Probleme mit meiner vergesslichen Oma

Hallo,

meine Oma hat wahrscheinlich Alzheimer. Zumindest ist sie sehr vergesslich. Außerdem glaubt sie immer, dass Familienmitglieder sie bestehlen und dass wir ihr alle schlechtes wollen. Sie macht immer komische Sachen (Dinge verstecken, Dinge beschädigen, Müll aus dem Fenster werfen, denkt, sie bekommt nichts zu essen (sie vergisst, dass sie es bekommen hat) wird schnell agressiv, …). Deswegen können wir sie nicht mehr wirklich allein lassen. Es muss regelmäßig jemand gucken gehen, ob noch alles OK ist.
Nun meine eigentliche Frage: Tagsüber sind alle arbeiten. Nur meine Schwester wohnt im Nachbarhaus und geht ab und zu gucken. Meine Oma ist also lange allein jeden Tag. Das kann nicht gut sein. Wie kann man sie beschäftigen? Wir machen ihr jeden Tag schon ein Weilchen den Fernseher an. Nicht optimal, aber da hat sie etwas beschäftigung. Aber welche Möglichkeiten gibt es noch, sie zu beschäftigen. Und wenn es eine eigentlich sinnlose Aufgabe ist. Sie muss das Gefühl haben, dass sie was zu tun hat. Das Problem ist nur, etwas zu finden, wo sie keinen Schaden anrichten kann.
Wer hat Tipps. Hat jemand generell Tipps bzw. Links zum Umgang mit solchen Menschen?

Danke

Ajo

Das sind so die Probleme, die ältere Menschen oft mitbringen. Mein Opa hatte zwei Schlaganfälle und dreht seitdem auch am Rad. Er unterstellt meiner Oma sie hätte einen Liebhaber und hat auch schon gedroht sie beide zu erschießen ( er hatte eine Waffe, jetzt nicht mehr ) Vielleicht könnte deine Oma häkeln oder stricken? Vielleicht auch mit jemandem aus der Familie zusammen? Habe ich richtig verstanden, dass ihr nebenan wohnt? Kann sie dann vielleicht nicht vormittags mit nach nebenan gehen? Vielleicht fühlt sie sich einfach nur alleine gelassen?

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Hallo, Ajo.

Deine Schilderung erinnert mich sehr stark an meine Oma, die ebenfalls Alzheimer hatte (ihr solltet sie mal vom Arzt untersuchen lassen, ob dies wirklich der Fall ist…). Wir hatten sie ein Jahr lang bei uns zu Hause gepflegt, es war immer einer zu Hause. Alleinelassen wäre da gar nicht gegagen: Sie war einmal aus dem Fenster geflüchtet, weil sie dachte, wir wollten sie umbringen, dabei hat sie sich einen Trümmerbruch am Arm zugezogen…
Es ist nicht ratsam, wenn deine Oma wirklich Alzheimer hat, wenn sie dann längere Zeit alleine zu Hause ist. Bei meiner Oma hatte sich dieser Zustand von jetzt auf gleich verschlechtert. Sie warf sogar ihr Geld zum Fenster heraus (wörtlich gemeint), damit wir ihr es nicht wegnehmen konnten.
Zur Beschäftigung hatte ich mich mit meiner Oma über Früher unterhalten (bei Alzheimer fällt zuerst das Kurzzeitgedächtnis aus, was länger zurückliegt ist erstaunlich gut in Erinnerung…) oder ihr leichtere Kinderspiele gegeben, die sie mit Begeisterung machte (z.B. Perlen auf eine Schnur auffädeln oder Mensch-ärgere-dich-nicht nach ihren Regeln, Quips, …).
Wenn du sagst, tagsüber ist keiner zu Hause, der sich um deine Oma kümmern könnte -> vielleicht könntet ihr ambulante Pflegedienste oder Tagesförderstätten, Tagespflegegruppen etc. in Anspruch nehmen?

Vielleicht hilft dir das weiter:
http://www.alzheimerinfo.de/home
http://www.alzheimerforum.de/
http://www.uni-koeln.de/ew-fak/For_ges/Alzheimer/lin…

Liebe Grüße
Bettina.
P.S.: Kleiner Tip: Antrag auf Pflegegeld stellen!

