*Einmisch*
Hallo,
ich darf mich kurz in Eure Diskussion einklinken?
… dass er den Job
ohne seinen Dr.-Titel überhaupt nicht bekommen hätte.
„Jemand“ hat seinen Job ja schon. Dafür braucht er den Titel also nicht. Bei der Gelegenheit eine Anmerkung: Ein akademischer Titel ist eine Eintrittskarte - mehr nicht. Danach wird Leistung erwartet. Wer schon „drin“ ist, sollte sich deshalb dringend überlegen, ob er noch eine Eintrittskarte auf Kosten der Leistung braucht. Eine weitere Urkunde hilft bei einem vernichtenden Arbeitszeugnis wenig.
…Neben Deiner
zeitlichen Belastung, die nunmal über der eines üblichen
Hobbys liegt, könnte er auch fürchten, dass Du nach Abschluss
der Promotion sagst a) „Scheffe, ich hab da jetzt zwei
Buchstaben mehr im Namen - ich bin also mehr wert und will
mehr Geld“ oder b) „Tschüüss Scheffe, ich hab woanders ein
tolles Angebot bekommen, wegen meiner Promotion“. Beides also
Sätze, die üblicherweise kein Scheffe gerne hört.
Fall a) wird nicht eintreten. Unternehmen vergüten in der Regel nach der in der Vergangenheit und über längere Zeit (!)erbrachten Leistung, nicht nach Vorlage irgendwelcher Zettel. Die Ausnahme ist teilweise der öffentliche Dienst. Aber auch hier hilft eine weitere Ausbildung oder gar Promotion für sich genommen rein gar nichts - entscheidend ist hier die Stellenbeschreibung.
Vereinfacht: Herausragende Leistungen => herausragende Vergütung. Wer allerdings längere Zeit mit angezogener Handbremse durch sein Berufsleben läuft - z.B. weil er sich nebenberuflich engagiert - hat sehr schlechte Karten. Bleibt nur b). Entsprechend dürften viele Vorgesetzte reagieren.
Mell hat das sehr schön auf den Punkt gebracht: "Sie können in dem Moment, in dem Sie Ihr zweites Examenspapier in den Händen halten, zu Ihrem Arbeitgeber gehen und es stolz präsentieren. „Schön“, wird er sagen - und mäßig beeindruckt sein. Schließlich sind Sie nach wie vor derselbe Mensch, den er seit Jahren kennt. Mehr Geld oder die unmittelbare Beförderung im Hause sind nicht zu erwarten. Vielleicht aber bekommen Sie in einem weiteren Jahr eine Projektaufgabe, die man Ihnen sonst nicht gegeben hätte. "
(http://www.vdi-nachrichten.com/vdi_nachrichten/aktue…)
Oder kurz gesagt: „Leistung wird nicht sofort belohnt, sondern erst nach Bewährung.“ Und zwar nach Bewährung im Unternehmen und nicht an der Uni.
… Zeitaufwand für ne
Medizingeschichte-Promotion
Eine Promotion in „Geschichte der Naturwissenschaften“ zum Dr. phil. dauert etwa 3-4 Jahre - Vollzeit. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Medizinhistoriker schneller gebacken werden… Dabei unterstelle ich bereits, dass der Kandidat entweder Medizin oder Geschichte studiert hat und entsprechendes Vorwissen in der anderen Disziplin mitbringt (also: entsprechendes Magister-Nebenfach, oder entsprechende Wahlveranstaltungen). Einschränkung: Für einen Mediziner dürfte ein normaler Dr. med. um ein Vielfaches einfacher zu erreichen sein, als der Dr. phil. in Medizingeschichte.
Aber beides musst Du selber wissen. Ich kann
Dir nur empfehlen vorher ehrlich in Dich zu gehen und zu
überlegen, wieviel Zeit Du in den vergangenen Monaten wirklich
hättest konzentriert arbeiten können. Und zwar nicht nach dem
Motto „ab morgen wird alles besser“ sondern wirklich „wie oft
war ich abends/Wochenends nicht zuhause bzw. so platt, dass
ich nicht mehr hätte konzentriert arbeiten können?“
Volle Zustimmung.
…Kommt auch
ein wenig darauf an, ob das a) Scheffe selber mal gemacht hat
und b) schon einer Deiner Vorgänger gemacht hat.
Aber vielleicht nicht so, wie man meinen könnte: a) und b) habe ich (durch)gemacht. Deshalb rate ich von einem Gespräch mit dem AG ab …
Einschränkung: „Jemand“ ist Mediziner und will seinen Dr. med. irgendwie nachholen. Eine solche Promotion wäre u.U. sinnvoll, da das mit zeitlich vertretbarem Aufwand geht. Aber selbst dann würde eine produktbezogene Promotion sinvoller (und vertretbarer!) erscheinen.
Ansonsten kann mich hier Herrn Mell nur anschliessen:
"Weiterbildung
Eine ständige Weiterbildung ist für jeden Angestellten unverzichtbar („lebenslanges Lernen“), entsprechend sind auch die Unternehmen daran interessiert, für Weiterbildung aufgeschlossene Mitarbeiter zu haben bzw. solche Bewerber einzustellen.
Aber: 1. Unternehmen bevorzugen Mitarbeiter, die dann weiterbildungsbereit sind, wenn das im konkreten Interesse des Unternehmens liegt. Dazu gehört auch, dass die ausgewählten Themen zu den betrieblichen Vorhaben passen. Weiterbildung um ihrer selbst willen ohne Rücksicht auf die Belange des Arbeitgebers ist hingegen nicht interessant."
http://www.mmcberatung-heikomell.de/h…
Kurz:
- Wenn es um eine Freizeitbeschäftigung geht, sollte es auch eine bleiben. Dann geht es auch den AG nichts an.
- Wer dagegen die Finanzierung einer anspruchsvolle wissenschaftlichen Herausforderung will, sollte das offene Gespräch mit dem AG suchen, um gemeinsam eine Lösung zu finden. Das kann nur erfolgreich sein, wenn für beide Seiten Vorteile erkennbar sind - u.U. auch mit der Konsequenz dass jemand finanziell kürzer treten muß.
- Falls jemand allerdings Mediziner sein sollte und nur seinen Dr. med. nachholen will - hier sehe ich kaum Probleme. Andere schaffen das ja auch.
Tschö R.
*Überarbeitet*