Possessivpronomen / -begleiter in der Anrede

Nachdem ich von mehreren Deutschlehrern und Personen aus der Geschäftskorrespondenz unterschiedliche Aussagen bekommen und im Internet auch keine verbindliche Regelung oder Aussage gefunden habe:

Wie endet ein Brief mit dem Gruss: " Es grüssen Ihr/Ihre Klaus und Paul" ?

Grundsätzlich gilt die Regel, dass bei Plural „Ihre“ zu verwenden ist. Aber Klaus und Paul sind einzeln betrachtet Singular. ("Es grüssen Ihr Klaus und Ihr Paul). Darum klingt das Prossessivpronomen „Ihre“ vom Sprachgefühl falsch. Würde man schreiben: „Es grüssen Ihre Freunde Klaus und Paul“, wäre den Namen ein Plural vorabgestellt, was dem Sprachgefühl wieder entspricht.

Nun könnte man zudem auf unterschiedliche Intentionen stellen: Wenn Klaus (mit Paul als Anhang grüsst), wäre Klaus als grüssendes Singular zu betrachten, dem Paul nur nachgestellt ist. Sind Klaus und Paul gleichwertig (als einzelne Personen) gemeint, wäre Plural in Form von zwei Personen anzunehmen. Sie könnten aber auch als ein Team (Topf und Deckel) angesehen werden. Dann könnte wieder Singular angewendet werden.

Ich habe mich jetzt versucht über ein anderes Beispiel dem Singular und Plural zu nähern: „Ein Topf und ein Deckel rosten vor sich hin“. In diesem Fall sind beide Positionen zum Plural zusammengefasst und rosten. Sonst müsste es auch rostet heißen (der Topf oder Deckel einzeln betrachtet rostet). Da unterstützt mich auch mein Sprachgefühl. Aber bei der Anrede hört sich diese Regel einfach vom Gefühl her falsch an und die Nackenhaare stellen sich nicht nur bei mir auf.

Gibt es hier eine begründende Regel für diese Ausnahme (Verwendung von „Ihr“) und ist diese auch irgendwo belegbar einzusehen oder muss ich einfach mit der Gänsehaut bei dem Klang leben und gegen jeden inneren Widerstand „Ihre“ verwenden?

Aber hier steht ja zur Diskutssion, in welcher Hinsicht „Klaus und Paul“ ein Plural oder ein Singular ist. Dabei kann man sich auf „Sprachgefühl“ nicht verlassen, weil es so etwas gar nicht gibt. Es handelt sich in Wirklichkeit vielmehr bloß um Erinnerungen, die mal mehr, mal weniger abrufbar sind.

Und um die Erinnerungen abzurufen, ist es nützlich, das Beispiel auf eine mäglichst generaltisierte Form zu bringen. Also Stellvertreter-„es“ weg und Duzen statt Siezen:

„Dein Klaus und Paul grüßen dich“

Denn die Subjekte sind zwar ein Plural, weshalb auch das Prädikat im Plural steht. Aber der Besitz ist nur ein einziger. Anders gesagt: Klaus und Paul gehören zur Gesamtheit „deines“ Besitzes. Wie z.B.
„Haus und Hof sind dein Besitz“. Und daher würde es heißen: „Dein Haus und Hof befinden sich im Schwarzwald“ und nicht „Deine Haus und Hof …“.Anderes Beispiel: „Sein Fahrrad und Auto sind reparaturbedürftiig“.

Gruß
Metapher

.

Vielen Dank für die schnelle Antwort. Klingt plausibel und ist mit dem Beispiel verständlich. Gibt es hierfür auch eine offizielle sprachwissenschaftliche Definition, die man nachschlagen kann? Online unter Duden habe ich dazu leider nichts gefunden.

Nun sind weitere Konstellationen denkbar, die weitere Fragen aufrufen. Empfänger singular oder plural, Absender singular, männlich, weiblich, plural

Beispiel
Empfänger: Tim und Gerda
Absender: Klaus, Paul bzw. Sabine

Hallo Tim …
(Alternativ: Sehr geehrter Herr Tim …)

Dein Paul grüßt Dich (Singular)
Dein Paul und Klaus grüßen Dich (real plural, grammatisch im Singular)
bzw. Dein Klaus und Sabine grüßen Dich (Singular, Mischform, männlich)
bzw. Deine Sabine und Klaus grüßen Dich (Singular, Mischform, weiblich)
bzw. Deine Freunde Paul und Klaus grüßen Dich (Plural)
bzw. Deine Pauls (Mehrzahl) grüßen Dich (Plural)
(Alternativ: Dein=Ihr, bzw Deine=Ihre bzw. Dich=Sie)

Hallo Tim und Gerda …
bzw. Hallo Freunde …
(Alternativ: Sehr geehrte Damen und Herren …)

Euer Paul grüßt Euch (Singular)
Euer Paul und Klaus grüßen Euch (real plural, grammatisch im Singular)
bzw. Euer Klaus und Sabine grüßen Euch (Singular, Mischform, männlich)
bzw. Eure Sabine und Klaus grüßen Euch (Singular, Mischform, weiblich)
bzw. Eure Freunde Paul und Klaus grüßen Euch (Plural)
bzw. Eure Pauls (Mehrzahl) grüßen Euch (Plural)
(Alternativ: Euer=Ihr, bzw Eure=Ihre bzw. Euch=Sie)

Offensichtlich ist in der Grammatik nicht auf die reale Menge der Dinge oder Personen abzustellen, sondern darauf zu achten, ob das NACHFOLGENDE WORT sich im Singular, Plural oder einem entsprechenden Geschlecht befindet. Der Besitz allein ist im Beispiel nicht ausschlaggebend. Bei dem Empfänger ist es allerdings unerheblich, ob sich dieser im Singular oder Plural befindet.

