Problem mit Integral

Hallo ihr Lieben,

ich habe ein Fehler in meiner Rechnung und finde ihn nicht, vielleicht findet ihr ihn ja :smile:

Es geht um folgendes Integral

\int! \frac{e^x - 1}{e^x + 3} , dx

Den Rechenweg wie Wolfram Alpha das ganze löst konnte ich nachvollziehen und habe es anschließend auch selbst so nochmal gerechnet. Der Unterschied zwischen dem was Wolfram Alpha macht und meiner Idee ist, dass Wolfram Alpha den Zähler auseinander zieht und ich wollte die Partialbruchzerlegung mit dem gesamten Zähler machen. Also so:

\int! \frac{e^x - 1}{e^x + 3} , dx

Substitution:

u = e^x
=> \frac{du}{dx} = e^x
dx = \frac{du}{e^x}

=> \int! \frac{u - 1}{u + 3} * \frac{1}{e^x} , du

= \int! \frac{u - 1}{u + 3} * \frac{1}{u} , du

= \int! \frac{u - 1}{u(u + 3)} , du

Partialbruchzerlegung, ab hier beginnt mein Fehler, aber was mache ich falsch?

\frac{A}{u} + \frac{B}{u+3} = \frac{u - 1}{u(u+3)}

\frac{A(u+3) + Bu}{u(u+3)} = \frac{u - 1}{u(u+3)} \hspace*{+2cm}|* Nenner

A(u+3) + Bu = u - 1 \hspace*{+2.65cm}|Nullstellen\hspace*{+2mm}sind\hspace*{+2mm}0\hspace*{+2mm}und\hspace*{+2mm}-3

u = 0
=> 3A = -1 A = - \frac{1}{3}

u = -3
=> -3B = -3 B = 1

=> \int! - \frac{1}{3} * \frac{1}{u} du + \int! 1 * \frac{1}{u+3} , du

Hier ist es endgültig falsch, denn es müsste so

=> \int! - \frac{1}{3} * \frac{1}{u} du + \int! 1 * \frac{1}{u+3} + \int! \frac{1}{3} * \frac{1}{u+3} , du

sein. Es kann doch nicht sein, dass ich zwingend den Zähler auseinander ziehen muss, damit es stimmt, oder doch?

Ich hoffe mein Rechenweg ist verständlich und vielleicht findet ihr sogar meinen Fehler, das wäre super :smile:

Liebe Grüße Matthias

Hallo,

A(u+3) + Bu = u - 1

nix Nullstellen, hier wird ein Koeffizientenvergleich gemacht:

(A + B - 1) u + 3 A + 1 = 0

Die linke Seite ist nur dann Null für alle u, wenn die Koeffizieten A + B – 1 und 3A + 1 verschwinden:

A + B - 1 = 0 \quad\textnormal{und}\quad 3 A + 1 = 0

Das ist ein LGS für A und B mit der Lösung

A = -\frac{1}{3} \quad\textnormal{und}\quad B = \frac{4}{3}

Mit dem Rest kommst Du klar.

Gruß
Martin

Hallo Martin,

„Nullstellen“ war ehrlich gesagt falsch formuliert besser wäre wohl Definitionslücken gewesen. So habe ich das aber immer gemacht und bisher hat es auch gut funktioniert :smile:

Habe ich das jetzt ricgtig verstanden, du klammerst das u aus und löst das ganze in zwei Gleichungssysteme. Ich habe noch eine andere Aufgabe zur Partialbruchzerlegung. Das habe ich bei dieser mal genauso gemacht. Aber das ist ja unglaublich viel rechnerrei. Die Aufgabe ist wie folgt:

\frac{A}{(x-2)} + \frac{A}{(x+1)} + \frac{C}{(x+1)^2}

Ist es richtig dass da das dann so umstellen würdest?

x*(Ax+2A+Bx-2B+B+C) + A - 2B - 2C = 0

=> x*(Ax+2A+Bx-2B+B+C) = 0
und A - 2B - 2C = 0

Dann muss man doch bestimmt den ersten Teil nach C umstellen und in den zweiten Teil einsetzen. Dann noch irgendwie nach A oder B umstellen um die jeweilig andere Variable zu bekommen, aber das ist doch unglaublich viel Aufwand …

Liebe Grüße Matthias

Hallo ihr Lieben,

Hallo Matthias!

