Prechts Vorstellungen - Jugend von früher war dümmer

Hallo,

R.D. Precht sagt, die Jugendlichen heute sind gebildeter als früher.

Wieso sollte das so sein? Ok, ich gebe zu, dass ich laufend Einladungen zum Candy-Crush über Facebook von Altersgenossen bekomme, aber das ist jetzt auch kein Grund.

Kann mir jemand erklären, warum die Jugend von heute schlauer sein soll?

Hallo chatairliner,

Du solltest angeben, welches „früher“ er/Du meinst. 80er, 50er, 20er oder vor 1900?

Das Bildungsangebot wird kontinuierlich reichhaltiger und mehr Zeit damit zugebracht (interessante Bücher, einfachere Rechtschreibung, pädagogischer Erkenntnisgewinn, Multimediamöglichkeiten, google und wikipedia für jeden (statt Brockhaus für die Bildungselite und Schülerduden für die Mittelschicht)

Das gilt vor allem in der Breite, heute kann jeder seinen Bildungshunger niveauvoll stillen.

Das eine Anne Frank selbst im Versteck im Hinterhaus sich mehr Literatur erarbeitet hat, als 99% aller Menschen in ihrem ganzen Leben, ist auch dem damals weit größeren Abstand von Elite zur Arbeiterklasse einerseits, und dem Mangel an Fernsehen und Internet andererseits geschuldet. Im Mittel der Masse steigt die Bildung aber kontinuierlich, trotz Diagnose „Kevin“.

Gruß
achim

Hallo,

R.D. Precht sagt, die Jugendlichen heute sind gebildeter als
früher.

Gibt es dafür eine Quelle?

Kann mir jemand erklären, warum die Jugend von heute schlauer
sein soll?

Ich kenne nur die Gegenposition, dass nämlich die „heutige Jugend“ den Untergang der „modernen Zivilisation“ herbeiführen wird.
Das ist aber ein Dauerbrenner, der „schon immer“ Thema war.
http://www.little-idiot.de/teambuilding/JugendvonHeu…
Da dies aber noch nie zugetroffen ist, wird es woh nicht so schlimm sein!

Gruß
Jörg Zabel

Hi.

Kann mir jemand erklären, warum die Jugend von heute schlauer
sein soll?

Scheint umgekehrt zu sein.
Schlau zu sein bedeutet nicht gleich gebildet zu sein:smile:)

Hallo,

das erscheint mir sehr plausibel.

Es gibt im Gegensatz zu früher (vor 50 - 100 Jahren) eine viel breitere Mittelschicht, sodaß auch ein viel größerer Prozentsatz der Kinder eine halbwegs gute Schulbildung bekommt. Dazu passend sind auch für den Einstieg in die meisten „gehobeneren“ Jobs höhere Schulabschlüsse nötig als früher.

Wie bereits erwähnt, ist Wissen durch das Internet viel leichter zugänglich geworden. Was ich heute durch passende Sucheingaben meistens innerhalb von Minuten finde, dafür mußte ich vor 20 oder 30 Jahren teure Bücher bestellen, oder in der Uni-Bibliothek ausleihen, schlimmstenfalls mittels Fernleihe. Wir haben heute im Vergleich dazu fast paradiesische Zustände.

Der Bildungskanon hat sich sicherlich geändert. Der Anteil jener, die klassische humanistische Fächer wie z. B. Altgriechisch erlernen, ist heute wahrscheinlich geringer als vor hundert Jahren. Es ist dafür soviel Neues hinzugekommen, natürlich vor allem Naturwissenschaften, Informatik, Technik. Es gibt also eine gewisse Verschiebung von den Geistes- hin zu den Naturwissenschaften.

Ich habe einmal einen alten Jahresbericht eines Gymnasiums gefunden (des k. k. Staats-Realgymnasiums in Graz, Schuljahr 1911/12), mit all den Namen der Schüler und der Lehrer. Mir fiel auf, daß es in jeder Klasse einige adelige Schüler gab, mindestens zwei, bis zu sieben pro Klasse, also vielleicht 15 Prozent aller Schüler (der Anteil adeliger Männer an der männlichen Bevölkerung insgesamt in der Steiermark betrug im Jahr 1851 0.45 Prozent). Es waren auch einige später berühmte Namen dabei. Dies zeigt, daß gute Schulbildung vor hundert Jahren eine ziemlich elitäre Angelegenheit war. Interessanterweise gab es in dem Jahresbericht keinen einzigen adeligen Lehrer.

