Private Pflegeversicherung sinnvoll?

Hallo,

wie sinnvoll ist eine zusätzliche private Pflegeversicherung? Gibt es dazu irgendwelche verlässlichen Einschätzungen von Experten bzw. Kriterien an denen man das abschätzen kann?

Ich lese häufig im Internet, dass man so eine Versicherung nicht unbedingt braucht und man die doch recht hohen Beiträge, besser in ner Rentenversicherung ansparen und dann ggf. davon die Pflege bezahlen kann.

Mein Versicherungsvertreter meint aber ich müsse unbedingt neben meiner Rentenversicherung noch so etwas abschließen.

Nun bin ich unsicher, was ich tun soll. Irgendwelche Tipps?

Hallo,
diese Frage ist nicht einfach zu beantworten.
Mach eine Rechnung auf: zu erwartende Rente aus der Gesetzl. Rentenversicherung zzgl. Renten aus privater sowie betrieblicher Vorsorge und ggf. weitere Ersparnissen.
Worst case: Angenommene Kosten bei stationärer Pflege abzüglich Leistungen der Pflegeversicherung und Renten
Meine Mama befindet sich im Pflegeheim. Kosten: so um die 3800 EUR/Monat. Leistung der Pflegekasse: um die 1300. Rente ca. 1100. Bleibt 1400 Rest. Die Ersparnisse (so um die 45000) sind aufgebraucht. Neben den Kosten für das Pflegeheim fallen nur in sehr geringem Umfang weitere Kosten an.
Ihr Haus musste verkauft werden, um die Kosten des Pflegeheimes zu decken. Mich stört das nicht, denn im Falle des Falles muss ich nicht erben.
Hättest Du Erben? Ja? Nein? Auch diese Frage ist nicht unerheblich.
Gruß
J.K.

Ja aber überschreibt man denn nicht vorausschauend den Kindern=Erben beizeiten das Erbe, insbesondere Immobilien, um für solche Fälle sicher zu stellen, dass es in der Familie bleibt?
Machen zwar viele nicht, aber das wäre doch das Erste, woran zu denken sein sollte.

Funktioniert nicht.

Die Nachkommen sind gegenüber ihren Eltern zum Unterhalt verpflichtet; was über das Schonvermögen hinausgeht, wird ihnen abgefordert, wenn eigene Einkünfte der Eltern nicht zur Deckung der Pflegekosten ausreichen und eigenes Vermögen verbraucht ist.

Unter bestimmten Umständen kann hier auch vorher verschenktes Vermögen gem. § 528 BGB zurückgefordert werden, auch wenn dem Beschenkten dabei weniger als das Schonvermögen im Sinn der Unterhaltspflicht bleibt.

Ist übrigens ganz zweckmäßig eingerichtet. Weshalb sollten wir dafür bezahlen, dass irgendwelche Kleinbürger ihr Vermögenleinchen behalten können?

Schöne Grüße

MM

2 Like

Wenn es rechtzeitig überschrieben wird, kann es nicht zurückgefordert werden.
Und der Selbstbehalt von Kindern, bevor sie für die Pflegekosten der Eltern herangezogen werden ist sehr groß, besonders, wenn sie selber eine Familie haben.
In vielen Fällen lohnt es sich tatsächlich, es genau so zu tun.

Konkret geht es um eine Frist von zehn Jahren, und darüber, ob es „sich lohnt“, Vermögen an Erben zu übertragen, die noch gar keine Gelegenheit hatten, zu zeigen, ob sie dessen überhaupt würdig sind, gibt es verschiedene Ansichten. Arndt von Bohlen und Halbach ist kein Standardfall in diesem Zusammenhang.

Wie auch immer - dass „man vorausschauend das Erbe den KIndern überschreibt“, kann so auf keinen Fall als allgemein gültiges Schema genannt werden. Wenn jemand glaubt, das sei alles gut so, kann er das natürlich tun, und dann werden eben ich und die anderen für das asoziale Arschloch zur Kasse gebeten, ohne dass wir was dagegen tun können.

Schöne Grüße

MM

3 Like

Hallo,
ein relativ bekanntes Zitat, John F. Kennedy zugeschrieben…
„Frage nicht was dein Land für dich tun kann, sondern was du für dein Land tun kannst!“
Ergänzend: „das Land“, das sind deine Freunde, Verwandte, Nachbarn, Kollegen…und DU möchtest in deren Geldbeutel greifen…?
Nachdenkliche Grüße
J.K.