Hi,

Bettina. Ich werd das mit meinen Eltern noch mal durchsprechen. Ich hab da ja eh nicht viel zu bestimmen :-/
Aber die Sache mit den Spielen ist eine gute Idee. Es muss voll leicht sein, damit sie es begreift. Ihr fällt es sehr schwer, schon einfache Dinge zu begreifen.

Ajo

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Hallo,

wir wohnen im gleichen Haus wie sie, aber meine Schwester wohnt nebenan und kommt dann immer gucken.
Es ist auch schwer, sich mit ihr zu unterhalten. Ein normales Gespräch ist nicht möglich. Und selbst bei einem einfachen Gespräch vergisst sie es oft innerhalb Stunden.

Ajo

Das sind so die Probleme, die ältere Menschen oft mitbringen.
Mein Opa hatte zwei Schlaganfälle und dreht seitdem auch am
Rad. Er unterstellt meiner Oma sie hätte einen Liebhaber und
hat auch schon gedroht sie beide zu erschießen ( er hatte eine
Waffe, jetzt nicht mehr ) Vielleicht könnte deine Oma häkeln
oder stricken? Vielleicht auch mit jemandem aus der Familie
zusammen? Habe ich richtig verstanden, dass ihr nebenan wohnt?
Kann sie dann vielleicht nicht vormittags mit nach nebenan
gehen? Vielleicht fühlt sie sich einfach nur alleine gelassen?

> die Sache mit den Spielen ist eine gute Idee. Es muss  
> voll leicht sein, damit sie es begreift. Ihr fällt es sehr  
> schwer, schon einfache Dinge zu begreifen.

Ich habe mit meiner Oma auch noch Mensch-ärgere-dich-nicht gespielt, als sie es auch schon lange nicht mehr begriffen hat. Ich habe ihr vorgeschlagen, dass sie heute einmal ‚Spielemacher‘ sein dürfe, sie dürfe mir erklären, wie dieses Spiel zu spielen sei. Das hat ihr großen Spaß gemacht. Sie hat nach einiger Zeit ihre eigenen Regeln nicht mehr gewusst, so dass wir es wieder nach neuen Regeln gespielt haben…
Ihr hat es manchmal auch schon genügt, einfach einen von diesen größeren Schaumstoffwürfeln, die man für Kinder kaufen kann, in die Luft zu werfen. Sie war ganz gespannt, was rauskommt. Auch als sie schon nicht mehr zählen konnte, hat ihr das großen Spaß gemacht, wegen dem ‚Muster‘, dass dann immer oben erscheint…
Du kannst im Prinzip aus (fast) allem ein Spiel machen, wenn du selbst nicht mehr an den ursprünglichen Zweck dieses Gegenstandes denkst: eine Luftpumpe macht Bläschen in eine Schüssel voll Wasser, ein Eierbecher ist ein Tisch oder ein Sitz für ein Püppchen (Puppe ist auch ein Stichpunkt, oft macht es Alzheimerpatientinnen auch Spaß, wenn sie sich wieder um ein Püppchen/Teddy… kümmern können…), ein kleines Ästchen an dem man Wolle befästigt wird zur Nähnadel oder zum Zeichnen von Mustern in die Luft benutzt…

Liebe Grüße
Bettina.

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Tagespflege
Hallo,

in manchen Orten gibt es die Möglichkeit der Tagespflege. Hier werden die Senioren betreut und auch Demenzkranke können soweit möglich gefördert werden. Vorteil, man reißt niemanden aus dem persönlichen Umfeld und hat trotzdem die Gewissheit, das nicht zu Hause plötzlich die Bude in Flammen steht.

Und noch eine Kleinigkeit: Ich habe mal gesehen wie für Demenz-Kranke ein Fotoalbum erstellt wurde mit Bildern von früher und diese Bilder dienten als Gesprächs und Erinnerungshilfe.

Gruß
juhe

P.S.: Da in meinem Familie gerade auch ein Demenzerkrankter ist, kann ich Dir/ Euch nur empfehlen Euch um eine Selbsthilfegruppe, etc. zu wenden.
Unter anderem braucht es bei fortschreitender Demenz auch mal so etwas wie Vollmachten und vielleicht auch eine Patientenverfügung. Auch sollte man klären wer z.B. die Betreuerfunktion übernimmt.

