Aus: http://www.e110.de/
" Polizeipanne provozierte möglicherweise schwere Krawalle in Berlin
Berlin (dpa/bb) - Zwei Tage nach den Straßenschlachten am 1. Mai
in Berlin-Kreuzberg ist die Polizei wegen einer möglichen
Einsatzpanne unter massiven Beschuss geraten. Sie soll mit einer
Lautsprecherdurchsage Demonstranten aufgefordert haben, in Richtung Mariannenplatz zu gehen, wo zu diesem Zeitpunkt ein großes Familienfest im Gange war. Dort sollen Randalierer aus der Deckung von Frauen und Kindern heraus Steine auf die Polizisten geschleudert haben. «Wir gehen der Sache nach, befinden uns aber noch in der Prüfungsphase», sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag.
Einsatzleiter Gernot Piestert hatte erklärt, sollte dies
tatsächlich so geschehen sein, sei es aus polizeitaktischer Sicht
«töricht» gewesen. Die «Abendschau» des SFB-Fernsehens verbreitete einen Mitschnitt der Lautsprecherdurchsage, in der die Demonstranten gebeten wurden, sich einzeln oder in kleinen Gruppen Richtung Mariannenplatz zu bewegen.
Der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Roland Gewalt,
räumte einen möglichen schweren taktischen Fehler der Polizei ein, «der nicht hätte passieren dürfen». Vertreter von SPD und PDS forderten eine rasche und genaue Aufklärung.
Innensenator Eckart Werthebach (CDU), der mit dem erstmaligen
Verbot der linksautonomen Demonstration und einem Rekordaufgebot von 9000 Polizisten das jährliche Gewaltritual durchbrechen wollte, war wegen seines Sicherheitskonzepts bereits von der Gewerkschaft der Polizei und auch vom Koalitionspartner SPD scharf kritisiert worden.
Die Berliner Innenverwaltung wollte sich am Donnerstag nicht zu den neuen Vorwürfen äußern. Auch die Gewerkschaft der Polizei lehnte eine Stellungnahme dazu ab.
Nach den Krawallen, bei denen mehr als 600 Personen festgenommen und 166 Polizisten verletzt worden waren, wurde gegen 36 mutmaßliche Straftäter Haftbefehl erlassen, teilte die die Justiz mit. Ihnen werde schwerer Landfriedensbruch, schwerer Widerstand gegen die Polizei und versuchte gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. 27 erhielten gegen Auflagen Haftverschonung. 12 der 36 Personen seien Jugendliche und Heranwachsende. Bis zur Anklageerhebung könne es mehrere Wochen dauern."