Pro & Contra Lückentheorie

Hallo liebe Community!

Eine meiner Antworten hier hat mich selbst überrascht: Lückentheorie - jahrzehntelang für mich unnötig wie die Frage einer Präexistenz Jesu - aber was wäre dran? Wo wäre sie evtl. hilfreich, u.U. sogar notwendig? Was könnte sie ggf. zu einem Irrweg erklären?

[Die „Beweisführungen“ aus englischen und deutschen Übertragungsversuchen der Bibel wären hierzu allesamt nicht brauchbar!]

Zunächst einmal: Es gibt im Hebräischen wie in allen semitischen Sprachen keine Tempora, es ist also iommer alles. DAfür gibt es Aktionsformen. Sein in unserem Sinne ist im Hebräiscvhen kein Sein sondern immer Gewordensein. UNd es ist nicht absolut (ontologisch) zu verstehen. AUch das gibt es im Hebräischen nicht. ALles Sein ist ein Sein für…

LEsen wir doch bitte nicht die Bibel als naturwissenschaftliches Buch. Die Naturwissenschaften in unserem Sinne sind gerade mal drei bis vierhundert Jahre alt. Das Denken und nSprechen der Bibel wie auch anderer älterer Texte ist einer ganz anderen Wahrheit verpflichtet. ES ist eine Erfahrungswahrheit, wobei hier Erfahrung nicht im englischen Sinne verstanden ist.

Die nsogenannte Lückentheorie bringt theologisch keinerlei Gewinn. SIe ist nichts als eine Hilfskonstruktion, dazu noch eine gra,mmatikalisch falsche , für Anhänger des Intelligent Design.

Das 1. BUch Muoe, die Genesis macht den Menschen zum ausschließlichen Bild Gottes auf dieser Erde. DEswegen soll sich der Mensch keine anderen Gottesbilder machen. Damit bewegt die Bibel ein stark anthropozentrisches (menschenoerientiertes) Weltbild. SO lässt sich das ¨für¨ im Sein des Nichts oder des Tohuwabohu (übersetzt mit wüst und leer) verstehen als eine Menschenleere. LEtztlich endet nach diesem Bericht das Tohuwabohu erst mit der Schaffung des Menschen und seiner göttlichen Begabung, die Welt zu benennen.

DAs tut er übrigens immer noch - in den Naturewissenschaften, denn bennen heißt bibliscvh verstehen.

Hallo mkmk, vielen Dank für Deine Antwort! Die Bausteine der unter dem Namen „Lückentheorie“ entfremdeten Idee wären im hebräischen Text grundsätzlich vorhanden - wenn, dann natürlich nur lebensfähig zusammen mit dessen Hauptlesart (Aquila, bzw. dem Anfang des mesopotamischen Schöpfunngsepos’ „Als droben“) - und sie hätte auch im direkten Kontext einen relativen Halt.

Den Wortreimen „Adam/Ackerboden“ & „Mann/Männin“ im Parallelabschnitt (Gn 2:4b-25) - sowie in dem darauf folgenden dritten Teil (Gn 3:1-24) - stünden zwar nur „Refrains“ gegenüber, damit aber dennoch eine ausreichend gesunde Basis.

Gleichberechtigte Doppeldeutigkeiten entgegengesetzter Natur wären dagegen tatsächlich erst im dritten Abschnitt zu finden, dafür aber masoretisch akzeptiert (Leningradensis B19): ערום „nackt/schlau“, עלם „ewig/verborgen“.

Sofern diese Idee nicht von anderen, schwerwiegenderen exegetischen Konstruktionen infrage gestellt oder ganz hinfällig werden sollte, hätte sie hinsichtlich dem von Moses angedeuteten „Ende der Tage/Zeit“ und der „neuen Erde“ bei den Propheten ein gewisses theologisches Gewicht …

Jesus Christus, gestern, heute und der selbe auch in Ewigkeit. (NT)

Hallo,
leider habe ich mich mit der Lückentheorie noch nie beschäftigt, kann daher nicht weiterhelfen.

