Hallo Hanna,
Besten Dank für diese Ausführungen!
gern geschehen! Ich freue mich immer, wenn gute Typografie produziert oder daran Interesse gezeigt wird.
Könntest Du noch Beispielsätze anführen? Unklar ist mir
nämlich, in welchen Fällen Gedankenstrich II einzusetzen ist.
Die Konvention, der man als Laie – oder auch als Fachmann in Zweifelsfällen – folgen sollte, besagt für das Deutsche, dass der Gedankenstrich II gar nicht verwendet wird. Mit »vor allem aus dem anglo-amerikanischen Satz bekannt« meinte ich, dass der Gedankenstrich II dort am weitesten verbreitet ist, wohl aber in anderen Sprachen oder (fälschlicherweise) im Deutschen auftauchen kann: Im französischen Satz beispielsweise habe ich ihn schon gesehen, um in Dialogen am Anfang der Zeile einen Sprecherwechsel anzuzeigen. Diesen Zweck erfüllt er recht anständig. »Fälschlicherweise« habe ich in Klammern geschrieben, da es für Typografie im deutschsprachigen Raum keine Institution gibt, der – wie dem DUDEN im Bereich Rechtschreibung, Grammatik etc. – eine gewisse Autorität zugebilligt wird. Folglich kann ich mich, wenn ich ein bestimmtes typografisches Mittel wähle, in vielen Situationen nur auf mein subjektives ästhetisches Empfinden und die Traditionen, die dieses geprägt haben, berufen.
Es gibt also Fälle, in denen sich die Verwendung des Geviertstrichs rechtfertigen lässt; wenn man unsicher ist, begeht man jedoch mit dem Gedankenstrich I (Halbgeviertstrich) in diesen Fällen keinen Fehler: Ein denkbarer Fall für den Einsatz des Geviertstrichs ist das Auslassen der Nachkomma-Nullen in Tabellen, das auf mich allerdings etwas antiquiert wirkt. Ich habe es mit mehreren Schriften ausprobiert: Mal kommt es gut hin, mal sieht es aus wie gewollt und nicht gekonnt, weil der Strich länger oder kürzer als zwei Nullen ausfällt. In letzterem Fall würde man vielleicht den Gedankenstrich (oder eine ganz andere Variante) wählen, um zu zeigen: Wir haben es gar nicht erst probiert bzw. sauber gelöst. Außerhalb von Tabellen wählt man bei Geldbeträgen übrigens stets den Halbgeviertstrich (€ 3,–). Ein anderer möglicher Fall ist der Monospace-Satz: So bezeichnet man die Arbeit mit Schriftarten, bei denen alle Zeichen in der Breite identisch sind. Das bekannteste Beispiel hierfür ist die »Courier« von Howard Kettler; man nennt solche Schriften auch dicktengleiche oder Festbreitenschriften. Hier wird die Unterscheidung zwischen horizontalen Strichen meist so gehandhabt, dass diese ein gedachtes weißes Rechteck mehr oder weniger ausfüllen. Ich habe dazu eine kleine Illustration hochgeladen:
http://home.arcor.de/wer-weiss-was/striche.png
Wie man sieht, unterscheiden sich Divis und Halbgeviertstrich vornehmlich durch ihre Strichstärke, nicht durch ihre Länge. Da diese feine Differenzierung bei schlechten Displays oder Ausdrucken verloren gehen kann, würde ich in diesem Fall unter Umständen den Geviertstrich als Halbgeviertstrich einsetzen – oder, lieber, eine Schriftart wählen, die den Unterschied deutlicher macht. Bei der Monospace-Schrift »Consolas«, die mit Windows Vista und Office 2007 mitgeliefert wird, ist dies beispielsweise besser gelöst.
Ich hoffe, dir damit weitergeholfen zu haben.
Schöne Grüße
Christopher