Philosophie und Psychologie

Hi,

gerade erfahre ich im Brett „Esoterik“ (siehe Kultur & Gesellschaft), dass den meisten Usern die Zusammenhänge zwischen der Psychologie und dem Ursprung in der griechischen Antike nicht klar ist. Dass es der großen Mehrheit nicht bewusst ist, ist versteh-bar. Dass aber im Brett „Esoterik“ (wo ich als bekennender Nicht-Esoteriker poste!) diese Zusammenhänge unverständlich sind, wie für Kleinkinder die Märchen vom Klapperstorch, Weihnachtsmann und Osterhasen, hätte ich nicht gedacht, denn Esoterik heißt ja bekanntlich geheimes Wissen, nur einem ausgewählten Kreis zugänglich, wie schon der englische Philosoph Francis Bacon wusste „Wissen ist Macht“ (Bacon war auch Mitglied einer Geheimgesellschaft).

Desweiteren ist unklar, dass im Brett „Psychologie“ (Wissenschaft) die meisten User zu glauben scheinen, dass es hier nur um PATHOLOGISCHE Themen geht und die Aufklärung, dass der Begriff Psychologie zunächst überhaupt nichts mit einer geistigen oder emotionalen Störung (Krankheit) zu tun hat, scheint in diesem Brett noch unverständlicher als in der Esoterik.

Woran liegt das? Ich habe schon mal behauptet hier in diesem Brett, dass die Psychologie sich das meiste Wissen von der Philosophie entliehen hat, sich aber gerade in der Modernen besser zu verkaufen versteht als die Philosophie, die ja die Begründerin ist für dieses Wissens. Wenn man heutzutage den Begriff der Psychologie auch nur erwähnt, geht die breite Öffentlichkeit meist automatisch davon aus, dass es sich um „kranke“ statt „gesunde“ Menschen handelt, sozusagen: „Psychologie betrifft mich nicht, hat mit mir nicht das Geringste zu tun.“

Ich poste dieses Thema hier, gerade weil die Psychologie sich in diesem Sinne heute weltweit so „krank“ in die breite Volksmeinung eingeprägt hat. Unter Psychologie versteht man die Lehre von den Erscheinungen und Zuständen des bewussten und unbewussten Seelenlebens. Das wusste schon Sokrates. Und der war nicht krank, sondern ein gesunder Begründer der Psychologie.

Da die mechanistische Naturwissenschaft ihren Absolutheitsanspruch auch auf die Psychologie ausgeweitet hat, sollte sich die Philosophie dazu bekennen, dass Psyche = Seele bedeutet und auch „gesunden“ Menschen nützt.

Was sagen die Experten in diesem Brett zu diesen weit verbreieten Unklarheiten?

Gruß
C.

Hallo Claus
Ich stimme dir großenteils zu. Das Psychologie-Brett ist aber sowieso (wie einige andere Bretter hier) vom Niveau her so tief gesunken, dass ich diese oder ähnliche Maßstäbe da gar nicht mehr anlegen würde. Es ist bestenfalls so etwas wie die Telefonseelsorge des Internet-Zeitalters geworden - mehr darf man da inzwischen nicht mehr erwarten. Ernsthafte Fachdiskussionen schon garnicht.
Es grüßt dich
Branden

Hi van Branden,

danke für Aufklärung. Es ist mein Bestreben, den von mir erwähnten weit verbreiteten Irrtum wenn schon nicht in diesen Brettern der Psychologie und Esoterik, so zumindest hier im Brett der Philosophie zur Diskussion zu stellen.

Dank nochmals für deine fach-kompetente Unterstützung als Arzt und Psychotherapeut!

Gruß
C.

Die Therapiebegründer hatten ihre Hausaufgaben in Philosophie gemacht.
Die Existentialistischen/Humanistischen Therapien sind angewandte Philosophie.
Psychologie ist eine Naturwissenschaft. Psycho-Therapie nicht. Psychologen halte ich für eine Fehlbesetzung.
Wenn ich nicht irre, dann gehört die reine Psycho-Therapie (nicht Verhaltens-Therapie)ursprünglich zur philosophischen Anthropologie. Dieses Fach wurde aber aufgelöst und der Soziologie zugeschlagen.
Am therapeutischen Geschehen sind ja nicht nur die Psychologen beteiligt. Die sind jetzt in den Medizinmarkt eingedrungen (Therapeutengesetz). Die Sozialarbeiter machen ebenso Therapie und haben häufig Ausbidungen darin. Sie widmen sich den Menschen ganz unten, anders als die „Edeltherapeuten“. Sie wollen von den Psychologen und Medizinern nichts wissen (abgesehen von philosophierenden Medizinern wie Victor Frankl)und sind der Soziologie zugeneigt. Sehr häufig wird dort auf Hannah Ahrendt verwiesen, die eine Freundin von Heidegger und Jaspers war. Heidegger lieferte ebenfalls Beiträge zur Existentialtherapie an Frankl. Die Theorien von Rogers und Perls und viele Andere hängen an Husserl Buber. Landauer, Goodman, Chomsky (Postanarchisten). So zum Beispiel, bzw. berufen sich darauf.
Auch die Theologen sind eifrig. Die gesamte Beratungspsychologie greift auf humanistische Verfahren zurück und versteht sich als Ethikbasierte Verfahren. Es gibt eigene Masterstudiengänge (Max Grundig Akademie z.B.).
Seit 1981 bildeten sich durch Achenbach auch philosophische Praxen heraus.