Zwar hat nicht die Partei immer recht, wie es einst in der DDR besungen wurde, und auch berichtet die Tagesschau nicht, wie damals „drüben“ die Aktuelle Kamera, von der Partei, aber ich gewinne mehr und mehr den Eindruck, hierzulande haben immer die Partei_en_ recht.
So berichtete die heutige Tagesschau um 20 Uhr über den Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen, und dabei wurde auch von Edmund Stoiber, dem CSU-Parteitag und der CSU-Wahlkampfunterstützung für die Schwesterpartei gesprochen. Eingang in diesen Bericht fanden auch Aussagen von SPD, Grüne und FDP zum Wahlkampf.
Nun kann ja jede Partei ihren Parteitag abhalten und können Parteipolitiker politische Forderungen stellen, nur: Warum muß man das immer wieder brühwarm in den Nachrichtensendungen vernehmen? Und warum soll jede (meist parteipolitisch gefärbte) Wortblähung irgendeines Politikers eine Nachricht wert sein?
Warum überhaupt wird den etablierten Parteien soviel Platz in den Medien eingeräumt? Wenn nämlich der Vorsitzende irgendeiner kleinen Partei ebenfalls seine Meinung zu einer gerade stattfindenden Diskussion abgibt, wird diese ja auch nicht veröffentlicht. Aber sobald Stoiber mal „Äh“ sagt, Merkel sich den Kopf am Mikro stößt und Schröder seine unruhige Hand zeigt, beginnen Redakteure in Zeitungen und Fernsehen zu diskutieren, was diese Politiker damit wohl aussagen und erklären wollten.
Wenn schon, dann gleiches Recht für alle; es heißt doch so gerne, wir besäßen hierzulande einen Meinungspluralismus. Dann möchte ich zu einem Thema nicht nur die Aussage eines rhetorikgeschulten Berufspolitikers hören, sondern auch die von der kleinen Partei X und Y und Z, damit ich mir bei der nächsten Wahl tatsächlich meine Meinung frei bilden und überlegen kann, ob ich nicht vielleicht einmal eher eine solche kleine Partei, deren Name ich häufig erst auf dem Wahlzettel kennenlerne, wähle. (Denn nach sechzehn Jahren CDU/CSU/FDP und bald acht Jahren SPD/Grüne können diese Parteien mir nicht mehr erzählen, daß sie es besser machen: ihr „Erfolg“ ist sichtbar!)
Schon vor vielen Jahren forderte Wolf Schneider in seinem Buch Unsere tägliche Desinformation, es sollten in den Nachrichten nicht so viele Sontagsreden der Politiker erwähnt werden. Recht hat der Mann noch immer - und nach wie vor nicht die Partei(en)!
Marco