Hallo!
Das muss nicht unbedingt Alzheimer sein, kann aber. Es gibt noch einige andere Formen von Altersdemenz, die man beim Artzt abklären lassen kann. Für ältere Menschen ist es aber oft ziemlich Wurst, an was für einer Art von demenz sie leiden. Fakt ist, sie werden immer vergesslicher und brauchen spezielle Betreuung.
Auch ich würde eine Tagespflege vorschlagen. Es gibt auch in manchen Städten und Gemeinden Betreuungsgruppen speziell für Demenzkranke. Guter link mit Adressen von Beratungsstellen, Selbsthilfegrupen für Angehörige und vielem mehr: http://www.deutsche-alzheimer.de/
Eine Demenz kannst du dir in etwa so vorstellen: Immer die jüngsten Erinnerungen des menschen werden gelöscht. So kann sich deine Oma vielleicht noch an Dinge erinnern, die zehn Jahre oder mehr zurück liegen, aber nicht mehr, an das was vor einem Jahr passiert ist. Das kannst du ja mal im gespräch oder vielleicht mit Fotos testen. Wenn du dann weißt, an welche Zeit sie sich noch erinnert, kannst du dir Tätigkeiten, die sie in dieser zeit schon kannte, überlegen. Ich kannte schon ältere leute, die nichtmehr wussten, wie eine Waschmaschine funktioniert, aber noch genau wusten wie sie mit Waschzuber und Waschbrett umzugehen haben (nur so als beispiel).

Also holt euch Hilfe, lasst euch beraten, denn umkehren lässt sich diese Krankheit ja leider nicht. Für die Angehörigen kann die Betreuung einer solchen person zu einer sehr belastenden Situation werden, bei der sie Unterstützung von außen auf jeden Fall in Anspruch nehmen sollten.

Noch ein Tip: deine Oma sollte möglichst viel Trinken. Bei manchen wird die vergesslichkeit dadurch ein bisschen besser. (Bei meiner Oma hat man das schon gemerkt). Also immer was zu trinken hinstellen und zum Trinken anhelten, zuprosten ist auch ein netter Trick (an solche Rituale können sich die meisten demenzkranken menschen auch noch Erinnern.)
Hoffe, das hilft dir ein bisschen
Grüße Meli

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nur ein kleiner Hinweis von mir (haben das mit unserer Omi auch durchgemacht):
Im Alter werden sie wie die Kinder sein…

Wir hatten in der Zeit, in der niemand zuhause war, einen Zivi von der AWO.
Vorteil: er hat sich um die Oma gekuemmert und nebenher auch noch die Wohnung in Schuss gehalten (staubsaugen, sogar Fenster geputzt hat er :smile:)

Liebe Gruesse und viel Geduld wuenscht Tata

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Was auch immer Sie tun werden:
Im Altenheim sollten keine Alten sein!
Leider macht es uns die Familienpolitik äußerst schwer, seinen humanen Pflichten nachzukommen.

Gedicht: Herbstlaub im Heim

Auf das Alter kann man sich nicht freuen,
Nur Fremde hier, die auch bereuen.

Keinen Tag und keine Stunde,
Keine Wiederkehr der Lebensrunde.

Lebensabend wird zur Qual,
Fall zur Last, - nun jedes mal.

Beine liegen wie in Ketten,
Zitternde Hände, nichts mehr retten.

Enkelnamen vergessen zum Hohne,
Erinnerung schwindet in weißer Krone.

Last mich nicht im Heim verenden,
Habt ihr nichts um mich zu verwenden?

Tausend Dinge will ich verrichten,
Verringere dadurch eure Pflichten.

Vermögen ist bereits aufgeteilt,
Für eine reiche Jugendzeit.

Alles habe ich euch gegeben,
Vorbei nun Nützlichkeit im Leben?

Einsam Tränen rinnen in Wehen,
Könnte ich alle noch einmal sehen?

Verehrt nicht alles aus Holz und Stein,
Sollte nicht ich euch wertvoller sein?

Vergäßt nicht den Mut, mit dem ich euch hegte,
In kargen Jahren, gesund euch pflegte.

Bescheidenheit ist nur der Alten Tugend,
Alles geben sie für die Jugend.

Der Mantel jetzt alt, die Motten sind drin,
Werft ihn nun weg, es macht keinen Sinn.

Heimes Enge und Sittenstrenge,
Lassen flüchten vor Altersdüften.

Schwindel befällt mich, wo ist eine Bank,
Kälte umgreift mich, werde ich krank?

Schwärze und Schweiß greisen mich ein,
Schaffe es nicht ins rettende Heim.

