PISASTUDIE - Bildungsabhängigkeit von Geld/Bildung

Hallo!

Ich meine in der Pisastudie oder überhaupt wurde in Studien gezeigt wie stark die Korelation von Bildung der Kinder und Geld der Eltern bzw Bildung der Eltern ist und ich meine es kam heraus, dass das Geld eher zweitrangig ist, da die Kausalkette mehr bei der Bildung der Eltern zu suchen sei

(Korelation ist kein Kausalitätsbeweis, und Kausalität ist nur ein menschliches Konstrukt, weshalb man ja vergleichen muss)

Hat jemand einen Link zu den Statistiken, die die jeweiligen Korelationen zeigen oder andere interessante Artikel, die sich mit der Theamtik, wovon Bildung abhängt und nicht nur womit sie koreliert?

Es geht hier um eine aufgeheizte Wohnheimsdebatte :wink:

VG, Stefan

Hallo Stefan,

Ich meine in der Pisastudie oder überhaupt wurde in Studien
gezeigt wie stark die Korelation von Bildung der Kinder und
Geld der Eltern bzw Bildung der Eltern ist

den Zusammenhang zwischen mathematischen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler und dem sozioökonomischen Status, Bildungsabschlüssen der Eltern, kulturellen Besitztümern usw. haben wir erfaßt.

ich meine es kam heraus, dass das Geld eher zweitrangig ist, da die
Kausalkette mehr bei der Bildung der Eltern zu suchen sei

Daran kann ich mich momentan nicht erinnern. Kausalaussagen zu machen, ist in diesem Forschungsfeld schwierig, da die Fragestellung praktisch nicht über experimentelle Designs untersucht werden kann.

Hat jemand einen Link zu den Statistiken, die die jeweiligen
Korelationen zeigen

Hier kannst Du Dir die Zusammenfassungen der PISA-Berichte 2003 herunterladen. Dort findet sich sicherlich etwas über den Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Kompetenzniveau der Jugendlichen:

http://pisa.ipn.uni-kiel.de/index.html

andere interessante Artikel, die sich
mit der Theamtik, wovon Bildung abhängt

Ja, es gibt eine ganze Menge. In der Zeitschrift für Erziehungswissenschaft sind letztes Jahr mehrere Beiträge der Arbeitsgruppe von Ditton zu dem Thema herausgekommen (Band 8, Heft 2). Ich habe mir die darauf beruhenden Vorträge auch auf der letzten AEPF-Tagung in Salzburg angehört. Sie waren recht interessant.

und nicht nur womit sie koreliert?

Das ist - wie gesagt - schwierig. Mit Strukturgleichungsmodellen kann man sich der Sache nähern, aber jedes Mal, wenn Kausalaussagen gemacht werden, sollte man sich genauer hinschauen, inwieweit sie belastbar sind.

Beste Grüße,

Oliver Walter

Hi, Stefan, schön, mal wieder von Dir zu lesen!

Ich grinse mir mal einen unabhängig vom Thema:
Du musst als Student Fachbegriffe benutzen, dazu bringt Dich das Studium. Du weist damit nach, dass Du im Stoff bist und machst Dich zugleich unangreifbarer: wichtig für die Diplomarbeit.

Ich bin schon so alt, dass ich mir leisten kann, verständlicher zu sein!
(Das war eine kleine liebevolle Frotzelei!)

ZUM THEMA:
Ich stimme Dir grundsätzlich zu, dass Bildung in Deutschland auch von Geld (auch von Beziehungen, wenn es um anerkannte Stipendien geht) abhängt.

Tatsächlich (und ich habe die PISA-Studien hier auf dem Rechner) geht die Bewertung nicht direkt aus der Befragung hervor. Entschidend ist vielmehr, welchen Stellenwert Bildung im Elternhaus hat und wie sich Eltern um ihre Kinder kümmern können.

