Polnisch-deutsche Übersetzung überprüfen/ kirchengeschichtlicher Kontext

Hallo,

ist von den Polnischkennern noch jemand da?

Ich habe hier ein paar Stellen mithilfe von google translate und meinen rudimentären Polnischkenntnissen übertragen und bräuchte jemanden, der es gegenliest. Es sind Literaturangaben oder Überschriften, die übersetzt werden sollen. Die drei fraglichsten schreibe ich hier rein.

(Ja, eigentlich gibt es eine Übersetzerin, die man fragen könnte. Aber die Zeit drängt und sie ist vermutlich die Tage nicht erreichbar. Ich bin selbst um Hilfe gebeten worden und frage jetzt Euch weiter.)

Ich (bzw. der ursprüngliche Frager) würde mich sehr über kundige Hilfe freuen!

  • Zasięg terytorialny języka polskiego w kazaniach na Warmii i Powiślu według akt wizytacyjnych diecezji warmińskiej z lat 1839-1858

-> Der räumliche Geltungsbereich der polnischen Sprache in Predigten in Ermland und Powiśle nach den Visitationsberichten (??/ Visitationsunterlagen/ Singular?) der Diözese Ermland aus den Jahren 1839-1858

akt wizytacyjnych ist doch Singular, oder?? Ist das dann einfach die Visitationsakte für die Jahre 1839-1858, also der Ordner oder eine Liste, in dem/der Eintragungen aus verschiedenen Visitationen gemacht wurden?

  • Sprawa polska ludności katolickiej na terenie diecezji warmińskiej w latach 1870-1914

Was mich irritiert: polska ist f Nominativ, stimmt’s?

-> Die polnische Angelegenheit (???) der katholischen Bevölkerung im Gebiet der Diözese Ermland in den Jahren 1870-1914

Oder doch: Die Sache der katholischen polnischen Bevölkerung…?

  • DEPOZYTY GMIN WIEJSKICH I WYZNANIOWYCH - REP. 132 B

-> Die Depots (Finanzen - evtl. erschließt sich aus dem Kontext noch das passende Wort) dörflicher und religiöser Gemeinden.

Wofür könnte REP. stehen? Band, Abschnitt, …?

Viele Grüße,

Jule

Servus,

seit 17. April gibt es sogar einen neuen Polnischkenner hier. Lass mal schauen, ob er sich zu erkennen gibt.

Schöne Grüße

MM

Hallo MM,

ich bin gespannt…
Du möchtest mir nicht sagen, wer es ist, auf dass ich ihn anschreiben kann?

Hach, waren das Zeiten, als es noch eine richtige Expertensuche gab!

Jule

Hallo Jule,

ich glaub nicht, dass Enno B, bekannt aus dem Steuerbrett und benachbarten Gefilden, etwas dagegen hat. Es könnte höchstens sein, dass ihn sein Vergnügen an Präzision davon abhält, eine Aussage über etwas zu treffen, was er nur fast sicher weiß.

Schöne Grüße

MM

Hallo,

hab vielen Dank! Ich hab mein Glück versucht. Mich wundert ja schon, dass Du Dich nicht auch noch mit der Aktenführung der Visitationsberichte im Ermland des 19. Jahrhunderts auskennst.

Hast Du eigentlich neulich meine PN mit der Teefrage bekommen?

Viele Grüße,

Jule

Wie doch die Zeit vergeht, wenn man sich amüsiert…

Aber das Lob ist weit übertrieben, insbesondere wenn es um Fachtexte geht. Mein Polnisch stammt eher von der Straße…

Weit kommen wir hier mit mir leider nicht.

„akt“ kann hier auch eine „Handlung“ sein, wir benutzen das Wort auch in dieser Weise (Akt der Nächstenliebe). In Verbindung mit dem według würde ich es wohl recht frei mit „nach den Erhebungen in der Diözese…“ wiedergeben.

Nein, hier ist es Adjektiv, also richtig:

Keine Ahnung, ich hätte hier „art.“ erwartet. Vielleicht was Ähnliches.