Grüße,

I.

Moin,

Kann mir jemand erklären, warum die Jugend von heute schlauer
sein soll?

vor einiger Zeit hab ich beim Autofahren im Radio in der Sendung ‚Leonardo‘ des Senders WDR5 einen Beitrag gehört, in dem es um die Entwicklung des IQ über die letzten 100 Jahre ging. Für die Älteren Jahre wurden irgendwelche Konstrukte genommen, um einen IQ irgendwie abzubilden, weil es dereisnt noch keine IQ-Tests gab.
Beim oberflächlichen Hinblicken soll es so sein, daß es einen deutlichen Trend nach oben gäbe. Das ging so weit, daß hochbegabte der 20er und 50er Jahre heute nur noch schlichtes Mittelmaß wären.
Bei einer detailierteren Analyse zeigte sich aber, daß es mehr oder weniger gleich geblieben ist.
Wichtig war, daß man berücksichtige, daß die Lern- und die Wissensinhalte in dieser Zeit sich deutlich verändert hatten.

Leider kann ich nicht mehr sagen, wann genau diese Sendung lief und find auf die Schnelle auch nichts auf deren Seite. http://www.wdr5.de/sendungen/leonardo/

Gandalf

Jetzt lasst doch den guten Precht…
…auch mal einen kleinen Scherz machen zwischen all den bierernsten Themen, die er sonst ausbreitet.
Gruß,
Branden

Da alles darauf ankommt, nach welcher Art von Erkenntnistheorie solche „Nachweise“ geführt werden (deshalb auch die Gegensätze von wissenschaftlichen Deutungen der festgestellten „Fakten“), und es einen entscheidenden Unterschied macht, ob man annimmt, ob die Welt statisch oder dynamisch, ein göttliches Wesen oder die Materie selbst für die Intelligenz (die ja nicht nur auf die Schule beziehbar, sondern vor allem auf den Erfolg des Überlebens abzielen sollte) verantwortlich zu machen ist (oder zusammen in Form dualistischen Denkens), dass es einen Unterschied macht, ob man mechanistisch oder spiritualistisch aus den „Fakten“ (im Klartext sind das konstruierte Tests, die an sich schon einen mehr oder weniger guten Glauben voraussetzen, um solche KONSTRUIERTEN Experimente entsprechend ernst zu nehmen bzw. nehmen zu wollen) hineindeutet, dann wäre meiner Deutung zufolge, dass es eine Statik nach der Evolutionstheorie gar nicht geben kann und somit die Zeitrechnung für solche Deutungen entscheidend ist. Kein Mensch würde annehmen, dass die Jugend der Neandertaler schon genauso intelligent war wie heute. Folglich schließe ich aus dieser Überlegung, dass nicht nur die Jugend, sondern die ganze Menschheit ständig intelligenter wurde durch ein Lernen nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum.

Nur reine „Fakten“ auswendig zu lernen und auf Verlangen möglichst ganz genau wiederzugeben, ist seit dem bekannten Intelligenzforscher, Howard Gardner, Professor an der Harward-University, ein gepflegter, liebgewordener Mythos, vor allem im konservativen Deutschland, das in seiner Volksmentalität besonders anfällig ist für so einer Art „exakter“ Intelligenztests.

Siehe hierzu auch das wichtige aufklärerische Buch von Professor Howard Gardner „Abschied vom IQ“ , das schon vor Jahrzehnte erschien und immer wieder neu aufgelegt wird, weil die Vorurteile bezüglich des „IQ“ nach wie vor politisch „gewollt“ sind und statisch bleiben.

Die Frage, auf was sich Messwerte beim „IQ“ beziehen und was genau sie testen „sollen“, ist entscheiden für die Interpretation. Nur wenn man an die Evolution glaubt, vor allem in der Jugend, sind auch soziale Veränderungen möglich. Wenn man diesen Glauben nicht hat, interpretiert man in die „Fakten“ genau das hinein, was man aus politischen Gründen gerne verhindert.
Punk-Evchen

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Hallo,

Die heutige Jugend hat die bestmöglichen Bildungschancen, die es je gab. Was jeder Heranwanwachsende draus zu machen vermag hängt allein von seiner Persönlichkeit und dem näheren und weiteren Umfeld ab.

Richard David Precht, der angelbliche Shootingstar, ist tatsächlich nur Biedermeier.

Er vermag allenfalls Altbekanntes in journalistisch ansprechender Form nur aufzuarbeiten. Schluss.

