Phänomen Eislaufmutter

Hallo,

Ich interessiere mich sehr für das Thema Eislaufmutter (für die, die die Bezeichnung nicht kennen: Das bedeutet, dass Eltern ihre Kinder zu z.B. sportlichen Höchstleistungen etc. drillen).

Nun habe ich mithilfe des Begriffs Eislaufmutter in Google gesucht, doch finde ich leider nur Foreneinträge etc.

Kennt vielleicht jemand eine Umschreibung des Begriffs?

Ich möchte gerne in Google suchen und Wissenschaftliche ausarbeitungen etc. finden, die auch den Hintergrund der Eltern beleuchten, also warum jemand zur Eislaufmutter wird.

Also eine Umschreibung würde mir sehr helfen :smile:

Danke,
Flashmopp

Eislaufmutter-Tennisvater *Überehrgeiz Eltern*
Hallo Flashmopp,
„überehrgeizige Eltern“ wäre meine Umschreibung. Mit
*Eltern Überehrgeiz, Ehrgeiz Eltern…*findest Du einige Artikel, sowohl Regenbogenpresse als auch was solideres :wink:
http://www.google.de/search?hl=de&sa=X&oi=spell&resn…
oder
http://www.google.de/search?hl=de&q=%C3%9Cberehrgeiz…
Gruß Finjen

Hi,

Danke für die Antwort und die Hilfe.
Zum Begriff „Tennisvater“ findet man schon einiges mehr, doch irgendwie finde ich nur diverse Newsportale wie Spiegelonline.

Hast du vielleicht, oder jemand anderes noch etwas indem die Gründe für ein solches Verhalten der Eltern erläutert wird?

Vielen dank,
Flashmopp

Teilantwort. Über- Ehrgeiz
Hallo nochmal,
ich meinte mehr die Begrifflichkeiten „Ehrgeiz“ und „Überehrgeiz“

Fachartikel habe ich nicht, aber eine Laienantwort für mögliche

Gründe für ein solches Verhalten der Eltern

Ehrgeiz ist eigentlich eine positive Charaktereigenschaft.

Diese Tennispapis/ Eislaufmuttimenschen haben aber mehr als Ehrgeiz:
Überehrgeiz.
Wie fast alles, wo ein Über dabei steht, ist das nicht gesund.

Ein Über- von etwas bedeutet immer, da ist etwas zuviel, wird etwas übertrieben…

Es könnte m.E. folgendes *dahinterstecken* (nur mal so zusammengesponnen):
Das Kind wird als Stellvertreter für eigene, subjektiv wahrgenommene Unzulänglichkeiten genutzt (missbraucht?!), unter denen der betreffende Elternteil auch im Erwachsenenalter noch leidet.
Um dies Leid zu kompensieren, versucht er dem Kind das zu geben, was er gern gehabt hätte. Er überträgt also das, was ihm fehlte, auf das Kind.

Eigentlich gieren die Eltern für sich nach Ehre…
z.B. weil ihnen selbst im Kindesalter mangelnde Ehrerbietung, Achtung oder Aufmerksamkeit zuteil geworden ist…
Sie möchten *eigentlich* das eigene Selbstwertgefühl stärken.
Dahinter steckte dann, wie meist :smile: … eine *eigentlich* positive Absicht.
Sie wollen es gut machen.
Etwas gutmachen.
Den Preis zahlen dann die Kinder.

Dazu das *Normale*: http://de.wikipedia.org/wiki/Ehrgeiz

Das fällt mir dazu ein…
( Außerdem fällt mir noch Narzissmus dazu ein, das aber nur als Gedankengang zum Thema.
http://de.wikipedia.org/wiki/Narzissmus)
Vielleicht bringt Dich das ja trotzdem gedanklich oder bei Deiner Suche weiter?
Finjen
…nix Fachmann, nix Eislauf und Co, aber kenne ganz viel *Über*…

Hi

in Amerika heißen diese Leute Soccer Mom oder Football mom oder Hockey mum (neuerdings, seit Sarah Palin).

Außerhalb des Sports gibt es hyperehrgeizige Eltern v.a. bei Intelligenztests (Leute die ihre Kinder darauf drillen, gefälligst Hochbegabt zu sein) und Schönheitswettbewerben.

lg
Kate

Moin,

dieser Über-Ehrgeiz hat sehr viel mit Projektion zu tun: Die Eltern/Mütter/Väter projizieren ihre Wünsche auf die Kinder. Die sollen dann erreichen, was zu erreichen ihnen - aus welchen Gründen auch immer - versagt war. Die Kinder sollen im Grunde das Leben führen, das die Eltern gern führen würden oder geführt hätten.

Natürlich beziehen diese Eltern aus den Erfolgen ihrer Kinder eine gewaltige Stärkung ihres Selbstwertgefühls; weil diese Stärkung aber nicht dauerhaft ist, bedarf sie der Wiederholung - das ist wie der Anfang einer Sucht. Die Folge sind immer weitere und immer größere Ansprüche an das Kind.