A(u+3) + Bu = u - 1
\hspace*{+2.65cm}|Nullstellen\hspace*{+2mm}sind\hspace*{+2mm}0\
hspace*{+2mm}und\hspace*{+2mm}-3

u = 0
=> 3A = -1 A = - \frac{1}{3}

u = -3
=> -3B = -3 B = 1

Hier steckt der Fehler. Wenn du u=-3 einsetzt, müsste es heißen

-3B=-4

Gruß,

hendrik

Hallo Hendrik,

unglaublich … :smile: sowas ärgerliches. Also ist meine Methode die Variablen zu bestimmen doch immer möglich?

Liebe Grüße Matthias

unglaublich … :smile: sowas ärgerliches. Also ist meine Methode
die Variablen zu bestimmen doch immer möglich?

Hallo Matthias,

ja, die Methode funktioniert schon. Die rechte und die linke Seite, also die beiden Zähler, sollen ja für alle u übereinstimmen - insbesondere auch für die Definitionslücken, also die Nullstellen der Nenner. Und wenn man genau die einsetzt, fallen dadurch alle Parameter bis auf einen weg. Zumindest ist das so bei einfachen Definitionslücken. Ob das auch bei mehrfachen Nennernullstellen noch funktioniert, müsste man sich mal überlegen. Der Koeffizientenvergleich, so wie ihn Martin beschrieben hat, ist auf jeden Fall die sichere Variante.

Gruß,

hendrik

1 Like

Hallo Hendrik,

super danke. Bei mehrfach Nullstellen also zum Beispiel bei (x-2)² hat man ja eine doppelte Nullstelle und in diesem Fall, wenn es zusätzlich noch eine andere Nullstelle gibt, denkt man sich einfach irgendeine Zahl aus die man dann einsetzt. Zuvor kann man dann aber die anderen beiden schonmal auflösen sodass die dritte Gleichung sehr einfach zu lösen ist.

Hier mal ein Beispiel, wenn es dich interessiert:

\frac{A}{(x-2)} + \frac{B}{(x+1)} + \frac{C}{(x+1)^2} = 9*\frac{14x^2 - 4x + 1}{x^3 - 3x - 2}

=> A(x+1)^2 + B(x-2)*(x+1) + C(x-2) = 9*(14x^2 - 4x + 1)

Daraus ergeben sich dann folgende Gleichungen:

x = 2 => A(2+1)^2 = 9*(14*2^2 - 4*2 + 1) A = 49

x = -1 => C((-1)-2) = 9*(14*(-1)^2 - 4*(-1) + 1) C = -57

Nun fehlt mir nur noch B. Dazu denke ich mir irgendeine Zahl aus, z.B. 0 mit der fliegt oftmal viel raus :smile:

x = 0 => A(0+1)^2 + B(0-2)*(0+1) + C(0-2) 9*(+1)

einsetzten von A und B ergibt:

49 + -2*(-57) - 2C = 9*(+1) B = 77

So habe ich es auch an der Uni gelernt. Bis jetzt hatte ich nur noch nie den Fall dass x=0 auch eine Definitionslücke ist. Aber zum „Glück“ habe ich mich ja „nur“ verrechnet :smile:

Danke nochmal für deine Hilfe,
liebe Grüße Matthias

Hallo Brayn,

„Nullstellen“ war ehrlich gesagt falsch formuliert besser wäre
wohl Definitionslücken gewesen.

Du kannst durchaus Nullstellen dazu sagen, wenn klar ist, dass damit die Nullstellen des Nennerpolynoms gemeint sind. Das sind dann die Definitionslücken oder die Polstellen der durch den Bruchterm gegebenen Funktion, bei Dir also der Funktion

f(x) = \frac{x-1}{x(x+3)}

So habe ich das aber immer gemacht und bisher hat es auch gut funktioniert :smile:

Hendrik ist schon darauf eingegangen und seine Ausführungen dazu sind richtig. Deine Methode ist zulässig – sie liefert keine falschen Ergebnisse. Sie ist jedoch nicht in jedem Fall ausreichend, d. h. es könnte Dir passieren, dass Du damit nicht alle, sondern nur einen Teil der gesuchten Parameter A, B, C… herausbekommst. Das Koeffizientenvergleich-Verfahren funktioniert dagegen immer, führt allerdings auf ein lineares Gleichungssystem für die Parameter A, B, C…, dessen Lösung von Hand aufwendiger ist.

Habe ich das jetzt ricgtig verstanden, du klammerst das u aus
und löst das ganze in zwei Gleichungssysteme.

In ein Gleichungssystem mit zwei Gleichungen für die beiden Unbekannten A und B.