Gruß
Erika

Hier müsste man ziemlich in die Breite gehen. Die Lückentheorie spielt in der wissenschaftlichen Theologie meines Wissens keine Rolle, sondern ist ein Streitpunkt evangelikaler Bibelauslegung. kein Experte für atl. Exegese.

Die Lückentheorie ist absolut nutzlos und widerspricht dem gesamten Text in seiner literarischen Struktur und seinem Platz in der Schrift insgesamt. Sie fällt theologisch in tiefste Zeiten zurück, da der 1. Schöpfungsbericht damit zu einem realen Geschehen deklariert würde - es ist aber ein Mythos und steht schließlich gleichwertig mit dem 2. Schöpfungsbericht nicht umsonst am Anfang der Bibel. Der Leser ist selbst gefordert, die Deutungsangebote beider Berichte zu prüfen und in seine Lebenswelt zu übertragen. Eine wörtliche Auslegung befördert Christen auf jene fundamentalistische Stufe der amerikanischen Kreationisten zurück, die den Glauben zu einer Posse machen.
Man kann mit historisch-kritischer Exegese sicher sehr viele Details der Schriften näher untersuchen - aber eine „Lücke“ zwischen dem ERSTEN und ZWEITEN Vers der Bibel auszumachen, ist nicht nur unlogisch, sondern hieße zugleich Leser und Schreiber für dumm erklären. Es wird in Vers 2 schließlich nur die im 1. Vers geschaffene Erde BESCHRIEBEN!
Die Lückentheorie kommt nur zustande, wenn man den 2. Vers als einen völlig neuen Abschnitt verstünde. Die Frage von „hajtah“ als ‚war‘ oder ‚wurde‘ ist letztlich nur den Tempusgebrauch modernen Sprachen wie dem Deutschen oder Englischen geschuldet.

Vergleiche einmal die Übersetzung jüdische Übersetzung von Rosenzweig/Buber:

  1. Im Anfang Schu G*** den Himmel und die Erde
  2. Die Erde aber war/wurde Irrsal und Wirrsal …

Selbst wenn hier nun ‚wurde‘ übersetzt würde, so verstieße man völlig gegen das im gesamten Kapitel vorherrschende Thema der Strukturierung durch die 6/7-Tage. Selbst ‚wurde‘ erklärt nur, wie die frisch geschaffene Erde war - und dann schließlich mit Leben gefüllt wird.

Schöpfungstexte des AT sind meines Erachtens Mythen. Sie dürfen und wollen keinesfalls wörtlich verstanden und als reale Geschehnisse angesehen werden. Sie sind Texte die zum Nachdenken über unser Hier und Jetzt, über unsere Rolle in dieser Welt Auskunft geben wollen und Deutungsangebote darstellen. Es geht in keinem der Texte darum eine physikalisch korrekte Entstehung der Welt zu beschreiben, sondern will Auskunft über das WARUM der Menschheit geben. Nicht WIE wurden Welt, Tiere und Menschen geschaffen, sondern WARUM gibt es Welt, Tiere und Menschen!

Erst wenn dieser Gedankenschritt vollzogen werden kann, ist man in der Lage aus der Bibel all die geistige Tiefe herauszuholen, die sie seit Jahrtausenden erfolgreich macht und zu „Gottes Wort“ macht.

Da sehe ich gerade erst die erste Antwort von mkmk und schließe mich dieser völlig an!

Da sehe ich gerade erst die erte Antwort von mkmk und schließe mich dieser völlig an!