Die Folgen sind am Tage.

Gruß - Rolf

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Hallo,

leider war immer noch nicht der richtige Begriff dabei, irgendwie finde ich - egal wie ich die Begriffe anordne - nur Elternforen etc. aber nicht wirklich Wissenschaftliche Artikel, Studienergebnisse, seriöse Zeitungsartikel.

Ich finde zwar reichlich Artikel über die Folgen dieses Phänomens (Kinder vergiftet, geschlagen etc.) doch leider nicht die wirklichen Ursachen des Phänomens, auch vielleicht in Bezug auf die Erbe Umwelt Problematik/Fragestellung.

Ich hoffe jemand findet noch etwas für mich. :wink:

Gruß
Flashmopp

aus den usa kenne ich noch den begriff stage mum
für die mammis die ihre töchter auf schönheits-, gesangs-, ballett-wettbewerbe schicken…
bestes beispiel frau spears :smile:

nicht nur negativ
Hallo Flashmopp (sehr nett),

ohne zu Deiner eigentlichen Suche beitragen zu können, möchte ich doch eine Anmerkung in die Diskussion werfen. Wir haben alle ein Bild von Eltern vor Augen, wenn wir an die entsprechenden Begriffe denken. Und es ist sicher unbestritten, dass viele Kinder unter ihren Eltern entsprechend leiden mussten.

Man darf aber auch nicht übersehen, dass gute Erziehung immer auch aus fordern und fördern besteht, dass Höchstleistung zu 1% aus Talent und zu 99% aus Fleiß erwächst, dass Mozart ohne seinen Vater (der ein sehr guter Musiker und ein begnadeter Lehrer war) und trotz allem auch Steffi Graf ohne ihren Vater nie so weit gekommen wären.

Gruß,
Andreas

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Hi,

Eltern, die in normalem Maß darauf achten, dass ihre Kinder regelmäßig zur schule gehen, Hausaufgaben machen, ein vernünftiges Hobby haben, sich rechtzeitig Gedanken um ihren Berufswunsch machen etc. sind keine Eislaufmuttis( -vatis.
Mit diesem Begriff werden Eltern bezeichnet, die dieses Bestreben krankhaft übersteigern und von ihren Kindern verlangen, das zu erreichen, was sie selbst (die Eltern), nicht geschafft haben - ungeachtet der Fähigkeiten und Interessen, die das Kind hat.

Die Franzi

Hallo!

Da muss ich dir widersprechen! Die große Mehrheit der Eislaufmuttis sind genau das - Eltern, die in nomalen Maße darauf achten, dass ihre Kinder gut aufwachsen, zur Schule gehen und eine sehr schöne Sportart als Hobby ausüben.

Als Eiskunstläuferin treffe ich regelmäßig auf zahlreiche Eislaufmuttis und -vatis und ich haben in den jetzt 27 Jahren in der Sportart maximal 3 oder 4 Eltern erlebt, die wirklich sehr ehrgeizig waren. Eine davon war extrem, aber aus all diesen Kindern ist kein einziges ein großartiger Eisläufer geworden.

Die, die wirklich Erfolg hatten, waren meist die, deren Eltern nur unwillig Eiskunstlauf als Hochleistungssport akzeptierten. Sie wurden von den Eltern ursprünglich nur auf’s Eis geschickt, um mal ein wenig Bewegung an frischer Luft unter Gleichaltrigen zu erleben und ein wenig Eislaufen zu lernen. So für den Hausgebrauch. Sie wurden dann meist von ihren Kindern genötigt, zusätzlichen Unterricht zu buchen und sie ständig zur Eishalle zu fahren. Viele dieser Eltern waren davon wenig begeistert, weil es teuer und zeitraubend ist.

Die Läufer, die aber von ihren Eltern unter Druck gesetzt wurden, verstanden es meist sehr gut, sich beim Sprungtraining fallen zu lassen, liefen mit mürrischer Miene ihre Küren und brachten die Trainer zur Verzweiflung. Mit denen kann man nicht viel anfangen und jeder war froh, wenn sie endlich aufhörten. Oft die ganze Trainingsgruppe. Solche Läufer nerven auch die anderen Läufer!

Eislaufmuttis im klassischen Sinne können eigentlich nur dann erfolgreich sein, wenn sie an Kinder geraten, die ähnlich ticken. Mir sind solche Leute persönlich noch nicht begegnet.

Erfolgreiche Eislaufmuttis sind die, die sich wenig einmischen, ihre Kinder überall hinfahren, geduldig warten können und vor allem zahlen! Denn billig ist das bestimmt nicht! Aber der Ehrgeiz muss in den Kindern stecken - sonst geht gar nichts! Es schadet aber nicht, wenn die Kinder ihre Muttis mit ihrem Ehrgeiz anstecken. So werden sie opferbereiter :wink:.

