Praktikazeugnisse - gibt es das Wort?

Hallo Ihr Lieben,

ich bin gerade über dieses Wort gestolpert - und finde, dass es sich nicht richtig anhört. Aber eigentlich müsste es in dem Fall, dass es sich um mehrere Zeugnisse betreffend verschiedene Praktika handelt, doch richtig sein, oder?

Im ersten Moment hatte ich an „Praktikumszeugnisse“ als richtiges Wort gedacht - aber das wären mehrere Zeugnisse für ein einziges Praktikum… oder doch nicht?

Weia, eigentlich weiß ich so etwas, aber die Abi-Party von Freitagabend scheint mir doch noch in den Knochen zu stecken…

Also bitte helft mir, meinen Fuß vom Schlauch hochzuheben! :smiley:

Grüßlis
Natascha

Nein - ‚Praktikumszeugnisse‘ ist richtig. Du hast zwar recht, dass es zwar mehrere Zeugnisse sind, aber eben nur für jeweils ein Praktikum.
Gruß florestino

Hallo Natatza

«Praktikazeugnisse» ist eine mögliche und richtige Konstruktion.

… eigentlich müsste es in dem
Fall, dass es sich um mehrere Zeugnisse betreffend
verschiedene Praktika handelt, doch richtig sein, oder?

Ja, ist richtig.

Im ersten Moment hatte ich an „Praktikumszeugnisse“ als
richtiges Wort gedacht - aber das wären mehrere Zeugnisse für
ein einziges Praktikum…

Genau!

Grüße
scalpello

Hallo Natascha,

die Frage hat schon Karl Valentin erörtert. Wahrscheinlich vor deiner Geburt. Leider werden alle Videos auf Youtube davon gelöscht, auch wenn das natürlich rechtlich i.O. ist, aber im Interesse des Andenkens an Karl Valentin und Liesl Karlstadt wirklich schade.

Zitat:
Karlstadt: Nein, man sagt schon von jeher Semmelknödel.

Valentin: Ja, zu einem – aber zu mehreren Semmelknödel sagt man Semmelnknödeln.

Karlstadt: Aber wie tät man denn zu einem Dutzend Semmelknödel sagen?
Valentin: Auch Semmelnknödeln – Semmel ist die Einzahl, das mußt Ihnen merken, und Semmeln ist die Mehrzahl, das sind also mehrere einzelne zusammen. Die Semmelnknödeln werden aus Semmeln gemacht, also aus mehreren Semmeln; du kannst nie aus einer Semmel Semmelnknödeln machen. […]

Valentin: […] solang die Semmelnknödeln aus mehreren Semmeln gemacht werden, sagt man unerbitterlich: Semmelnknödeln.

Gruss Reinhard

Moin, Natascha,

bei zusammengesetzten Hauptwörtern hat meistens eines mehr Gewicht, in diesem Fall eben das Zeugnis. „Praktikum“ legt die Art der Zeugnisse fest, von denen die Rede ist, deshalb wäre es sinnlos, „Praktika“ zu schreiben. Kein Mensch kauft Türenklinken, Schaufelnstiele oder Würstesemmeln :wink:

Gruß Ralf

Moin Ralf,

ich schließe mich zwar an, dass das erste Wort im Singular stehen sollte, aber eben mit der Argumentation, dass z.B. auch mehrere Klinken immer jeweils nur an einer Tür angebracht werden.

Bei den Praktikumszeugnissen/Praktikazeugnissen stellt sich in der Tat die Frage, ob es hier zu mehreren Praktika auch ein (zusammengefasstes) Zeugnis gibt.

Gruß

Anwar

Hallo,

«Praktikazeugnisse» ist eine mögliche und richtige
Konstruktion.

… eigentlich müsste es in dem
Fall, dass es sich um mehrere Zeugnisse betreffend
verschiedene Praktika handelt, doch richtig sein, oder?

Ja, ist richtig.

analog wäre dann auch „Abschlüssezeugnisse“ richtig, wenn man mehrere Ausbildungsgänge absolviert hat?

Gruß
Kreszenz

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Kein Mensch kauft
Türenklinken, Schaufelnstiele oder Würstesemmeln :wink:

Kein gutes Argument, denn viele Leute essen Gänse-, Schweine- und Rinderbraten, obwohl die in den seltensten Fällen (außer zum Beispiel bei den Festbanketten der unbeugsamen Gallier) aus mehreren Gänsen, Rindern oder Schweinen bestehen. :smile:

Das soll jetzt kein Fürsprechen für „Praktikazeugnisse“ sein - ich denke auch, daß Praktikumszeugnisse die bessere und schönere Lösung ist. Aber nicht alles, was im Kompositum wie eine Pluralform aussieht, ist auch eine Pluralfortm, deswegen kann man auf dieser Argumentationschiene leicht ins Trudeln kommen.

