Planeten Kolonisieren?

Hallo zusammen!

Habe eine Kleine frage an die Raumfahrer Experten. Gestern auf der Kerwe hatten wir es über den Film „Melancholia“ http://de.wikipedia.org/wiki/Melancholia_(Film) „Wer es nicht kennt bitte durchlesen“

Wenn so ein Planeten jetzt nicht auf die Erde rasen würde. Wäre es Technisch möglich so einen Planeten zu besiedeln? bzw. was für Vorraussetztung muss so ein Planet haben? Ist es möglich das ein Tag dann ca. 5 Wochen hat?

Gruß
Markus

Moin,

http://de.wikipedia.org/wiki/Melancholia_(Film) „Wer es nicht
kennt bitte durchlesen“

nee, bitte keine Spoiler :wink:

Wäre es Technisch möglich so einen Planeten zu besiedeln? bzw.
was für Vorraussetztung muss so ein Planet haben?

Meine Ideen:
-Er muss die gleichen Temperaturen wie auf der Erde haben, zumindest in einzelnen Regionen. Also sagen wir mal zwischen 0…35°C
-Er muss eine Atmosphäre haben die genug Sauerstoff, keine giftigen Gase enthält und vor gefährlichen Strahlen auf dem Weltraum inkl Sonne schützt.
-Er darf ein wenig mehr oder evtl ein ganzes Stück weniger als die Erdmasse haben. Die menschlichen Gelenke und Muskel sind nicht dafür gebaut z.B. 3000N (~300kg) zu halten.
-…

Allerdings kann man, wenn man keine Energieprobleme hat, natürlich auch (fast) alles künstlich erzeugen. Aber ob die Menschen dass dann psychisch länger als ein paar Woche/Monate aushalten??

Ist es
möglich das ein Tag dann ca. 5 Wochen hat?

Du meinst Erdenwochen? Klar. Oder fünf Erdenstunden. Oder Sekunden. Ok, Sekunden nicht wegen der Fliehkräfte eher nicht :wink:

VG
J~

Um einen Planeten zu besiedeln sind einige Vorraussetzung nötig.
Erstmal muss der Planet selbst passen. Er muss alle zum Leben erforderlichen Stoffe bereitstellen. Also muss Wasser, freier Sauerstoff, und alle nötigen Elemente vorhanden sein. Der regelmäßige Transport wäre viel zu aufwendig.
Dazu muss das Klima stimmen. Es darf also nicht zu warm, kalt, windig oder sonstwas sein. Damit fallen Planeten deren Rotation so langsam ist, daß ein Tag 5 Wochen dauert aus. Planeten mit einer derart langsamen Rotation hätten zwischen Tag und Nacht viel zu extreme Temperaturschwankungen. Mit viel Glück könnten dort speziell an dieses Klima angepasste Lebenwesen (vermutlich nur Einzeller) leben, aber keine die an Irdische Verhältnisse angepasst sind. Die Tages- und Nachtzeiten müssten also zumindest ähnlich den uns gewohnten sein. Selbst die Jährlichen Schwankungen zwischen Sommer und Winter dürften nicht zu extrem ausfallen. Also nicht viel extremer als wir das von der Erde kennen.
Dazu kommt noch: Der Planet muss erreichbar sein. Wenn wir heute aufbrechen, um einen Planeten zu besiedeln, den wir aber erst in 100 000 Jahren erreichen, können wir uns das sparen. Wir kommen dort vermutlich nie an.

Insgesamt muss man also sagen: Mit viel Glück könnten wir den Mars an unsere gewohnten Verhältnisse anpassen. Sofern es uns gelingt die Atmosphäre so zu ändern, daß sie für uns brauchbar wird. Dann wird es dort auch wärmer. Nur das ist schon schwer genug. Andere Planteten, werden wir wohl so schnell nicht besiedeln…

Um einen Planeten zu besiedeln sind einige Vorraussetzung
nötig.
Erstmal muss der Planet selbst passen. Er muss alle zum Leben
erforderlichen Stoffe bereitstellen. Also muss Wasser, freier
Sauerstoff, und alle nötigen Elemente vorhanden sein. Der
regelmäßige Transport wäre viel zu aufwendig.

Ist ein bisserl problematisch. Unterm Strich ist das Zeuch entweder da oder es hat seinen Grund, dass es das nicht mehr ist, dann hats aber auch keinen Wert das hinzubringen. Jedenfalls bei Elementen bis Fe. Bei den anderen gebe ich dir recht.