In der Tendenz aber, das habe ich schon neulich hier geschrieben, ist „Bildung an sich“ in finanzschwachen Elternhäusern weniger ein Wert als „Ausbildung zu welchem Nutzen“.

Die Studie hat zudem einige Mängel: Zum Beispiel ist die Anzahl der beteiligten Schulen zu gering. Außerdem schneiden Schüler in Fragen besser ab, wenn sie den Stoff bereits behandelt hatten.

Wir haben aber keine bundeseinheitliche Lehrpläne. So ist die Reihenfolge der behandelten Themen unterschiedlich, damit aber auch, ob ein Schüler die PISA-Themen bereits behandelt hat.

Trotzdem:
Ich stimme Deiner Bewertung grundsätzlich zu.
Ich halte auch trotz der Mängel PISA für wichtig: Damit endlich mal wieder etwas für die Bildung getan wird.

Herzlichst
Ole

Hallo Ole

ZUM THEMA:
Ich stimme Dir grundsätzlich zu, dass Bildung in Deutschland
auch von Geld (auch von Beziehungen, wenn es um anerkannte
Stipendien geht) abhängt.

Tatsächlich (und ich habe die PISA-Studien hier auf dem
Rechner) geht die Bewertung nicht direkt aus der Befragung
hervor. Entschidend ist vielmehr, welchen Stellenwert Bildung
im Elternhaus hat und wie sich Eltern um ihre Kinder kümmern
können.

Öh, Du scheinst mich falsch verstanden zu haben, aber ich bin mir nicht sicher, da Du unten etwas schreibst, was mir nicht stringent erscheint, doch sei’s drum: Ich denke selbst, dass der Bildungsstellenwert der entscheidende Faktor ist und nicht das Geld. Als Beispiel führe ich immer gern die 70er Jahre an, in denen die Gymnasien für Arbeiterkinder geöffnet wurden und in der Zeit
waren es dann ja recht viele Kinder, die aus Arbeiterfamilien zu Akademikern und Abiturienten wurden, während das heute nicht mehr der Fall ist, weil sozusagen der bildungsferne und „bildungsunwillige“ Rest auch Kinder kriegt, die dann eben auch keinen höheren Bildungsabschluss erlangen.

Jetzt kommt auch die Frage auf:
Gab es denn signifikante Häufigkeit des Gymnasialbesuchs und Abiturs bzw. Studiums bei einzelnen Familien, die statistisch nachgewiesen wurde?

Persönliches Beispiel bei Familie meiner Mutter: Drei Mädchen als Kinder, Eltern Handwerker, alle drei Kinder Abitur und zwei Studium abgeschlossen

Ist sowas die totale Ausnahme gewesen? Ich kann es mir nur wenig vorstellen und es wär ja auch aus heutiger Sicht, schön, das zu untersuchen, da es Erkenntnisse bringen könnte, was unabhängig von der direkten „Zeitepoche“ liefern könnte

Man das ist alles so spannend :smile:
Statistik ist doch was tolles :wink:

Die Studie hat zudem einige Mängel: Zum Beispiel ist die
Anzahl der beteiligten Schulen zu gering. Außerdem schneiden
Schüler in Fragen besser ab, wenn sie den Stoff bereits
behandelt hatten.

Ja, Mängel hat sie wie ich schon gelernt habe. Nur wir haben nichts besseres :wink:

Ich halte auch trotz der Mängel PISA für wichtig: Damit
endlich mal wieder etwas für die Bildung getan wird.

Ja es ist wichtig, dass man Effekte auf Bildung irgendwie quantifizierbar macht um sie zu entmystifizieren

(ad hoc ist mir der exaggerierte usus von fachtermini aufgefallen :wink:

VG, Stefan

Hi Stefan,
Ich hatte Dich auch so verstanden!

Gab es denn signifikante Häufigkeit des Gymnasialbesuchs und
Abiturs bzw. Studiums bei einzelnen Familien, die statistisch
nachgewiesen wurde?

