Servus,
erstmal vielen Dank, dass Du auf die Rückfrage und Empfehlung reagiert hast.
Zuerst die Nachricht, die Dich vielleicht enttäuschen wird: Das Bild ist Dutzendware, und dass der Name „R. Reuter“ nicht weiter bekannt ist, ist kein Zufall.
Mach mal den Versuch und decke alles auf dem Bild bis auf das Gesicht der Dargestellten ab: Übrig bleibt ein Standard-Puppengesicht mit feucht glänzenden Rehaugen und Botox-Schmollmund, das sich genau gleich gut auch für eine „Tanzende Zigeunerin“ (Sevilla), ein „Bettelndes Fischermädchen“ (Capri) oder eine „Bachleitners Resi“ (Berchtesgaden) verwenden ließe.
Wenn Du jetzt die Abdeckung noch einen Moment drauf lässt, zeigt sich allerdings auch eine (die einzige?) Qualität des Bildes: Die Miene der Frau ist nämlich nicht besonders streng. Dass Dir das vor dem Abdecken so schien, kommt daher, dass es Reuter gelungen ist, etwas darzustellen, was man eigentlich nicht sehen kann, nämlich Kälte. Das hat er mit den Farbnuancen, der Pelzmütze mit dem „Wirbel“ und solchen Details wie den unter der Pelzmütze sichtbaren Haaren ziemlich gut hingekriegt.
Überhaupt fällt auf, dass das Bild, anders als bei solcher Dutzendware sonst üblich, handwerklich recht ordentlich gearbeitet ist: Lasuren in Öl muss man schon ein bissel verstehen und üben, bis man sie beherrscht. Bei den üblichen „Tanzenden Zigeunerinnen“ und „Hirschen am Bergsee“ werden die Farben pur mit dem Spachtel oder breitem, flachem Pinsel auf die Leinwand gegipst, das macht was her und geht leichter, und man kann dann auch ein bissle an Courbet denken, wenn die Schinken über dem Sofa hängen.
Ich zweifle trotzdem ziemlich daran, dass R. Reuter eine akademische Ausbildung hatte – es hätte ihm sonst gelingen müssen, die Pelzmütze nicht so freischwebend losgelöst von dem Halbprofil in den Raum zu hängen. Das ist, selbst wenn man ihm die Einfalls- und Ideenlosigkeit und die zwar saubere, aber langweilige Komposition nachsieht, ein – gemessen an dem extrem bis ins Detail durchgehaltenen Realismus der Arbeit – ganz grober Fehler.
Falls Du R. Reuter noch weiter suchen möchtest: Ich schätze das Entstehungsjahr grob auf etwa 1950 – 1970, eventuell später.
Schöne Grüße
Dä Bumepeder