Ich habe noch eine andere Aufgabe zur Partialbruchzerlegung. Das habe
ich bei dieser mal genauso gemacht. Aber das ist ja unglaublich
viel rechnerrei. Die Aufgabe ist wie folgt:

\frac{A}{(x-2)} + \frac{B}{(x+1)} + \frac{C}{(x+1)^2}

OK, lass uns mal diesen Kamerad partialbruchzerlegen:

\frac{5x^2 + 1}{x^3 - 3x - 2}

Die Nullstellen des Nennerpolynoms x³ – 3x – 2 sind hier schnell durch „Raten“ gefunden: 2 und –1, wobei die –1 eine doppelte Nullstelle ist.

Damit können wir den korrekten PBZ-Ansatz hinschreiben:

\frac{5x^2 + 1}{(x-2)(x+1)^2}
= \frac{A}{x-2} + \frac{B}{x+1} + \frac{C}{(x+1)^2}

Multiplikation mit dem (x – 2)(x + 1)² führt auf

5x^2 + 1 = A(x+1)^2 + B(x-2)(x+1) + C(x-2)

Die Forderung, dass das für alle x erfüllt sein soll, legt die Parameter A, B und C eindeutig fest. Die Frage ist, wie man deren Werte herausbekommt.

Eine Möglichkeit: Setze für x „irgendwelche“ Werte ein und schaue, inwieweit das brauchbare Informationen über A, B und C liefert. Wenn man sich für diese Möglichkeit entscheidet, ist es sehr clever, für x gerade die Nullstellenwerte, also hier 2 und –1 zu wählen, weil dadurch viel von dem gekillt wird, was hinter A, B und C in Klammern herumsteht. Hier liefert das (x = –1)-Setzen sofort C = –2, und das (x = 2)-Setzen sofort A = 7/3. Dummerweise killt beides aber (x – 2)(x + 1) mit der Konsequenz, dass schon alle Polstellen „verbraucht“ sind, ohne dass Du damit B herausbekommen hast. Hier offenbart sich eine Unzulänglichkeit Deiner Methode: Sobald mehrfache Polstellen vorhanden ist, reicht sie alleine nicht aus. Was tun, um B dingfest zu machen? Klar, Du setzt x einfach auf einen irgendeinen weiteren Wert, z. B. Null. Das ergibt folgende Gleichung:

5 \cdot 0^2 + 1 = A(0+1)^2 + B(0-2){0+1} + C(0-2)

oder nach Vereinfachung:

1 = A-2B-2C

und somit ist

B = \frac{A-2C-1}{2} = \frac{\frac{7}{3} - 2(-2)-1}{2} = \frac{8}{3}

Damit sind alle Parameter bekannt und die Aufgabe gelöst:

\frac{5x^2 + 1}{x^3 - 3x - 2}
= \frac{7}{3(n-2)} + \frac{8}{3(n+1)} - \frac{2}{(n+1)^2}

Bei einer schwierigeren Aufgabe mit noch mehr mehrwertigen Nullstellen wären noch mehr Paramter übriggeblieben, z. B. hättest Du A, C und F schnell mit der Einsetzmethode ermitteln können, aber nicht B, D und E. Dann wärst Du gezwungen, B, D und E über ein lineares Gleichungssystem mit drei Gleichungen für ebendiese Unbekannten zu bestimmen. Auch bei B in dem Beispiel oben war das genaugenommen der Fall, auch wenn das LGS da nur aus einer einzigen Gleichung bestand, nämlich 1 = A – 2B – 2C.

Ist es richtig dass da das dann so umstellen würdest?

x*(Ax+2A+Bx-2B+B+C) + A - 2B - 2C = 0

Nein. Bei der Gleichungssystem-Methode wird alles, was auf der rechten Seite von…

5x^2 + 1 = A(x+1)^2 + B(x-2)(x+1) + C(x-2)

…steht, einfach erbarmungslos ausmultipliziert…

5x^2 + 1 = A(x^2+2x+1) + B(x^2-x-2) + C(x-2)

…und anschließend nach x-Potenzen sortiert:

5x^2 + 1 = (A+B)x^2 + (2A-B+C)x + A-2B-2C

Jetzt kann der Koeffizientenvergleich durchgeführt werden. Die Gleichung ist für alle x nur dann erfüllt, wenn der x²-Koeffizient links (5) gleich dem x²-Koeffizient rechts (A + B) ist, und ebenso der x-Koeffizient links (0) gleich dem x-Koeffizient rechts (2A – B + C), und ebenso das konstante Glied links (1) gleich dem konstanten Glied rechts (A – 2B – 2C). Das zu lösende LGS ist also

A + B = 5
\quad\textnormal{und}\quad
2A - B + C = 0
\quad\textnormal{und}\quad
A - 2B - 2C = 1

Durch Eintippen in irgendeinen LGS-Solver oder Aufdröseln mit Papier und Bleistift nach der Methode Deiner Wahl (Gauß-Elimination, Determinanten etc.) kannst Du Dich schnell davon überzeugen, dass die Lösung A = 7/3, B = 8/3, C = –2 ist.