Es gab in den 70er und 80er Untersucheungen (Quellen sind mir mit einem Haus abgebrannt, weiß nicht mehr wo), die belegen, dass kaum „Arbeiterkinder“ (so hieß das noch) über den 2. Bildungsweg Abitur gemacht haben, obwohl er doch für sie geschaffen wurde.

Die überwiegende Mehrheit auf dem 2.Bildungsweg (Prozentzahl weiß ich nicht mehr) waren abgerochene Bildungsbürgerkinder wie ich.

Herzlichst
Ole

Hallo Ole

Es gab in den 70er und 80er Untersucheungen (Quellen sind mir
mit einem Haus abgebrannt, weiß nicht mehr wo), die belegen,
dass kaum „Arbeiterkinder“ (so hieß das noch) über den 2.
Bildungsweg Abitur gemacht haben, obwohl er doch für sie
geschaffen wurde.

Ich meinte jetzt eher, dass man die Kinder aus Arbeiterfamilie überhaupt zum Gymnasialbesuch ermutigt hätte und bezog mich garnicht auf einen zweiten Bildungsweg, da ich davon (in diesem Zusammenhang) noch garnicht gehört hab. Vielleicht bin ich von unserem Geschichtslehrer in diesem Zusammenhang völlig falsch informiert worden :wink:

Die überwiegende Mehrheit auf dem 2.Bildungsweg (Prozentzahl
weiß ich nicht mehr) waren abgerochene Bildungsbürgerkinder
wie ich.

Kannst Du nochmal genau erläutern was deine „Abgerochenheit“ kennzeichnet? :wink: (Ist echt nur, weil es es jetzt so witzig klingt, dass ich das mache…)

VG, Stefan

Hallo,

Die Studie hat zudem einige Mängel: Zum Beispiel ist die
Anzahl der beteiligten Schulen zu gering.

wie kommst Du zu dieser Aussage? Findest Du 216/über 1300 Schulen zu wenig?

Außerdem schneiden Schüler in Fragen besser ab, wenn sie den Stoff
bereits behandelt hatten.

Wo ist dabei das Problem?

Wir haben aber keine bundeseinheitliche Lehrpläne. So ist die
Reihenfolge der behandelten Themen unterschiedlich, damit aber
auch, ob ein Schüler die PISA-Themen bereits behandelt hat.

Wenn ich mich recht erinnere, hat Kollegin Artelt für PISA 2000 gezeigt, daß sich die durchschnittlichen Kompetenzen in den Bundesländern praktisch nicht verändern, wenn man für jedes Bundesland separat einen Test aus den für ein Bundesland am stärksten curricular bezogenen Aufgaben zusammenstellt.

Grüße,

Oliver Walter

1 Like

Hi Stefan,

Als ich anfang der 60er zum Gymnasium ging, gab es kaum Arbeiterkinder. Die Eltern eines Mitschülers wurden in der 8.Klasse zur Schule bestellt. Dort eröffnete man ihnen, dass ein Kind eines Maurers auf einem Gymnasium nichts zu suchen habe. Man würde ihm aber Ende der 9. Klasse ein sehr gutes Abgangszeugnis ausstellen, vorausgesetzt, er würde freiwillig abgehen. Diese Geschichte ist verbürgt, sie wurden von mir persönlich bekannten Lehrern bestätigt.

Dieser Schüler hat sich übrigens später als Vorgesetzter bei der Bundeswehr an seinen ehemaligen Mitschülern (ich selbst habe nicht gedient) gerächt.

Ende der 60er, nach Sputnik-Schock und Pichts „Bildungskatastrophe“ wurde das Schulsystem reformiert, weil Deutschlands Wirtschaft zu wenig akademischen Nachwuchs hatte (Irgendwie habe ich gerade ein déja vu, das kommt öfter vor, je älter ich werde).

