Promotion nebenbei - Arbeitgeber unterrichten?

Hallo,

ein Arbeitneher möchte eine Doktorarbeit neben seinem Beruf schreiben. Es soll eine Doktorarbeit sein, für die er KEIN Arbeitsverhältnis mit dem Institut eingeht, an dem er die Doktorarbeit schreibt. Er bekommt also auch kein Gehalt für seine Tätigkeit. Man könnt also sagen, es handelt sich um ein „Freizeitaktivität“ oder auch um Weiterbildung.

Muß der Arbeitnehmer seinen Arbeitgeben über ein derartiges Vorgehen informieren oder kann er diese Form der Promotion ohne Bedenken und ohne Angst auf Konsequenzen (Entlassung etc.) beginnen und nebenberuflich tätigen?

Oder macht es einen besseren Eindruck, dem Arbeitgeben von dem Vorhaben zu erzählen, als später die Katze aus dem Sack zu lassen? Kann der Arbeitgeben eine nebenberufliche Promotion verbieten? Wie reagieren Arbeitgeben im Allgemeinem auf promovierende Arebietnehmen?

Vielen Dank für die Hilfe

Hannes

Hallo Hannes!

Weiterbildung, egal ob berufsbezogen oder nicht, kann kein AG verbieten. Er muß weder gefragt noch informiert werden. Ungeachtet dessen kann es sinnvoll sein, den AG zu informieren. Erfahrungsgemäß sind Termine wahrzunehmen, die schon mal mit der Arbeitszeit kollidieren können, so daß man mindestens auf wohlwollendes Verständnis angewiesen ist.

Ich selbst bin Fernstudent und kenne die Verhältnisse bei einigen Kommilitonen. Darunter sind Beamte und auffällig viele Beschäftigte bei Banken. Nach meiner Beobachtung erfahren diese Leute nicht nur Verständnis, sondern heftige Unterstützung und weitgehendes Entgegenkommen. Aus eigener Angestelltenzeit im Handwerk und später in mehreren großen Industrieunternehmen kann ich nur von positiven Reaktionen berichten. Die gleiche Beobachtung gilt für Leute aus meinem Bekanntenkreis.

Ich habe noch nie gehört, daß jemandem seitens des Betriebes wegen seines Einsatzes für Weiterbildung/Studium/Promotion Steine in den Weg gelegt wurden. Auszuschließen sind Probleme dennoch nicht. Immerhin gibts in der Wirtschaft wie auch sonst in der Bevölkerung bildungsnahe wie auch bildungsferne Kreise, es gibt Neid und andere merkwürdige Erscheinungen.

Wenn zeitliche Kollisionen mit Belangen des Arbeitsplatzes absehbar werden, würde ich mit dem AG oder Vorgesetzten reden. Wenn das nicht gerade Volltrottel sind, werden sie sich flexibel zeigen.

Gruß
Wolfgang

Hallo Hannes,

leider erwähnst Du nicht, in welchem Fachbereich die Promotion stattfinden soll. Denn das ist ja durchaus in Umfang und (Zeit)aufwand sehr unterschiedlich.

Aber gehen wir mal als „worst case“ von einer naturwissenschaftlichen Sache aus. Da braucht ein durchschnittlich motivierter Mensch, der in Vollzeit promoviert etwa 3 Jahre, das heisst wenn Du das am Abend und am Wochenende machst verlängert sich das natürlich ein wenig :wink: Das heisst, dass die ganze Sache eine recht ordentliche und längerfristige Belastung ist. Das sage ich jetzt nicht, weil ich meine, dass Du Dir das nicht überlegt hast, sondern weil es vielleicht doch mal zu Kollisionen mit Terminen vom Arbeitgeber (Dienstreisen, Firmenbesuch, mit dem man abends essen gehen muss, lange Sitzungen etc.) kann.

Ausserdem ist es in vielen mir bekannten Promotionsordnungen festgeschrieben, dass man das eine oder andere Seminar besuchen muss (und sei es nur wegen dem G-Faktor*). Und diese Seminare haben die unangenehme Eigenart zu üblichen Bürozeiten stattzufinden. Das heisst, auch hier wärst Du auf eine gewisse Flexibilität in Deinen Arbeitszeiten angewiesen. Und erfahrungsgemäss gewähren einem Cheffes die lieber, wenn sie wissen, worum es geht :smile:

Wie reagieren Arbeitgeben im Allgemeinem auf
promovierende Arebietnehmen?

