Hallo Sarah,
ich komm aus der tiefsten Oberpfalz und bin hier mit sehr starkem Dialekt aufgewachsen. Ich empfinde das aber nicht als besonders schlimm. Im Gegenteil, ich mag meinen Dialekt sehr und kann auch mittlerweile ganz gut Hochdeutsch.
Als Kind bin ich eigentlich nur durch Bücher, Fernsehen oder Radio mit Hochdeutsch in Verbindung gekommen. Eltern, Freunde, Verwandte, Nachbarn und Bekannte, keiner wäre auch nur auf die Idee gekommen, großartig Hochdeutsch zu sprechen, zumindest nicht im Alltag. Von Vorteil war da bestimmt, dass meine Eltern mir sehr viel vorlesen mussten. (Ich war schon eine Leseratte, bevor ich selbst lesen konnte.) Das was meine Eltern vorgelesen haben, war zwar auch kein astreines Hochdeutsch, sondern schon noch recht stark gefärbt, aber das find ich gar nicht schlimm. Ich finds schön, wenn man hören kann, woher jemand kommt.
Später in der Schule haben dann die meisten Lehrer Wert darauf gelegt, dass wir zumindest versucht haben, hochdeutsch zu sprechen. Das fiel mir zu dem Zeitpunkt sehr schwer. Es kam mir so gekünstelt vor, mit jemandem Hochdeutsch zu sprechen, der doch selber auch Dialekt kann. Das Problem begleitete mich eigentlich durch meine ganze Schulzeit hindurch. Im Prinzip war ja jeder hier Dialektsprecher, Lehrer sowie Schüler. Ich hab aber dann festgestellt, dass es leichter ist, wenn es sein muss, weil man sonst von seinem Gegenüber nicht verstanden wird.
Jetzt im Beruf, hab ich überhaupt kein Problem mehr, z. B. mit Kunden am Telefon Hochdeutsch zu sprechen. Aber mit den Kollegen unterhalte ich mich grundsätzlich im Dialekt. Das find ich einfach schöner. Mein Hochdeutsch ist ganz eindeutig gefärbt. Jeder würde wahrscheinlich sofort merken, dass ich aus Bayern bin. Es hat sich aber noch nie jemand beschwert, dass man mich nicht versteht. Genau so solls mMn sein.
Gruß
Michaela