Privates Fernsehen und Werteverfall?

Hallo,
über Satellit empfängst Du Hunderte Programme.

do from 00:00

use [remote control]

if
(programm) = schrott
then
zap
else
set POWER = 0
endif

until 24:00

So einfach ist das. Müll gehört in die Tonne. Ob real oder virtuell, ist irrelevant.

Viel Spaß beim Ausprobieren der obigen Routine. :wink:

Gruß,
H. Walther

Hallo Jan,

angenommen, es gäbe kein Privatfensehen, würden dann die Schüler, die sich das reinziehen, mehr Lesen oder sich Dokumentationen ansehen?

Als es noch kein Privatfernsehen gab, war das Fernsehprogramm nicht anspruchsvoller, sondern höchstens langweiliger. Die Hauptaufgabe von Fernsehen, war noch nie Bildung, sondern Unterhaltung. Bildung beschränkte sich vor 2,3 Jahrzehnten auf etwas Telekolleg in den Dritten.
Mit dem Erscheinen des Privatfernsehens erfolgte eine Spreizung des Niveaus. Auf der einen Seiten gibt es besonders Mittags und am frühen Nachmittag Prekariatss-TV in den Privaten, auf der anderen Seite gibt es spannende und fundierte Dokumentationen auf Phönix, Arte und 3Sat.

Was man sich reinzieht ist die personliche Wahl. Oder anders ausgedrückt, wer blöd ist, wird durch Fernseh nicht blöder, sondern seine Blödheit wird nur gut gefüttert.

Gruß
Carlos

Hallo,
ich kann Dir ein ausgezeichnetes Buch dazu empfehlen. Neil Postman, „Wir amüsieren uns zu Tode“.

Grundsätzlich ist ein Staat nur in sehr begrenztem Masse dazu in der Lage das intellektuelle Niveau der Bevölkerung zu beeinflussen. Im Übrigen haben Staaten meiner Meinung nach auch kein Interesse daran, dass die Bevölkerung erkennt, wie sie durch die Massenmedien manipuliert wird. Manipulation ist ein Kerninstrument der Marktwirtschaft. Ohne Manipulation entstehen weniger Bedürfnisse nach Konsum und das würde an den Grundfesten unseres Gesellschaftssystems rütteln. Unsere Volkswirtschaft würde zusammenbrechen.

Die Privatsender und zunehmend die staatlichen Sender sind komerzielle Instrumente. Die Geschäftsmodelle jedes Senders decken dabei bestimmte Zielgruppen ab. Zielgruppen, die nicht abgedeckt sind, sind eine Marktlücke und werden sofort mit entsprechenden Massenmedien besetzt.

Sender machen kein Programm, um Dich zu unterhalten, sondern um Dich anzulocken und Dich bewerben … und damit manipulieren zu lassen. Dabei wird mit immer subtileren Mitteln gearbeitet. Product Placements, virtuelle Sozialisierung, Trendsetting,

Beim Staatsfernsehen kommen noch andere Faktoren dazu. Politische Manipulation, Angstverbreitung, Gleichmachung und Ablenkung.

Stell Dir unsere Gesellschaft heutzutage mal ohne Fernsehen, Massenmedien vor und überlege Dir mal welche Auswirkungen dies auf Dein Leben und unsere soziale Marktwirtschaft hätte. Dann wirst Du verstehen, daß Privatsender, die gezielt eine grenzdebile Bevölkerungsschicht als Zielgruppe bedienen durchaus ihre Existenzberechtigung haben. Stell Dir vor, die Massenmedien würden keine Bedürfnisse mehr – zum Beispiel nach weißen Autos und lila Klamotten — mehr wecken. Was geschähe mit unserem Bruttoinlandsprodukt?

Letztendlich hat jeder Mensch die Freiheit, sich der Manipulation zu entziehen. Dies gelingt aber nur relativ wenigen intelligenten Menschen… und das ist auch gut so. Unser Wirtschaftssystem braucht Verblödung, um zu funktionieren. Wer glaubt er wolle nicht verblödet und manipuliert werden… einfach abschalten!