Will sagen: Der Transport ist nicht so das Problem, schlimmstenfalls bringt man das Wasser von einem nahegelegenen Kometen rein. Wenn wir in der Lage sind lichtjahre entfernte Planeten zu besiedeln, werden wir das ja wohl hinbekommen :smile:

Insgesamt muss man also sagen: Mit viel Glück könnten wir den
Mars an unsere gewohnten Verhältnisse anpassen. Sofern es uns
gelingt die Atmosphäre so zu ändern, daß sie für uns brauchbar
wird. Dann wird es dort auch wärmer. Nur das ist schon schwer
genug. Andere Planteten, werden wir wohl so schnell nicht
besiedeln…

Können wir knicken. Das der Mars keine Atmosphäre hat, hat ja seinen Grund - er ist zu klein. Wenn du dort also massiv Gas hinbringst, geschieht das selbe, was mit den ursprünglichen Gasen des Mars passiert - alles ins All verloren. Wir können uns also querstellen, aber wir können dort trotzdem keine atembare Atmosphäre herstellen.

Super danke für die Infos!

Ehm. also das mit Tag/Nacht innerhalb von 5 wochen fällt also flach also bräuchten wir einen Perfekten planeten ( Größe und Rotation ) das wir darauf leben könnten.

Aber wäre es nicht Möglich mit der Heutigen Technologie z.b. einen Riesen Asteroiden zu beisiedeln und einfach durchs all Treiben zulassen?

Hallo,
der erste Schritt dazu ist ja schon von den Japanern und den Amerikanern gemacht worden, indem sie jeweils eine Sonde auf einen Asteroiden geschickt haben. Aber die sind ja alle direkt wieder abgehoben. Eine dauerhafte Besiedlung, wie z.B. in den berühmten Star Wars Filmen zu sehen ist schließe ich jedoch aus, da der Asteroid ja während seiner Reise ja an Substanz verliert. (-> Verlust von Eis bei sonnennahen Vorbeiflügen)

Dieser Artikel könnte helfen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Asteroid

Gruß Legolas95

Hallo,
einen Planeten zu besiedeln wäre rein technisch heute schon möglich. Die entscheidende Frage ist die des Geldes. Es wäre zum Beispiel sogar auch kein Problem eine Basis auf dem Mond zu errichten. Um auf dem Mars ne Station aufzubauen bräuchtest du auch Raumschiffe die große Mengen transportieren können und diese dann auch noch schnell dorthin bringen können. Experimentelle Antreibe dafür gibt es schon (-> Ionenantrieb). Diese sind jedoch teuer…

Gruß

Ich glaube du haust da Asteroiden mit Kometen durcheinander. Jedenfalls sollten Asteroiden nicht an Substanz verlieren auf ihrem Weg :smile:

Hallo,

so einen Planeten wie Melancholia kannst du nicht besiedeln. Dieser Planet war nur Gast in unserem Sonnensystem. Wenn du ihn besiedelt hättest, würde es nach kurzer Zeit sehr kalt werden. Der Planet würde nämlich das Sonnensystem später wieder verlassen.

Dukath

Hallo,

Können wir knicken. Das der Mars keine Atmosphäre hat, hat ja
seinen Grund - er ist zu klein. Wenn du dort also massiv Gas
hinbringst, geschieht das selbe, was mit den ursprünglichen
Gasen des Mars passiert - alles ins All verloren. Wir können
uns also querstellen, aber wir können dort trotzdem keine
atembare Atmosphäre herstellen.

Der Saturn-Mond Titan, der deutlich kleiner ist als Mars, hat eine dichtere Atmosphäre als die Erde. Wie dicht die Atmosphäre ist, ist also nicht allein von der Masse des Körpers abhängig. Daher wäre auch Mars prinzipiell in der Lage, eine dichte Atmosphäre zu besitzen. Man kann also rein theoretisch sehr wohl eine atembare Atmosphäre auf einem Planeten wie Mars herstellen.

vg,
d.

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Der Saturn-Mond Titan, der deutlich kleiner ist als Mars, hat
eine dichtere Atmosphäre als die Erde. Wie dicht die
Atmosphäre ist, ist also nicht allein von der Masse des
Körpers abhängig. Daher wäre auch Mars prinzipiell in der
Lage, eine dichte Atmosphäre zu besitzen. Man kann also rein
theoretisch sehr wohl eine atembare Atmosphäre auf einem
Planeten wie Mars herstellen.

Das sehe ich anders:

Titan und Mars unterscheiden sich von ihren geochemischen Ausgangsbedingungen ziemlich grundsätzlich. Der Mars ist ein terrestrischer Planet mit im Wesentlichen chondritischer Zusammensetzung. Titan besteht zum größten Teil aus flüchtigen Elementen. Will sagen auch Titan verliert Atmosphäre hatte aber von vorneherein wesentlich mehr davon - und gast wohl auch immer noch aus.