Gruß,
Max

Danke :smile:
Hei,

danke Euch allen - dann belasse ich es also bei den Praktikumszeugnissen. :smile:

Grüße
Natascha

Hallo Kreszenz

analog wäre dann auch „Abschlüssezeugnisse“ richtig, wenn man
mehrere Ausbildungsgänge absolviert hat?

An diesem Beispiel zeigt sich noch deutlicher, dass es nicht nur eine unübliche, sondern auch eine unschöne und holprige Konstruktion ist.

Ich wollte der UP nur antworten, dass die Konstruktion «im Prinzip» möglich und richtig ist, wenn mehrere Zeugnisse für verschiedene Praktika gemeint sind. Liege ich DAMIT daneben?

Ansonsten meine auch ich, dass es wirklich nicht nötig ist, auf strenge Logik zu beharren, wenn die übliche Form nicht zu Missverständnissen führt.

Gruss
scalpello

Hallo!

Im ersten Moment hatte ich an „Praktikumszeugnisse“ als
richtiges Wort gedacht - aber das wären mehrere Zeugnisse für
ein einziges Praktikum…

Da hab ich dann seinerzeit was falsch gemacht.
Bei der Anmeldung zum Staatsexamen waren die Seminarscheine und Übungsscheine verlangt. Ich war der Meinung, ich müsste die vorgeschriebene Zahl an besuchten Veranstaltungen nachweisen. Nach deiner Interpretation hätten fünf Bescheinigungen über den Besuch eines einzigen Seminars gereicht.
Nach Seminare- und Übungenscheine war übrigens nicht gefragt
Gruß!
H.

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Hallo,

Kein gutes Argument, denn viele Leute essen Gänse-, Schweine-
und Rinderbraten,

oder besser Gans-, Schweins- oder Rindsbraten, wobei der Genitiv zum Ausdruck kommt. Diese Form wird häufig mit bayerischem Dialekt und daher mit „unkorrekter“ Umgangssprache in Zusammenhang gebracht, ist jedoch grammatikalisch korrekt.

Das soll jetzt kein Fürsprechen für „Praktikazeugnisse“ sein -
ich denke auch, daß Praktikumszeugnisse die bessere und
schönere Lösung ist.

Praktikums- ist Genitiv, und bei diesem Begriff handelt es sich eindeutig um Zeugnisse eines Praktikums.
Praktikazeugnisse ist kein „umständliches“ Wort, und sehr eindeutig hinsichtlich Inhalt. Daher würde ich immer letzteres verwenden.

Abschlüssezeugnisse klingt zwar umständlich, wäre jedoch ebenso korrekt. Dann formuliert man eben um auf „Zeugnisse meiner Abschlüsse“ oder ähnlich.

Sind wir doch froh, wenn die Möglichkeit zur eindeutigen und klaren Aussage besteht.

Franz

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oder besser Gans-, Schweins- oder Rindsbraten, wobei der
Genitiv zum Ausdruck kommt.

Nein, tut er nicht. Hier wurde einfach ein anderes Fugenelement verwendet. Mit denm Genitiv hat das nichts zu tun, genauso wie das „er“ in Rinderbraten bei synchroner Sprachbetrachtung nichts mit dem Plural zu tun hat. Was man auch an Worten wie Hochzeitskleid oder Abfahrtszeit merkt. Mit einer „semantische“ Argumentation kommt man, wie gesagt, nur ins Trudeln.

ist jedoch grammatikalisch korrekt.

„Gansbnraten“ habe ich noch nie gehört; es ist aber nicht richtiger oder falscher als Gänsebraten.

Praktikums- ist Genitiv, und bei diesem Begriff handelt es
sich eindeutig um Zeugnisse eines Praktikums.

Nein. Eine derartige pseudologische Argumentation und Herleitung der Bedeutung führt bei Komposita auf den Holzweg. Die Bedeutung eines Kompositums lässt sich nicht so „eindeutig“, wie Du dir das vorstellst, aus seinen Einzelteile und einer vermeintlichen Flexionsendung herleiten. Schön hat das Heringer in seinem Aufsatz „Sinn aus dem Chaos“ gezeigt. Deswegen ist auch der Kindskopf etwas anderes als ein Kinderkopf - und der Kinderkopf gehört trotzdem nur einem Kind. Der Meisterdieb stiehlt keine Meister, selbst wenn sich der Juwelendieb am Geschmeide vergreift.

Sind wir doch froh, wenn die Möglichkeit zur eindeutigen und
klaren Aussage besteht.

Diese Möglichkeit besteht hier nur unter Missachtung diverser sprachlicher Regeln und Gesetze.

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Moin, scalpello,

Ich wollte der UP nur antworten, dass die Konstruktion «im
Prinzip» möglich und richtig ist, wenn mehrere Zeugnisse für
verschiedene Praktika gemeint sind. Liege ich DAMIT daneben?

möglich ist grundsätzlich alles - Sprache ist das, was gesprochen wird.

