Hi,
wenn ich mich selbst reflektiere ist Ken Wilbers Denken über mehrere Jahrzehnte hinweg so sehr in mehr verankert, dass er ein wesentlicher Teil meiner Oberflächenstrukturen im Bewusstsein ist (nach Wilber’s Konzept gibt es auch Tiefenstrukturen, die jedoch viel tiefer liegen).
Das Sonderbare an Büchern, die ja seit Gutenbergs Erfindung zum ersten Mal zu einem Massenmedien wurden (Funk, Film, Fernsehen, DVD’s, Computer und Internet kamen als globale Medienrevolution inzwischen dazu) ist, dass sie automatisch zu bewussten bzw. unbewussten Persönlichkeitsanteilen werden.
Man ist also (oberflächlich gesehen) auch ganz entscheidend das, was man als Medieninhalte sein Leben lang verkonsumiert, im Sinne des französischen Philosophen Jaques Derrida, nach dem strukturell kommunizierte „Zeichen“ die Fortschreibung der Evolution durch die global vernetzten Medien in eine bewusstseinserweiternde Unendlichkeit führen (vgl. auch die Soziologie von Marshall McLuhan „The global Village“).
Diese Weltsicht ist gekoppelt an den hauptsächlich von den französischen Philosophen propagierten Strukturalismus, deren Vertreter einzeln zu erwähnen ich mir erspare, außer den Hauptbegründer: Den belgisch-französischen Philosophen und Ethnologen Professor Claude Lévi-Strauss.
Wilber geht über allen bisherigen Strukturalismus weit hinaus und fängt bei Platons „Eros“ an, geht insbesondere über Kant, Hegel, Bergson, Whitehead, Teilhard de Chardin, Gebser, Baldwin, Graves sowie Habermas, den er als bedeutendsten lebenden Philosoph der Welt ansieht, hinaus, bis zur Selbsterkenntnis, im Sinne des Sokrates und auch der östlichen Philosophie.
Mike ist zuzustimmen, dass die entscheidende Abspaltung der Philosophie von der Religion schon bei den griechischen Philosophen in der Antike stattfand und seitdem eine eigene Weltanschauung (vernetzt) vertrat, die eben gerade nicht zusammen mit der Religion zu denken ist, sondern als eigenständige Disziplin aufgefasst werden muss, wo „Der Gott der Philosophen“ (Weischedl) sich grundsätzlich vom Welt- und Gottesbild der Religionen unterscheidet. Dass aus der Eigenständigkeit der Philosophie gegenüber der Religion dann im Laufe der Zeit die noch rationalere WISSENSCHAFT entstand und sich wiederum als eigenständige Disziplin zur herkömmlichen Philosophie verstanden hat, ist der Stand heutzutage.
Demnach könnte man folgende Menschheitsentwicklung interpretieren: Zuerst war die Religion, danach kam die Philosophie, heute ist es die Wissenschaft, die zurecht Religion und Philosophie bekämpft, weil sie diese Disziplinen mit einem archaischen Bewusstsein assoziiert (Mythologie).
Jetzt ist ja der große Unterschied von den Religionen und auch vielen Philosophien, dass sie nicht nur eine Persönlichkeitsstruktur lehren, sondern - im Sinne von Spinoza gesprochen - eine „Substanz“ als Wesen zugrundelegen, was zum Beispiel die französischen Strukturalisten genauso bekämpfen, wie auch die moderne rationale Psychologie, die kein Kern-Selbst kennt, weil die metaphysische Grundüberzeugung für sämtliche Wissenschaften die seelen- und geistlose Materie und die „Mechanik“ ist.
Im Grunde ist der Irrtum vielleicht der, dass sich die einzelnen drei Kategorien der KUNST (alle sprachlichen Strukturen sind Kunst und nicht die Wirklichkeit selbst), also Religion, Philosophie und Wissenschaft, ständig nicht klar genug sind, dass alle drei Disziplinen zwar miteinander verknüpfbar sind, aber doch ihre Eigenständigkeit haben. Man kann die Religion und Wissenschaft in die Philosophie auch gemeinsam integrieren, was wie kein anderer der amerikanische Philosoph Ken Wilber seit Jahrzehnten versucht, mit immer neuen Anläufen.
Das Phänomen ist, dass die Medieninhalte, die man „unterschwellig“ verinnerlicht, so sehr zu einem selbst werden, dass man ähnlich reagiert wie religiöse und politische Fanatiker, die sich SELBST beleidigt fühlen, wenn irgendeine Meinung gegen ihr verinnerlichtes Welt- und Menschenbild verstößt.
Das ist von einem distanzierten Standpunkt aus höchst unvernünftig. Die Vision für die Zukunft der Philosophie ist meiner Meinung nach folgende:
Mehr Klarheit zu gewinnen, über die uns selbst oft völlig unbewusst ablaufenden Prozesse, innen und außen, oben und unten…
Gruß
C.