Hallo Erika, das ist schade, ich nämlich auch noch nicht wirklich - sonst müsste ich nicht fragen …

Hallo Michael Werner, vielen Dank für Deine Bestätigung meiner Ansicht zur Vorgehensweise! Wie ich feststellen musste, spielt die „Lückentheorie“ in Deutschland tatsächlich keine Rolle. Zum zweiten Golfkrieg wurde mal hier an einem Nato-Luftwaffenstützpunkt großflächig ein Flugblatt mit geschichtsverdrehendem und volksverhetzendem Inhalt verteilt - eine Lobeshymne auf Israel (wo es hintritt grünt und gedeiht es) und die us-amerikanischen Soldaten / die Araber wurden im Gegenzug geschmäht, dass sich unter ihnen nur die Wüste ausbreite, das Werk von Gottes Widersacher, wie am Anfang der Welt usw. - der Urheber wurde verhaftet bzw. aus dem Verkehr gezogen, bevor ich mich mit ihm über diese für mich neue Lehre unterhalten konnte; es scheint hierzulande kaum Vertreter dieser Theorie zu geben. Die spärlichen Erwähnungen, z.B. im „Jerusalemer Bibellexikon“ [Anhang], hatten auch nur meine Abneigung und meinen Widerwillen dagegen geschürt - ebenso wie die heutigen Ausführungen im Internet. Über zwanzig Jahre sind seitdem bei mir zu diesem Thema unproduktiv vergangen … Zeit, die jetzt notwendig wäre!

Hallo Konrad Hagendorn - „Jesus Christus, gestern, heute und der selbe auch in Ewigkeit. (NT)“ - dem könnte ich mich anschließen … allerdings gäbe es zu „vorgestern“ keine klare, eindeutige Aussage [wäre für mich kein Grund, Jesus deswegen eine solche in den Mund zu legen (Joh 8:58), denn erst kommt die Schrift, danach die Lehre - nicht andersherum!] und weder im Hebräischen, noch im Griechischen den Begriff „ewig“ …

Hallo frank_athenaios, vielen Dank für Deine Einschätzung - dem ersten und den beiden letzten Absätzen Deiner Antwort kann ich im Großen und Ganzen nur zustimmen, denke aber nicht, dass wir beide tatsächlich dasselbe meinen! Möchte dazu, auch zu dem Mittelteil Deiner Antwort, nur auf meine Rückantwort an mkmk verweisen.

Die Frage von היתה als „war“ oder „war geworden“ wird nicht nur in den englischen bzw. deutschen Abhandlungen zur Lückentheorie behandelt (bzw. verbrochen!), sie würde sich einem Übersetzer auch im Hebräischen stellen, denn um einer Sache eine Eigenschaft oder einen Umstand zuzuweisen, bräuchte man nicht unbedingt ein Hilfsverb, eine Relativ-Partikel, ein Personal- oder Demonstrativpronomen! Eigenartig wird es nur dann, wenn in einem Vers mit zwei verschiedenen grammatischen Maßen gemessen wurde: „… die Erde war/wurde wüst und leer und Dunkelheit (war) über dem Angesicht …“

[Allerdings kenne ich in den Bibeln keinen Vers, der nicht im Verdacht stehen würde, korrupt zu sein!]

Zusatz Re^2: Pro & Contra Lückentheorie
Der nach wie vor beste hebräische Quelltext: MS (heb. isr.) 13

[Blatt Nr. 1 (recto) = Gn 1:1-3a]

בראשית
ברא אלהים
את השמים

ואת הארץ
והארץ היתה
תהו ובהו

וחשך
על פני תהום

ורוח אלהים מרחפת
על פני המים

ויאמר אלהים
יהי אור

[Blatt Nr. 1 (verso) = Gn 1:3b-5]

ויהי אור
וירא אלהים
את האור כי טוב

ויבדל אלהים
בין האור
ובין החשך

ויקרא אלהים
לאור יום
ולחשך קרא לילה

ויהי ערב
ויהי בקר
יום אחד

interessiert mich nicht!
hans

Hallo,

vielen Dank für die Anfrage. Leider kann ich sie nciht beantworten. Ich hab heute zum ersten Mal überhaupt von dieser Theorie gehört.

Grüße

Christian

Hallo hans, dann entschuldige bitte meine Anfrage - sie wurde mir von w-w-w für Dich vorgeschlagen.

Hallo Christian, vielen Dank für Deine Antwort - ich hatte sie bis jetzt auch verdrängt, kenne sie eigentlich erst seit drei Tagen … 15.01.2013 … (wieder)