Proletarische Akademikerin

Unsere Bekannte, Dr.med (!), wuchs in einer extrem bildungsfernen (ja -feindlichen) proletarischen Familie in einem Nachbarland auf, kam dann in die DDR, musste Deutsch lernen, wurde Arbeiterin, konnte dann den Hauptschulabschluss nachholen, danach Realschulabschluss, schließlich Abitur, danach Medizinstudium. Trotz dieser erstaunlichen vita ist sie dennoch ihrer Herkunft zutiefst verhaftet geblieben. Sie liest weder Zeitung noch Bücher und hat auch sonst  keinerlei kulturelle Interessen - außer Filme der schlichteren Art.
Wir können es uns nicht erklären.

und? wem juckts?
ist doch kein MUSS sich für kultur, politik oder sonstigem zeug zu interessieren.
das meißte ist sowieso nur müll - oder glaubst du wirklich die sachen die in den zeitungen stehen? oder in den nachrichten siehst?

„Die Wahrheit ist in DIR - und nicht in deinem Namen“
Egal ob Sie Dr. Titel hat oder nicht, egal ob sie sich auf die dummen gesallschaftlichen dogmen einlässt die uns täglich eingetrichtert werden - oder nicht…

solange sie kein schlechter mensch ist darfst du auch nicht versuchen sie zu ändern! das ist sie, samt ihren stärken und schwächen. ihr ego, ihr charakter, ihre sache.
wie man diese person letztendlich öffentlich wahr nimmt liegt nur im auge des betrachters!

versuche nicht sie zu ändern oder sie auf die „richtige bahn“ zu bringen. was für dich richtig ist, kann für andere falsch sein. so ist das nun mal in unserer welt der dualität.
je eher du dies akzeptierst und dich für sie freust wenn sie mit diesem „lebensstiel“ zufrieden ist, desto besser ist es für euch alle.

in diesem sinne

alles gute! grüße an deine bekannte und ein lob für diesen werdegang!

Hi

Wenn ich Ärztin wäre, unter den heutigen Bedingungen, mit weit über 60-Stunden Wochen und dreifach Schichten, würden mich Zeiungen auch nicht interessieren. Was bringt es die nur alle 3-4 Tage um 18 Uhr abends zu lesen?

Wenn ich tagtäglich die Schicksale von Patienten mitbekomme, muss ich mir auch keine Dramen angucken, sondern würde etwas leichtes oder wie du es nennst „schlichteres“ bevorzugen.

Intelligenz hat nichts mit Konsumverhalten zu tun, auch wenn manche meinen sie wären bessere Menschen, wenn sie 17 Euro Eintritt für ein Kunstmuseum bezahlen dessen Inhalt sie gar nicht verstehen, nur um sagen zu können „Ja, die graue Serie von Gerhard Richter kenn ich.“ aber ohne diese bewerten zu können.

lg
Kate

Supi - gefällt mir!
Ich bin in der „schlechten Zeit“ nach dem Krieg groß geworden, zur Schule gegangen…
Irgendwie schafften es meine Eltern, mir ein Gymnasium zu ermöglichen…
In sehr großen Abständen machen wir noch Klassentreffen - ungefähr die Hälfte meiner Mitschüler hat promoviert!

Und danach geht die Luzie ab: In einer Kneipe mit Stehthresen, es gibt Kurze ohne Ende, es werden schmutzige Witze erzählt und anderes dummes Zeug gelabert, auf dem Klo wird auch mal gekotzt.

Ein Außenstehender muss denken, da treffen sich Knackis auf Freigang…

Und wenn man dann ein wenig hinterfragt, wie das Privatleben aussieht, dann klingt das dem deiner Bekannten sehr ähnlich…

Ist mir Alles sehr sympathisch!!

Ich könnte mich in der Freizeit mit den Kant’schen Imperativen beschäftigen, aber ich lese lieber den Kicker, und zu einer Matinée mit moderner Kunst gehe ich nur, um ne frisch geschiedene Architektin anzubaggern…

Fazit: Ich kann bilateral - du offensichtlich nicht!

Vielen Dank für die Anfrage.
ich müsste mehr wissen, um antworten zu können.
Was ist zwischen Studium/Promotion und heute passiert? Ist überhaupt etwas passiert?

Viele Grüsse.

Hallo,

Was ist zwischen Studium/Promotion und heute passiert? Ist
überhaupt etwas passiert?

Zusatzfrage: Soll da jetzt oder in Zunkunft irgendwas passieren? Wenn ja, was?

Gruß
Jörg Zabel

Servus,

wenn man dem Kriterium „Erzielung des überwiegenden Lebensunterhalts nur durch den Verkauf der Arbeitskraft“ folgt, ist jeder Akademiker ein Proletarier, soweit er in seinem Beruf arbeitet.

Mischformen gibt es allenfalls im Bürgertum, soweit eine naturwissenschaftliche, technische oder ökonomische akademische Ausbildung zur Verwaltung des eigenen Vermögens (einschließlich Betrieb des eigenen Unternehmens) genutzt wird.

Nebenbei: Ich kenne nicht viele Leute, die den „Mann ohne Eigenschaften“, „Zettels Traum“ und „Ulysses“ nicht nur gelesen, sondern auch verstanden und mit Gewinn gelesen haben. Einer davon ist im Alter von siebzehn Jahren in den damals noch bestehenden einfachen Dienst bei der damaligen Deutschen Bundesbahn eingetreten, sowas wie ein Abitur brauchte er für die genannte Lektüre nicht. Und nu?

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo!

… und hat auch sonst  keinerlei kulturelle Interessen

Kultur ist der Sammelbegriff für menschliches Schaffen. Auch wenn Leute, die landläufig unter „Kulturschaffende“ subsummiert werden, es anders sehen mögen, sind etwa Handwerker, Mediziner, Ingenieure Kulturschaffende im Sinne des Wortes.