Auf was man wohl häufiger trifft, sind Eltern, die still und heimlich hoffen, in ihrem Kind ein Eislauftalent zu entdecken. Diese Kinder laufen dann 4-5 Jahre mit, zeigen dann aber oft nur durchschnittliches Talent und ihre Eltern sind klug genug, das dann einzusehen. Richtigen Druck erleben diese Kinder nicht, man merkt aber schon, dass da der Elternwunsch Vater der ganzen Eislaufidee ist. Interessant ist aber die Reaktion der Eltern, wenn ihr Kind den Axel einfach nicht steht, während gleichaltrige talentiertere Kinder, die gleichzeitig angefangen haben, diese Hürde relativ leicht nehmen. Wenn dann diese Kinder ein oder zwei Jahre damit herumkrauchen während die anderen schon lustig Doppelsprünge stehen, war es das dann meistens. Manche dieser Eltern sind dann sauer auf die Eltern der Axel-Beherrscher. Bis sie sich irgendwann wieder einkriegen. Lustig sowas, sieht man aber immer wieder mal.

Aber diese Kinder leiden sicherlich nicht mehr, als andere, die jahrelang zum Flötenunterricht geschickt werden oder in der Breitensportgruppe im Turnverein mitmachen. Sie haben Bewegung an frischer Luft unter Gleichaltrigen und das ist doch gar nicht schlecht.

Viele Grüße

Anne

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Hi,

das streite ich ja gar nicht ab. Aber hier wird von der Verwendung des Begriffs „Eislaufmutti“ im übertragenen Sinne gesprochen.
Im Englischen heißen die, je nach Land, soccer mum oer hockey mum. Der Begriff kann verwendet werden, um Muttis von alpinen Abfahrtsläufern, Rennfahrern und auch von völlig unsportlichen Kindern zu bezeichnen. Ich hatte eine Mutti in der Sprechstunde (Tochter in der 6. Klasse), die sich aufregte, weil die Englischstunde angeblich zu schwer war und die Grammatik nicht in deutscher Sprache behandelt wurde. Sie wußte nicht, dass das Englischbuch einen Teil mit Gramatikregeln hatte, der auf DEutsch verfasst ist, und sie wußte auch nciht, dass es Hausaufgabe am Ende der besagten Stunde war, den entsprechenden Abschnitt durchzulesen. Aber mal schimpfen. Ein Vati meckerte über meine Bewertung der Schulaufgabe seiner Tochter (und ging damit bis zum Direktor; ich bekam aber in allen Instanzen recht) - ein Argument, warum seine Tochter hätte besser sein müssen: ein bestimmter Begriff hätte ja gar nicht übersetzt werden müssen, niemand in den USA verwendet den Begriff (klar verwenden die nicht den deutschen Begriff, die sprechen dort ja Englisch). Soviel aus meiner kurzen Erfahrung mit Eislaufmuttis und -vatis.
Warum nun da Eishockey, Fußball oder Eiskunstlauf herhalten müssen, entzieht sich meiner Kenntnis.
Um es nochmal deutlich zu machen: Die weitaus meisten Eltern sind vernünftig.

Die Franzi

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Hallo, Anne,
von diesen „normalen“ Eltern ist ja eigentlich gar nicht die Rede.

Eigentlich müßte der Begriff „Eislaufmütter“ oder „Fußballväter“ immer in Anführung gesetzt werden, um deutlich zu machen, dass es sich bei den damit Bezeichneten eben nicht um Eltern handelt, die in sinnvollem Umfang Talente ihrer Kinder fördern, sondern, wie es ja in den anderen Postings bereits deutlich wurde, um überengagierte Eltern, die ihren Kindern Dinge abfordern zu denen diese nicht wirklich imstande sind und zu denen sie auch keine echte Neigung haben.

In vielen Fällen resultiert dieses Verhalten aus eigenem Versagen, aus dem Wunsch, das die Kinder erreichen, was sie selbst irgendwie nicht gepackt haben.

Eine nette Charakterisierung dieses Phänomens hat Gerhard Polt abgeliefert: http://www.youtube.com/watch?v=XLiN9CDr2_M (ab 4:10)

„Oliver, Oliver, pass auf, er spielt Longline“

Gruß
Eckard

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Um es nochmal deutlich zu machen: Die weitaus meisten Eltern
sind vernünftig.

Hallo!

So ist es! Auch bei der Sportart Eiskunstlauf!

Abgesehen davon finde ich es auch gar nicht schlimm, wenn Eltern versuchen, ihrem Kind die Sportart nahezubringen, die ihnen selbst am besten gefällt. Viele Kinder haben ja ganz ähnliche Neigungen und Talente. Man darf es eben nur nicht übertreiben und sie unter Druck setzen.

Ich wollte auch nicht in den Schwimmverein, obwohl meine Mutter eine Wasserratte war :wink:.

Viel schwerer war es, den gewünschten Einstieg in die Sportart Eiskunstlauf durchzusetzen. Ein echter Kampf! Aber das ist wieder ein anderes Thema :wink:. Da habe ich die Kinder mit den moderaten „Eislaufmuttis“ wirklich beneidet.

Viele Grüße

Anne