Liebe Jova!
ganz kurz nur, eigentlich bräuchte diese Frage eine umfassendere Antwort, manch einer promoviert mit Themen wie diesem:
Ich beschäftige mich gerade mit Literatur zum Thema Sozialer
Wandel, Modernisierung, Postmoderne und so…
Und nun frage ich mich, was denn der Unterschied zwischen dem
Konstrukt der Postmoderne (z.B. nach Inglehart) und der
Zweiten Moderne (Ulrich Beck) ist?
Übersehe nicht, dass man nicht sinnvoll von einem „Konzept Postmoderne“ sprechen kann. Es besteht hier sicher keine unumstrittene Einheitlichkeit beispielsweise zwischen Inglehart und Lyotard und all den anderen sogenannten „Postmodernene“.
Also wenn schon ein Vergleich, dann zwischen „Becks Ansatz der Zweiten Moderne bzw. Reflexiver Modernisierung“ und „Ingleharts Postmaterialismus“ oder „Lyotards Condition Postmoderne“, etc.
Beide Begriffe, „Postmoderne“ und „Zweite Moderne“ sind aber weitgehend sinnlos, sobald man sie aus den jeweiligen theoretischen Ansätzen herausnimmt.
Beck schreibt ja selbst zu dem Unterschied, es ginge bei der
Zweiten Moderne um Restrukturierung und Re-Konzeptualisierung,
bei der Postmodern aber um De-Strukturierung und
De-Konzeptualisierung und das Ende der Geschichte.
Weiß jemand was? Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, was denn
der Unterschied sein soll,
Dieses „Re-“ bzw. „De-“ drückt das jeweilige Verhältnis zur Moderne aus:
Beck (und Giddens und andere „Zweitmoderne“) konzipieren die gegenwärtige Gesellschaft als eine, die eindeutig auf dem Boden der Moderne steht, diese eben radikalisiert (Giddens) bzw. reflexiv aufnimmt (Beck). Aber eben kein grundlegender Bruch mit der Moderne.
Die „Postmodernen“ halten (sehr pauschal gesagt) die Moderne für vergangen (darum eben "Post-), sie betonen also eher die Brüche zwischen der „modernen“ Gesellschaft und der Gegenwartsgesellschaft, nicht die Kontinuitäten wie Beck dies tut.
Ein abschließendes Zitat aus:
Beck/Giddens/Lash, Reflexive Modernisierung - Eine Kontroverse
„Die Postmoderne widerruft, was die Theorie reflexiver Modernisierung in Erinnerung ruft: den Anspruch der Aufklärung, gerade auch, wenn dieser gegen sich selbst gerichtet ist“ (S. 24)
Dieses Zitat bestätigt auch gleich, was ich oben zur isolierten Verwendung des Begriffs „Postmoderne“ sagte: ein netter Satz, der die eigene Position ex negativo etwas bestimmen kann, der aber doch weitgehend sinnfrei bleibt, weil gar nicht klar wird, auf welche Theorie der Postmoderne er sich denn beziehen soll (auch im Kontext wird dies nicht klar) - es wird sich schon auf Nachfrage irgendein Ansatz finden, der sich „postmodern“ nennt, und die Aufklärung widerruft …
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Jede neue Moderne ist ein Abenteuer._