Man hat dann in der Tat versucht, Arbeiterkinder zum Gymnasialbesuch zu ermuntern, aber deren Elternhäuser haben nicht immer einen Wert darin gesehen. Noch Anfang der 70er wurden Mädchen gesagt: „Was willst du damit, du heiratest ja doch, das ist doch Geldverschwendung.“

Viele Arbeiterkinder wollten lieber schnell Geld verdienen , als in eine lange Ausbildung zu investieren: Klar, als ich endlich Lehrer wurde, waren die ersten aus der Schulzeit schon wieder geschieden und verkauften ihr heiligstes Lebensziel: das eigene Haus.

In den 60ern gab es „Schulfunk“-Sendungen im NDR (ich bin ein Radiokind), in denen aufgerufen wurde, eine Lehre zu absolvieren und nicht auf das schnelle Geld als Hilfsarbeiter zu setzen.

Tatsächlich aber, so sagten Studien, erhöhte sich der Anteil der Arbeiterkinder in der gymnasialen Bildung nur wenig.

Wie gesagt, leider ist mir 1997 meine ganze „Bibliothek“ abgebrannt, das ist wie eine Gehirnamputation: Auf Quellen und Details habe ich keinen Zugriff mehr.

Zu der anderen Frage:

Ich bin aus der 9. Klasse ohne irgendeinen Abschluss vom Gymnasium geflogen, weil ich mich gelangweilt habe und faul war. Ich habe viel geträumt und Mitschülerinnen „Flower-Power-Briefe“ geschickt; zugleich war ich renitent, habe brennende Papierschwalben zum Lehrertisch geschickt, mit Wasserpistolen die Tafel ausgelöscht, aber ich kann auch (die Lehrer waren tw. noch alte Nazis) autoritäre Menschen nicht ertragen. Also: Nicht alles hatte mit meiner Hochbegabung zu tun.

Zum Glück konnte ich eine Lehre als Tischler beginnen, vorausgesetzt, ich würde bis zur Gesellenprüfung den Hauptschulabschluss in der Abendschule nachholen, was auch geschah.

Übrigens wurden mit steigenden Anforderungen meine Abschlussnoten von Stufe zu Stufe besser, auf das erste und zweite Staatsexamen habe ich mich überhaupt nicht vorbereitet: Ein Beispiel gegen den Satz mancher Lehrer, „der steht auf 5, da ist das Ende der Fahnenstange erreicht“.

herzlichst
Ole

Hallo, Ole,
und doch erinnere ich mich aus den 60er Jahren an eine bundesweite, groß angelegte Kampagne (Anzeigen, Plakate) „Schick Dein Kind länger auf bessere Schulen!“
Und ich denke auch, dass diese Kampagne einiges bewirkt hat. Vielleicht sollte man sie mal wieder auflegen.
Gruß
Eckard

Hallo

wie kommst Du zu dieser Aussage? Findest Du 216/über 1300
Schulen zu wenig?

Ja, denn selbst bei der letzten PISA-Erhebung gab es zum Beispiel nur wenige Gymnasien je Bundesland (die Zahl müsste ich jetzt nachschlagen).

Wenn ich mich recht erinnere, hat Kollegin Artelt für PISA
2000 gezeigt, daß sich die durchschnittlichen Kompetenzen in
den Bundesländern praktisch nicht verändern, wenn man für
jedes Bundesland separat einen Test aus den für ein Bundesland
am stärksten curricular bezogenen Aufgaben zusammenstellt.

Das Problem liegt darin, dass -anders als im DDR-Schulsystem- nicht tatsächlich Unterricht so erteilt wird. Einer meiner Söhne (16 Jahre, Notendurschnitt 1,2 trotz Pubertät, IQ 139, Begabungsschwerpunkte Sprache einerseits, Physik+Mathematik andererseits, hat in seinem Gymnasium bei Euch in Schleswig-Holstein an dem Test teilgenommen. Er hat sich darüber geärgert, dass etliche Themen erst ein halbes Jahr später im Unterricht behandelt wurden.

