hallo Foxx,
ich hab in Stuttgart Physik studiert.
Und ich muß sagen, es war zwar viel Arbeit, aber ich hab’s genossen.
Generell würde ich sagen, wenn dich Physik interessiert, dann schaffst du es. Ich weiß nicht, wie das an anderen Unis ist, aber in Stuttgart herrscht unter den Physikstudenten ein großer Zusammenhalt. Da gab es selbst organisierte Lerngruppen, Tutorenprogramme und die älteren Semester waren auch immer ansprechbar und haben mit Rat und Tat zur Seite gestanden.
Was mir am Anfang am meisten zu schaffen gemacht hat, war, daß ich nie mit allem fertig war. Ich hab es kaum einmal geschafft, alle Aufgabenblätter für die Übungen vollständig zu machen. Aber für die Scheine hat es gereicht. Und ab dem Vordiplom hat sich die Zahl der zu machenden Scheine reduziert.
Das Gute am Physikstudium war für mich die große Selbstständigkeit. Niemand hat sich darum gekümmert, wann und ob überhaupt ich was machte. Das birgt natürlich auch die Gefahr, daß man das Studium schleifen läßt. Aber ich habe gelernt, selbstständig zu lernen, zu lernen auch wenn niemand kontrolliert und wenn es keinen Termin gibt.
Wenn ich mein Studium mit dem vergleiche, was ich von anderen Studenten mitbekommen habe, dann muß ich sagen, habe ich eine entspannte Zeit gehabt. Sicher, kein Studium ist ein Sonntagsspaziergang, aber Physik ist eher was zum Verstehen und weniger zum auswendig lernen. Das bedeutet also mehr heiße Diskussionen mit Kommilitonen und weniger stures Büffeln.
Dazu kommt, daß du in der Physik (zumindest in Ba-Wü) verglichen mit z.B. den Ingenieurwissenschaften weniger Prüfungen hast. Während die Ingenieure in jeden Semesterferien mehrere Prüfungen haben, besteht das Physik-Vordiplom aus 4 Prüfungen (Ba-Wü): Experimentalphysik, Theoretische Physik, Höhere Mathematik und Chemie. Das Hauptdiplom besteht aus ebenfalls 4 Prüfungen: Experimentalphysik, Theoretische Physik und 2 Wahlfächer. Wobei es die ersten beiden allerdings in sich haben.
Was mich etwas verunsichert, ist, dass viele sagen, man hätte
dann keinerlei Freizeit mehr, und würde quasi nur noch für
Physik leben.
Dem kann ich nicht zustimmen.
Ich habe neben dem Studium noch einiges anders gemacht, z.B. 2 Jugendgruppen geleitet und auch sonst war mein Leben nicht nur Physik.
Wie weit du dich vom Studium füllen läßt, hängt meiner Meinung nach mehr von dir ab als vom Fach. Ich hatte Kommilitonen, die wirklich nur für’s Studium gelebt haben.
Ich würd sagen, wenn dich Physik interessiert, versuch’s. Am Anfang sieht es vielleicht heftig aus, aber glaub mir, du wächst mit der Herausforderung und für jedes andere Studium mußt du dich auch reinhängen.
Das wichtigste ist das Interesse am Fach. Ohne das wirst du scheitern. Wenn’s dich aber interessiert, dann steht dir eine faszinierende Entdeckungsreise bevor.
So, ich hoffe das war jetzt nicht zu konfus (bin schon ziemlich müde).
Ich wünsch dir, daß du das für dich richtige wählst.
Grüßle,
Sandra