Ein paar Tipps
ich wollte eigentlich nur möglichst präzise Angaben machen um
die Richtung für die ich mich interessiere zu verdeutlichen.
Welche ´Richtung´ denn? Du schriebst etwas von „vorzugsweise kritisch“. Man kann aber nicht zwischen kritischer und unkritischer Philosophie unterscheiden. Auch Kants „Kritik der reinen Vernunft“ hat nichts mit Kritik im heutigen Sinne zu tun, sondern meint „Analyse“. Die als „Kritische Theorie“ bezeichnete Richtung der Frankfurter Schule ist vornehmlich gesellschaftskritisch ausgerichtet (im marxistischen Sinne), aber das wirst du auch kaum gemeint haben.
Ich verstehe auch nicht, was du mit „interessieren“ meinst. Als blutiger Anfänger (sorry) hast du doch noch gar keinen Überblick über die Bandbreite der philosophischen Lehren in Ost und West und quer durch die Jahrtausende. Mein Tipp: Interessiere dich zunächst mal für alles , was die Philosophie zu bieten hat. Eine individuelle Richtung kannst du einschlagen, wenn du einen echten Überblick hast und auch begründen kannst (vor allem für dich selbst), warum du diese und nicht eine andere Richtung favorisierst.
Ich bin Einsteiger und um den Einstieg möglichst einfach zu
gestalten suche ich entsprechende Lektüre.
Es gibt Einführungsliteratur mit Titeln wie „Kant für Anfänger“ (dtv) oder „Kant zur Einführung“ (Junius). Das sind seriöse Einführungen, die es nicht nötig haben, dem Leser den Trip mit Zuckerguss à la Sophies Welt zu versüßen. Philosophie ist keine Unterhaltungsliteratur.
Ich scheue weder das Nachschlagen noch will ich Filter setzen,
aber um überhaupt erstmal Fuß fassen zu können im Bereich der
Philosophie würde ich mir entsprechende Einstiegshilfen
wünschen.
Das Beste, was ich empfehlen kann, ist Arno Anzenbachers breitangelegte „Einführung in die Philosophie“, siehe:
http://www.amazon.de/Einf%C3%BChrung-die-Philosophie…
Als Orientierungsraster schlage ich vor, du konzentrierst dich vom Start weg auf die drei philosophischen Grundrichtungen 1) Rationalismus, 2) Empirismus und (als Mittelweg) 3) Kants Transzendentalphilosophie.
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meint Lehren, die die Vernunft und den Verstand für absolut zuverlässige Erkenntnismittel halten, auch ohne Beihilfe von Sinnesdaten, d.h. Vernunft und Verstand sind fähig, die Welt so zu erfassen, wie sie wirklich ist.
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meint Lehren, für welche die Sinneserfahrung Voraussetzung für jede Erkenntnis ist. Die Sinnesdaten können in dieser Sicht die Wirklichkeit 1-zu-1 an das Bewusstsein vermitteln.
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meint Kants Lehre, für welche der Verstand durch seine Kategorien die Masse der Sinnesdaten strukturiert, so dass von einer 1-zu-1-Übertragung keine Rede sein kann. Die Wirklichkeit bleibt für Kant unerkennbar, da mit den Verstandeskategorien ein künstlicher Filter dazwischen geschaltet ist.
Wichtige Vertreter von 1) waren Platon und Spinoza, von 2) Aristoteles, Locke und Hume.
Mit einem Grundverständnis dieser Richtungen kannst du dich dann an die Stoa und an Plotin (Neuplatonismus) heranwagen. Die dialektische Weltgeistlehre von Hegel sowie die philosophische Rätselsammlung von Heidegger hebe dir bitte als allerletzte Sahnetörtchen auf, wegen ihres Schwierigkeitsgrades. Schopenhauer und Nietzsche sind Pflicht, bei letzterem aber nicht vergessen, dass seine Macht-Theorie das Produkt seiner beginnenden Geisteskrankheit war. Im 20. Jahrhundert ist viel geboten, das reicht von Wittgenstein über die Kritische Theorie eines Adorno und den französischen (Post-)Strukturalismus bis zu Habermas´ Rationalitätstheorie und Wilbers spiritueller Meta-Meta-Theorie.
Grundbegriffe wie „Subjekt“, „Objekt“, „ontologisch“, „transzendent“, „transzendental“ oder „metaphysisch“ usw. sollten dir schnell vertraut sein, sonst wirst du immer wieder darüber stolpern.
Chan