Seine Fallkurve hatte ich spätestens zur letzten Bundestagswahl ausmachen können. Er bekannte sich in dessen Vorfeld als überzeugter Nichtwähler. Na denn…

Gruß mki

Hallo,

Die heutige Jugend hat die bestmöglichen Bildungschancen, die
es je gab.

Naja, gerade davon, nämlich vom Schulsystem in D, ist Herr Precht ja nicht angetan. Wahrscheinlich ist seiner Meinung nach die Jugend intelligenter, weil sie trotzdem durchs Leben kommt? (Klare Unterstellung, ich weiß, habe aber leider auch nicht gefunden, wo er das gesagt haben soll - würde mich interessieren).

Precht vermutlich falsch zitiert
Hi.

R.D. Precht sagt, die Jugendlichen heute sind gebildeter als
früher.

Dieser Thread ist nur ein Phantom-Debatte, solange du nicht angibst, woher du diese „Information“ hast. Nach meiner Recherche müsste Prechts Befund genau das Gegenteil besagen, da er ein passionierter Kritiker des deutschen Schulsystems ist, das er für völlig untauglich hält (siehe Zitate unten). Dass aus einem solchen System „gebildetere“ Schüler hervorgehen, kann er - Logik vorausgesetzt - unmöglich gesagt haben.

Außerdem hat „dumm“ nichts mit „ungebildet“ zu tun. Du scheinst aber beides (Überschrift und Artikeltext) für dasselbe zu halten. „Dumm“ bezieht sich auf Intelligenz, nicht auf Bildung.

Zu Prechts Position:

http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article11…

Zitat:

Alles läuft schief in deutschen Schulen, schimpft Richard David Precht in seinem neuen Buch.

http://bildungsklick.de/a/87492/ties-rabe-kritisiert…

Zitat:

_Die in seinem Buch geforderte „Bildungsrevolution“ provoziere, so Rabe, „bürgerkriegsähnliche Zustände, Milliardenkosten und Millionen verkorkster Bildungskarrieren. Denn in den zu erwartenden Schulkriegen wird eine ganze Schülergeneration jahrelang nicht richtig lernen.“ Deutschlands Schulen ließen sich, so Rabe, nicht „unfallfrei“ revolutionieren. „Jede Veränderung findet am offenen Herzen in vollem Betrieb statt.“

Prechts Buch strahle „verheerende Botschaften aus“ und gaukle Eltern, Schülern und Lehrern „ein Heilsversprechen für alle Bildungsprobleme“ vor. Dies nütze, so Rabe in der ZEIT, allein „der Buchauflage“._

Chan

link
https://www.youtube.com/watch?v=nWKhJRpk8Ok

Minute 13…er spricht von den Menschen heute…

Precht ist ein Wirrkopf
Tja, Logik darf man bei Precht wohl nicht voraussetzen. In der Rede sagt er über die Jugendlichen: „Das Bildungsniveau ist sehr hoch“. In seinen Veröffentlichungen aber wettert er gegen die schlechte Schulausbildung, z.B. in

https://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/fileadmin/Re…

Man stelle sich also eine Schule vor, bei der unsere Kinder und Jugendlichen von den
100 Prozent Wissensstoff ein paar Jahre später mehr als nur ein Prozent in Erinnerung
haben. Eine Schule, in der man so lernt, dass man statt loser Brocken und toter Phrasen
Zusammenhänge behält. Kurz: Es geht um ein höheres Bildungsniveau! Doch wie erreicht
man das?

Einen Teil seines neuesten Buches betitelt er mit „Die Bildungskatastrophe“.

Wie das alles mit dem „sehr hohen Bildungsniveau“ zusammenhängt, bleibt Prechts Geheimnis.

Im übrigen ist es einfach nur albern, den Bildungsstand der 50er mit dem heutigen zu vergleichen, wie es in Prechts Rede geschieht. Ein halbes Jahrhundert Abstand! Welche Aussagekraft soll dieser Vergleich denn haben? Bezeichnenderweise bezieht er sich nur auf die 50er, aber nicht auf die folgenden Jahrzehnte.

Fazit:

Precht ist tatsächlich nur ein Wirrkopf.

Chan

Das Bildungsangebot wird kontinuierlich reichhaltiger und mehr
Zeit damit zugebracht (interessante Bücher, einfachere
Rechtschreibung, pädagogischer Erkenntnisgewinn,
Multimediamöglichkeiten, google und wikipedia für jeden (statt
Brockhaus für die Bildungselite und Schülerduden für die
Mittelschicht)

Ja, sind wir wirklich gebildeter?

