Liebe Alle!
Herzlichen Dank für Eure Antworten.
Inzwischen habe ich auch eine E-Mail von einem (österreichischen) Freud bekommen, der Linguist ist und meine Frage beantwortet hat:
„In den meisten Sprachen besteht zwischen dem eigentlichen „semantischen“ Inhalt der Präpositionen und ihrer Verwendung in den verschiedensten sprachlichen Kontexten zwar ein grundsätzliche Zusammenhang, der aber durch mehrere Faktoren, wie Syntax, Sprachgeschichte, einfach auch konventioneller Gebrauch modifiziert werden kann.
Zum konkreten Beispiel: sowohl Prüfung „aus Mathematik“ (Vorstellung: Prüfung greift das Wissensgebiet der Mathematik „heraus“) als auch „in Mathematik“ (Vorstellung: Prüfung begibt sich in das Prüfungsgebiet der Mathematik „hinein“ ) ist grundsätzlich denkbar. Die konkrete Verteilung der Varianten in diesem Fall ist einfach so, dass „aus“ die hochsprachliche/konservativere Wendung, „in“ die umgangssprachliche/modernere Variante ist.“
Abschließend möchte ich mich aber noch höflich, aber eindeutig gegen die Behauptung verwehren, österreichisches Deutsch sei ein Dialekt oÄ. Dialekte gibt es hierzulande natürlich auch, aber das österreichische Hochdeutsch ist etwas anderes. Und das sage ich nicht als (Lokal-)Patriot, da ich Ungar bin. Zunächst war österreichisches Hochdeutsch sogar die Standardsprache im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation („Prager Kanzlei“), ehe Luther nicht einen stärkeren Einfluss gewann. Der Duden ist aber bis heute für Österreich nicht verbindlich; es bestehen bis heute zahlreiche amtliche Sprachunterschiede in der Grammatik („ich bin gesessen“ statt „ich habe gesessen“; Nachgeordnete Rolle des Präteritum), im Wortschatz (das Cola, statt die Cola; jemanden pflanzen= provozieren) und in der Aussprache („Kaffee“ wird wie Ka-feee und nicht wie Kaff-e ausgesprochen; bei Mathematik liegt die Betonung auf Mathemátik, nicht auf MathemaTIK). Zugegeben, diese Verschwinden immer mehr angesichts der TV-bedingten Standardisierung der Menschen.
Mein Fazit also: Wenn ich in Österreich „Schularbeiten aus Deutsch“ schreibe, bin ich zwar ein sprachlicher Dinosaurier, liege aber damit nicht grds falsch. Wenn ich in Deutschland das sage, bekomme ich „'ne Fünf“ (in Österreich würde man „einen Fünfer“ bekommen).