Servus,
auf SPON wurde gerade ein Artikel veröffentlicht, der die Pressefreiheit in Österreich zum Thema hat. Bevor ich dazu komme, möchte ich noch ganz kurz auf die Vorgeschichte eingehen.
Vor knapp zwei Wochen kam das neue Pressefreiheit-Ranking der Reporter ohne Grenzen raus und Österreich stieg dabei nicht gut aus:
Pressefreiheit in Österreich „alarmierend“ verschlechtert
Die Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen hat die Republik in ihrer neuen Weltrangliste zur Lage der Medien binnen eines Jahres um fünf Plätze auf Rang 16 hinuntergestuft. Der Indexwert für Österreich fiel von „gut“ in den Bereich „ausreichend“.
Auch die Gründe für die Herabstufung wurden angegeben:
Reporter ohne Grenzen erklärt das mit Angriffen auf Medien – von Vizekanzler Heinz-Christian Straches „Lügen“-Vorwurf an den ORF und „ZiB 2“-Anchor Armin Wolf bis zum Onlineaufruf einer FPÖ-Jugendorganisation (RFJ), der kritischen STANDARD-Redakteurin Colette M. Schmidt zu „schreiben“, samt Foto und Mailadresse der Journalistin.
Ebenso unter den Kritikpunkten der Organisation: die interne Anordnung aus dem Innenministerium, „kritischen“ Medien wie „Falter“, STANDARD und „Kurier“ nur geringstmögliche Informationen zur Verfügung zu stellen. Außerdem: die Angriffe von FPÖ-Stiftungsräten und -Politikern auf den Ungarn-Korrespondenten des ORF, Ernst Gelegs, und „Report“-Chef Wolfgang Wagner.
Im Grunde macht die Organisation also Politiker und Amtsträger der FPÖ für das schlechtere Ranking verantwortlich. Und hier kommt jetzt auch der SPON Artikel zum Zuge:
FPÖ will österreichischen ORF-Journalisten loswerden
FPÖ-Chef Strache kämpft „wie ein Löwe“ gegen Rundfunkgebühren in Österreich. Doch sein Furor gilt eher dem ORF-Journalisten Armin Wolf, der immer wieder kritische Fragen stellt. Die Pressefreiheit in Österreich ist in Gefahr.
Was war geschehen? FPÖ Generalsekretär und EU Spitzenkandidat Vilimsky war bei Wolf zu Gast und wurde unter anderem zum Braunauer Rattengedicht und einer Karikatur der RFJ (eine Vorfeldorganisation der FPÖ) befragt. Das missfiel Vilimsky und seiner Partei und nach der Ausstrahlung ging es dann los:
FPÖ-Chef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache nannte das Interview in den Tagen darauf mehrmals „widerlich“.
[…]
Vilimsky selbst legte im Boulevardblatt „heute“ nach und erklärte: „Ich würde Wolf vor die Tür setzen.“
[…]
Die FPÖ-Politikerin und frühere ZiB-Moderatorin Ursula Stenzel verglich Wolf mit einem Nazirichter. Wegen seines „staatsanwaltlichen Verhörtons“ hätte Wolf beim „Volksgerichtshof auftreten“ können, einem Gericht der Nationalsozialisten, das Tausende politische Gegner zum Tode verurteilte.
[…]
Anstatt den Journalisten in Schutz zu nehmen, bezeichnete der ORF-Stiftungsratsvorsitzende Norbert Steger, ehemaliger FPÖ-Chef, das Interview als „pervers“. Er riet Wolf im Boulevardblatt „Österreich“ zu einer „Auszeit“
Sind das angemessene Reaktionen auf einen unliebsamen Journalisten? Oder hat der SPON Recht damit, dass die Pressefreiheit in Österreich in Gefahr wäre?