Ist einfachere Rechtschreibung ein Zeichen höherer Bildung?
Was ist ein interessantes Buch? Gab es das vor 40 Jahren nicht?
Wohin hat uns unser pädagogischer Erkenntnisgewinn gebracht?
Warum macht uns Multimedia so viel Spaß? Weil es so komplitziert ist?

Ok, wir wissen so manches, was unsere Großväter nicht wussten. Aber umgekehrt ist es genauso. Frag mal einen 18jährigen, wie die Frucht des Ahornbaumes heißt oder wie die aussieht. Welcher 30jährige kann noch den Keilriemen des Autos wechseln. Mich würde mal interessieren, wie viele Schüler den Duft einer Tulpe kennen.

Ich würde gar nicht sagen, dass „wir“ (im Sinne von der Mensch) gebildeter sind, sondern wir haben einfach mehr Technik zum nachschauen. Die Gesellschaft nutzt andere Mittel und ist anders strukturiert.

Hätte man vor 50 Jahren jemanden ein Tablet gegeben, der hätte auch innerhalb von wenigen Stunden die Funktionen herausgefunden. Das ist viel einfacher als Gartenarbeit und Pflanzenkunde.

Ich würde eher behaupten, dass unsere Wirklichkeit langsam in Clouds über uns schwebt:wink:
…und bald auch unser Hirn…

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Verschiedene Bildungskonzepte
Bildung, was ist das? Nur allein Schulbildung? Bildung bezieht sich doch eher auf den hypothetischen „ganzen Menschen“, wobei es so viele verschiedene Konzepte gibt, wie es überhaupt Philosophen gab, seit über 2500 Jahren, also so viele, wie man sie niemals vollständig in allen Einzelheiten zu erfassen vermag. Dies gilt nicht nur für die Vergangenheit, sondern vielmehr auch für die Zukunft. Und es geht auch nicht nur um Jacques Derridas „unendliche Zeichen“ als Fortschritt kultureller Evolution. Diese abstrakten „unendlichen Zeichen“ sind ja nur der symbolische Ausdruck des unbewusst Realen (nach Jacques Lacan). Drei Bildungskonzepte, wie gesagt unter unendlich verschiedenen, will ich hier andeuten:

  1. Sokratische Bildung zur Selbsterkenntnis, zum Entsetzen vieler selbstgefälliger Bildungsbürger: „Wer von uns will sich schon selbst erkennen, wie uncool und ungeil ist denn sowas!!!“

  2. „Schopenhauer als Erzieher“, woraus Nietzsche seinem einzigen Vorbild ein Denkmal zur Würdigung des Schopenhauer’schen Bildungsideals setzen wollte. Aber Nietzsche in der nachträglichen Selbstreflexion erkennt, er hätte eigentlich ein Buch über seinen Lehrmeister schreiben wollen, leider hätte er jedoch in seinem Buch ganz unbewusst nur noch von sich selber geredet, statt über sein Vorbild, mit dem Ergebnis, dass jetzt, statt Schopenhauer als Erzieher, Nietzsche als Erzieher wurde, aber mit dem beibehaltenen Titel „Schopenhauer als Erzieher“.

  3. Das Bildungskonzept von Wilhelm von Humboldt, das sehr viel höher in Geld zu beziffern sein müsste als das Vermögen beispielsweise von Bill Gates mit seiner „Windwows-Vermarktung“. Wenn man Sätze In Geldwert ausdrücken könnte, für das Verstehen im vollen Umfang seiner Bedeutung, wäre das Bildungskonzept von Wilhelm von Humboldt meiner Ansicht das Beste für den Fortschritt (wie Hegel sagt: „Die Weltgeschichte ist der Fortschritt im Bewusstsein der Freiheit.“) der Menschheit. Wilhelm von Humboldt prägt den zentralen Schlüsselsatz, den ich als den wertvollsten halte von allen philosophischen Bildungskonzepten:

„Bilde dich selbst und dann wirke auf andere durch das, was du bist.“
Punk-Evchen

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Hi Punk-Evchen.

Bildung, was ist das? Nur allein Schulbildung? Bildung bezieht
sich doch eher auf den hypothetischen „ganzen Menschen“…

Natürlich bezieht sich Bildung nicht nur auf Schulbildung, da andernfalls der Zusatz „Schul…“ überflüssig wäre. Von der Idee her entspricht Bildung dem Erziehungsbegriff der griechischen Antike, dort paidea (Erziehung) genannt, allerdings auch dort über die schulische Erziehung hinausgehend als Ausbildung aller Tugenden verstanden.