Darüber hinaus gibt es noch andere wichtige Aspekte. Der Sonnenwind ist da draussen viel schwächer und auch die Temperatur ist viel niedriger - beides sorgt dafür, dass der Schwund der Atmosphäre viel langsamer vonstatten geht als im inneren Sonnensystem. Insofern würde ich dir recht geben: allein auf die Gravitation kann man den Effekt nicht zurückführen, obwohl diese sicherlich ein wichtiger Faktor ist.

Aus diesem Grund ist aber deine Aussage, dass der Mars genausogut geeignet wäre eine atembare Atmospähre zu halten meiner Meinung nach falsch. Wie ich schon schrieb: Das der Mars keine Atmosphäre hat, hat seinen Grund - wie genau auch immer der aussah. Die geochemischen Ausgangsbedingungen waren in jedem Fall denen der Erde mindestens ähnlich.

Wenn man ausrechnen würde, wie groß der Schwund ist, und stetig die erforderliche Menge nachproduziert, ließe sich sicherlich eine atembare Atmosphäre erzeugen, aber nichts was von allein dauerhaft stabil bleibt.

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Hallo,

Titan und Mars unterscheiden sich von ihren geochemischen
Ausgangsbedingungen ziemlich grundsätzlich. […] Will sagen
auch Titan verliert Atmosphäre hatte aber von vorneherein
wesentlich mehr davon - und gast wohl auch immer noch aus.

Natürlich unterscheiden sich Titan und Mars, es ging mir darum, dass die Masse von Mars absolut kein Grund ist, wieso er keine dichte Atmosphäre haben sollte. Der Mars hatte vermutlich sogar mal eine dichte Atmosphäre, hat diese aber aus einer Reihe von Gründen zu einem großen Teil wohl im Laufe von vielen Millionen Jahren verloren.

Aus diesem Grund ist aber deine Aussage, dass der Mars
genausogut geeignet wäre eine atembare Atmospähre zu halten
meiner Meinung nach falsch. Wie ich schon schrieb: Das der
Mars keine Atmosphäre hat, hat seinen Grund - wie genau auch
immer der aussah. Die geochemischen Ausgangsbedingungen waren
in jedem Fall denen der Erde mindestens ähnlich.

Der Mars hat keine Atmosphäre mehr, weil ihm in erster Linie die Fähigkeit abhanden gekommen ist, die Atmosphäre durch Prozesse und Interaktionen mit der Kruste und dem Inneren regelmäßig zu erneuern. Hätte er solche Mechanismen noch, dann hätte er heute auch eine dichtere Atmosphäre.
Wenn man aber in der Lage ist, mit Terraforming eine Atmosphäre aufzubauen, dann ist man logischerweise auch in der Lage, die Verluste der Atmosphäre auszugleichen, also genau diesen Mechanismus wieder zur Verfügung zu stellen. Man muss also z.B. einfach nur den fehlenden Vulkanismus ersetzen, was im Vergleich zum Aufbau der Atmosphäre eine Kinderspiel ist. Schließlich emittieren selbst wir heute auf der Erde, ohne absichtlich Terraforming zu betreiben, etwa 100x mehr CO2 als alle Vulkane der Erde zusammen. Es sollte also für eine Zivilisation, die die Ressourcen hat, Terraforming zu betreiben, ein Kinderspiel sein, diese Atmosphäre auch zu erhalten und die geringen Verluste auszugleichen.

Wenn man ausrechnen würde, wie groß der Schwund ist, und
stetig die erforderliche Menge nachproduziert, ließe sich
sicherlich eine atembare Atmosphäre erzeugen, aber nichts was
von allein dauerhaft stabil bleibt.

Wer sagt denn, dass die Atmosphäre dauerhaft (über Jahrmillionen) stabil bleiben muss? Natürlich darf ein zu kolonialisierender Planet einen gewissen Atmosphärenverlust aufweisen. Wie gesagt ist der Aufwand zum Erhalt der Atmosphäre z.B. auf einem Körper wie dem Mars minimal, im Vergleich zum Aufwand der ursprünglichen Generierung der Atmosphäre. Und um das ging es ja eigentlich: Kann der Mars eine Atmosphäre gut genug halten, um ihn zu besiedeln. Und die Antwort ist ganz klar: Ja.

Und das sagen ja auch Leute, die sicherlich deutlich mehr Ahnung als du oder ich zusammen von der Sache haben:
http://ntrs.nasa.gov/archive/nasa/casi.ntrs.nasa.gov…
http://quest.arc.nasa.gov/mars/ask/atmosphere/Thick_…

Darüber hinaus gibt es noch andere wichtige Aspekte. Der Sonnenwind ist da draussen :viel schwächer und auch die Temperatur ist viel niedriger - beides sorgt dafür, :dass der Schwund der Atmosphäre viel langsamer vonstatten geht als im inneren :Sonnensystem.