Ich sachja, weit her isses nich mit meinen Kenntnissen. Zum Fluchen reicht’s grad noch so.

Hallo Enno,

danke, dass Du Dich meiner Frage annimmst!

ja - aber da ludności im Genitiv steht, müsste polski doch dann auch im Genitiv stehen, oder nicht? Bei katolickiej kommt es ja hin, wenn ich meine Deklinationstabellen richtig lese. Ich hätte so etwas wie „sprawa ludności polskiego katolickiej“ erwartet, wenn sich polski auf ludności bezieht.

Liege ich da falsch?

Viele Grüße,

Jule

Hm ja, da muss ich dir zustimmen.

Dann kann sich polska ja nur auf sprawa beziehen.

Oder der Autor ist im Polnischen so ein „Könner“ wie so mancher deutschschreibender Autor im Deutschen :-/

Hallo,

google übersetzt „sprawa polska“ mit „Polnisch-Affäre“, was ich sehr hübsch finde*. „Die Polnisch-Affäre der katholischen Bevölkerung“ dürfte ein heißes Eisen sein - es klingt doch durchaus anrüchig, oder?

Es geht wohl im Zusammenhang darum, wieviel Deutsch und wieviel Polnisch in den Gemeinden gesprochen wurde. Aber ich finde keine passende Wiedergabe für sprawa polska.

Jule

*Ja, klar, der Umweg übers Englische macht sich bemerkbar.

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:-))

Und wahrscheinlich muss man mehr vom Text kennen, um ihn interpretieren zu können.

Ich hab es vor mehr als 10 Jahren mal mit der polnischen Abgabenordnung versucht. Ich hab es aber alsbald aufgegeben.

Hallo,

holla, die Waldfee! Respekt.

Ich hab in und für ein paar Urlaube mir so ein bisschen Polnisch-Anfänge angeeignet, aber dann aufgegeben, als es anstrengend wurde. Ich kann ganz fließend sagen „Nie mówię po polsku“, viel weiter reicht es nicht, leider. „Nie rozumiem“ ist immer noch eine hilfreiche Antwort.

Die Textstellen sind Literaturangaben, die genannt werden und zusätzlich übersetzt werden sollen. Wir haben uns im ersten Fall auf „Visitationsakte“ geeinigt, „sprawa polska“ wird wahrscheinlich einfach seeehr allgemein die „polnische Sache“ (da müsste man sich wahrscheinlich die Quelle ganz zu Gemüte führen, um genau zu wissen, was gemeint ist). Und das REP. in der dritten Stelle bleibt so stehen - das gibt ein Ordnungsverzeichnis in einem Archiv an.

Danke für Dein Bemühen!

Jule

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Respekt ist da nicht nötig. Ich hatte einfach eine polnische Freundin, die kein Deutsch konnte. Unsere Beziehungssprache war polnisch, und so lernte ich doch so einiges von der polnischen Sprache und der polnischen Denke.

Und da das Steuerrecht ja ohnehin meine Profession ist, lag das nahe, also das mit der AO.

Ich war nach Ende der Beziehung lange nicht in Polen. Zuletzt 2013 zu Weihnachten in Krakau und danach im März 2015 zu meinm 50. Geburtstag in Auschwitz - schönes Städtchen übrigens, man muss sich nur freimachen im Kopf, um das zu sehen.

In beiden Fällen war ich erstaunt, dass nach langen Jahren des Nichtsprechens ein so leichter Einstieg möglich war. Ich hatte zur Sicherheit ein kleines Wörterbuch mitgenommen. Hab es aber in Auschwitz weggeschmissen - ich brauch das nicht.

Die „polnische Sache“ also „sprawa polska“ verstehe ich eher intuitiv als den polnischen Grundgedanken des Seins. In Deutschland heißt das wohl eher Leitkultur. Da empfinde ich „sprawa polska“ als angenehmer.

Da ich außer Auschwitz (Stadt) auch Auschwitz (Lager) gut kenne, weiß ich, dass die Polen schon damals zwischen „niemcy“ und „hitlerowcy“ zu unterscheiden wussten. Diese Erkenntnis hat mir Respekt eingeflößt.