Freundliche Grüße

Volker

Hallo,

Grundsätzlich ist ein Staat nur in sehr begrenztem Masse dazu in der Lage das intellektuelle Niveau der Bevölkerung zu beeinflussen. Im Übrigen haben Staaten meiner Meinung nach auch kein Interesse daran, dass die Bevölkerung erkennt, wie sie durch die Massenmedien manipuliert wird. Manipulation ist ein Kerninstrument der Marktwirtschaft. Ohne Manipulation entstehen weniger Bedürfnisse nach Konsum und das würde an den Grundfesten unseres Gesellschaftssystems rütteln. Unsere Volkswirtschaft würde zusammenbrechen.

Das sind sicherlich gut fundierte Aussagen. Bei den Kommunisten und deren braun angemalten Kollegen wurde und wird natürlich nicht manipuliert. Auch dort wo religiöse Vereinigungen das Sagen haben/hatten wird/wurde immer objektiv informiert.

Sender machen kein Programm, um Dich zu unterhalten, sondern um Dich anzulocken und Dich bewerben.

Also sollten Sender Programme machen, die niemanden interessieren/anlocken? Was wäre das dann in etwa? Das Staatsfernsehen der Volksrepublik Korea?

Stell Dir unsere Gesellschaft heutzutage mal ohne Fernsehen, Massenmedien vor und überlege Dir mal welche Auswirkungen dies auf Dein Leben und unsere soziale Marktwirtschaft hätte.

Also gut vorstellen kann man sich das ja halbwegs. Das müssen so ungefähr die Zustände, wie kurz vor der Erfindung des Buchdruckes sein. Ich bin also ausschließlich auf Informationen angewiesen, die mir jemand erzählt oder die in der Kirche als Wahrheit verbreitet werden.

Dann wirst Du verstehen, daß Privatsender, die gezielt eine grenzdebile Bevölkerungsschicht als Zielgruppe bedienen durchaus ihre Existenzberechtigung haben. Stell Dir vor, die Massenmedien würden keine Bedürfnisse mehr – zum Beispiel nach weißen Autos und lila Klamotten — mehr wecken. Was geschähe mit unserem Bruttoinlandsprodukt?

Ich vermute mal stark, dass das dann so wie vor 1984 bei ungefähr 0€ liegen würden.

Letztendlich hat jeder Mensch die Freiheit, sich der Manipulation zu entziehen. Dies gelingt aber nur relativ wenigen intelligenten Menschen… und das ist auch gut so.
Unser Wirtschaftssystem braucht Verblödung, um zu funktionieren.

Aha.

Grüße

Hallo Carlos,
Deiner Darstellung kann ich in einigen Punkten nicht zustimmen

Bildung beschränkte sich vor 2,3 Jahrzehnten auf
etwas Telekolleg in den Dritten.

Ich habe den Eindruck, Du fasst hier Bildung deutlich zu eng. Auch damals gab es Dokumentationen, Reportagen, Fremdsprachkurse (abseits vom Telekolleg) usw. usf. Natürlich nicht auf den prominenten Sendeplätzen, mal von einigen Ausnahmen abgesehen wie z.B. Horst Sterns großartige Reportagen-Serie ‚Sterns Stunde‘. Wolfgang Neuss formulierte es so: „Geist - richtig schöner deutscher Geist - findet im Fernsehen im Eigenprogramm [damit waren die ‚Dritten‘ gemeint] bzw. zur Gespensterstunde statt. Der kleine Mann muss schlafen, in ihren schlimmsten Träumen befürchtet Mutter Allensbach persönlich eines Tages den Aufstand der Durchschnittsbefragten …“. Also - ein bißchen mehr als ‚Telekolleg‘ gab es schon.

Mit dem Erscheinen des Privatfernsehens erfolgte eine
Spreizung des Niveaus. Auf der einen Seiten gibt es besonders
Mittags und am frühen Nachmittag Prekariatss-TV in den
Privaten, auf der anderen Seite gibt es spannende und
fundierte Dokumentationen auf Phönix, Arte und 3Sat.

