Postmodern = anti-modern?

Hallo zusammen!

Ich sitze momentan an einer umfassenden Recherche zum Thema Moderne, Postmoderne und zeitgenössische Geistesgeschichte. Dabei bin ich in mehreren Quellen darüber gestolpert, dass dort „postmodern“ gern mit „anti-modern“ gleichsetzt wird. So gesehen etwa in Bertens, Hans (1995): The Idea of the Postmodern, S. 3:

„It [postmodernism] refers, first of all, to a complex of anti-modernist artistic strategies which emerged in the 1950s and developed momentum in the course of the 1960s.”

Ich habe so meine Ansätze und Ansichten hierzu, möchte im Sinne einer unbeeinflussten Diskussion aber erstmal damit hinterm Berg halten. Wie seht ihr das also: Ist postmodern = anti-modern?

Ps: Dass sich hinter den Begriffen “Moderne” und “Postmoderne” ebenso vielschichtige wie diffuse Konstrukte verbergen, ist mir bewusst. Wenn möglich würde ich die Diskussion jedoch gern allein auf die obige Frage begrenzt wissen. Definitionen von „modern“ und „postmodern“ sind Gegenstand ganzer Anthologien – und auch dort oft nur unbefriedigend gelöst.

Nein

Ich habe so meine Ansätze und Ansichten hierzu, möchte im
Sinne einer unbeeinflussten Diskussion aber erstmal damit
hinterm Berg halten. Wie seht ihr das also: Ist postmodern =
anti-modern?

Ich schicke dir ein „Nein“ hinter deinen Berg.

E.T.

dito

Ich habe so meine Ansätze und Ansichten hierzu, möchte im
Sinne einer unbeeinflussten Diskussion aber erstmal damit
hinterm Berg halten. Wie seht ihr das also: Ist postmodern =
anti-modern?

Ich schicke dir ein „Nein“ hinter deinen Berg.

Ich leg noch eins drauf.

Metapher

Dann erlaube ich mir mal, hinterm Berg hervor nach den Gründen für den „Nein“-Hagel zu fragen. :wink:

Nun ja …

Dann erlaube ich mir mal, hinterm Berg hervor nach den Gründen für den „Nein“-Hagel zu fragen. :wink:

… wenn du nicht damit

Ich habe so meine Ansätze und Ansichten hierzu, möchte im Sinne einer unbeeinflussten Diskussion aber erstmal damit hinterm Berg halten.

angefangen hättest - also mit dem Berg und deinen Ansichten, die du dogmatisch als erstmal apokryph erklärst - hättest du gewiß schon einen großen Haufen an Gründen, Ansichten, Abhandlungen usw. usw.

Wir sind hier ja schließlich nicht in einem Oberseminar zwecks Rigorosum-Vorbereitung. Du kannst also gerne „erstmal“ deine eigenen Argumente vorführen und dann gezielte Fragen stellen.

Das vor allem vor dem von dir ja auch bereits skizzierten Hintergrund, daß es sich um ein äußerst komplexes Thema handelt. Historisch im 19. Jh. anfang 20. Jh. beginnend, mit Höhepunkten je nach Standpunkt in den 70ern (Howe et al.) oder 80ern des 20. Jh. (Lyotard et al. und die ganze frz. Boutiquenphilosophie). Und sich erstreckend in sehr unterschiedlicher Weise und Argumentation auf Philosophiegeschichte, Soziologie, Kulturgeschichte, Kunstgeschichte, Architekturgeschichte usw.

Und dazu kommt, daß es mit dem hierfür präsupponierten Begriff der „Moderne“ ebenso komplex verhält. Wogegen genau sei den die Postmoderne anti? Das müßte erstmal in deiner Fragestellung vorgegeben werden.

Hinzukommt, daß eine Interpretation von „postmodern“ als „antimodern“ sehr fundamental von dem Kampfbegriff des „Gegenmodernismus“ zu unterscheiden ist, der ja ganz andere Grunjdlagen und Argumente hat.