Daneben gibt es auch noch blasiert-dekadente Vorstellungen des Begriffes Kultur. So bringen es manche Zeitgenossen fertig, jemanden, der sich eine Wollmütze als Markenzeichen aufsetzt und irgendwas in ein Mikrofon plärrt, als Kulturschaffenden anzusehen, während sie einen klug geführten mathematischen Beweis niemals mit Kultur in Zusammenhang brächten. Eine pfiffige Konstruktion (die der Durchschnittsbürger im Leben nicht begreift) hat mindestens so viel mit Kultur zu tun, wie auf einer Vernisage herum zu stehen.

Gruß
Wolfgang

Daneben gibt es auch noch blasiert-dekadente Vorstellungen des Begriffes Kultur. So
bringen es manche Zeitgenossen fertig, jemanden, der sich eine Wollmütze als
Markenzeichen aufsetzt und irgendwas in ein Mikrofon plärrt, als Kulturschaffenden
anzusehen, während sie einen klug geführten mathematischen Beweis niemals mit Kultur
in Zusammenhang brächten. Eine pfiffige Konstruktion (die der Durchschnittsbürger im
Leben nicht begreift) hat mindestens so viel mit Kultur zu tun, wie auf einer Vernisage herum zu stehen.

Ist es denn deines Erachtens weniger blasiert-dekadent, über Gesangsaufführungen oder Kunstausstellungen (die vermutlich auch so mancher nicht begreift) zu spotten und dafür sinnfreie Zahlenspielchen bzw. Beschäftigungstherapien für Ingenieure zu Hochkultur zu stilisieren – oder wie müsste man das in dem Duktus formulieren, dessen du dich befleißigst? Damit keine Missverständnisse verstehen: Ich habe für keine der genannten Kulturleistungen weniger Respekt als für die anderen (wenn auch teilweise weniger Interesse) und möchte mir deinen abfälligen Stil nicht zu eigen machen. Ich weise nur darauf hin, dass mir eine Einstellung wie deine höchstens geeignet erscheint, neben der geisteswissenschaftlich-künstlerischen Arroganz auch noch eine mathematisch-technische Überheblichkeit zu befeuern, die die Gräben zwischen den zwei Kulturen höchstens vertieft. Wäre das ein kultureller Fortschritt?

Gruß
Christopher

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Weder bin ich kulturarrogant noch habe ich mich abfällig geäußert. Ich habe allerhöchsten Respekt vor der Lebensleistung unserer Bekannten. Aber Du kapierst offenbar gar nicht, worauf ich hinaus will. Ich hatte meinen Beitrag auch nicht für das Forum gedacht, sondern wollte eine kompetente Antwort eines Psychologen - und das bist Du ja wohl nicht. Die Sinnhaftigkeit Deiner Sätze erschließt sich mir nicht. Jedenfalls ist das meilenweit von dem entfernt, was ich sagen/fragen wollte.

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Weder bin ich kulturarrogant noch habe ich mich abfällig geäußert.

Das habe ich auch nicht geschrieben. Wenn du dir die Struktur des Artikelbaums im rechten oberen Fenster anschaust, wirst du sehen, dass mein Beitrag eingerückt unter dem von Wolfgang Dreyer steht (und dieser Beitrag, den du gerade liest, eingerückt unter deinem von heute, 20:36 Uhr). Das bedeutet, dass ich auf den Beitrag von Wolfgang geantwortet habe und mich inhaltlich auch auf seine Äußerungen beziehe – nicht direkt auf deine ursprüngliche Frage. Das hättest auch daran erkennen können, dass ich ein Stück von Wolfgangs Beitrag in meinem zitiert habe, um es kommentieren zu können.

Gruß
Christopher

Erinnert mich an eine lehrreiche Erfahrung, als ich vor einigen Jahren beim Arzt im Wartezimmer saß und mir die Zeit mit der Lektüre von Montaigne vertrieb. Zufällig hatte unser Hausmeister ebenfalls einen Arzttermin und kam etwas später ins Wartezimmer. Wir begrüßten uns, er setzte sich neben mich und fragte mich nach den üblichen Floskeln, was ich da gerade lese. Es stellte sich heraus, dass er mit Montaigne recht gut vertraut war …

Einerseits ist der Zugang zu Bildung heute im Vergleich zu früher sehr viel leichter, andererseits hat sich die schulische und akademische Ausbildung sehr weit vom humboldt’schen Bildungsideal entfernt. Damit ist die klassische Korrelation von Ausbildung und Bildung im klassischen Sinn längst nicht mehr so stark. Ungebildete Akademiker (‚Fachidioten‘) sind heute noch weniger eine Seltenheit wie hochkultivierte Menschen ohne höheren Schulabschluss.

Gruß,
Ralf

Na und?
Hi,

und? Ist das jetzt schlimm?

Ich hab Abi & Studium und schaue trotzdem gerne „Drei Nüsse für Aschenbrödel“. Singe gerne laut (und schief) bei Marianne Rosenberg mit wenns mich hinreißt. Außerdem stehe ich dazu YMCA auf einer Playlist meines iPod zu haben.

„Young man there’s no need to feel down
I said young man pick yourself off the ground“

Grüße
Helena

Hallo Christopher,
tut mir leid; das habe ich völlig missverstanden bzw.nicht genau hingesehen.
Ist ok
Gruß Klaus

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Das ist meilenweit von dem entfernt, was ich meinte und wissen wollte.

Nichts verstanden. Das ist meilenweit von dem, was ich sagen wollte. Das ist wohl das falsche Forum, wenn jeder Nicht-Psychologe glaubt etwas sagen zu müssen.