Pilgern - Glaubensabhängig?

Hallo

Wenn man auf dem Jakobsweg pilgern möchte (in Deutschland, z.B. nach Köln), ist das eigentlich eine „Glaubensabhängige“ Sache? Also das man sagt: Pilgern tun nur Katholiken oder besonders fromme Menschen - wobei letzteres ja sowieso oft gar nicht der Fall ist.

Vielen Dank

Gruß
Takima

Hallo,

Wenn man auf dem Jakobsweg pilgern möchte (in Deutschland,
z.B. nach Köln), ist das eigentlich eine „Glaubensabhängige“
Sache? Also das man sagt: Pilgern tun nur Katholiken oder
besonders fromme Menschen - wobei letzteres ja sowieso oft gar
nicht der Fall ist.

Vor allem ist es eine Sache die Du in erster Linie für dich alleine tust.
Chrislich oder anderweitig gläubig musst du hierfür nicht sein.

Auch H.P. Kerkeling (Ich bin dann mal weg) machte sich mit dieser Ansicht auf den Weg.
Mit dem „klassischen“ christlichen Pilger sucht er keinen Kontakt, er schätzt sie umschreibend als „nicht lernfähig“ ein (Zitat: „Die werden als die gleichen Menschen die Reise beenden, als die sie sie begonnen haben.

Grüße
Markus

Hallo,

Also das man sagt: Pilgern tun nur …

Wen meinst Du mit „man“?

Grüße
K.

Wie Markus schon schrieb: Man muß kein Katholik sein, um pilgern zu gehen. Man braucht gar nicht mal Christ zu sein. Die Frage ist, was man für sich auf diesem Weg sucht.

Die Vorstellung eines Ablasses, wenn man das letzte Wegstück nach Santiago di Compostella gegangen ist, ist für Protestanten nun sicher keine Motivation, die Suche nach einer spirituellen Erfahrung mit Gott durchaus. Auch Christinnen oder Christen, die keiner Kirche angehören aber an den dreieinigen Gott glauben, machen sich auf solche Pilgerwege. Und so können natürlich auch Menschen, die gar keiner Religion im Besonderen anhängen beim Wandern ihren Gedanken nachhängen, Einklang mit der Natur suchen…

Das Besondere an einem der „klassischen“ Pilgerwege (und es gibt in Süddeutschland ja mehrere „Jakobswege“, von denen einer originaler als der andere zu sein für sich beansprucht) ist natürlich zum Einen, daß man auf den Spuren vieler anderer Menschen geht, vielleicht sogar andere Menschen mit ähnlichen Ansichten trifft. Der Austausch mit gleichgesinnten ist für manche auch ein Grund zu pilgern. Wer vor allem für sich Ruhe und Nähe zur Natur, Gott… sucht, braucht dafür aber im Prinzip gar keinen „festen Pilgerweg“. Da tut’s jeder Waldweg.

Schließlich stellt sich noch die Frage, ob das Pilgern auch ein Ziel hat. Für Katholiken ist natürlich oft Santiago di Compostella das Nah- oder Fernziel des Pilgerns. Protestanten und andere Pilger sehen oft schon den Weg an sich als ihr Ziel an.

Martinus

Hallo Martinus,

Schließlich stellt sich noch die Frage, ob das Pilgern auch
ein Ziel hat. Für Katholiken ist natürlich oft Santiago di
Compostella das Nah- oder Fernziel des Pilgerns. Protestanten
und andere Pilger sehen oft schon den Weg an sich als ihr Ziel
an.

das setzen von Unterschieden - hier Katholiken dort Protestanten und
andere - ist doch mit einer versteckten Wertung versehen. Du weißt
weder bei den einen noch den anderen die Motivation oder Befindlichkeit.
Beim Pilgern (bei den Katholiken tausendfach auch in anderer Form
praktiziert wie Prozessionen oder Wallfahrten) steht immer der „Weg“
an erster Stelle deren Inhalt verschieden gestaltet sein kann, sonst
könnte man ja auch zum Ziel allein fliegen oder fahren.
Daß in früheren Zeiten ohne Verkehrsmittel das Erreichen des Zieles
fast immer notgedrungen nur zu Fuß möglich war steht auf einem
anderen Blatt.
Gruß VIKTOR

Hi

Du pilgerst ja nicht nur so vor dich hin, sonst würdest du wandern.