Diese „Spreizung“ hat insbesondere intern bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten stattgefunden - Anspruchsvolleres bei ARD und ZDF hat deutlich abgenommen (da hat man sich den Privaten ein Stück weit angenähert) und wurde in die Spartensender ausgelagert. Bei den Privaten wiederum gibt es auch eine Spreizung - kostenloses Prolefutter und ein paar (wenige) anspruchsvollere Angebote als Pay-TV (z.B. History channel, National Geographic TV).

Bei den öffentlich-rechtlichen ‚Spartensendern‘ wie Phönix, Arte und 3Sat (und Bayern Alpha, ZDF Doku, Eins Plus etc.) sollte man aber auch nicht übersehen, dass Vieles von dem dort gezeigten recycelte Produktionen sind, die für die ‚großen‘ Programme und die ‚Dritten‘ produziert und dort auch irgendwann mal gezeigt wurden - wenn auch als Lückenfüller.

Was man sich reinzieht ist die personliche Wahl. Oder anders
ausgedrückt, wer blöd ist, wird durch Fernseh nicht blöder,
sondern seine Blödheit wird nur gut gefüttert.

Dazu allerdings meine Zustimmung.

Freundliche Grüße,
Ralf

Bist du da drüben mal raus gekommen aus deinem Wohlstandsghetto?

Eine Freundin die 2 Jahre in Berkley gelebt hat, hätte das selbe behauptet… bis sie mal quer durchs Land musste.

Hallo Ralf,

was ich beschreibe ist mein persönlicher Eindruck.
Als Jugendlicher war ich froh, dass wir fünf Fernsehprogramme hatten, statt drei, nachdem wir in ein Hochhaus zogen.
Viele Themen waren Mangelwaren.
Science Fiction ? 1 bis 2 mal im Jahr
Videoclips/Musik? 1 Mal die Woche (oder im Monat)
Nur Politmagazine gab es fast so viele wie heute.
(Wobei man das ZDF-Magazin irgendwo zwischen Politik, Horror und Satire ansiedeln musste).

Mit der Ankunft der Privaten, der Ausdehnung der Öffentlich-Rechtlichen und der Digitalisierung wurde das Angebot gewaltig.
Wenn ich heute in Fensehprogramm schaue, laufen fast täglich Dokumentationen die mich interessieren. Tolle Spielfilme mitten in der Woche, witzige oder gut gemachten Serien.
Sicherlich wird massig wiederholt, aber das Programm ist in den letzten Jahren dermaßen angewachsen, dass ich auch ohne Pay-TV mehr Angebot habe, als ich mir wünschen könnte.

Bei den öffentlich-rechtlichen ‚Spartensendern‘ wie Phönix,
Arte und 3Sat (und Bayern Alpha, ZDF Doku, Eins Plus etc.)
sollte man aber auch nicht übersehen, dass Vieles von dem dort
gezeigten recycelte Produktionen sind, die für die ‚großen‘
Programme und die ‚Dritten‘ produziert und dort auch
irgendwann mal gezeigt wurden - wenn auch als Lückenfüller.

Mir egal. Das Programm ist so voll, dass ich nicht jede gute Dokumentation bei der Erstausstrahlung mit bekomme oder sehen kann. Und manche exzellente Dokumentation sehe ich gerne auch ein zweites Mal.

Gruß
Carlos

Was man sich reinzieht ist die personliche Wahl. Oder anders
ausgedrückt, wer blöd ist, wird durch Fernseh nicht blöder,
sondern seine Blödheit wird nur gut gefüttert.

So sinngemaess hat das auch schon jemand anders hier geschrieben. Meine Meinung: Wenn jemand, der bloed ist, sich (privates) Fernsehen antut, wird er dadurch vielleicht nicht unmittelbar bloeder, aber er wird daran gehindert, von seiner Bloedheit wegzukommen. Denn es wird ihm vorgesetzt, was er sehen will, und jegliche Anstrengung dabei wird ihm erspart.

Schon von daher halte ich es audruecklich fuer einen Segen, dass wir oeffentlich-rechtliches Fernsehen in Deutschland haben (und dass dieses nicht in irgendwelchen Nischen- oder Spartensendern stattfindet), welches den Zuschauer mit einem (im Grunde ja doch anspruchsvollen) Rundum-Programm versorgt.

Gruesse, Jan