Genau.
Und es ist das, was so häufig auch getan wird, dass es durchaus als Konzept gelten darf…
Um den Sinn und Unsinn von „vererben“ grundsätzlich geht es hier nicht.
Du biegst und brichst mal wieder um irgendwie noch Recht zu behalten.

ist Quatsch mit Soße.

Es gibt Leute, die das tun, und andere, die das nicht tun.

Und das hier:

enthält an entscheidender Stelle ein „man“, von dem Du Dich jetzt eilig zurückrudernd distanzierst, weil Du selber gesehen hast, dass das eben kein generell angewandtes und allgemein gültiges „Konzept“ ist.

Nun gut - hat allerdings mit „biegen und brechen“ so rein gar nichts zu tun. Immerhin hast Du dabei ein paar Dinge über die Unterhaltspflicht von Kindern gegenüber ihren Eltern und die Rückforderung von Schenkungen wegen Verarmung lernen können. Umso besser.

Schöne Grüße

MM

That´s brainf*** …
Jeder, den ich kenne tut es so. Ist meine Generation von Erben. Und ich kenne Leute, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Es weiss auch jeder, wenn man darüber spricht, dass es geht und dass man es natürlich so bemüht ist zu tun, wenn es legal möglich ist.Darüber gibt es sogar diverse Zeitungsartikel.
Wenn du dein Vermögen, so es eines gibt, deinen Kindern, so es welche gibt aus lauter correctness vorenthalten willst, kannst du das natürlich auch tun.Ist ja ebenfalls legal :smiley: .
Es gibt mal wieder ein großes gap zwischen Theorie und Erfahrungspraxis.

Tja, da kennst Du aber nicht viele Leute, offenbar.

Die Immobilien meiner Schwiegereltern bleiben bis zum Erbfall in ihrem Eigentum, und falls die verfügbaren Barmittel nicht ausreichen sollten, um die Pflege bis zum Ende zu finanzieren, werden sie genau zu diesem Zweck versilbert.

Dass die künftigen Erben ihre Finger von den Häusern zu lassen haben, bis der Erbfall tatsächlich eintritt, ist wohlüberlegt und nicht aus Jux und Dollerei so entschieden. Mein Schwiegervater spricht übrigens Deutsch und ein wenig Moselfränkisch, aber kein US-Englisch.

Der übrige Wortschwall, „es gibt sogar Zeitungsartikel!“, ist sowas wie Tante Ernas praktischer Ratgeber aus der Wochenendsbeilage. Noja, wer sechsstellige Beträge allein auf der Grundlage der Tipps von Tante Erna in die Hand nehmen mag, soll das tun.

Schöne Grüße

MM

1 Like

Ich kenne eine ganze Menge Leute, 2 davon haben aus guten Gründen die Immobilie überschrieben und sie damit der Familie erhalten. Das hat sich ganz praktisch und nicht theoretisch gelohnt.
Und keiner „hat“ etwas „zu lassen“, denn die Regeln machst nicht Du :wink:
Du verbiegst und arbeitest mit Abwertungen.Mal wieder Rhetorik Grundschule.

http://www.kanzlei-brauck-hunger.de/index.php?option=com_content&view=article&id=15&Itemid=22

Die Regeln hat in diesem Fall der gemacht, der u.a. den Marx für den Kölner Rathausturm gemacht hat. Und er wusste auch da, was er tat. Und siehe da: Die Erben haben tatsächlich die Finger von seinen Immobilien zu lassen, bis der Erbfall eintritt (… lustig, was man in so einem Satz lesen kann!).

Aber lassen wir das. Dass es ein ganz klein wenig zu schnell geschossen war, den möglichen Nutzen einer Pflegeversicherung von vornherein in Bausch und Bogen abzustreiten, wenn Grundvermögen vorhanden ist, hast Du ja inzwischen auch selber gesehen.

Schöne Grüße

MM

Führst du nun Selbstgespräche?
Den Sinn einer Pflegeversicherung habe ich nie in Abrede gestellt.
Und darüber hinaus den Sinn der rechtzeitigen Überschreibung von Immobilien genannt.
That´s it, ob´s dein Konzept ist oder nicht, auf jeden Fall ist es eines, das sehr üblich ist. Und funktioniert, entgegen deiner ersten Behauptung.
Ausserdem legal ist und es ist ja auch der Sinn eines Forums, verschiedene Wege aufzuzeigen, damit jeder frei ist, den für ihn passenden Weg in die Entscheidung zu bringen.