Hinter der Linde liege ich nun,
Wollte noch sagen, was ihr sollt tun.

Befreiender Stich bringt jetzt die Wende,
Blätter fallen, bezeugen das Ende.

Einsamkeit lässt den Tod früher herein,
Sehnsüchtig wünschte ich bei euch zu sein!

Dies ist meine schmerzliche Erfahrung mit meiner Großmutter; und verzeihen Sie mir bitte die Gedichtsform, sie bestand bereits und war somit die schnellere Variante um Ihnen eine Antwort, bzw. Anregungen zu geben, wie man es nicht machen sollte.

Ich wünsche Ihnen Kraft und Ausdauer
Fablonow a. D.

hallo,

sehr beeindruckend das Gedicht. Ist es von dir verfasst?

Ajo

Es freut mich, dass Sie das Gedicht etwas beeindruckt hat, wir sind aber bestimmt nur zwei, denn Gedichte lesen ist außer Mode gekommen.
Ihre zweifelnde Frage erübrigt sich eigentlich, liebe, lieber Ajo, denn aus Höflichkeit nennt man den Namen eines Autors und gewiss gehört es auch zu Ihrer Höflichkeit.

Schönes Wochenende wünscht Ihnen
Fablonow a. D.

Was auch immer Sie tun werden:
Im Altenheim sollten keine Alten sein!
Leider macht es uns die Familienpolitik äußerst schwer, seinen
humanen Pflichten nachzukommen.

He, Fablonow,
diesen Gedanken kann ich nur unterstützen.

Allerdings liegt auch bei den Alten ein Teil der Verantwortung dafür, waren sie es doch, die diese Generation erzogen haben. Und wie viele lehnen es schlichtweg ab, auf die Jungen zuzugehen, solange sie es noch können. Stattdessen sondern sie sich ab und meiden den Kontakt.
Wer sich allein gelassen fühlt, den muss man fragen: „Und was tust du dafür Kontakte herzustellen und zu pflegen?“

Die heutige Trennung der Altersgruppen beraubt aber sowohl die Alten wie die Jungen. Die einen können nicht mehr an den Erfahrungen der Alten teilhaben und von ihr lernen, die anderen werden um die Freude gebracht, die nachwachsende Generation zu begleiten und an ihrer Lebenslust und Neugier teilzuhaben.

Die Beobachtung, das unmittelbare Miterleben des Schwindens der Kräfte bei den Älteren könnte den Jungen durchaus Erfahrungen vermitteln, die sie selbst einst brauchen werden, wenn es bei ihnen einmal so weit ist.

Beachtlich dein Gedicht. Und es ist keinesfalls so, dass Gedichte nicht mehr gelesen werden!

Grüße
Eckard

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Sehr geehrter Eckard,

diese Zeilen von Ihnen sollten in einem Schulbuch stehen!

Die heutige Trennung der Altersgruppen beraubt aber sowohl die
Alten wie die Jungen. Die einen können nicht mehr an den
Erfahrungen der Alten teilhaben und von ihr lernen, die
anderen werden um die Freude gebracht, die nachwachsende
Generation zu begleiten und an ihrer Lebenslust und Neugier
teilzuhaben.

Über diese Zeilen habe ich mich sehr gefreut, und das Sie auch Gedichte mögen freute mich besonders.

Allerdings liegt auch bei den Alten ein Teil der Verantwortung
dafür, waren sie es doch, die diese Generation erzogen haben.
Und wie viele lehnen es schlichtweg ab, auf die Jungen
zuzugehen, solange sie es noch können.

Leider kann ich Ihre Ansicht in der Schuldfrage nicht teilen, denn die ganze Geschichte ist eine gesellschaftliche Entwicklungstragödie, die wohl schon mit dem Wechsel vom bürgerlichen in das kapitale Zeitalter seinen Anfang nahm.
Betreiben und bevorzugen wir nicht alle eine Götzenanbetung der Marktgesellschaft vor der ethischen Verantwortung unserer folgenden Generationen? Die Fehlentwicklung hat einen Namen: Jeder ist sich selbst der Nächste! Auch und besonders im parteilichem Umfeld.
Es findet ein unsäglich brutaler Macht-Krieg statt, der die dringlichsten nationalen Probleme einfach in die Handlungsunfähigkeit verbannt.
Aber auch Schuldzuweisungen sind keine nützliche Strategie um Probleme zu beseitigen.
Mir werfen sich andere Fragen auf! Ist dieser Prozess der Generationentrennung überhaupt umkehrbar, nach einer so langen Fehlentwicklung? Merken die Polit-Professuren überhaupt, welche brisante Gefahren sich hinter dieser Entwicklung verbergen? Nun, die Zugriffszahlen zu diesem Thema hier im Forum zeigen schon, dass das Allgemeininteresse nicht sehr hoch sein kann, kann natürlich auch am Wetter liegen.