Zum Pilgern gibt es zwei Möglichkeiten
a) der Weg ist das Ziel: Du pilgerst um die Strecke zu überwinden und zwar so lange, wie du meinst, dass du brauchst. Wegen eines Versprechens, als Sühne oder um dich selbst zu finden oder um endlich mal Zeit zum Denken zu haben.

b) das Ziel ist das Ziel: Du pilgerst, weil du wo hin willst, und die Überwindung des Weges darin ist Teil des Heilsversprechens.

Du kannst theoretisch überall hinpilgern, wenn du Version a) nimmst. Das können sogar Atheisten, nur Areligiöse nicht :wink:
Bei b) ist es für gewöhnlich vorausgesetzt, dass du an einen Ort pilgerst, der zu deiner Religion passt. Ein Katholik nimmt dann halt den Jakobsweg und will nach Santiago.
Ein Buddhist pilgert nach Putuoshan wenn er auf Reisen will oder (für Nicht-Mönche) Nachwuchs. Oder zum Eshan wenn er Weisheit möchte usw.
Und ein Muslim pilgert nach Mekka, weil das Pflicht ist.

lg
Kate

das setzen von Unterschieden - hier Katholiken dort
Protestanten und
andere - ist doch mit einer versteckten Wertung versehen.

Wenn Sie da eine versteckte Wertung herauslesen, ist das Ihre Interpretation. Ich habe dabei keine Wertung intendiert.

Du weißt
weder bei den einen noch den anderen die Motivation oder
Befindlichkeit.

Ich kenne zumindest die Äußerungen vieler, die sich auf Pilgerwege machen und unterstelle, daß das, was sie sagen, auch dem, was sie meinen, entspricht. Richtig ist, daß das natürlich keine repräsentativen Umfragen sind.

Beim Pilgern (bei den Katholiken tausendfach auch in anderer
Form
praktiziert wie Prozessionen oder Wallfahrten) steht immer der
„Weg“ an erster Stelle

Prozessionen und Wallfahrten sind - wenigstens im allgemeinen Sprachgebrauch - nicht das gleiche. Bei Wallfahrten steht ganz klar ein besonderes Ziel im Vordergrund, Lourdes, der heilige Rock oder (es muß ja nicht nur christlich sein) Mekka, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Und wer sich zu einer Wallfahrt an einen solchen Ort aufmacht, tut das in aller Regel mit dem festen Vorsatz, dieses Ziel auch zu erreichen.
Prozessionen sind - soweit ich weiß - allerorten möglich. Und sie würde ich am ehesten mit dem Primärziel „Weg“ in Verbindung bringen.

Martinus

2 Like

Hallo Takima,
Dieser Anlass ist teils religiös bedingt (Glaube) und zusätzlich hat er einen grossen gesellschaftlichen Wert (Plaudern, sich wiedersehen etc.
Gruss: harta

Hallo

Ja, die Frage war aber, ob es eine eher katholische Sache ist, oder „Konfessionsfrei“ :wink:

Und das mit dem Plaudern und Wiedersehen… Naja… Da ich zum ersten Mal gehe, werde ich wohl niemanden „wiedersehen“ und das mit dem Plaudern… Eigentlich soll man ja alleine gehen um eben innerlich frei zu werden, was ich auch möchte… Und so viele werden wohl nicht auf den Pilgerweg sein, das man da wen zum plaudern findet :wink:

Viele Grüsse
Taki

Eigentlich soll man ja alleine gehen um
eben innerlich frei zu werden, was ich auch möchte…

Ob man das „sollte“ oder nicht, kann man sich selber aussuchen. Es gibt kein „richtiges“ oder „falsches“ Pilgern (zumindest gibt es das solange nicht, wie es keine allgemein gültigen Regeln für’s Pilgern gibt :wink: ).

