Probleme mit Hochdeutsch

Kennt ihr das auch ? Habt ihr Erfahrungen gemacht ?
Ich als geborene Südtirolerin, lebend in der Nähe von Stuttgart ( schwobaländle ) habe Probleme Hochdeutsch zu sprechen. Ich muss mich zum Teil so sehr konzentrieren und hin und wieder sogar nachdenken wie ein Wort auf "Hochdeutsch geht / heißt ".

Eigentlich traurig!

Würde mich über ein paar Stories bzw. Erfahrungen freuen.

Liebe Grüße

Hallo!

Kennt ihr das auch ? Habt ihr Erfahrungen gemacht ?

Ich bin in einem sehr dialekpflgenden schwäbischen Elternhaus aufgewachsen. Als Kind hatte ich mit zugezogenen Nachbarskindern daher sehr oft Kommunikationsprobleme. Als ich etwa 5 Jahre alt war, hat meine Mutter auf meinen eigenen Wunsch hin begonnen, mir systematisch Hochdeutsch beizubringen.
Einerseits habe ich so mittlerweile überhaupt keine Probleme mehr Hochdeutsch zu sprechen, es ist für mich zur normalen Umgangssprache geworden, und auch habe ich keinen Akzent mehr, der meine Herkunft vermuten lässt.

Andererseits bin ich dadurch - und weil ich nun im Rheinland wohne - nun wieder so weit von meinem Dialekt weg, dass ich ihn praktisch nur noch mit meinen Eltern spreche, oder wenn ich zu Besuch in meine Heimatregion komme. Das finde ich sehr schade, denn der Dialekt ist für mich ein Stück Heimat und wenn ich irgendwo Leute reden höre, deren Akzent verrät, dass sie aus einer ähnlichen Region kommen wie ich, dann freue ich mich immer ein bisschen…

Eigentlich traurig!

Ich finde es eigentlich trauriger, dass man sich deshalb Gedanken machen muss! Sei lieber froh und stolz darauf, dass Du noch einen lebendigen Dialekt hast. Solche Menschen wie Dich gibt es in Deutschland immer seltener, und ich finde, es kann nicht schaden, sich um die ein- oder andere Formulierung im Hochdeutschen etwas mehr Gedanken zu machen, bevor man sie ausspricht…

Hallo Sarah,
Ich spreche zwar Obersächsisch (Leipzigerisch) als „Mutterdialekt“, aber rede normalerweise relativ Hochdeutsch. Ich kenne auch ein paar Leute, die ich manchmal schwer verstehe, weil sie so dialekteln… interessanterweise sind das oft Schwaben. :smile:
Da ich mit Hochdeutsch beim Sprechen ja keine Probleme habe, möge man mir meine Ignoranz verzeihen, aber irgendwie kann ich mir kaum vorstellen, richtige Probleme mit dem Hochdeutschen zu haben. Du hast diesen Text oben ja sicherlich problemlos geschrieben… ist es ein so anderer kognitiver Prozess, auf die selbe Art und Weise zu sprechen?
Also… so zu sprechen, wie man schreiben würde — geht das nicht?

Ich selbst habe „Probleme“ bisher nur in Einzelfällen mit vereinzelten Worten gehabt, von denen ich nicht wusste, dass sie Sächsisch waren. Z.B. „illern“ (heimlich gucken), „knaubeln“ (an den Finger[nägel]n ‚knibbeln‘) und „piepeln“ (das gleiche) — was manchmal zu Amusement von Zugezogenen führt. Vor allem für „knaubeln“ und „piepeln“ gibt’s auf Hochdeutsch offenbar kein Wort, noch nicht mal eine griffige Beschreibung. Auf Schweizerisch heißt’s übrigens „chnüble“, vielleicht kennst du das Wort auch?