Wer sich allein gelassen fühlt, den muss man fragen: „Und was
tust du dafür Kontakte herzustellen und zu pflegen?“

Liebe Grüße von der virtuellen Parkbank sendet Ihnen

Fablonow a. D.

Hallo Fablonow,

Die Fehlentwicklung hat einen Namen:
Jeder ist sich selbst der Nächste! Auch und besonders im
parteilichem Umfeld.

meiner Meinung nach ist bei dem Thema der Hilferuf in Richtung Politik und Gesellschaft überflüssig und nicht sinnvoll. Die Politik ist für das soziale Netz zuständig, die Hilfebedürftige auffängt, aber nicht für die Lebensplanung von Individuen. Und damit meine ich jeden von uns, der sich entweder um seine Kinder und Enkelkinder schon immer kümmern möchte, oder ob sich plötzlich, wenn das Thema Umzug ins Altenheim ansteht, an seine Familie erinnert. Da ist für viele junge Familien das Altenheim ein Segen - mal die Kehrseite einer Medaille betrachtet.
Wobei ich nicht damit rechne, einmal von meinen Kinder versorgt zu werden, falls ich gebrechlich sein werde. Aber auf das Maß an Einsamkeit hat man immer Einfluß, wobei man sich darum rechtzeitig kümmern muß. Es ist Eigeninitiative gefragt, und zwar beizeiten in seinem Leben.

Mir werfen sich andere Fragen auf! Ist dieser Prozess der
Generationentrennung überhaupt umkehrbar, nach einer so langen
Fehlentwicklung? Merken die Polit-Professuren überhaupt,
welche brisante Gefahren sich hinter dieser Entwicklung
verbergen?

Unter Generationentrennung leiden wir alle, aber vorallem hilfsbedürftige Randgruppen: Behinderte, Sozialhilfeempänger, und nicht nur alte Leute… Das ist ein Zeitgeist mit einer Eigendynamik, bei der jeder von uns versucht durch jung und gesund bleiben und durch Schaffung von Vermögen möglichst nicht dazu zugehören.
Die Versorgung von Hilfsbedürftigen kostet dem Staat viel Geld einerseits, und andererseits gehört z.B. Altenpflege zu den schlecht bezahlten Jobs. Auch deshalb ist das Theam schwer verdaulich, mit dem sich zu wenige aktiv beschäftigen möchten.

Wer Kinder hat, den plagen Geldsorgen und Zeitnot. Wer will es sich schon antun, einen pflegebedürftigen Elternteil bei sich aufzunehmen (problematisch wird es, wenn geistige Behinderungen dazukommen).
Naja, jeder von uns kennt die Probleme.

Alles in allem hat unser Staat nicht das Geld, um sich solch einen Luxus wie Ideale zur Verbesserung gesellschaftlicher Gegebenheiten zu leisten. Wir müssen Geld verdienen, damit wir mittlere Generation unseren Kinder die Ausbildung und unseren Eltern professionelle Altenpflege finanzieren können. Keine Zeit und keinen Platz für den großen runden Tisch, an dem 3 Generationen von Muttern gekochter Suppe essen können.
Das Thema scheint im Allgemeinen noch nie so richtig interessant gewesen zu sein, denn von der Umkehrung der Alterspyramide weiß man schon seit etlichen Jahren (ich hab´s schon in meiner Berufsausbildung gelernt).
Und so kann nur jeder für sich selbst schauen, dass er sein Schäfchen ins Trockene bekommt.