Der Sonnenwind spielt vermutlich nur eine untergeordnete Rolle. Die Venus hat z.B. ebenfalls kein Magnetfeld und ist einem viel stärkeren Sonnenwind und viel höheren Temperaturen ausgesetzt, sowohl im Vergleich zum Mars als auch zur Erde. Sie hat dennoch eine um Größenordnungen dichtere Atmosphäre als beide zusammen. Die Verluste durch den Sonnenwind sind so gering, dass du keine wirklich großen Quellen für den Nachschub an Gasen brauchst (zumindest nichts das ein Problem zur Besiedlung darstellt), um die Atmosphäre zu erhalten.

vg,
d.

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Quantifizierung Atmosphärenverlust durc Sonnenwind
Nur um das mal zu quantifizieren, weil ich das vorhin vergessen habe:

Hier sind Abschätzungen des Atmosphärenverlusts von Mars durch den Sonnenwind (in Teilchen pro Sekunde) zu verschiedenen Zeiten (heute und vor 2.5 bzw 3.5 Milliarden Jahren, da die Sonne damals höhere UV-Emissionen hatte).

\textbf{Integrated Loss Flux in particles per second}

{\begin{array}{lrrr}
& \text{ ~6 EUV} & \text{~ 3 EUV} & \text{~~1 EUV}\
\text{Particle ~~~~~~~~ } & \text{(-3.5 Gy)} & \text{(-2.5 Gy)} & \text{(now)} \

\hline
\end{array}
}

{
\begin{array}{lrrrl}
\text{Sputtered O}&3.1 \cdot 10^{28}&1.8 \cdot 10^{27}&4.7 \cdot 10^{24} & \
\text{Exospheric O}&1 \cdot 10^{27}&5 \cdot 10^{26}&8 \cdot 10^{24}& \
\text{Pickup O}^+&3 \cdot 10^{27}&4 \cdot 10^{26}&6 \cdot 10^{24} & \
\text{Sputtered CO}_2&7.8 \cdot 10^{27}&6.4 \cdot 10^{26}&2.4 \cdot 10^{24}& \
\text{Escaped H}_2\text{O}&1.9 \cdot 10^{23}&1.4 \cdot 10^{27}&8.6 \cdot 10^{25}&
\end{array}
}

Quelle:
Loss of atmosphere from Mars due to solar wind-induced sputtering
Kass et al, Science, 05 May 1995: 697-699. DOI:10.1126/science.7732377 (PDF)

Aus diesen Teilchen-Flussraten können wir nun mit den Molaren Massen der Stoffe ausrechnen, wieviel das wiegt. Damit ergeben sich folgende Verlustraten in kg pro Sekunde:

\textbf{Atmosph"arenverlust in kg pro Sekunde}

{
\begin{array}{lrrrl}
\text{Teilchen} & \text{-3.5 Gy} & \text{-2.5 Gy} & \text{Heute} & \
\hline
\text{Sputtered O} & 830 & 48 & 0.1 & \
\text{Exospheric O} & 27 & 13 & 0.2 & \
\text{Pickup O}^+ & 80 & 12 & 0.2 & \
\text{Sputtered CO}_2 & 570 & 47 & 0.2 & \
\text{Escaped H}_2\text{O} & 0.0 & 42 & 2.6 & \
\hline
Sum & 1507 & 162 & 3.3 & \text{kg}/\text{s}
\end{array}
}

Wie man sieht, sind die Verlustraten, selbst in den Zeiten des größten Verlusts, als der Sonnenwind viel effektiver war, eher gering. Zum Vergleich: Die 1507 kg/s entsprechen etwa dem CO2-Ausstoß von Turkmenistan, die aktuelle Verlustrate von 3,3 kg/s entspricht in etwa dem CO2-Ausstoß der British Virigin Islands oder einer deutschen Kleinstadt. Es sollte wohl kein Problem für eine planeten-kolonisierende Zivilisation darstellen, solche Verlustraten auszugleichen und damit eine Atmosphäre auf dem Mars aufrecht zu erhalten.

vg,
d.

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Geht doch!
Hi ihr beiden Streithähne,

diesmal ist euer Disput wirklich interessant, und gibt mir Hoffnung für meine Nachkommmen in der x-ten Generation, die Hoffnung stirbt ja zuletzt.

Im Ernst, normalerweise ignoriere ich Diskussionen jenseits von Re^4, aber hier scheinen mir Argumente und Gegenargumente fundiert, und die „Wahrheit“ kann nichts vom geschriebenen ignorieren.

Gruß, Zoelomat

Stimmt… :smile: Danke!

Gruß