in schneller Folge Einzelbilder aufnehmen würdest.

Besonders häftig (und lustig) ist dieser Effekt bei dreifarbigen LEDs, die je nach Polung zwei unterschiedliche Farben liefern und über einen schnellen Polungswechsel eine dritte Mischfarbe im normalerweise trägen Auge des Betrachters erzeugen. Bei schneller Bewegung vor der Anzeige löst sich diese Mischfarbe dann in zwei Bilder mit den jeweiligen Einzelfarben auf. Unser Kühlschrank verwendet z.B. für die Filteranzeige so ein Element, das rot und gelb/grün mit Mischfarbe orange verwendet. Orange löst sich beim vorbeigehen dann gerne mal in ein grün/gelbes und ein rotes Bild auf.

Gruß vom Wiz

Hi,

wie ja schon gesagt wurde ist das völlig normal.
Die Methode nicht alle LEDs gleichzeit leuchten zu lassen nennt man Multiplexverfahren. Kannst ja mal nach googlen. In Wirklichkeit leuchtet immer nur eine einzige Ziffer, so braucht man nur 1*7+4*1=11 Leitungen zum Ansteuern einer Uhr statt 4*7+1*1=29.

Besonders schön sehe ich das an meinem Radionwecker wenn ich Chips futtere :smile: Durch die Erschütterung im Kopf hüfen die Ziffern nur so :wink:

Grüsse,
J~

@alle: Phänomen bei Displays: Hüpfende Anzeigen
Vielen Dank für eure Ausführungen.

Jetzt weiß ich, dass meine Vermutung richtig war.
Kann es denn sein, dass nicht alle Menschen diesen Effekt gleichstark wahrnehmen?

N°1

Hallo,

Jetzt weiß ich, dass meine Vermutung richtig war.
Kann es denn sein, dass nicht alle Menschen diesen Effekt
gleichstark wahrnehmen?

Klar - hängt z.B. von der Sensibilität der Netzhaut ab. Die kann neben individuellen Unterschieden medikamentös verändert werden.

Gruss
Enno

Hi,

Jetzt weiß ich, dass meine Vermutung richtig war.
Kann es denn sein, dass nicht alle Menschen diesen Effekt
gleichstark wahrnehmen?

hmm, ich weiß nur, dass ich z.B. das Flimmern der Monitore meiner Kollegen immer sehr deutlich wahrgenommen habe. Besonders, wenn man nicht direkt drauf schaut, sondern etwas daneben. Wie etwa beim lesen von Papier vor der Tastatur.
Wenn ich Kollegen darauf ansprach wunderten die sich nur. Aber vielleicht sind die auch einfach nicht sensibel für solche Vorgänge.

J~

hmm, ich weiß nur, dass ich z.B. das Flimmern der Monitore
meiner Kollegen immer sehr deutlich wahrgenommen habe.
Besonders, wenn man nicht direkt drauf schaut, sondern etwas
daneben. Wie etwa beim lesen von Papier vor der Tastatur.
Wenn ich Kollegen darauf ansprach wunderten die sich nur. Aber
vielleicht sind die auch einfach nicht sensibel für solche
Vorgänge.

J~

Heiho,

ja, das ist schon richtig, die Netzhaut ist im Aussenbereich viel sensibler für Bewegungen.
Macht auch Sinn, denn ein Säbelzahntiger schleicht sich ja auch nicht frontal an dich ran, sondern von hinten oder von der Seite.
So siehst du ihn halt schneller(ob es dann noch schnell genug ist, ist was Anderes :wink: )

Gruß
Daniel

Hiho :smile:

hmm, ich weiß nur, dass ich z.B. das Flimmern der Monitore
meiner Kollegen immer sehr deutlich wahrgenommen habe.
Besonders, wenn man nicht direkt drauf schaut, sondern etwas
daneben. Wie etwa beim lesen von Papier vor der Tastatur.
Wenn ich Kollegen darauf ansprach wunderten die sich nur. Aber
vielleicht sind die auch einfach nicht sensibel für solche
Vorgänge.

Ich teste meinem Monitor, indem ich mich seitlich wegdrehe und den
Monitor nur noch so eben im Augenwinkel sehe. Dann sieht man am
besten, ob er flackert oder korrekt eingestellt ist. Und das andere
Kollegen das nicht selber merken, wenn ihre Monitore auf 50HZ :wink:
eingestellt sind liegt wohl schlicht an der Tatsache, daß Menschen
Gewohntheistiere sind und viele immer noch Denken, alles ist wie es
ist, ohne daß man eingreifen kann.

grüße, René

Hallo :smile:
Alle Didgeridoo-Spieler kennen ebenfalls den Effekt. Und wundern
sich, daß sie die einzigen sind die das sehen *g*

grüße, rené
*malseinenachbarntraktierengeht*

Taschenspiegel-Wackel-Experiment
Hallo,

die harmlose Ursache dieses Phänomens hast Du ja schon erklärt bekommen.

Du kannst dazu ein einfaches, aber lehrreiches Experiment machen: Nimm einen Taschenspiegel und halte ihn ca. 10 cm vor Dein Gesicht. Richte ihn so aus, daß Du die LED-Anzeige Deines Radioweckers bequem _im Spiegel_ siehst. LED-Anzeigen von Radioweckern sind immer „getaktet“, d. h. die Ziffern werden mit hoher Frequenz ständig abwechselnd ein- und ausgeschaltet. Wenn Du jetzt den Spiegel leicht aus dem Handgelenk heraus hin- und herschwingen läßt, dann wird das Bild des Displays darin zu einem Leuchtband, und zwar einem quergestreiften! Läßt Du den Spiegel sehr schnell schwingen, wirst Du schließlich eine gestrichelte Linie sehen. Warum das so ist, ist klar: Durch die Bewegung des Spiegels wird der zeitliche Takt der Anzeigeelemente „räumlich aufgelöst“; es entsteht quasi ein Film. Jede dunkle Stelle im Band verrät, daß die Weckerelektronik das Anzeigeelement zu dem entsprechenden Zeitpunkt gerade ausgeschaltet hat.

Weitere interessante Versuchsobjekte sind:

– alle Arten von LEDs („Anzeigelampen“) an elektronischen Geräten, von denen manche flimmern, manche aber auch nicht,

– Fernseh- und Computermonitor-Bilder (bei TV-Geräten kannst Du dann auch 50 Hz- und 100 Hz-Modelle miteinander vergleichen),

– Displays von Autoradios (außer LCDs, denn diese flimmern nicht),

– das orangerote Licht mancher Lichtschalter, das von Glimmlampen stammt, und

– (Leuchtstoffröhren-) Straßenlaternen.

Viel Spaß beim Experimentieren!

Mit freundlichem Gruß
Martin