Diese vorauszusetzenden Begriffsklärungen sind aber dein Job und nicht unser Job.

Schönen Gruß
Metapher

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dito

Diese vorauszusetzenden Begriffsklärungen sind aber dein Job
und nicht unser Job.

Da der Fragesteller noch immer hinter seinem Berg verweilt, schicken wir ihm nun auch besser noch ein Tragl Bier und eine Leberkässemmel zur Stärkung hinterher :wink:

E.T.

Hi,

Da der Fragesteller noch immer hinter seinem Berg verweilt,
schicken wir ihm nun auch besser noch ein Tragl Bier und eine
Leberkässemmel zur Stärkung hinterher :wink:

ich hätte da auch noch eine Frage, mit der ich
hinter dem Berg verweile! :wink:

Gruß
Paul

ich hätte da auch noch eine Frage, mit der ich hinter dem Berg verweile! :wink:

Und wenn der Berg sich dann zum Propheten …
Aber ach - wir sollten im Sinne einer unbeeinflussten Diskussion nicht …

Habermas vs. Poststrukturalismus
Hi Bustard.

Dabei bin ich in mehreren Quellen darüber gestolpert, dass dort „postmodern“ gern mit „anti-modern“ gleichsetzt wird.

Das dürfte vor allem auf Jürgen Habermas zurückgehen, der ab den 1970er Jahren heftig gegen die Poststrukturalisten argumentierte und durch diverse Publikationen wie vor allem „Das unvollendete Projekt der Moderne“ einen in Deutschland sehr wirksamen Affekt gegen die philosophische französische Postmoderne setzte. Das schließt an Habermas´ Kritik an seinem Förderer Adorno an, der schon vor den Postmodernen starke Kritik am Fortschrittsglauben der Moderne übte.

Im Fall Habermas vs. Franzosen geht es vor allem um den Stellenwert von Subjekt und Vernunft. Die Postmodernen deklarieren das Subjekt als „tot“ (anknüpfend an Nietzsches „Gott ist tot“) und eine absolute Vernunft als illusionär. Ausgehend von den psychoanalytischen Einsichten Lacans und diese in Gesellschaftliche transformierend, sehen die Postmodernen das wahre Subjekt außerhalb des bewussten Ich. Besonders Deleuze und Foucault betonen, dass „die Struktur“, also der unüberschaubare Komplex aus sozialen Beziehungen, die wahre Identität des Subjekts ist.

In Sachen Vernunft plädieren die Postmodernen für eine Art Relativismus. Es gibt viele Wahrheiten, meinen sie, daher kann keine unter ihnen einen absoluten Vorrang beanspruchen. Kollege Claus wird sich darin wiedererkennen. Habermas´ Mitstreiter K.O. Apel hat den Postmodernen daraufhin einen „performativen Selbstwiderspruch“ nachgewiesen, da sie für ihre Erkenntnisse genau jene Absolutheit der Geltung und Wahrheit beanspruchen, die sie eigentlich negieren. Die postmoderne Wahrheits- und Vernunftkritik erinnert also an das Kreter-Paradoxon.

Im Widerspruch zu ihrem Relativismus, der auch die Relativität von Ethik einschließt, sind bzw. waren einige bedeutende Postmoderne ethisch sehr engagiert, z.B. Derrida und Foucault. Sie übernahmen und praktizierten ethische Maximen, die laut postmoderner Theorie keine absolute Geltung haben können.

„Antimodern“ ist bei der Postmoderne also, folgt man Habermas und seinen Befürwortern, die radikale Leugnung der subjektiven Autonomie (ein Eckstein der philosophischen Moderne seit Kant) und die radikale Leugnung einer global gültigen Vernunft. Habermas hat mit seiner Kommunikationstheorie, wie ich meine, plausibel gemacht, dass es sehr wohl eine generalisierbare Vernunft gibt, die allerdings nur formal, nicht inhaltlich bestimmbar ist. Die Vernunft ist für ihn der zwanglose Prozess der Konsensbildung innerhalb einer Gemeinschaft.

Chan