Hmm… ich schwoff wiedermal etwas ab. :S

Liebe Grüße,

  • André

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Griaß Di Sarah,
na, Probleme mit’m Hochdeitsch kenn ma in Bayern neda so.
Mir hom olle Hochdeitsch in da Schui ghobt und Boarisch
is ols eppas letz ogschaugt worn…
Heute können viele Leute kaum noch Dialekt. Lange Zeit
hat Hochdeutsch oder ein „nördlich“ gefärbtes Hochdeutsch
als gutes Deutsch gegolten und Dialekt als Sprache der
„Hinterwoitla“. Dialekt wurden als Ursache für schlechtes
Hochdeutsch angeschaut, was aber keinesfalls zutrifft.
Eher ist das Gegenteil der Fall. Wenn man in der Schule im
Deutschunterricht richtig Hochdeutsch lernt,
deutsche Zeitungen und Bücher liest, sollte man keine
Probleme mit Hochdeutsch haben.
Richtig gutes Hochdeutsch ist hauptsächlich beim Schreiben
wichtig. Beim Sprechen kommt es auf den Gesprächspartner und
die Situation an. Einen Vortrag sollte man z.B. auch
Hochdeutsch oder Englisch halten können. Da kann man gern
eine südtiroler Färbung beim Sprechen heraushören, aber halt
trotzdem hochdeutsch.
Offenbar hattet Ihr in Südtirol zu wenig oder zu
schlechten Deutschunterricht in der Schule. Wenn man
viel gute Literatur liest, kann man sein Hochdeutsch
auch nach der Schule noch verbessern. (Das gilt nicht
nur für das Schreiben sondern auch für das Sprechen.)
Bei der normalen Unterhaltung im Alltag ist es aber meistens
nicht so tragisch, wenn Dialekt gesprochen wird. In
Altbayern und wohl auch in Österreich genießt man sogar die
südbairischen Dialekte :wink:
Ich weiß nicht wie es im Stuttgart ausschaut.
Die Stuttgarter werden aber bestimmt auch keine
großen Probleme mit Deiner Südtiroler Sprache haben.
Wenn jeder versucht, hilfsbereit zu sein und unbekannte
Wörter erklärt, sollte das alles kein Problem sein.

Viel Erfolg beim Hochdeutsch lernen und schau, daß
Du trotzdem Deinen Dialekt behältst. Es wäre echt
schade, wenn Du ihn aufgeben würdest, nur um besser
hochdeutsch zu sprechen. Dialekt schließt nicht gutes
Hochdeutsch aus, sondern ist eine Bereicherung.
Pfiat Gott,
Roland

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Grüß Dich Andre,
ja „knaupeln“ habe ich auch schon von einer Freundin
aus Sachsen (Dresden) gehört :wink:
Es hört sich irgendwie nett an, und komischerweise war
mir sofort klar was es bedeuten muß. „Broiler“ und
„Plinsen“ habe ich dagegen nicht erraten können.
Woher mir das „knaupeln“ vertraut war weiß ich aber nicht.
Vielleicht wegen der Verwandtschaft zu knappern, knuspern,
knauspern …?
Sagt man im obersächsischen auch knaupeln zu knobeln?
Servus,
Roland

„knaubeln“ (an den Finger[nägel]n ‚knibbeln‘) und „piepeln“
(das gleiche) — was manchmal zu Amusement von Zugezogenen
führt. Vor allem für „knaubeln“ und „piepeln“ gibt’s auf
Hochdeutsch offenbar kein Wort, noch nicht mal eine griffige
Beschreibung. Auf Schweizerisch heißt’s übrigens „chnüble“,
vielleicht kennst du das Wort auch?

Hmm… ich schwoff wiedermal etwas ab. :S

Liebe Grüße,

  • André

Klar ist es schön einen Dialekt zu haben. Was wären wir langweilig ohne ihn !

Den Südtiroler Dialekt spreche ich im übrigen nicht. Den habe ich auch nie großartig gelernt. Vielleicht ein kleiner Akzent.

Dennoch finde ich ein schön ausgesprochenes Hochdeutsch sehr schön.

Nunja, was solls =)

Die Bayern haben im übrigen einen tollen … Wollt ich hiermit nur nochmal fest halten

Liebe Grüße & danke für eure Einblicke

Hallo Sarah,

ich komm aus der tiefsten Oberpfalz und bin hier mit sehr starkem Dialekt aufgewachsen. Ich empfinde das aber nicht als besonders schlimm. Im Gegenteil, ich mag meinen Dialekt sehr und kann auch mittlerweile ganz gut Hochdeutsch.

Als Kind bin ich eigentlich nur durch Bücher, Fernsehen oder Radio mit Hochdeutsch in Verbindung gekommen. Eltern, Freunde, Verwandte, Nachbarn und Bekannte, keiner wäre auch nur auf die Idee gekommen, großartig Hochdeutsch zu sprechen, zumindest nicht im Alltag. Von Vorteil war da bestimmt, dass meine Eltern mir sehr viel vorlesen mussten. (Ich war schon eine Leseratte, bevor ich selbst lesen konnte.) Das was meine Eltern vorgelesen haben, war zwar auch kein astreines Hochdeutsch, sondern schon noch recht stark gefärbt, aber das find ich gar nicht schlimm. Ich finds schön, wenn man hören kann, woher jemand kommt.

Später in der Schule haben dann die meisten Lehrer Wert darauf gelegt, dass wir zumindest versucht haben, hochdeutsch zu sprechen. Das fiel mir zu dem Zeitpunkt sehr schwer. Es kam mir so gekünstelt vor, mit jemandem Hochdeutsch zu sprechen, der doch selber auch Dialekt kann. Das Problem begleitete mich eigentlich durch meine ganze Schulzeit hindurch. Im Prinzip war ja jeder hier Dialektsprecher, Lehrer sowie Schüler. Ich hab aber dann festgestellt, dass es leichter ist, wenn es sein muss, weil man sonst von seinem Gegenüber nicht verstanden wird.