Trotzdem und noch einmal: Es ist eine marginale Detailkritik. Ich finde PISA insgesamt gut und zwingend notwendig!

Im übrigen hätte ich nicht nur gern bundeseinheitliche Lehrpläne. Unser derzeitiges System der „Input-Steuerung“ erschwert die PISA-Erhebung auch dadurch,

am stärksten curricular bezogenen Aufgaben zusammenstellt.

dass weder Lehrpläne qualitative Forderungen (Bildungsstandarts) stellen, noch qualitative Ergebnisse aus Klassenbüchern („Lügenbücher“) erkennbar sind.

Einige Schulen (z.B.: auch in Schleswig-Holstein) haben inzwischen begonnen, ein outputbezogenes Qualitätsmanagement zu betreiben.

Beides: Qualitätsmanagement (dazu gehört auch die Supervision bei Lehrern) und bundeseinheitliche Bildungsstandarts verhindern durch Überprüfbarkeit, dass sich Leher wie Kultusapperate aus schlechten Ergebnissen herausreden können. Es wird zu dem die Bildungdiskussion verändern.

Herzliche Grüße
Ole Welzel

Übrigens zeigt sich an diesem Diskussionsdetail,
wie aktuell die Glosse ist,
die ich als
„Beitrag zur aktuellen Pädagogikdiskussion“
weiter unten im Brett
eingestellt habe.
(weitere in der Art auf meiner Seite unter „Kaffeepause“)

Ole

Übrigens zeigt sich an diesem Diskussionsdetail,
wie aktuell die Glosse ist,
die ich als
„Beitrag zur aktuellen Pädagogikdiskussion“
weiter unten im Brett
eingestellt habe.
(weitere in der Art auf meiner Seite unter „Kaffeepause“)

Ole

(Der Nachtrag zur Antwort auf Stefan sollte hier hin,
sorry, ich habe mal wieder zu schnell geklickt)

Hallo Eckard,
daran erinnere ich mich nicht,
aber wir waren ja (in Nds) „Zonenrandgebiet“.
(war Spaß)
Vielleicht liegt das daran, dass Wolfsburg und Salzgitter
damals eben auch mehr Arbeiter brauchte,
als sie in Deutschland finden konnten.

Ich erinnere mich an solche Plakate erst für die
70er („Willy-Wahlkampf“), in einer Zeit also,
als die SPD noch sich selbst als Arbeiterpartei verstand
und viele Kindergärten, Schulen und Krankenhäuser
(war ja Aufschwung) gebaut wurden.

Herzlichst
Ole

Hallo,

denn selbst bei der letzten PISA-Erhebung gab es zum
Beispiel nur wenige Gymnasien je Bundesland (die Zahl müsste
ich jetzt nachschlagen).

die Anzahl der Gymnasien, an denen die Tests von PISA 2003 eingesetzt wurden, beträgt zwischen 18 in Sachsen-Anhalt und 42 in Hamburg. Das halte ich nicht für „nur wenige Gymnasien“.

Das Problem liegt darin, dass -anders als im DDR-Schulsystem-
nicht tatsächlich Unterricht so erteilt wird.

Das ist für die PISA-Studie kein Problem, weil wir in PISA gar nicht vorhaben, zu überprüfen, inwieweit der curricular vorgesehene Stoff tatsächlich unterrichtet oder beherrscht wird. Intention von PISA ist die Untersuchung, inwieweit fünfzehnjährige Schülerinnen und Schüler über Grundbildung verfügen, die notwendig für eine erfolgreiche Teilnahme am Leben in einer modernen Gesellschaft ist. Kollegin Artelts Untersuchung bezieht sich auf eine Was-wäre-wenn-Frage: Wären die Ergebnisse in PISA andere, wenn PISA zum Ziel hätte, curriculumspezifische Inhalte zu überprüfen? Die Antwort war - wie gesagt - nein.