Wenn Sie für sich Ruhe zum Nachdenken suchen, dann wäre „alleine“ für Sie die richtige Lösung. Vielleicht wären es aber gerade auch Gespräche über Gott und die Welt mit anderen Menschen, die Ihnen weiterhelfen könnten; dann wäre eine Pilgergruppe für Sie richtig - und auch in einer solchen Gruppe redet, geschweigedenn ratscht man nicht in einer Tour, vielmehr gibt es auch da die Möglichkeit, lange schweigend zu gehen, und sich z.B. bei Pausen oder am Abend auszutauschen. Denkbar wäre es auch, einzelne Wegabschnitte / Tage unter eine bestimmte Frage, ein bestimmtes Thema zu stellen, über das man sich Gedanken machen möchte.

Je nach dem, wo Sie leben bzw. pilgern möchten, könnte ein gezielt suchender Blick ins Internet helfen, denn Angebote für verschiedene Pilgerarten und -wege gibt es immer wieder und immer öfter.

Martinus

P.S. Der einzige subjektive Rat, den ich zum Pilgern geben möchte: Lassen Sie sich nicht von religiösen oder konfessionellen Konventionen wie „du bist doch nicht katholisch, du kannst doch nicht pilgern gehen“ einengen. Wenn Sie das Gefühl haben, Pilgern hilft, dann probieren Sie’s.

Hallo Martinus,

Beim Pilgern (bei den Katholiken tausendfach auch in anderer
Form
praktiziert wie Prozessionen oder Wallfahrten) steht immer der
„Weg“ an erster Stelle

Prozessionen und Wallfahrten sind - wenigstens im allgemeinen
Sprachgebrauch - nicht das gleiche. Bei Wallfahrten steht ganz
klar ein besonderes Ziel im Vordergrund

was im Vordergrund steht, ist auch von der Befindlichkeit dessen
abhängig, der unterwegs ist - aber unterwegs sind sie alle.
Bei allen diesen „Wegen“ ist natürlich kein zielloses umherirren
gegeben. Das Ziel ist der Abschluß des Weges aber ohne „Weg“ sind
alle nur unvollständig oder sind eben kein Pilgern,Wallfahren oder
eine Prozession.Und diese Wege werden i.R.„ausgefüllt“, nicht
verschlafen.
In diesem Sinne ist meine obige Aussage richtig.Die Ziele könnte
man auch einfach mit dem Auto (alleine ?) anfahren wenn sie hier im
„Vordergrund“ ständen was ja auch oft gemacht wird.
s.dazu auch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Pilger
http://de.wikipedia.org/wiki/Pilgerfahrt
Vorstehendes wird auch mit dem Begriff Wallfahrt verbunden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Prozession
Und „Wallfahrten“ werden in kath.Gegenden oft auch vollständig als
Prozession gestaltet.
http://de.wikipedia.org/wiki/Pilgerweg
auch dies gehört in diese Kategorie
http://de.wikipedia.org/wiki/Kreuzweg
Alle diese Wege symbolisieren auch das „auf dem Weg sein“ der
Christen (Jesus:„ich bin der Weg…“) zum (ewigen) Heil (Ziel)
Gruß VIKTOR

Das Ziel ist der Abschluß des Weges aber ohne „Weg“
sind alle nur unvollständig oder sind eben kein Pilgern,Wallfahren
oder eine Prozession.Und diese Wege werden i.R.„ausgefüllt“, nicht
verschlafen.

Das ist natürlich richtig.

Martinus