Ansonsten meine auch ich, dass es wirklich nicht nötig ist,
auf strenge Logik zu beharren, wenn die übliche Form nicht zu
Missverständnissen führt.

Strenge Logik tut schon gar nicht Not, das zeigen ja die (Gegen-)Beipiele von Denker sehr schön. Wenn der differenzierende Teil des Kompositums im Plural steht, geht die Logik in die Hose: Schweinebraten aus mehr als einem(!) Schwein. Der Grund dafür dürfte wohl sein, dass da gar kein Plural steht, sondern ein Konstrukt, das nach Meinung seiner Erfinder einfach besser klingt, das e ist sowas wie ein Fugenzeichen.

Gruß Ralf

Moin, Max,

viele Leute essen Gänse-, Schweine- und Rinderbraten

nicht in Bayern :smile:

Ich vermute, dass hier gar kein Plural gemeint ist, sondern sowas wie ein Fugenzeichen. Sonst wäre die Logik ja völlig im Eimer.

Vielleicht findet sich ja ein Beispiel, in dem der differenziernde Teil des Kompositums echt und ohne jeden Zweifel im Plural steht :wink:

Gruß Ralf

Hallo,

viele Leute essen Gänse-, Schweine- und Rinderbraten

nicht in Bayern :smile:

… und hier ein Beleg.

Zu Fugenelementen siehe auch http://opus.kobv.de/ubp/volltexte/2006/998/pdf/wegen…

Gruß
Kreszenz

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Hallo Natascha,

ich habe sowas nie bekommen, bei mir hiess das Praktikums-Schein. Ist aber schon länger her, vielleicht ist das „Scheine sammeln“ ja veraltet.

Gruss Reinhard

Moin,

Hier wurde einfach ein anderes
Fugenelement verwendet. Mit dem Genitiv hat das nichts zu tun

Scheint so, da hast du recht. Fugenelement ist mir übrigens ein neuer Begriff. Und dass es der Genitiv nicht unbedingt sein muss, darauf hätte ich bei weiteren Überlegungen irgendwie selbst kommen können.

Schweinsbraten als Genitiv ==> Braten des Schweins ==> Bedeutung eher, dass sich ein Schwein einen Braten gemacht hat? Zumindest nicht eindeutig in der Aussage. Insofern werde ich mich zukünftig an erweiterte Formen orientieren wie „Braten aus/von dem Schwein“. Dann fällt auch mir auf, dass es mit dem Genitiv so nicht unbedingt sein kann.

Thnxs

Franz

„Gansbraten“ habe ich noch nie gehört; es ist aber nicht
richtiger oder falscher als Gänsebraten.

doch doch, wenn du mal nach dem Begriff googelst. Süddeutsche Variante. Ich verwende ihn gelegentlich, eigentlich ebenso häufig wie Gänsebraten.

Servus!

Ich vermute, dass hier gar kein Plural gemeint ist, sondern
sowas wie ein Fugenzeichen. Sonst wäre die Logik ja völlig im
Eimer.

Darauf wollte uich hinaus. :smile:

Vielleicht findet sich ja ein Beispiel, in dem der
differenziernde Teil des Kompositums echt und ohne jeden
Zweifel im Plural steht :wink:

Ist 'ne Definitionsfrage. Wir haben im Studium bei synchroner (also nicht sprachgeschichtlicher) Betrachtung) das, was sich da zwischwen den Wörtern rumtreibt, grundsätzlich als reines Fugenelement betrachtet. Ist eine sehr strikte Vorgehensweise, der ich mich aber nicht unbedingt hundertpropzentig anschließen würde. „Ohne Zweifel“ dütftest Du aber kaum etwas finden.

Beispiel: Das „er“+Umlaut in „Völkerschlacht“ kann ich sowohl als Flexion als auch als Fuge betrachten. Ist es eine Fuge, dann liegt der Bedeutungsunterschied zu „Volksschlacht“ rein in der Lexikalisierung. Ist es Flexionsendung, liegt der Bedeutungsunterschied dort. Beides wären zulässige Analysen.

Es gibt in der Germanistik nicht immer eindeutige Antworten. :smile:

Gruß,
Max

Man kann das iommer als Fugenelement beschreiben und die BNedeutung

„Gansbraten“ habe ich noch nie gehört; es ist aber nicht
richtiger oder falscher als Gänsebraten.

doch doch, wenn du mal nach dem Begriff googelst. Süddeutsche
Variante. Ich verwende ihn gelegentlich, eigentlich ebenso
häufig wie Gänsebraten.

Dann erklär mal, wieso es einen Gansbraten gibt (dem stimme ich zu), aber keinen Entebraten.

Was zur Frage führt: gibt es auch ein Fugen-N?

Gruss Reinhard