Er hat sich darüber geärgert, dass etliche Themen erst ein halbes
Jahr später im Unterricht behandelt wurden.

Vielleicht hat sich Dein Sohn zu Recht geärgert. Ich würde ihm sagen, daß das nicht die „Schuld“ von PISA ist, sondern womöglich an einem suboptimalen Bildungssystem liegt, wenn Schülerinnen und Schüler nicht die Inhalte vermittelt bekommen, die bis zum Alter von 15 Jahren anderswo schon behandelt worden sind.

Im übrigen hätte ich nicht nur gern bundeseinheitliche
Lehrpläne. Unser derzeitiges System der „Input-Steuerung“
erschwert die PISA-Erhebung auch dadurch,
dass weder Lehrpläne qualitative Forderungen
(Bildungsstandarts) stellen, noch qualitative Ergebnisse aus
Klassenbüchern („Lügenbücher“) erkennbar sind.

Vielleicht wird sich durch die von Dir schon angesprochenen Bildungsstandards und ihre Überprüfung in der Zukunft etwas ändern.

Beste Grüße,

Oliver Walter

Hallo!

Das ist für die PISA-Studie kein Problem, weil wir in PISA gar
nicht vorhaben, zu überprüfen, inwieweit der curricular
vorgesehene Stoff tatsächlich unterrichtet oder beherrscht
wird. Intention von PISA ist die Untersuchung, inwieweit
fünfzehnjährige Schülerinnen und Schüler über Grundbildung
verfügen, die notwendig für eine erfolgreiche Teilnahme am
Leben in einer modernen Gesellschaft ist.

Das ist ja schön, wer entscheidet denn, was für 15-jährige Schüler gerade lebensnotwendig ist? Hängt denn das Lebensglück eines Menschen und die Qualität eines Bildungssystems davon ab, ob das Thema „Kreisberechnungen“ drei Monate früher oder später behandelt wird?
Ganz offensichtlich stärkt das die vermeintliche Qualität eines Bildungssystems. Finnland (z.B.) wird NATÜRLICH besser abschneiden als Deutschland, wenn dort eine Landeseinheitlicher Lehrplan besteht und dort zufällig (wer weiß das schon???!!!) die entsprechenden Unterrichtsinhalte schon auf dem Lehrplan standen.

Er hat sich darüber geärgert, dass etliche Themen erst ein halbes
Jahr später im Unterricht behandelt wurden.

Vielleicht hat sich Dein Sohn zu Recht geärgert. Ich würde ihm
sagen, daß das nicht die „Schuld“ von PISA ist, sondern
womöglich an einem suboptimalen Bildungssystem liegt, wenn
Schülerinnen und Schüler nicht die Inhalte vermittelt
bekommen, die bis zum Alter von 15 Jahren anderswo schon
behandelt worden sind.

S.o.: Wenn das nicht völlig Wurst ist, ob ich ein Thema zu Beginn oder in der Mitte eines Schuljahres behandle…

Vielleicht wird sich durch die von Dir schon angesprochenen
Bildungsstandards und ihre Überprüfung in der Zukunft etwas
ändern.

Überprüfung ja! Aber nur wenn auch die Chance für alle gleich ist!!
Fazit: PISA ist in dieser Form totaler Schwachsinn und reine Verschwenderei von Steuergeldern!!!
Das Geld könnte besser in die Bildung investiert werden!!!
Bevor eine solche Überprüfung durchgeführt wird muss doch sichergestellt werden, dass das zu Überprüfende beim Schüler vorhanden sein könnte bzw. müsste.

Schönen Tag noch,
Aragorn.

Hallo,

ich hatte keine Zeit, mir alle antworten durchzulesen. Falls dieser Link noch nicht gepostet wurde:

www.destatis.de

Da könntest du fündig werden.

