Projektrealisierung aber wie?

Hallo Alle zusammen,

da ich während meines Studiums nicht mit der Realisierung von Projekten betraut gemacht worden bin, hätte ich gerne gewusst, ob jemand dazu vielleicht einen Literaturtip oder ggf. Vorschläge und Hinweise liefern kann?

Es geht ganz allgemein darum, wie man eine Projektidee realisiert bekommt und welche Anfangsfragen gestellt werden müssen? Wie bekommt man dieses finanziert? Welche Kriterien müssen erfüllt werden? usw.

Wie gesagt ich erwarte keine druckreife Antwort, ist ja auch keine druckreife Frage. Wäre einfach für erste Hinweise dankbar, auf die ich meine weitere Recherche aufbauen kann.

Danke schonmal.
Krusel

Hallo Kusel,

hier einige Erinnerungen an meine früheren Projektzeiten ( vielleicht kann davon auch heute noch einiges verwendet werden):

  1. Erkennen Problem / Chancen

Die Gründe für eine mögliche Projekteinrichtung liegen i.d.R. entweder in einem sichtbar gewordenen Problem (z.B. in organisatorischen Abläufen oder Strukturen) oder in gesehenen oder vermuteten Chancen ( technische Bereiche, Kostenwesen, Marketing usw.).

  1. Projekt-Studie

Die Erkenntnis / Vermutung aus 1. sollte jetzt von einer Projektstudie (Team oder Einzelperson) spezifiziert werden und in einer Realisierungsempfehlung münden.

  1. Feasablity-Study + DCF-Analyse

Die Feasability-Studie soll nun die Machbarkeit / Realisierbarkeit prüfen und konkrete Zielvorgaben für die evtl. folgende eigentliche Projektarbeit erarbeiten. Insbesondere bei begrenzten (Projekt-) Realisierungskapazitäten und/oder begrenzten Finanzen sollte nun eine DCF-Kalkulation („Discounted-Cash-Flow“ = eine aus den künftig erwarteten positiven Ergebnissen minus der künftigen Projektrealisierungsaufwendungen erechneten Verzinsung des angenommenen „Projektergebnisses“ erfolgen. Schwierig natürlich bei Marketing/Werbung, da hier zwar die Kosten einigermaßen schätz-/ermittelbar sind, kaum aber die künftigen erhofften(Sales-) Resultate.

  1. Projekt-Entscheidung

Nach 3. zusammensetzen und entscheiden.

  1. Projekt-Einrichtung

Ziele, Vorgaben, Restriktionen möglichst konkret und schriftlich formulieren und in einem „Projekt-Pflichtenheft“ zusammenfassen
Projekt-Team benennen und installieren.
Zeitrahmen festlegen, ggf. Netzwerkplanung.

  1. Projekt-Realisierung

Arbeitsdurchführung des Teams, regelmäßige Fortschritts-Berichte an „Projekt-Steuergruppe“.

  1. Nach Abschluss

Zielkontrolle, Einrichtung permanentes institutionalisiertes „Controlling“.

Vielleicht ist heute noch einiges davon brauchbar?

Gruß

Heinz

Danke für die Antwort. Zumindest klingt da alles sehr schlüssig.
Kurze Frage, wenn du ein Marketingprojekt realisierst, wie begründest du dieses, wenn man keine konkreten Nachweise liefern kannst? Evtl. mit einer Marktstudie und Zielgruppenanalyse als Argument?

Dank auf jeden Fall!

Hallo Krusel,

ja, im Prinzip richtig. Hinzu kommt:

  1. Eine (psychologische) Marktsegmentierung (Literatur-Klassiker: „Die Struktur der Meinungsverteilung im Sozialen Feld“ von Prof. Bernt Spiegel - jedem Marketer zu empfehlen, leider schon älter und wohl vergriffen.)
    Hier geht es darum, das psychisch motivierte Nachfrageverhalten nach deinem Angebot kennenzulernen.Stichwort „qualitative Marktforschung“.
    Simples Beispiel „Autokauf“ - Segmente:
  2. Sportlich
    Dieser Nachfrager will seiner relevanten Umwelt „präsente Potenz“ demonstrieren. Röhrender Auspuff, Powerslide etc., risikofreudige Fahrweise ( Slogan „Aus Freude am Fahren“).
  3. Luxuriös / Repräsentativ
    Wenn der aus Nr.1 älter wird und es „zu etwas gebracht hat“, wird er ruhiger und stellt sein (Edel-) Gefährt eher statisch repräsentierend vor der Haustür ab.
    Es gibt noch weitere Segmente, aber klar wird hier schon, daß diese alle im Produktdesign und werblich unterschiedlich angesprochen werden müssen.
    Die nächste Frage: Passt dieses - oder welches andere - Segment zu unserer Herstellungs-/Angebotsphilosophie?
    Wie groß ist dieses Segment ( Absatz-, Umsatzpotential ) im Markt.
    Stichwort „quantitative Marktforschung“.
    Dann schauen, ob und wie dieses Segment bereits vom Wettbewerb beherrscht wird. Komme ich mit meinem Angebot dagegen an?
    Im Falle reiner „Muss-Produkte“ ( Begriff sh. frühere meiner Antworten in diesem Forum) geht es eher um ökonomische Stärken, wie z.B. überlegene eigene Kostenstruktur vorhanden ? usw.

Wenn man das alles weiß, gut dokumentiert hat und es überzeugend intern begründen und verkaufen kann, dann ist am Ende die Chance groß, daraus ein vielversprechendes Marketingprojekt zu machen.
Merke: Auch hier gibt es keine absolute Sicherheit oder genaue Berechenbarkeit, aber dann hoffentlich überzeugende Annahmen und Wahrscheinlichkeiten.

Heinz

Hier findest Du bestimmt ein paar gute Tipps zum Projektstart: http://www.marktundmittelstand.de/themen/vertrieb/

Viel Erfolg!