btw.: meine Eltern haben ihre Hauptanstrengung in der Erziehung darauf gerichtet, dass wir Kinder so bald wie möglich von ihnen unabhängig sind. Als meine Kinder noch sehr klein waren, hätte ich so manchen Rat von einer älteren Person gebraucht. Aber meine Eltern waren heil froh endlich für sich zu sein, keine Sorgen mehr zu haben, die Kinder schaffen das schon ohne sie.
Tja, mit 78 Jahren wird auf einmal das Familienleben der Kinder interessant. Die Enkelkinder nerven nicht mehr, die Tochter widmet viel zu viel Zeit dem Berufs- und Privatleben. Für das Zimmerchen nebenan wird gerne ein wenig Geld dazugegeben.
Fazit: bei allem Respekt vor dem Alter und deren Reife. Da stecken auch Menschen dahinter. Ein Generationen übergreifendes Zusammenleben muss lebbar sein. Und für das Problem muss letzendlich jeder Betroffene selbst eine Lösung mit den dazugehörigen Ertragen von Skrupeln finden.

viele Grüße
claren

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Hi Fablonow,

eins ist aber in Foren ganz große Mode: sich zu duzen :smile:

Lieben Gruß

von DEM Ajo :smile:

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Guten Tag Claren,

Ihr Text und die Bewertungen zeigen mir deutlich, dass die Problemerkennung überhaupt noch nicht stattfindet. Oder mit Goethe gesagt:

„Ich würde Sie dringender einladen, wenn ich mir nicht allzu sehr bewusst wäre, dass wir in dem Herbst und Winter des Lebens starrer und schroffer werden als billig ist: Die Wirkung dieser Eigenschaften wird durch guten Willen, am besten aber durch Entfernung gemildert.“

Werden Sie nicht alt!
Fablonow a. D.

Nähe ist ein menschliches Bedürfnis
Hallo Fablonow a.D.

Ihr Text und die Bewertungen zeigen mir deutlich, dass die
Problemerkennung überhaupt noch nicht stattfindet. Oder mit
Goethe gesagt:

gerne hätte ich gewußt wo in meinem Posting Sie diese Erkenntnis festmachen.

„Ich würde Sie dringender einladen, wenn ich mir nicht allzu
sehr bewusst wäre, dass wir in dem Herbst und Winter des
Lebens starrer und schroffer werden als billig ist: Die
Wirkung dieser Eigenschaften wird durch guten Willen, am
besten aber durch Entfernung gemildert.“

Das ist einfacher gesagt als getan. Ich habe durchaus das Bedürfnis meiner Eltern nach Nähe zur Kenntnis genommen, und nehme das ernst, weil sie mir nicht gleichgültig sind. Über das Maß müßten wir uns unterhalten, was mit zunehmenden Alter und auch der Zeit schwierig wird. Dieses Gespräch hätte schon vor 10 Jahren stattfinden müssen.

Werden Sie nicht alt!

Ich werde es hoffentlich, weil ich nicht vorher sterben möchte. Und ich werde es wie jeder von uns mit allen Konsequenzen, da schließe ich bei mir eine altersbedingte Engsichtigkeit nicht aus. Aber im Gegensatz zu meinen Eltern belastet mich der viel zitierte Jugendwahn nicht, so dass ich mir durchaus jetzt schon Gedanken darüber mache, wie mein Leben als „Alte“ sein wird.

Ich glaube an die generelle Bereitschaft unserer Gesellschaft sich für Hilfsbedürftige einzusetzen. Aber die Rahmenbedingungen dies umzusetzen (z.B. Wohnraumgröße und Lebenshaltungskosten) haben sich so verschlechtert, dass es kaum mehr Familien geben wird, die Senioren bei sich pflegen können, ohne dass es empfindliche Einschränkungen für die ganze Familie bedeutet. Kinder aufzuziehen ist auch wichtig, aber vorallem teuer und kosten ebenfalls Zeit.
Ich habe den Eindruck, dass manche Eltern gerne ihren Realitätssinn beiseite schieben, wenn sie sich nach töchterlicher Fürsorge sehnen, ihre Existenzängste kann ich verstehen. Aber ich finde den Vorwurf wegen unterlassener Hilfsbereitschaft ungerecht, weil es weitreichende Folgen nicht nur für Tochter hat.
Im übrigen: es sind fast immer die Töchter, die nach jahrerlanger hauptberuflicher Versorgung ihrer Kinder dann mit der Obhut von Eltern und Schwiegereltern in die Pflicht genommen werden. Diesen Mangel an Eigenleben würde ich nie meinen Töchtern zumuten wollen. Meine Gebrechlichkeit wird meine Angelegenheit sein, nicht ihre.

viele Grüße
claren