Hallo Mona!
Herzlichen Dank für Deine ausführlichen Einlassungen!
Hab ich gerne gemacht …
Ich benutze Ephemeridentafeln von Zeit zu Zeit und habe mir
Gedanken gemacht, wie die überhaupt so errechnet werden
können. Ich interessiere mich eben nicht nur für Dinge, die
für mich unmittelbar relevant sind!
…
Andererseits ist das Sonnensystem als Ganzes seit langer Zeit
(und auch noch lange in >die Zukunft)
stabil.
Das ist die Frage!
Ich kenne Vorausberechnungen für die Stabilität der Plutobahn über einen Zeitraum von über 100 Millionen Jahre. Das war vor ca. 20 Jahren. Ich denke mal, inzwischen ist man schon um einiges weiter (schon allein durch die modernere Rechentechnik) Jedenfalls weiß man, daß die Bahnen der großen Planeten auf absehbare Zeit stabil sind. Übrigens sind wir selbst ein gutes Indiz dafür, daß die Erdbahn in den letzten paar Milliarden Jahren relativ stabil war: wäre sie es nicht gewesen, wären wahrscheinlich irgendwann die Bedingungen für organisches Leben nicht mehr gegeben gewesen ! Und über die Entwicklung der Temperaturen auf der Erde wissen wir heute ganz gut bescheid …
Daß sie für die fernere Zukunft nicht ganz genau sein werden,
ist mir dabei klar, weil die Daten nicht statisch sind, wie
man z.B. nach dem Einschlag von Shumaker-Levy auf Jupiter oder
dem Beben vom 26.12.04 gesehen hat.
Shoemaker-Levy 9 hat zwar „optisch“ einiges geboten, aber durch die geringe Masse (im Vergleich zum Jupiter) hat er letzterem nicht wirklich „geschadet“. Aber Du hast natürlich insofern recht, als daß man nie wissen kann, ob nicht irgendwann ein größeres Objekt ins Sonnensystem eindringt und nennenswerte Bahnänderungen verursacht. Nur die Wahrscheinlichkeit ist halt nicht sehr groß …
Wenn sich die
Rotationszeiten ändern, können sich natürlich auch die Bahnen
oder Umlaufzeiten durch kosmische oder planetare Katastrophen
ändern.
Rotationszeiten ändern sich meist entweder durch Gezeitenbremsung. Das ergibt irgendwann eine gebundene Rotation (wie beim Mond) oder die Umdrehungsperiode ändert sich durch große Einschläge. Ersterer Effekt läßt sich natürlich in ein Modell des Systems einbeziehen, bei Zusammenstößen muß man einiges mehr über die Körper wissen. Zusammenstöße großer Körper finden im Sonnensystem allerdings nur noch recht selten statt (im Gegensatz zu den Anfangszeiten des Sonnensystems) Es könnte sein, daß die langsame Entfernung des Mondes von der Erde (die man ja messen kann) Resultat der Abbremsung durch die Gezeiten ist. Aber da müßte ich erstmal selbst drüber meditieren bzw. nachlesen.
Leider gibt es im Englischen
nur selten ganze Wörter, wie z.B. ‚Bahnverschiebung‘, deshalb
ist es für mich nicht ganz einfach …
Ja, manchmal braucht man nur das passende Wort zu finden und schon bekommt man dutzende gute Seiten … Man könnte es auch mit ‚Bahnänderung‘ +Planeten oder ‚Stabilität des Sonnensystems‘ oder ähnlichem versuchen.
Na ja, wenn man bedenkt, wie lange es dauert, bis Uranus und
Neptun übereinanderstehen, (Pi mal Daumen sage ich 95 Jahre),
dieses Ereignis aber durchaus nicht in einen festen Zyklus zu
fassen ist, da Neptun sich erstens gegen die Ekliptik neigt
und zweitens eine elliptische Bahn hat, so daß nicht jede,
auch nicht jede 10., vermutlich überhaupt keine in Formeln zu
fassende (jedenfalls nicht in erfaßbaren Zeiträumen) Begegnung
der beiden unter den gleichen Bedingungen(=Entfernung, Winkel,
etc.) stattfindet.
Modellversuch: Stell Dir vor, Du hast zwei Sinusschwingungen mit unterschiedlicher Schwingungsdauer. Wenn Du die Schwingungen überlagerst, erhältst Du ein auf den ersten Blick chaotisches Schwanken, das selbst aber als Periodizität das kleinste gemeinsame Vielfache der Schwingungsdauern hat. Im einfachsten Fall, wenn eine Schwingungsdauer ein ganzzahliges Vielfaches des anderen ist, wiederholt sich das Schwingungsbild nach genau dieser Zeit. Wenn die Schwingungsdauern ein sehr großes „kleinstes gemeinsames Vielfaches“ hat, scheint es so, als wäre da gar keine Periodizität. Dabei sind diese Schwingungen mathematisch sehr einfach zu erfassen ! Genauso kann es sein, wenn man so unterschiedliche Bahnen „übereinanderlegt“, die Bewegung scheint völlig willkürlich, dabei kann es mathematisch sehr einfach sein.
Galilei hatte Neptun schon 200 Jahre früher beobachtet, aber
nicht erkannt, daß es sich um einen Planeten handelt. …
Jedenfalls waren die
Bahnabweichungen des Uranus lange vorher aufgefallen und sein
Auftauchen ca.20 Jahre vorher angekündigt worden. Und die
Stelle war ja nun auch nicht so genau vorhergesagt, daß man
damit hätte Tabellen füttern können!
Bei solchen historischen Entdeckungen muß man natürlich auch berücksichtigen, daß inzwischen die Meßgenauigkeit als auch die Möglichkeiten, äußerst umfangreiche Berechnungen überhaupt erst durchführen zu können, durch die Entwicklung der Technik wesentlich besser geworden sind, als sie es damals waren ! Das schmälert natürlich nicht das Verdienst der Wissenschaftler damals, denn es ist bewundernswert, was bereits damals, beim damaligen Stand der Technik alles möglich war und getan wurde. Nur - es geht eben immer weiter und heute würde man (wenn der Neptun nicht schon damals entdeckt worden wäre) dieselbe Arbeit viel schneller und genauer erledigen können.
Leider fällt es mir furchtbar schwer, mich kurzzufassen!
Kein Problem ;o)
Ein gutes, gesundes und erfolgreiches neues Jahr wünscht Dir
Olaf.