Der deutsche Begriff „Bildung“ hat seine Herkunft in der mittelalterlichen Theologie, wo er auf die an der AT-Genesis orientierte Idee der „imago dei“ anspielt (Mensch = Ebenbild Gottes). Meister Eckhart z.B. verstand unter Bildung das schrittweise Sich-Identifizieren mit dem „göttlichen Funken“ (die imago dei gemäß Eckhart) in der menschlichen Seele. Der Grundgedanke erinnert stark an ähnliche Konzepte in der Gnosis und im Vedanta. Eckharts Gottesbegriff impliziert - im Unterschied zur konventionellen Theologie - keine Trennung von Mensch und Gott, sondern deren innerste mystische Einheit, was ihm den Unwillen der Kirche und inquisitorische Folter einbrachte, an deren Folgen er starb.

Der pädagogische Bildungsbegriff entstand nach dem 30jährigen Krieg und unter dem Eindruck von dessen Wahnsinn. Hier ging es darum, den Menschen aus seiner Rohheit heraus- und zu friedfertigem Verhalten hinzuführen.

Der Deutsche Idealismus fasste Bildung als einen Prozess, der sich mit „Werde der du bist“ umschreiben lässt, wobei dieses „Du“ natürlich der Weltgeist des Idealismus ist. Das entspricht auf der philosophischen Ebene dem mystischen Verständnis von Eckhart und dem Vedanta. Bekanntlich griffen Schelling und Hegel von Eckhart und auch dem Vedanta wichtige Anregungen auf.

Der moderne Bildungsbegriff geht auf Wilhelm von Humboldt zurück, der darunter einen Mix aus Wissen und Selbstvervollkommnung (Weisheit) versteht.

Diese abstrakten „unendlichen Zeichen“
sind ja nur der symbolische Ausdruck des unbewusst Realen
(nach Jacques Lacan).

Nach meinen Lacan-Kenntnissen hat das Reale mit dem Symbolischen nichts zu tun. Es ist von den Kategorien des Imaginären und Symbolischen komplett unabhängig und zeigt sich nicht vermittelt über das Symbolische, sondern ganz im Gegenteil als ein Einbruch in das Symbolische (und Imaginäre). Lacans bekanntes Beispiel: Das Klopfen an der Tür während eines Traums.

Chan

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Hallo,

Ist einfachere Rechtschreibung ein Zeichen höherer Bildung?

Nein. Nur eine Erleichterung und nur dann zielführend, wenn die gesparte Übung anderweitig in Bildung investiert wird.

Was ist ein interessantes Buch? Gab es das vor 40 Jahren nicht?

Doch. Aber nicht in der Menge und Breite.

Aber umgekehrt ist es genauso. Frag mal einen 18jährigen, wie
die Frucht des Ahornbaumes heißt oder wie die aussieht.

Ich glaube, das wussten vor 2 Generationen auch nur deshalb mehr, weil mehr (direkt oder indirekt) vom Land kamen UND weil Schule (Musikunterricht, Sport, Internet) weniger Zeit beanspruchte. Den Leuten fehlten dazu mindestens 5 Jahre Schulbildung! Das ein Großteil der Abiturienten heute in vielen Bereichen Volksschulniveau hat, relativiert zwar den Unterschied, egalisiert ihn aber vermutlich nicht.

vermutlich haben wir heute kaum noch Newtons, Darwins oder da Vincis, aber dafür viele viele Einsteins, Higgs oder Zuckerbergs.

Ich würde eher behaupten, dass unsere Wirklichkeit langsam in
Clouds über uns schwebt:wink:
…und bald auch unser Hirn…

Da stimme ich uneingeschränkt zu !

Gruß
achim

Einwurf eines Hirnbesitzers

Nach meinen Lacan-Kenntnissen hat das Reale mit dem
Symbolischen nichts zu tun. Es ist von den Kategorien des
Imaginären und Symbolischen komplett unabhängig und zeigt sich
nicht vermittelt über das Symbolische, sondern ganz im
Gegenteil als ein Einbruch in das Symbolische (und Imaginäre).
Lacans bekanntes Beispiel: Das Klopfen an der Tür während
eines Traums.

