Grüß Dich Tyll,
„La philosophie est mort, vive la philosophie“.
Nachdem Hawking großspurig verbreitet hat, dass
die Philosophie tot sei und die Domäne der
Erkenntnis die Physik, hier die theoretische
Physik übernommen hat, nachdem Philosophie in
vielen Akademien durch Wissenschaftstheorie
ersetzt wurde und nachdem jeder, der sich selbst
verstehen will, den Psychoanalytiker aufsucht,
ist man schon geneigt, die Frage zu stellen,
welchen Stellung die Philosophie heute hat?
Verteufelt dazu, den scheinbar ewig währenden
schmalen Grat zwischen Scylla und Charybdis
nicht verlassen zu dürfen, muss sie doch
mitansehen, wie andere diese Grenzen mühelos
überwinden und noch nicht einmal ein schlechtes
Gewissen dabei haben:
Das Dogma diverser Religionen, esoterische
Strömungen, die Massen anziehen…
Dies nur in Kürze, ich möchte nicht dozieren,
was dir ohnehin bekannt ist.
Ob dieser Bildungsgang erfolgreich wird
kann ich nicht beurteilen, nur viel Erfolg
wünschen, ich zitiere einmal:
„Der Bildungsgang zum Philosophischen Praktiker
bzw. zur Philosophischen Praktikerin zielt vielmehr
auf die Aneignung der besonderen Fähigkeit, den
je-weiligen existenziellen Fragestellungen auf
einzigartige Weise zu begegnen. Das heißt: Die
Kompetenz des Philosophischen Praktikers zeigt
sich hier nicht im Bescheidwissen und Bescheidgeben,
sondern in einem hohen Gespür für das Individuelle
und Spezifische jeder Gesprächssituation. Jeweils
neu gilt es im Dialog eine situative Klugheit zu
entfalten, die es den Hilfesuchenden ermöglicht,
sich Schritt für Schritt aus einer festgefahrenen
Lage herauszulösen, um ein Mehr an Autonomie und
Vitalität zu gewinnen.“
Sicherlich haben da einige Leute Probleme damit,
ein Gespür für das Individuelle zu entwickeln
und sich nicht im „Bescheidwissen, Besserwissen
oder Bescheidgeben“ zu suhlen, insbesondere in
solchen Foren wie diesem! Eine situative Klugheit
entfalten, das ist genau das, was Heidegger meinte,
als er schrieb: Philosophie ist ein Vollzugsgeschehen.
Eine wirtschaftlich autonome Philosophiepraxis
halte ich für schwierig in Gang zu setzen.
Vielleicht ein integrativ fluktuierendes Modul,
das beispielsweise in Managegementstrategien
eingebunden werden könnte, um eine der beliebten
Win-Win Situationen herbeizuführen, wäre denkbar.
Aaaaber, wie auch immer, den Vorwurf elitärer
Dünkelei wird die Philosophie wohl nie los
werden. Und sei es nur der berüchtigte Elfenbeinturm.
Die Massen werden sie sicherlich nicht erreichen.
Was mich freut an der Geschichte, endlich wieder
einmal ein Lebenszeichen der dahindümpelnden
Königsdisziplin:
„La philosophie est mort, vive la philosophie“ ???
Viel Erfolg!
Servus
Paula