Aber vielleicht liege ich mit meinen subjektiven Sprach"erinnerungen" auch falsch und muss mich eines Besseren belehren lassen. Auf jedenfall ist die Sache recht tricky …

kann man doch ganz weglassen:
Herzliche Grüsse; Klaus uind Peter
Oder?

Das ist schon richtig.

Aber es geht nicht um die Lösung im konkreten Fall, sondern um die richtige allgemeine Handhabung. Daher auch die unterschiedlichen Fallkonstellationen.

Es ist ja kein linguistisches, sondern -zuminddest dem Anschein nach - ein grammatisches Problem. Mir ist aber keine Grammatik bekannt, die diesen Sonderfall explizit behandelt. Und es gibt auch mutmaßlich keine spezielle germanistische Dissertation dazu. Ich sehe es auch eher als ein stilistisches Problem. Und nsofern hat es dann tatsächlich etwas mit (stilistischem Fein-)Gefühl zu tun. Vielleicht findet jemand dazu etwas im Stilratgeber des Duden.

Wenn man denn tatsöchlich unbedingt diese Art der Grußformel verwenden möchte:

Die Einzahl oder Mehrzahl in der Anrede ist irrelevant. Ob es „Dein“, „Ihr“ oder „Euer“ heißt, betrifft das Problem nicht.
Ferner gibt es kein Problem, wenn die grüßenden Personen beide weiblich sind, denn das Possessivpronomen ist dann im Singular und Plural identisch.
Ferner gestalten sich die Formen bei Gru´frmel und einfachen Aussagesätzen identisch:

Dein Klaus und Paul grüßen dich
Mein Vater und Bruder lassen dich grüßen
Deine Mutter und Schwester kommn morgen
→ Wie bereits erläutert: Der Numerus des Pronomens hängt sich an die erste genannte Person.

Aber. Bei unterschiedlichen grammatischen Genera:
Dein Klaus und Sabine grüßen dich
Deine Sabine und Klaus grüßen dich
Mein Vater und Mutter kommen morgen
Meine Mutter und Vater kommen morgen
Auch das Genus des Pronomens hängt sich an die erste genannte Person.

Aber folgende Beispiel zeigen, daß das das nicht verallgemeinerbar ist:
Dein Bruder und Freund grüßen dich
Meine Schwester und Freundin kommen dich morgen besuchen
→ Hier ist nämlich nicht erkennbarm ob dich zwei Personen oder eine Person dich grüßen (#) Oder ob dich morgen eine Frau oder zwei Frauen besuchen (#). Denn es kann ja „dein“ Bruder sich auch selbst zugleich als „dein“ Freund darstellen und „ich“ „meine“ Schwester zugleich als „meine“ Freundin.

Man könnte bei dem von dir vorgestellten Problem die beiden Personen, auf die sich das Personalpronoemn bezieht, als eine Art → Apposition (sog. „lockere Apposition“) zu diesem interpretieren. Diese kann nämlich ggf. unabhöngig von Numerus und Genus sein.

(#) Auch in diesen beiden Sätzen steht eine „oder“-Konjunktion eines Singulars und eines Plurals („eine/einer oder zwei“) als Subjekt bei einem Prädilkat im Plural (grüßen, besuchen). Ein ganz analoges Problem, das stilistisch gelöst wird und nicht grammatisch.

Gruß
Metapher

Es fehlt letztlich nach wie vor eine grammatische Regel zur Verwendung des Pronomens bei einem Bezug auf inhaltlichem Plural bei einzelner Beziehung auf mehrere Singular-Nennungen (jetzt mal alles ohne grammatische Fachbegriffe ausgedrückt, da ich diese im Detail nicht kenne).

Daher habe ich versucht, in anderen Anwendungen eine Parallele zu finden und auf die Verwendung des gebräuchlichen Artikels zu schauen.

Auch hier besteht das gleiche Problem:

„Es spielen der Hase und der Igel im Garten“ bzw. vereinfacht: „Der Hase und der Igel spielen im Garten“.

Lässt sich auch verkürzen: „Der Hase und Igel spielen im Garten“. Inhaltlich auch im Plural und dennoch als Singular des ersten Substantivs angewendet. Aber es kann auch als Plural zusammengefasst werden: „Die Tiere Hase und Igel spielen im Garten“. Alternativ kann nun auch der Genus unter Einbezug der Katze (die Katze) mit einbezogen werden, aber das Beispiel schenke ich mir. Stilistisch wird die Anwendung des Nullartikels empfohlen: „Hase und Igel (bzw. Katze) spielen im Garten“.

Letztlich also die gleiche Verwendung wie bei der der Besitzanzeige (Euer/Ihr).

Gibt es diesbezüglich vielleicht eine Grammatikregel, die besagt, dass sich der Artikel auf das darauf folgende Substantiv bezieht und nicht mehrere Substantive automatisch zu einem Plural zusammenfügt? Ich habe diesbezüglich leider nichts gefunden.

Aus so einer generellen Regel ließe sich vielleicht die Handhabung bei den besitzanzeigenden Fürwörtern ableiten.