Allein schon diese Aussage des Verkäufers muss man eben genau so sehen. Die eines Verkäufers. Der lebt nämlich vom Verkaufen seines Produktes. Da ist weder gesagt, dass man das überhaupt braucht, noch dass es das beste dafür am Markt ist.
Ob und wieviel man für diesen Fall vorsorgt, hängt sicher von den konkreten Umständen ab. Wie hoch wäre eine potentielle Lücke. Wie wahrscheinlich ist der Eintritt der Pflegebedürftigkeit? Kann diese Lücke schon durch vorhandenes bzw. bis dahin aufgebautes Vermögen geschlossen werden? Dafür wäre natürlich wichtig, dass man noch darüber verfügt und es nicht schlauerweise schon vorher an die Kinder übertragen hat, die dann aber gar nicht daran denken, es dafür einzusetzen oder es auch einfach verjubelt haben. Egal, was vor Jahren mal versprochen wurde.
Wäre auch blöd nun jahrelang hohe Prämien in eine Versicherung einzuzahlen, die kaum Rendite abwirft und mit der man sich dann im Zweifel vielleicht noch rumstreiten muss, wenn schon nicht mehr in der Lage ist, sich selbst den Popo abzuwischen.
Vielleicht investiert man einfach in Pflegeimmobilien oder einen Platz in einem solchen oder in eine alten- und behindertengerechte Wohnung, sodass man solange wie möglich zu Hause bleiben kann. Wenn man den Platz nicht selber braucht , kann man den sicher solange von jemand anderen nutzen lassen, der eben dafür zahlt oder irgendwann mal die Wohnung verkaufen. Muss ja ein Markt mit Zukunft sein.

Hallo

erste Frage bei allem : Cui bono -wem nützt es?

zuvorderst erst einmal deinem Vertreter: Provision

danach eventuell (!) dir, solltest du ein Pflegefall werden. Solltest du kein Pflegefall werden sondern einfach auf der Parkbank irgendwann friedlich einschlafen… nützt es der Versicherung.

Ich persönlich würde auch eher auf das Pferd Rente setzen: damit kann ich im Bedarfsfall einen Pflegeplatz finanzieren oder solange ich rüstig bin, eine Weltreise unternehmen und vielleicht grandios beim Sonnenuntergang auf BoraBora abtreten…

Grüße
miamei

Hallo,

das komt darauf an, wie die Zukunft geplant wird.

Wenn man sowieso damit rechnet, im Alter oder bei Erwerbsunfähigkeit auf Grundsicherung angewiesen zu sein, macht eine private Vorsorge auch für die Pflege keinen Sinn. Das klingt krass, aber so kann man argumentieren.

In allen anderen Fällen, insbesondere wenn es Angehörige gibt, denen man vielleicht etwas hinterlassen möchte, sollte man eine private Pflegeabsicherung machen. Bei einer Pflege im Heim muss man heute (als Nicht-Beamter) mit einer Eigenbeteiigung von ca. 1500 EUR im Monat rechnen.Diesen Betrag als garantierte Rente anzusparen, ist deutlich teurer als über eine Pflegetagegeldversicherung. Aus meiner Sicht ist es am wichtigsten, dass bei stationärer Pflege, egal bei welchem Pflegegrad, dieser Betrag gezahlt wird.

Viel Glück

barmer

Nein, das ist nicht Rhetorik Grundschule. Das ist eine andere Sicht der Dinge. Wer fragt, muss Antworten aushalten können.
Wenn die nicht ins Konzept passen, kann man zumindest darüber nachdenken.

Ja, dass da verschiedene Sichtweisen sich getroffen haben ist auch (!) richtig.
Gefragt hatte ich nicht wirklich.
Nachgedacht habe ich darüber schon lange und bin zu einem anderen Ergebnis gekommen :wink: .

Diesen Standpunkt verstehe ich durchaus. Meiner ist es nicht. Meine Bereitschaft für die eigene Nachkommenschaft ALLES Nötige zu tun, um deren nicht einfacher werdendes Leben in dieser nicht einfacher werdenden Zeit zu sichern ist unbegrenzt. Wenigstens bin ich ehrlich. Das gestehe ich übrigens auch meinen Mitmenschen zu. Gleiches Recht für alle. Und kenne wirklich niemanden, der es nicht genau so macht.Alles gute Menschen :smile:
Von Kant habe ich noch nie viel gehalten, das am Rande.