Die unsägliche Twitterei des Thomas Goede . bis gestern Mitglied der Brandenburger Piraten und (aussichtsloser) Kandidat für die Bundestagswahl, zur schwer verletzten Polizistin in Unterföhring ist vermutlich bekannt. Lieber Himmel, ein Schuss in den Kopf und der seltsame Mensch möchte vor Freude eine Flasche Schampus aufmachen… Drogeneinfluss … Verblendung … jedenfalls unfassbar.
Nachdem ich im Begriff war, die seltsame Figur anzuzeigen (andere kamen mir zuvor), interessiert mich, ob der junge Mann schon vorher auffällig geworden war und ob von ihm politische Äußerungen bekannt geworden sind. Google half leider nicht weiter.
In den Nachrichten kam die Meldung nicht. Da waren Trump und Hochhausbrand angesagt. Bei SPON und ZON kein Wort oder sehr schnell wieder im Archiv abgelegt. Jede Wette, dass so ein Tweet von einem AfDler viel länger debattiert worden wäre. Mit Kommentar, Reaktionen aus der Politik etc.
Die Piraten waren in Brandenburg nie im Landtag und erreichten bei der letzten Wahl 2014 lediglich 1,5%. Goede selbst ist dort eher als dritte Reihe anzusehen. Hätte er nun unter Klarnamen sein Twitter- oder FB-Konto geführt … hat er aber nicht.
Der ist nicht nur bis gestern Mitglied, sondern IMHO immer noch. Jedenfalls wurde kein Parteiausschlussverfahren eröffnet, sondern nur eine Rüge erteilt. Oder hast Du eine Info darüber, dass er freiwillig seine Mitgliedschaft abgegeben hat?
Die Partei hat nun ihre Landesliste komplett zurückgezogen und tritt nicht an. Ein gewähltes Mitglied von einer Liste zu streichen, wäre deutlich komplizierter geworden.
Vielleicht zieht er jetzt von Potsdam nach Berlin und engagiert sich dort politisch in einer anderen Gruppierung/Partei.
Was ist daran eigentlich „unfassbar“?
Natürlich ist es eine Art Verblendung. Er blendet aus, dass hinter der Polizistin XY der Mensch XY steckt und mit dem Tod ringen muss.
So wie übrigens, das ist jetzt genauso provokativ wie unleugbar wahr, ein Polizist den Menschen AB ausblenden muss, wenn er den 'Ausreise’pflichtigen AB mit Gewalt in Richtung Krisengebiet verfrachtet, in dem ihn der gleiche Kopfschuss erwarten kann.
Das macht Goedes depperten Tweet nicht ‚besser‘, soll aber zeigen, wie unendlich billig es ist, wenn wir uns jetzt darüber empören.
Jede Wette, dass so ein Tweet von einem AfDler viel länger debattiert worden wäre. Mit Kommentar, Reaktionen aus der Politik etc.
Mimimi
Herrlich. Immer schön in die Opferrolle, prophylaktisch. Als Spekulation auch kaum zu widerlegen, auch nicht zu belegen, aber egal… setzt Menschen mit anderer Meinung erst einmal ins Unrecht.
Das hat mit Opferrolle gar nichts zu tun. Denn ich bin weder Mitglied noch würde ich diese Partei bzw. ihre Kandidaten unter den aktuellen Umständen wählen.
Es hat aber etwas mit Erfahrungswerten zu tun. Denn die AfD bzw. deren Personal wurde schon wg. deutlich geringerer „Skandale“ oder auch nur Mutmaßungen weit ausgiebiger durch die Medien gezerrt.
Das Argument „Opferrolle“ scheint es Dir angetan zu haben. Zumindest bei der AfD. Entsprechendes Geplärre von muslimischen Verbänden bzw. deren Funktionären wg. angeblich stetig zunehmender Islamo"phobie" habe ich hingegen von Dir noch nie vernommen.
natürlich ist das Verb unsinnig, da Wolfgang es sehr wohl „fassen“ (begreifen) kann. Das hier ein ethisches Werturteil mitgeliefert werden sollte (ist zu verurteilen), liegt auf der Hand.
Woher willst Du das wissen? Es ist genausogut möglich, dass ihm der Mensch als völlig minderwertig gilt und er ihm sogar den Tod wünscht.
Könnte. Mit einer statistisch sehr minimalen Wahrscheinlichkeit. Liegt höher als die Wahrscheinlichkeit, dass mir im Laufe meines Lebens jemand einen Kopfschuss (bzw. sonstig tödl./lebensbedrohliche Schusswunde) zufügt, aber (im Falle AFGs) gerade einmal ca. doppelt so hoch wie das Risiko bei einem Verkehrsunfall zu Tode zu kommen.
Und der Polizist, der auf Twitter textet „oh, dem Abgeschobenen hat jemand in den Kopf geschossen? Klasse, darauf stosse ich an“, der ist weg vom Fenster. Wahrscheinlich noch mit einer Strafsache in grobe Richtung „Volksverhetzung“ an der Hacke.
Ein Tweet von der AfD hätte nicht den (potentiellen) Tod einer Polizistin mit Schampus gefeiert, sondern den Tod z.B. eines Flüchtlings - mit Burgunder.
Der Punkt ist: den Piraten (selbst wenn sie mehr als die kleine Nummer wären, die sie heute sind) ist nicht ernsthaft zuzutrauen, dass sie auf Polizisten schießen lassen würden, wenn sie die Macht dazu hätten.
„Der AfD“ (<- ist zu pauschal, zugegeben) ist dagegen sehr wohl zuzutrauen, dass sie auf Flüchtlinge schießen lassen, sobald sie die Macht dazu haben.
Dieser gewaltige Unterschied erklärt m.E. den hypothetischen Unterschied über die Berichterstattung (m.E. hast du recht, dass ein AfD-Tweet viel höhere Wellen geschlagen hätte) vollkommen.
