Politische Bildanalyse: die Macrons und die Trumps

Hallo!

Zwei inszenierte Bilder.
Vor allem das erste beeindruckt mich sehr stark, wobei es mir nicht um das abgedroschene Motiv des gemeinsamen Baumpflanzens geht, sondern v.a. um die Positionierung und Posen der beiden Frauen.

und

(Quellen: jeweils Münchner Merkur, 25. April 2018, S. 1 bzw. S. 4)

Wer mag was zur Analyse der Bilder beitragen?

Gruß
F.

Hi,

Melania scheint heranzuschreiten. Bei Frau Macron hatte ich sofort die Assoziation Twiggy

Ansonsten ist es eben das übliche Gedöns „man(n) pflanzt einen Baum“ (man arbeitet zusammen an einem Zukunftsprojekt). Im zweiten Bild stehen die Herrscher mehr im Mittelpunkt.

Welche tiefenpsychologischen Erkenntnisse verbirgst Du vor uns (farblich abgestimmte Krawatten)?

Gruß
vdmaster

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Was willst du denn da analysieren? Das sind doch keine arrangierten Psosen und Positionen.! Es sind lediglich bescheuert ausgesuchte Schnappschüsse, bzw.
Standfotos aus Bewegungsabläufen.

hier gibt es eine zugehörige Filmsequenz. (nach unten scrollen, der Spot von euronews).

Gruß
Metapher

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Ich bekomm da selbst gar keinen Zugang.
Zum Baum-Pflanzen natürlich, das ist ein Standardmotiv, aber sonst?
Gerade das erste Bild wirkt total strange auf mich, wie eine Szene aus einem Film. Und beide Bilden wirken ein bisschen wie Fotomontagen, was v.a. mit den Körperhaltungen der beiden Damen zu tun hat.

Politisch betrachtet fällt mir immer wieder auf, dass Melania Trump genau das überhaupt nicht ist als das sie geheimhin betrachtet wird, nämlich „bloß schmückendes Beiwerk“. Sie hat schon ziemlich starke Bilder geliefert.

Mei, sonst: Die beiden buddeln um die Wette und Donald hat seinen Haufen natürlich als erster geschafft. Eh klar,

Deine Twiggy-Assoziation finde ich gut. Gar nicht so Twiggy selbst, aber 60er-Jahre-Bezug triffts gut für mein Empfinden. Wie Szenen aus einem alten Agententhriller aus der Zeit des Kalten Kriegs.

Gruß
F.

Das sehe ich ganz anders.

Die „Filme“, aus denen die Bilder genommen sind, zeigen doch selbst geplante Abläufe.
Außerdem wird ja jemanden (bzw. mehrere Personen) genau diese Standfotos ausgewählt haben, um sie massenhaft zu verbreiten und damit etwas auszudrücken. Wer immer das getan hat, er hätte ja z.B. der Gruppenfoto-Sequenz leicht ein „normaleres“ Standfoto entnehmen können, eins auf dem Melania Trump wie die anderen drei in die Kamera schaut, und nicht in seltsamer Pose aus dem Bild läuft. Oder eins, auf dem Macrons Frau nicht in dieser doch sehr bemerkenswerten Körperhaltung am Rand der Szene steht.

Von „Schnappschuss“ kann auf gar keinen Fall die Rede sein. Die Bilder sind das Ergebnis geplanter Abläufe und (mehrfacher) Auswahlprozessen.

Gruß
F.

Wie immer :slight_smile:

Eben. Also könntest du in diesem Fall bestenfalls eine „politische Analyse“ des Redakteurs machen, der die Fotos ausgewählt hat.

Der Bewegungsablauf ist derweil so trivial: Brigitte geht mit großen Schritten aus der Kameraperspektive, körpersprachlich eindeutig, daß sie denkt, die Frauen sollen bei diesem „Männerding“ nicht mit aufs Bild. Melania ist anderer Meinung und geht zurück in die Position zwischen den Männern, winkt Brigitte zu sich, was diese dann, sich zurückdrehend - mit wiederum großen Schritten - auch tut. Man sieht, daß das Tapsen auf dem Rasen mit High Heels nicht ganz einfach ist.

Auf dem anderen Bild (nachher), dreht sich Melania gerade um bzw. weg vom Kamera-Posing. Als erste von den Vieren. Dabei bläht sich ihr weites Kleid auf, so daß es so aussieht, als sei sie schwanger.

Was sagt uns das also über die „Professionalität“ oder ggf. über die sarkastische oder böswillige oder kabarettistische Absicht der Bildredaktion?

Das als bewußt positioniertes Szenarium zu interpretieren (Brigitte ist keineswegs bescheuert, und Melania, über deren heikle Beziehung zum Potus viel bekannt ist, im Unterschied zu diesem ebenfalls nicht), wäre etwa so, als wolltest du von einem Foto die Mimik eines Gesichtes „analysieren“ von einer Person, die gerade dabei ist, zu niesen - und du wüßtest das nicht, oder du würdest diese Möglichkeit zumindest nicht in Erwägung ziehen.

Hättest du jedenfalls zuerst die Filmsequenz gesehen und danach erst deine Fotos, hättest du sicher deine Frage nicht gestellt. Oder vielmehr nach der „politischen“ Absicht der Bildredaktion und nicht der der beiden Frauen. Stimmt’s?

Gruß
Metapher

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So, wie sich die beiden verstehen, braucht es die Frauen gar nicht. Und Trump wird endlich mal von jemanden in den Arm genommen, der nicht dafür bezahlt wird.
Nebenbei zeigt Macron der Mutti mal den dicken Finger.

