Hallo Michael,
also zunächst würde ich dem Erstwähler erklären, dass die Politik auf kommunaler Ebene (im Vergleich zur Landes- und Bundespolitik sowie Europapolitik) immer sehr konkreten Einfluss auf das alltägliche Leben hat.
Ich will sagen, dass im Rahmen der Kommunalpolitik sehr bürgernahe Entscheidungen getroffen werden, die mit der Beteiligung an der Wahl und eventuell mit Engagement in den lokalen Parteien oder durch einen Besuch in der Ratsversammlung/Gemeinderatssitzung auch direkt beeinflusst werden können. Auf den höheren Ebenen ist dies nur bedingt/mit höherem Aufwand möglich.
Das macht die kommunale Ebene gerade für die jungen Erstwähler interessant. Denn deren Belange werden zu großen Teilen auch auf dieser Ebene entschieden.
Als Beispiel wäre die Bildungspolitik zu nennen, die auf Bundesebene nur mit großen Zielen und Vereinbarungen gestaltet wird, auf Landesebene etwas spezifischer ausformuliert wird und erst auf der kommunalen Ebene wirklich umgesetzt wird. Denn ob eine Schule oder ein Kindergarten in der Stadt gebaut/modernisiert o.ä. wird, dass entscheidet die Stadt/Gemeinde und dann werden Gelder von den höheren Ebenen hinzugeholt.
Noch konkreter wird es in der Kulturarbeit, die je nach Zusammensetzung des Gemeinderates dementsprechend auch Gelder für Theater, Kulturzentren für Jugendliche und diverse Veranstaltungen bereitstellen kann und diese auch genehmigen kann.
Desweiteren sind auch die infrastrukturellen Entscheidungen, wie Straßenbau (Radwege etc.) Gemeindesache.
Wichtig für Erstwähler dürften auch die Sport- und Freizeitanlagen innerhalb der Kommune sein. Fussballplätze, Schwimmbäder sowie Spielplätze und Parkanlagen werden überwiegend von den Städten und Gemeinden mitfinanziert und auch aufrecht erhalten.
Ein weiterer wichtiger Punkt für Erstwähler sind auch immer die Zukunftsentscheidungen einer Stadt oder Gemeinde, die den Wirtschaftsbereich betreffen. So können kommunale Entscheidungen starken Einfluss auf die Ansiedlung von Gewerbe ausüben, wodurch Ausbildungsplätze entstehen und die jungen Wähler Jobchancen vor Ort wahrnehmen können.
Ich habe somit einen schon relativ breiten Fächer an Themen aufgeschlagen, der durch die Wahl auf kommunaler Ebene beeinflusst wird.
Wichtig um Erstwähler zu motivieren ist somit wohl die Verbindung des Wählers mit den konkreten Themen die in einer Gemeinde gerade auf der Tagesordnung stehen (oder unbedingt noch drauf sollten) herzustellen.
Ich habe oft den Eindruck, dass die Parteien sich im Wahlkampf oft nicht auf die Themen vor Ort beziehen und deshalb gerade dem Erstwähler nicht bewusst gemacht wird was er für sich mit seiner Stimme beeinflussen kann.
Meist ist dem Wähler auf kommunaler Ebene auch nicht bewusst, dass sie mit ihrer Stimme dafür sorgen die eventuell gut verwaltete und regierte Gemeinde in ihrem Zustand zu bewahren. Denn wenn der zufriedene Nichtwähler am Wahltag zuhause bleibt, gibt es mehr Raum für eventuell aktive extreme Parteien/Kandidaten. Die werden dann ihre Weltanschauung in die Kommunalpolitik tragen und statt der Städtepartnerschaft mit Ankara und dem internationalen Sportfest lieber den leerstehenden Gasthof an Jürgen Rieger verpachten (es gibt natürlich analog zu betrachtende Aktivitäten am anderen Ende des links-rechts-Spektrums).
Abschließend will ich sagen, dass alle politische Teilhabe wichtig ist und zum Funktionieren einer Demokratie als fundamental gilt. Jedoch ist die Konkretheit des Politischen auf der Kommunalebene durchaus leicht darstellbar, während es schon bei der Landespolitik etwas abstrakter wird.
Also viel Erfolg beim Motivieren!
Gruß, hugo
PS: In welcher Form soll das denn in ein Glossar einfließen?