So dachte ich mir das.

Pozdrawiam serdecznie.

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Hallo,

ich meine inzwischen herausgefunden zu haben, dass „sprawa polska“ die „Polenfrage“ ist, als feststehender Begriff. Z.B. hier: http://www.hausschlesien.de/seiten/napoleon/HS_Napoleon_1000x1700_11.pdf

Und ich hätte da noch eine Frage: „Biskup Thiel wobec języka polskiego“ Google translate übersetzt „Bischof Thiel gegen die polnische Sprache“. Wenn ich mir die Wörterbucheinträge zu wobec so anschaue, scheint es mir eher gegenüber, angesichts, wegen zu bedeuten - aber ich bin nicht sicher. Und es kann sein, dass sich der Bischof gegen die polnische Sprache (deren Verwendung in der Kirche in Ostpreußen) ausgesprochen hat. Kannst Du vielleicht einschätzen, was wobec meint?

Ja, in Bezug auf Auschwitz habe ich mir auch gedacht: Wenn, dann mal für ein paar Tage in die Stadt und von da aus ins Lager. Beides kennenlernen, Zeit haben für Vergangenheit und Gegenwart. Ich hab mir das bisher aber nicht zugemutet.

Ich finde Polnisch wirklich alles andere als einfach, deswegen trotzdem: Respekt. Und ein bisschen Neid : -)

Viele Grüße,

Jule

Da hätte man auch drauf kommen können. Es liegt ja nahe.

Bei „wobec“ bin ich deiner Ansicht.

Polnisch ist nicht schwer. Anders als das Deutsche wird das Polnische stets so ausgesprochen, wie es geschrieben steht, das macht schon mal die Vokabeln einfacher. Unregelmäßige Verben, das Konzept unvollständig/vollständig, abweichende Geschlechter (die Kaffee) und abweichende Grammatik geht irgendwann fast ins Blut über.

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Hallo,

danke - dann schreibt der gute Bischof einfach „über“ die polnische Sprache, das ist hübsch allgemein und kann so verkehrt nicht sein.

Das sagst Du so! Ich finde schon die Deklinationen zum Verzweifeln. Da hilft wahrscheinlich nur Sprachpraxis ohne Ende. Aber mit der Aussprache hast Du recht, das hilft sehr.

Wie hast Du denn damals gelernt? Nur über Deine Freundin oder zusätzlich auch systematisch mit Lehrbuch oder Kurs?

Viele Grüße,

Jule

Die Deklinationen folgen doch fast immer bestimmten Mustern…

Ich hatte damals einen Unfall in Polen beim Tanken (ich habe seinerzeit grenznah gewohnt). Mir ist ein Pole ins Auto gefahren.

Die Frau meines damaligen Chefs ist Polin, sie hat mir geholfen, die Sache abzuwickeln. Als Dank hab ich ihr versprochen, polnisch zu lernen und setzte mich in die Volkshochschule. Mir ging der Fortschritt dort aber zu langsam und nach einem Monat hatte ich das Lehrbuch durch, während die anderen noch bei Letion 4 waren. Ich hörte auf mit dem Kurs und fing an, oft und lange in Polen herumzustreifen und Leute kennenzulernen.

Da lernte ich eine junge Frau kennen, und der nächste Schritt des Spracherwerbs ging quasi von selbst.

Also mal was anderes als „beim Skat gewonnen“.

Immerhin bin ich mal auf der Rückfahrt von Krakau in einen Zug voller Soldaten gestiegen, die auf dem Weg zur Kaserne waren. Und wie sich Soldaten unterhalten und wie sie sich benehmen, kannst du dir denken. Es hat aber niemand gemerkt, dass ich gar kein Pole war.

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Hallo Enno,

dafür muss man in der beschriebenen Situation nur insgesamt ein Wort Polnisch können…

Schöne Grüße

MM

Ja. „kurwa“.

Oller Verräter.