Alles Gute,
sine

PISASTUDIE - Noch ein Demotivationskonstrukt
Hallo Stefan und Oliver,

Ich meine in der Pisastudie oder überhaupt wurde in Studien
gezeigt wie stark die Korelation von Bildung der Kinder und
Geld der Eltern bzw Bildung der Eltern ist

Da offenbart sich der Nachteil solcher Studien. Mit ihenen wird nur das festgehalten und verglichen, was über Fragebogen oder Bewertungstabellen erfasst werden kann. Doch all diese Werte sind genau genommen nichts wert.

den Zusammenhang zwischen mathematischen Kompetenzen der
Schülerinnen und Schüler und dem sozioökonomischen Status,
Bildungsabschlüssen der Eltern, kulturellen Besitztümern usw.
haben wir erfaßt.

Ich sehe es an meiner Tochter (den Noten nach kein Mathegenie). Unter normalen ruhigen Bedingungen ist sie durchaus in der Lage, anspruchsvolle mathamatische Aufgaben zu lösen. Doch im Unterricht, unter Prüfungsdruck oder unter dem Einfluss tagesabhängiger Stimmungen (Lehrerlaune oder Schülerkonflikte) versagt sie mitunter vollkommen.

ich meine es kam heraus, dass das Geld eher zweitrangig ist, da die
Kausalkette mehr bei der Bildung der Eltern zu suchen sei

Ich bin seit 15 Jahren in der Berufsausbildung tätig. Und mancher, von der Öffentlichkeit (einschl. Schule) zum Dummkopf abgestempelten Jugendlichen, der bei mir als sogenannter „Benachteiligter“ landete, stellte sich als durchaus leistungs- und lernfähig heraus.

Diese Begrifflichkeiten wie z.B. „Benachteiligte“, „Migranten“ usw. sind auf Ergebnisse wissenschaftlicher Studien zurückzuführen. Diese Begriffe kategorisieren Menschen und würdigen sie herab, weil die Begriffe missverständlich sind. Das hat fatale Auswirkungen auf diese Menschen, die von Behörden entsprechend der Kategorieeinteilung behandelt werden.

Die Pisa-Studie ist eine der vielen falschen Baustellen. Wir erreichen mit solchen Studien und Statistiken nicht die Eltern, die nunmal den Erziehungsauftrag inne haben. Im Gegenteil, wenn wir feststellen, dass das niedrige Bildungsniveau der Eltern Einfluss auf die Fortentwicklung der Jugend hat, dann schwächen wir das Selbstwertgefühl derer, die eigentlich aktiv werden müssten. Doch Motivation erfolgt nicht über Statistiken.

Und auch die Schule schafft es mit den PISA-Ergebnissen und veränderten Lehrplänen sowie neuerdings „Gruppenarbeit“ nicht, die familiären Defizite auszugleichen. So sehr diese Veränderungen in den Schulen prinzipiell zu begrüßen sind… wenn jedoch der Schulstoff im Unterricht nicht geschafft wird, weil man nicht begreift, dass Lehrplan und Gruppenarbeit nicht zusammengehören, und (meine) Kinder täglich 2 bis 4 Stunden Hausaufgaben machen müssen, um dem Lehrplan gerecht zu werden, dann ist das in meinen Augen ein sinnloses Ergebnis von PISA.

Das ist - wie gesagt - schwierig. Mit
Strukturgleichungsmodellen kann man sich der Sache nähern,
aber jedes Mal, wenn Kausalaussagen gemacht werden, sollte man
sich genauer hinschauen, inwieweit sie belastbar sind.

Es bleibt eine Herausforderung, die Wissenschaft und Politik nicht bewältigen können! Wir müssen Wege der Motivation finden - aber das geht über Studien nicht.

Herzliche Grüße
Sven Reinhardt