Jetzt im Beruf, hab ich überhaupt kein Problem mehr, z. B. mit Kunden am Telefon Hochdeutsch zu sprechen. Aber mit den Kollegen unterhalte ich mich grundsätzlich im Dialekt. Das find ich einfach schöner. Mein Hochdeutsch ist ganz eindeutig gefärbt. Jeder würde wahrscheinlich sofort merken, dass ich aus Bayern bin. Es hat sich aber noch nie jemand beschwert, dass man mich nicht versteht. Genau so solls mMn sein.

Gruß
Michaela

Hi Roland,

nö du, knobeln ist knobeln. Aber kannst ja mal deine Freundin aus Dresden fragen, ob sie dir „Knobelbecher“ übersetzen kann :o)

Bea

Hi Bea,
dann sind die Wörter wohl nicht verwandt.
Naja, zumindest ist es ein ähnliches Wort und manche
Leute „knaupeln“ auch während sie knobeln :smile:
Servus, Roland

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Die Bayern haben im übrigen einen tollen … Wollt ich
hiermit nur nochmal fest halten

Grüß Dich Sarah,
das freut mich, daß Dir unser Dialekt gefällt :wink:

Den Südtiroler Dialekt spreche ich im übrigen nicht. Den
habe ich auch nie großartig gelernt. Vielleicht ein kleiner
Akzent.

Du hast mich jetzt neugierig gemacht. Du hast einen
deutschen Nachnamen und scheinst eine deutschsprachige
Südtirolerin zu sein. Eigentlich hätte dann Deine
Muttersprache oder „Vatersprache“ doch Deutsch sein müssen.
Wie kann es dann sein, daß Du beim Sprachen Probleme mit
Hochdeutsch und mit Südtiroler Mundart hast?
Welchen Dialekt sprichst Du dann bzw. was ist Deine
Muttersprache?

Dennoch finde ich ein schön ausgesprochenes Hochdeutsch sehr
schön.

Ja, wenn es schön ausgesprochen wird, ist es auch schön :wink:

Servus,
Roland

Kennt ihr das auch ? Habt ihr Erfahrungen gemacht ?
Ich als geborene Südtirolerin, lebend in der Nähe von
Stuttgart ( schwobaländle ) habe Probleme Hochdeutsch zu
sprechen. Ich muss mich zum Teil so sehr konzentrieren und hin
und wieder sogar nachdenken wie ein Wort auf "Hochdeutsch geht
/ heißt ".

Eigentlich traurig!

Mach dir keinen Stress. das geht vielen Leuten so, die „zweisprachig“ aufwachsen oder in der Ferne die „Fremdsprache“ (bei dir dann Hochdeutsch), sprechen müssen. Steh zu deinen Wurzeln!
Allu (Dalektliebhaberin und auch Hochdeutschsprechenmüssende)

Würde mich über ein paar Stories bzw. Erfahrungen freuen.

Liebe Grüße

Hi Bea,
dann sind die Wörter wohl nicht verwandt.
Naja, zumindest ist es ein ähnliches Wort und manche
Leute „knaupeln“ auch während sie knobeln :smile:
Servus, Roland

Ich las mal, dass alle Wörter des Deutschen (und wohl auch Englischen), die mit „kn-“ beginnen, auf eine indogermanische Wurzel zurückgehen, die immer eine Art Beule oder etwas vorstehendes beschrieben… eben soetwas wie Knubbel, Knauf, Knöchel, Knick, usw. Davon mag vielleicht auch das Verb „knaubeln“/„knaupeln“ abgeleitet sein, irgendwie, schließlich fummelt man da ja auch an irgendwelchen vorstehenden Sachen rum. :smile:

Gruß,

  • André

Hey Sarah,

kenne das Problem zu gut.
Bin im Schwobeländle uffgwachsa und schwätz dementsprechend au.
Dann bin ich nach Hessen gezogen. War mit hessichen Freunden beim Mc und wollte, dass se mir ein Röhrle mitbringen. Sie ham mich natürlich net verstanden und Strohhalm wär mir nie im Leben eingefallen! Also hab ich es mit Röhrchen versucht, was auch nur zu Fragezeichen in den Gesichtern geführt hat…
Na ist manchmal echt schwer, selbst wenn man im gleichen Land wohnt.

Grüßle Natalie

Die Bayern haben im übrigen einen tollen … Wollt ich
hiermit nur nochmal fest halten

danke roland!

ich bin immer entzückt, wenn ich bemerke, dass touris bei uns es bewundern, so wie ein safariteilnehmer, der einen elefanten sieht, dass da wirklich „NOCH“ jemand so spricht, wie sie es aus dem fersehen kennen oder vom hörensagen.

grüße