Photovoltaikanlage oder Solarthermie sinnvoller?

Hallo,
wir sind Eigentümer eines Bauernhofes, davon werden zwei Wohnhäuser (mit acht Personen) und eine Werkstatt mit einem Holzvergaser beheizt (75kw), die Fläche beträgt ca. 400qm. Warmwasser ist bei uns leider NICHT separat, an Pufferspeichern haben wir knapp 6000l. Die Wohnhäuser sind L-förmig aneinander gebaut und haben somit in jede Himmelsrichtung eine nutzbare Dachfläche von knapp 100qm je Ziegeldach.
Bisher hatte ich für die Südseite eine Solarthermie eingeplant, um in den wärmeren Monaten das Wasser ohne Heizung zu erwärmen. Nun wurde mir aber mehrmals empfohlen, auf der Südseite eine Photovoltaikanlage zu errichten mit 9kwp, dieses würde knapp 75% unseres Jahresbedarf an Strom decken.
Laut meinem Heizungsfachmann wäre es ausreichend, wenn ich für Warmwasser meinen Holzvergaser alle fünf Tage hochfahre. In diesem Fall haben ich mir Holzkosten von 60 Euro/Monat ausgerechnet (2RM).
Ich denke, dies wäre günstiger, als in einen der Pufferspeicher eine Heizpatrone oder sogar in ein Haus einen Durchlauferhitzer einzubauen.
Durch die Solaranlage abzgl. deren monatlichen Kosten würden wir ca. 100 Euro Strom im Monat sparen, dem entgegen stehen 60 Euro „zusätzliche“ Warmwasser-Heizkosten von Mai bis September.
Sind meine Gedankengänge da richtig oder habe ich irgendwo einen Denkfehler oder etwas wichtiges vergessen?

Hi.

Holzvergaser ist grundsätzlich eine gute Idee, wenn man das Holz selbst bearbeitet. Aber 75 KW für 400 qm? Na egal. Die 6000 Liter sind doch sicherlich auf mehrere Speicher verteilt? Ich habe es so gemacht, das einer meiner 600 Liter Speicher abgesperrt werden kann. Nur der Hygienespeicher bleibt dann am System. Allerdings wird das mit „alle paar Tage mal hochfahren“ mit einiger Sicherheit nichts werden.
Was sind das denn überhaupt für Speicher? Sind die denn überhaupt geeignet da eine Solaranlage anzuschließen?
Grundsätzlich sind Photovoltaik und Solaranlagen heute fast Stand. Das würde ich in jedem Fall überlegen. In deinem Fall wäre IMHO Photovoltaik die bessere Lösung. Ist aber schwer zu beurteilen, da man mehr Infos bräuchte.

Zum Verständnis: Wenn Du den ins Netz abgegebenen Strom mit einrechnest. Sonst müsstest Du ja einen Stromspeicher haben ?
Udo Becker

So ganz einfach ist das in der tat nicht zu beantworten.
Solarthermie wäre/ist für mich eigentlich die erste Wahl wenn ich Warmwasser erzeugen und die Heizung damit unterstützen kann.
Nur Warmwasser erzeugen macht finanziell gesehen meistens keinen sinn.
Mit etwas eigenleistung, guten Voraussetzungen und der momentan wirklich hohen Förderung durch die BAFA sowie den Erneuerbare Energien Programmen mancher Bundesländer ist es durchaus möglich das die Fördergelder die Kosten der Anlage übersteigen. (Habs vor 2Wochen bei mir durchgezogen)
So steht die Anlage schon mal zum Nulltarif da, und der Ertrag stellt sich dann automatisch ein.
Auch bei Speichern ohne eigenen Solarwärmetauscher ist die Anbindung normalerweise kein besonderes Problem.

Bei Photovoltaik kann ich das jetzt gar nicht genau sagen, ob es da Förderung gibt und wie hoch die Vergütung ist.

Aber, für beide Systeme gibt es im Netz kostenlose Berechnungstools wo man sich vorab schon mal einen groben Überblick verschaffen kann wie hoch die Einsparung oder der Gewinn werden kann. ( Kann ernüchternd werden.)

Für beide Varianten gilt, das keine aufwendigen und teuren Installationsarbeiten und schon gar keine Reparaturen ( Wechselrichter, Undichtigkeiten usw.) auftauchen sollten wenn die Anlagen sich während ihrer Lebensdauer die jeweiligen Anschaffungskosten selber einsparen sollen.

Gruß
Jürgen

Vorweg: Ja, die Sonne als Energieträger zu nutzen macht absolut Sinn.

Und die 75 kW werden tatsächlich gebraucht? Sollte man da nicht erstmal über eine vernünftige Verlustminimierung (sprich: bessere Isolierung) nachdenken, als über Solarthermie und PV? Am besten ist immer noch die Energie, die man nicht braucht.
Ich beheize ca. 350m² Baujahr 1982, davon ungefähr 1/3 mit neuen Fenstern und gut isoliertem Dach mit ungefähr 20-30 kW, und das find ich schon nicht sooo berauschend.

Vor zehn Jahren hat man mir vorgerechnet, dass sich Solarthermie nur lohnt, wenn man sie auch zur Heizungsunterstützung hernimmt. Und das wiederum macht nur wirklich Sinn, wenn die Heizung keine hohen Vorlauftemperaturen braucht. Das dürfte bei euch eher nicht der Fall sein?

Mit „normaler“ Solarthermie hast du außerdem immer das Problem, im Sommer viel zu viel Wärme zu haben und im Winter viel zu wenig.
Ideal wäre, einen unterirdischen, isolierten, großen Wasser- oder Paraffin-Speicher im Sommer über Solarthermie vollzuknallen, um im Winter per Wärmepumpe (bei Paraffin evtl. auch direkt) Energie zu entnehmen. Ist leider auch sehr teuer. Mit fertig konfektionierten Lösungen bzw. ohne deutliche Eigenleistung amortisiert sich sowas nicht in vernünftiger Zeit.

So ausm Bauch raus sehe ich das ein bisschen sehr optimistisch gerechnet, wenn kein Speicher vorgesehen ist. Und die Speicher sind aktuell noch zu teuer, um damit wirtschaftlich arbeiten zu können.

Gruß,

Kannitverstan

Hallo,

bei eurer Konstellation würde ich über beides nachdenken. PV-Anlage evtl. mit Stromspeicher auf das Süd-Dach und Kollektoren auf Ost-/West-Dächer.
Eine PV-Anlage im Eigenverbrauch lohnt sich heute mehr denn je.
Eine Ost-/West ausgerichtete Kollektorfläche (Thermie) muss ein wenig größer gewählt werden, als bei Süd-Ausrichtung, produziert dafür aber Wärme in der Zeit, in der sie meist für Warmwasser benötigt wird. Eben morgens und abends. Je nach Speichersystem lässt sich darüber der gesamte Warmwasserbedarf von Mai bis September decken (siehe link auf Seite 10). Als Heizungsunterstützung taugt diese Ausrichtung dagegen nur eingeschränkt. Daher müsste man sich für eins entscheiden. Die Entscheidung hängt auch ein gutes Stück von eurem Speicher ab. Evtl. macht der Einbau eines weiteren kleinen Pufferspeichers dann auch Sinn.

Ich würde an eurer Stelle eine Kombination von beidem durchrechnen (lassen).

VG