Ist denn dann „das Klopfen an der Tür“ real oder nur imaginär? Beides ist doch durchaus denkbar, nicht wahr! Wenn aber wirklich jemand an die Tür klopft, während ich träume, dann registriere ich doch je nach Lautstärke des, sagen wir mal, heftigen Klopfens (nehmen wir an, die Polizei steht vor der Tür mit einem Hausdurchsuchungsbefehl wegen des Verdachts einer kriminellen Tat) mit meinen Sinnen diese REALITÄT, trotz meinem tiefen Schlafes und REALER innerer Sinneswahrnehmungen, die mein Gehirn durch das Unterbewusstsein produziert.

Jetzt wäre es eine sehr spannende psychologische Frage, worin denn eine Verbindung zwischen diesen beiden Bewusstseins-Dimensionen der Realität und der Imagination besteht?!

Du behauptest, in Bezug auf Lacan, so wie du ihn glaubst verstanden zu haben, dass hier keine Verbindung bestünde. Nun, wie wäre das denn möglich, wo ich doch sowohl als derselbe Hirnbesitzer sowohl meine Träume imaginiere als auch das Klopfen an der Tür realisiere?

WIE???

Selbst wenn du mir unterstellst, dass mein Bewusstsein gespalten ist, bleibe ich doch nach wie vor - und dessen kann ich mir aus der INNENPERSPEKTIVE 100% sicher sein - derselbe Hirnbesitzer, dessen Bewusstsein sowohl seine Sinneswahrnehmung nach innen zu seinen Träumen zu richten in der Lage ist als auch sich nach außen richtet als „bedingter Reflex“ durch das immer stärker werdende Klopfen an der Tür, weil die Bullen sonst die Türe sprengen, wenn ich weiterhin auf meinen Ohren liegen bleiben würde. Und das motiviert mich dazu, aufgrund dieser REALITÄT mit einem Satz aus dem Bett zu springen und die Türe zu öffnen, ICH DENKE MAL, das wäre in dieser Situation auch normal.

Meine Darlegung der unterschiedlichen Bewusst-Seine, die der prominente französische Psychoanalytiker Jacques Lacan in seinem Bewusstseins-Modell in 1) Das Reale, 2) Das Imaginäre, und in 3) Das Symbolische gliedert, behauptet jetzt gegenüber dieser Trennung als „wissenschaftlicher Erkenntnsmethode“, dass diese drei konstruierten Bewusst-Seins-Bereiche in der wirklichen REALITÄT des erfahrbaren Lebens gar nicht getrennt werden können, deshalb nicht, weil ich derselbe Hirnbesitzer in allen hypothetischen Unterteilungen bleibe.

Deshalb halte ich es auch für falsch, durch diese Modell-Konstrukte, mir als „ganzer Mensch“ (wie meine geliebte Freundin, das Punk-Evchen, siehe oben!) ja auch mit Recht darauf insistiert, mir als GESUNDEN MENSCHEN (!!!) diesen Dualismus eines „gespaltenen“ Menschen überzustülpen, nur weil der Herr Professor dies bei seinen KRANKEN PATIENTEN als solch gewollte Konstruktion für zweckmäßig hält. Ebenso falsch halte ich eine Spaltung bei Sigmund Freud, der bekanntlich ja den „seelischen Apparat“ in Es, Ich und Über-Ich konstruierte. Eher scheint es mir für einen gesunden und „ganzen Menschen“ richtig zu sein, aufgrund der Einseitigkeit seit Descartes und seinem „Ich denke, also bin ich“ den Dualismus zwischen Geist und Natur, Leib und Seele, Bewusstem und Unbewussten zu überwinden, in dessen Tradition das abendländische Selbstbewusstsein bis heute vielfach verharrt.

Aus diesem Grunde hat Nietzsche auch das Ich als einen Auftrag an die Vernunft betrachtet, das, was das ANDERE ist (das Unbewusste) als das SELBST anzuerkennen (der deutsche Gegenwartsphilosoph, der emeritierte Universitätsprofessor Dr. Gernot Böhme hat genau diesen von Nietzsche abgeleiteten Gedanken übernommen in seinem Werk „Ich-Selbst“, das darauf plädiert, das bisher ANDERE anzuerkennen und als gesunder „ganzer Mensch“ zu integrieren).
Jugador = Spieler

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Ja Ja - die Jugend hute ist ohne Bildung (christliche :smile:), ohne Werte (deutsche) und gleichgueltig gegenueber dem sein als solchem …

Das kann man 2014 schreiben und sagen, aber wohl auch 2001,1991,…1901 us.w.