Soon

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Nö. Die wird grad von Donald auf die Schippe genommen :wink:

Vor allem zu Bild 1 war mein erster Gedanke „Der Kameramann war früher Modefotograf“ :smile:

Aber gern:
Besonders auf Bild 2 wirken die Frauen, als hätten sie das dritte Glas Champagner intus und nix besseres zu tun als das süße Leben zu genießen, während die Männer mit ernster Miene wahrscheinlich gerade über die globalen Probleme nachdenken, die es zu lösen gilt.

Gruß,

Kannitverstan

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Wobei es sich ja um die Auswahl der Redaktion handelt. Vielleicht hat da mal einer zwei Semester Kunst stupiert.

Absolut. Aber die Auswahl oblag eben nicht den Dargestellten.

Twiggy wg. des Trenchcoats, wobei Twiggy für Madame schon einen stilbildenden Bezug haben könnte. Und mein zweiter Fotolink ist ja nun die Quintessenz für europäische Agententhriller der 60er.

Gruß
vdmaster

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Hehe :wink:

[quote][quote=„FBH, post:6, topic:9431976“]

Außerdem wird ja jemanden (bzw. mehrere Personen) genau diese Standfotos ausgewählt haben

[/quote]

Eben. Also könntest du in diesem Fall bestenfalls eine „politische Analyse“ des Redakteurs machen, der die Fotos ausgewählt hat.
[/quote]

Ja, das passt doch.
Sozialwissenschaftlicher Bildanalyse gehts ja weit weniger darum, wer die Bilder, die zirkulieren, mit welchem subjektiv gemeinten Sinn geschaffen hat, sondern vorrangig um den ‚objektiven‘ Bildgehalt.
Dazu unten.

Das ist völlig richtig, aber darum gehts m.E. ganz und gar nicht.
Es gibt verschiedene Ebenen, mindestens diese beiden:

  1. Die Inszenierung des Trump-Macron-Treffens, das fraglos vorrangig auf Inszenierung angelegt war. Völlig klar, dass da nicht alles bis ins Detail durchchoreographiert war, aber der Rahmen war einer der Inszenierung (die Kleidung, die hohen Absätze, die Melania fast schwebend erscheinen lassen, das Baumpflanzen, die idyllische Garten-Szenerie usw.)
  2. Die Auswahl des Bildes (aus einer großen Fülle möglicher Bilder) das für passend erachtet wurde, auf S.1 das Trump-Macron-Treffen, in seiner Stimmung, seinem Symbolgehalt usw., visuell zu repräsentieren.
    Das halte ich für absolut sinnvoll analysierbar. Natürlich kann man nicht sagen, genau dieses Bild haben Trump/Macron und ihr Stab exakt so arrangiert. Die haben nur den Rahmen vorgegeben. Das Bild ist ein „Gemeinschaftsprodukt“, aber deshalb beileibe kein Zufallsprodukt („Schnappschuss“).

Ich hätte meine Frage stärker auf die Ebene 2 zugeschnitten, das stimmt.
Aber an meiner Faszination für das obere Bild ändert die Kenntnis der Filmsequenz gar nichts, denn um eine „Intention des Künstlers“ gings mir ja gar nicht. Klar spielts aber natürlich für die Interpretation eine große Rolle, ob das ein offizielles Einzelbild oder ein von Redakteuren ausgewähltes ‚Standbild‘ aus einer Filmsequenz ist. Das will ich gewiss nicht leugnen.

Gruß
F.

Die Auswahl nicht.
Die Szenerie aber schon.
Insofern ist das Bild halt eine Mischung aus Selbstdarstellung (des Treffens) und quasi Interpretation des Treffens (durch die Redakteure).

Absolut!

Gruß
F.

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Danke!
Empfinde ich ganz ähnlich.
Und ich glaube, dass das durchaus auch ein die gewollte Inszenierung des Treffen sein sollte: mächtige Männer, schöne Frauen, Champagner, tatkräftig anpacken, Männerfreundschaft, Familientreffen im Idyll, aber eher elegant als spießig-muffig.

Gruß
F.

Ja, aber die inszenierte „Männerfreundschaft“ wird durch die Anwesenheit der beiden Ehefrauen zur „Familienfreundschaft“ und dadurch authentischer wirkend, gefestigter, emotionaler.

Inwiefern auf den beiden Bildern?

Gruß
F.

Na ja was soll man da sagen, die Frau vom Blonden könnte seine Tochter sein und die Frau vom kleinen Macron könnte seine Mutti sein :slight_smile:

Ein bisschen abstrakter gedacht. Wir sehen hier zwei „glückliche“ Paare, die einen Baum pflanzen. Im Nachgang (eigentlich vorher auch schon, deswegen überhaupt meine Einlassung) betrachtet, zeigt Macron der Kanzlerin, wie man mit Trump umgehen muss. Schau dir mal an, wieviel Zeit Trump der mächtigsten Frau der Welt eingeräumt hat und wie lange Macron da war. Dass das alles inszeniert war, tut der Sache keinen Abbruch.
Fakt ist, dass Mutti mit Trump nichts anfangen kann und Trump (bei seinem Frauenbild auch kein Wunder. Intelligente Frauen kommen in seiner Welt nicht vor.) auch nichts mit Mutti. Vielleicht hätte sie ihren Mann mitnehmen sollen?

Soon

Gar nichts kann man aus solch willkürlich ausgewählten Fotos schließen. Comedysendungen leben davon dass Politiker im Laufe des Tages die ein oder andere seltsame Körperhaltung annehmen bzw. Grimasse schneiden - eben weil es bei oft fotographierten Personen immer wieder vorkommt dass sie nicht darauf bedacht sind gut rüber zu kommen.

Das ist ja oben bereits diskutiert worden …
Willkürlich ausgewählt‘ bedeutet ja eben gerade, den Willen hinter dem Bild bzw. der Auswahl des Bildes auszumachen.

Gruß
F.