Preisunterschiede bei Krabben

Essen & Trinken Ess- & Trinkkultur
#1

Hallo, es geht eigentlich nicht um Ess-„Kultur“ aber ich weiss nicht wo ich mich hinwenden kann. Meine Frage: Ich kaufe in guten Geschäften Krabben oder auch Scampi für ca. 14,-- bis 20,-- Euro 400 g. Eine Bekannte hat 1 Kilo! Krabben beim Chinesen gekauft für euro 5,99.
Es stand drauf „Ind. Ozean“. Wie ist sowas möglich, was steckt dahinter??
Die Krabben rochen stärker als meine nach Fisch und die Produktion war 9/2013 bis
9/2015.
Kann mir da jemand helfen? Also ich würde sie nicht kaufen aber ich möchte wissen, wie solche Unterschiede möglich sind.

Vielen Dank
Hexlein

#2

Hallo

die Krabben sind nicht unbedingt schlechter, einfach nur für den asiatischen Markt mit dortigen Preisen gemacht.

Das Produktionsdatum ist in vielen Ländern Pflicht und sagt mehr aus, als ein Mindesthaltbarkeitsdatum, das bei haltbaren Lebensmitteln nichts über das tatsächliche Alter des Produkts aussagt (Produktion wirklich bis 9/2015? Wenn ja, dann haben die keine Lust, dauernd die Etikette zu wechseln - das spart auch Geld)

Umtriebige Import/Export-Firmen kaufen zu lokalen Grossmarktpreisen und suchen nach den günstigsten Importmöglichkeiten.

Der hiesige Feinkosthandel kauft teurer ein, da er sich schon beim Kauf als „für den europäischen Markt“ ausgibt, hat in der Regel mehr Zwischenhändler, lässt speziell verpacken und schlägt durchaus auch eine grössere Marge drauf - schlussendlich zeigt dein Beispiel, wieviel teurer Ware oft verkauft wird, als sie ursprünglich wert ist - der Krabbenfischer bekommt nämlich keinen Cent mehr - egal ob die Krabben nachher auf chinesischen oder deutschen Tellern landen.

Deshalb sind auch türkische, balkanische und afrikanische Spezialitäten in den kleinen von Migranten geführten Läden oft soviel günstiger, als im klassischen Supermarkt oder Feinkostladen -gleiche Ware, anders verpackt.

Gruss, Sama

#3

Servus,

waren die Krabben vom Chinesen vielleicht Garnelen?

Garnelen aus dem Indischen Ozean sind die relativ preisgünstigsten, u.a. weil man bei ihnen nicht sagen kann, wie kalt oder warm das Wasser ist, aus dem sie kommen (relativ warmes Wasser gilt als weniger gut für Konsistenz und Aroma des Produktes).

Kilopreise von etwa 19 € sind für diese Herkunft normal (bei Discountern üblich). Wenn in Conny’s Pilsklause „Garnelenessen bis zum Abwinken zur Flatrate“ auf der Tafel steht, kommt das Material normalerweise aus dem Indischen Ozean.

Wie man sowas noch um 2/3 unterbieten kann, bleibt ein wenig rätselhaft. Geschickter Umgang mit den Zollbehörden bei der Einfuhr und Landtransport zu chinesischen Löhnen (ja, die gibt es auch in Europa - mir wurden Anfang dieses Jahrhunderts Industriebrachen am Rand von Paris gezeigt, in denen chinesische Textilfabriken untergebracht sind) kann einiges daran ausmachen; trotzdem scheint mir der Preis ein bissle arg niedrig.

Schöne Grüße

MM

#4

Hallo Sama,

obwohl sich die Erzeuger schon aussuchen, an wen sie welches Angebot machen, ist es dennoch erstaunlich, dass Aldi oder Lidl die Ware nicht zu „asiatischen Preisen“ anlanden können - es gibt noch keinen Flaschenhals auf diesem Markt, der so eng wäre, dass da nicht einer aus der Reihe des Kartells tanzte, wenn man ihm einen Vertrag anbietet, mit dem er schon morgen unter den top ten auftreten kann (und erst übermorgen die Daumenschrauben angelegt kriegt, wenn er die neue Konditionier-, Pack- und Frostanlage aufgestellt hat und nicht mehr zurück kann…).

Schöne Grüße

MM

#5

Hallo,

könnte es sich bei dem günstigen Angebot Deiner Bekannten um eine Art Surimi gehandelt haben?

Wenn man den Presseveröffentlichungen glauben mag, werden mitunter aus Krebsfleisch auch preisgünstige Hummer und Garnelen gebastelt.

Viele Grüße
Maralena

#6

Hallo,

guten Geschäften Krabben oder auch Scampi für ca. 14,-- bis

20,-- Euro 400 g. Eine Bekannte hat 1 Kilo! Krabben beim
Chinesen gekauft für euro 5,99.

Krabbe ist nicht gleich Krabbe (bzw. im Regelfall sind es überhaupt keine Krabben). Die unterschiedlichen Preise kommen nicht nur durch Fangmethode und -ort zustande, sondern auch die verschiedenen Arten bzw. Größenkosten unterschiedlich viel. Die zwei Preise ohne nähere Informationen zu vergleichen bzw. erklären zu wollen, ist in etwas so sinnvoll, wie nach dem Preis für ein Kilo Rind zu fragen.