Nun gibt es noch „schwierigere“ PBZ-Aufgaben als solche mit mehrfachen Nullstellen. Das sind jene der Kategorie „Nennerpolynom hat komplexe Nullstelle“. Ein Beispiel wäre folgendes:

\frac{5x^2 + 2x + 1}{x^3 + x}

Aus dem Nennerpolynom x³ + x kannst Du sofort x ausklammern:

\frac{5x^2 + 2x + 1}{x (x^2 + 1)}

Was sagt uns der Faktor x² + 1? Er bedeutet, dass das Nennerpolynom außer der reellen Nullstelle bei 0 noch eine komplexe Nullstelle bei i sowie deren konjugiert-komplexe bei –i hat. Auch rein reellwertige rationale Funktionen können ja komplexe Nullstellen haben; x² + 1 ist das einfachste Beispiel dafür. Der für solche Fälle vorschriftsmäßige PBZ-Ansatz sieht hier so aus:

\frac{5x^2 + 2x + 1}{x (x^2 + 1)}
= \frac{A}{x} + \frac{Bx + C}{x^2 + 1}

Multiplikation mit x (x² + 1) ergibt:

5x^2 + 2x + 1 = A(x^2+1) + (Bx + C)x

Hier kannst Du noch durch (x = 0)-Setzen A isolieren, aber es wäre nicht ratsam, x = i oder x = –i zu setzen, weil Du Dir damit Rechnerei mit komplexen Zahlen aufhalsen würdest, nur um am Ende doch wieder reelle Werte für B und C zu bekommen. Das Lösen eines reellen LGS für B und C ist viel einfacher, allerdings: Einen noch einfacheren Weg als diesen gibt es nicht.

Fazit: Deine Methode ist clever und sehr effizient, und wenn bei einem PBZ-Problem alle Nullstellen reell und einwertig sind, dann ist sie sogar ausreichend. Sonst liefert sie nur einen Teil der Lösung und für den Rest ist dann die Gleichungssystem-Methode unumgänglich. Alternativ kann man auch von Anfang an die Gleichungssystem-Methode benutzen und hat dann die Gewissheit, das Problem nur damit garantiert komplett lösen zu können.

Dann muss man doch bestimmt den ersten Teil nach C umstellen
und in den zweiten Teil einsetzen. Dann noch irgendwie nach A
oder B umstellen um die jeweilig andere Variable zu bekommen,
aber das ist doch unglaublich viel Aufwand …

LGS löst man auch nur solange von Hand, bis man es kann. Danach darf man das Computer-Algebra-Systemen überlassen :smile:

Gruß
Martin

2 Like

Hallo Martin,

erst einmal ein riesen Dankeschön für deine tolle und umfangreiche Erklärung, das ist echt genial.

Dein Fazit fasst auch wieder alles schön zusammen. :smile:
Ich werde dann auf jeden Fall die gelernte Methode auch in der Klausur benutzen. Reellwertige Nullstellen PBZ-Aufgaben hatten wir auch nicht gemacht und in den Übungsaufgaben, Hausübungen oder Altklausuren waren auch nie Fkt. größer einer quadratischen Fkt. mit PBZ zu lösen. Falls doch eine dreiwertige dran kommen sollte und ich bekomme nur zwei von drei mit meiner Methode raus, kann ich die dritte immer noch durch ein einziges Gleichungssystem lösen. andernfalls wird es halt aufwändiger, aber ich denke es geht darum, dass man das Prinzip verstanden hat und nicht dass man eine 5-wertige Fkt. durch Koeffizientenvergleich löst :smile: Es sind ja noch mehr Aufgaben zu lösen :smile:

Nochmal ein großes dankeschön,
liebe Grüße Matthias

Trick
Hallo.

=> A(x+1)^2 + B(x-2)*(x+1) + C(x-2) = 9*(14x^2 - 4x + 1)

Du hast A und C direkt herausbekommen. Für die Berechnung von B kannst Du als „Trick“ auch die oben stehende Gleichung nach x differenzieren. So erhältst Du

A(2x+2)+B(2x-1)+C = 2523x-36.

Wenn Du nun x=-1 und das schon bekannte C einsetzt und nach B auflöst, ergibt sich auch B=77. Manchmal geht`s mit dem Differenzieren schneller.

Liebe Grüße,

The Nameless