Gruß
C.

#7

Hallo

Die Einkäufer von Aldi gelten als ausgeprägt aggressiv - allerdings heisst billig einkaufen ja nicht, dass die Ware auch billig verkauft werden muss - Aldi wird vermutlich genau abwägen, wieviel sie noch verlangen können, damit ihre Kundschaft ihnen treu bleibt - dabei wird natürlich auch das allgemeine Kostenniveau des Verkaufslandes genau einkalkuliert - ein bisschen billiger als die Konkurrenz (und trotzdem teilweise das mehrfache an Marge draufschlagen - bei Aldi weiss ich es nicht konkret, aber bei anderen)

Der Krämer an der Ecke kann - zumindest für einen Teil seines Sortiments - individuelle Lösungen suchen und fährt deshalb eventuell billiger - das wiederum kann ein Grosskonzern nicht. Ausserdem hat er oft eine niedrigere Marge (in dem Bio-Laden, in dem ich mal eine Weile gearbeitet hatte, war es 1/3 des Verkaufspreises, bei sehr teuren Dingen weniger)
Reich wird er dabei allerdings - im Gegensatz zum Grosskonzern - meist nicht und der Stundenlohn der Inhaberfamilie solcher Läden spottet oft jeglicher Mindestlohndebatte.

Viele Grüsse, Sama

#8

Hallo

das gibt es - aber es ist auf den ersten Blick zu erkennen und nach Wassertier riecht Surimi sowieso nicht

In Asia-Läden sind mir solche Surimi-Krabben noch nicht begegnet - aber in jeder zweiten Antipasti-Theke.

Viele Grüsse, sama

#9

Servus,

ja schon - so ist beim türkischen Fischhändler eine Marge weniger zu bedienen, weil der halt um Mitternacht rum zum Großmarkt aufbricht wie seinerzeit seine z.B. hessischen Kollegen das auch taten, und der italienische Krämer kriegt seine Orangen, Auberginen, Tropeazwiebeln usw. vielleicht leichter von der Insel runter, wenn er einen besseren Tarif bei der ehrenwerten Familie genießt als z.B. ein Großhändler aus Firenze.

Bei chinesischen Handelsverbindungen halte ich aber Maßnahmen wie kreatives Etikettieren für ebenfalls nicht ausgeschlossen: Allein der Einfluss chinesischer Löhne auf die Distribution ab Rotterdam dürfte da für einen so bedeutenden Unterschied nicht ausreichen.

Schöne Grüße

MM

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#10

Hallo!

Kann mich Deiner Aussage nur anschließen.

Krabben, Garnelen, Scampi - das sind alles unterschiedliche Tierarten, sogenannte Spezies. Gerne wird da auch mal umgangssprachlich alles durcheinander geworfen.
Einfach auf die lateinische Bezeichnung auf der Verpackung achten - die ist gesetzlich vorgeschrieben. Auf der Seite der FAO sind ausführliche Informationen zu den Arten und den Fang- bzw. Zuchtgebieten zu finden. Die deutschen Bezeichnungen kann man anhand der lateinischen Bezeichnung z.B. beim BLE nachsehen.
Was natürlich einen erheblichen Einfluss auf den Preis hat, ist natürlich die Qualität - es gibt gute und schlechte Produzenten, auf die ein Händler zurückgreifen kann.

Grüße,
Aquilegia

#11

Halli Hexlein,
gehen wir mal davon aus, daß es sich wirklich um Krabben/Garnelen/Scampi o.ä. handelt, und nicht um das(in anderen Posts) auch genannte „Surimi“
Die Kosten in Asien (in diesem Fall China) sind bekannterweise einfach mal deutlich geringer als anderswo.
Generell sollte jeder zuallererst für sich selber festlegen, was er wofür gewillt ist auszugeben.
Nicht alles was teuer ist muß qualitativ gut sein aber was qualitativ gut ist, ist meistens teurer.
Dazu kommen noch die Umstände, unter denen das Produkt zustande kommt.
In diesem Fall bedeutet es, daß in China (und Indien, Bangladesh, Indonesien usw. usf.) Riesenaquakulturen existieren, in denen tonnenweise dieses Meeresgetier gezüchtet wird.
Und damit es auch (u.a. ob der großen Anzahl auf relativ geringem Raum)nicht an Krankheiten/Infektionen leidet werden da tonnenweise Antibiotika hineingeschüttet.
Und damit das Wachstum auch etwas schneller geht (Zeit=Geld) kommen noch irgendwelche Stoffe rein die das Wachstum „boosten“!
Das in diesen Ländern die (menschliche)Verträglichkeit der eben genannten Stoffe wenig bis gar nicht untersucht wird, ist ebenfalls bekannt.
All das führt zu dem von Dir genannten Preis.
Über die Qualität kann ich nix sagen, nur, daß ich sowas auch nicht kaufen würde.
Von daher: lieber eine Speise etwas seltener auf dem Tisch, aber dafür gerne etwas teuer

#12

Servus,

wie kommt es, dass die Discounter, deren Produkte von den Küsten des Indischen Ozeans und des Pazifiks stammen, ergo unter genau den von Dir genannten Bedingungen produziet werden, bei dem Preis bei weitem nicht mithalten können?

Schöne Grüße

MM