Tja, das ist so ein Problem. Denn der eine Cheffe mag so reagieren, der andere ganz anders… Da würde nur ein Blick in die Kristallkugel helfen und die hab ich schon neulich zum (geschlossenen) Fenster rausgeschmissen.
Vielleicht wäre es ein kluger Weg, mal vorsichtig bei Deinem Cheffe vorzufühlen, wie er denn einer solchen Aktion gegenübersteht? Nicht sagen „zum 1.6 fange ich am xxx-Institut eine Promotion als yyy an. Das ist Weiterbildung“. Sondern: „ich habe das Angebot bekommen bla-fasel“. Und wenn Du dann noch erwähnst, dass zu 90% Deine Arbeitszeit wie bisher bleibt und Deine Arbeitsleistung zu 100% gleich bleibt sollte es kein Problem mehr sein. Überleg Dir mal anhand der letzten 3,4 Monate, wie oft es da zu Terminkollisionen gekommen wäre (ehrlich!) und das sag Deinem Scheffe, wie Du das im Promotionsfall lösen würdest. Das Sahnehäubchen wäre natürlich, wenn die Promotion schon während ihrer Entstehung Deiner Firma Vorteile bringen würde. Oder zumindest wenn sich der Titel auf Deiner Visitenkarte für die Firma positiv auswirkt. Vorsicht aber mit letzterem Argument. So richtig „gut“ macht sich das Titelchen nur bei Aussendienstpositionen und im Management, also nicht wenn Du der „Untergruppenleiter Produktionsteam 34 von 873“ bist :wink:

*wink*

Petzi

*G-Faktor: gesehen werden Faktor bei Beisitzern der Prüfung und anderen entsetzlich wichtigen Gestalten :smile:

Hallo Petzi,

vielen Dank für die ausführliche Antwort. Ja, der Arbeitnehmer wäre in diesem Fall tatsächlich im Außendienst tätig. Meinst Du die Firmen sehen das gerne, wenn da ein „Dr.“ davor steht, ja? Von den Zeiten wäre man aber auch flexibel. Im Außendienst kann man ja ohne Probleme mal eine Tag Urlaub nehmen.

Die „Dr.“ Arbeit soll im Bereich Medizingeschichte sein, da ist man also nicht auf feste Zeit angewiesen.

Die Bedenken sind nur, dass die Chefs denken, die Zeit die der Arbeitnehmen in die Dr-Arbeit steckt, könnte er auch in die Firma investieren. Aber Du meinst, in der Regel wird diese Vorhaben positiv aufgenommen?

ok, ich werds mir überlegen.

Danke und liebe Grüße

Hannes

Mach Dich nicht unglücklich
Hallo Hannes

… Man könnt also sagen, es handelt sich um ein
„Freizeitaktivität“ oder auch um Weiterbildung.

Du sagst es mit dem Wort „Freizeitaktivität“ ja schon selbst.

Muß der Arbeitnehmer seinen Arbeitgeben über ein derartiges
Vorgehen informieren oder kann er diese Form der Promotion
ohne Bedenken und ohne Angst auf Konsequenzen (Entlassung
etc.) beginnen und nebenberuflich tätigen?

Was Du in Deiner Freizeit machst, geht Deinen Chef nichts an.

Oder macht es einen besseren Eindruck, dem Arbeitgeben von dem
Vorhaben zu erzählen,

Also: Das Ziel jedes Unternehmens ist es, Gewinne zu erwirtschaften, sodass die Kapitalanleger eine gewisse Rendite erzielen. Dazu braucht das Unternehmen Mitarbeiter, die effizient und mit vollem Einsatz arbeiten.
„effizient“ bedeutet, dass eine Weiterbildung sinnvoll sein kann. Was ist eine Weiterbildung des MA? Aus der Sicht des Unternehmens eine Umwegproduktion, die sich irgendwann rentieren muss (der MA muss dadurch wertvoller werden). Aus betrieblicher Sicht sind also nur solche Weiterbildungen begrüssenswert, bei denen der MA neue Fähigkeiten erwirbt, die das Unternehmen benötigt, die der MA aber noch nicht hat. Dazu kann z.B. ein zur Tätigkeit passendes (!) Fernstudium gehören Beispiel: Ein Vertriebs-Ingenieur, der sich im Bereich Marketing/Unternehmensführung (falls solche Ambitionenen sinnvoll erscheinen) fortbildet. Ein solches Aufbaustudium ist vom zeitlichen Aufwand her begrenzt und wird oft (nicht immer, ich habe es schon anders erlebt! Deshalb auch hier Vorsicht) durch den AG unterstützt)
Ich kann nicht erkennen, wie eine Promotion in Medizingeschichte Dich als Aussendienstler weiterbringen soll. Was den Dr. im Pass in Deinem angeht: Das ist ein „nice to have“ aber sonst nichts. (Du wurdest ja ohne diese zwei Buchstaben eingestellt, also ist es für Deinen Job nicht erforderlich) Das gilt auch für den Fall, dass Du Pharmavertreter sein solltest. Ein Dr. in 5-10 Jahren wird Dir wenig nutzen. Die Promotion ist ein reines Hobby, es ist Dein Privatvergnügen!

Oder willst Du Deinem Boss ernsthaft erzählen, dass Du vorhast, Dir für die nächsten 5-10 Jahre ein zeitaufwändiges Hobby zuzulegen? (Erzähl mir bitte nicht, dass es schneller geht. Ich habe bisher 5 nebenberufliche Doktoranden scheitern sehen…)
Und er soll Dich dafür evtl. noch freistellen? Dass Du also vorhast, für die nächsten 5-10 Jahre beruflich kürzer zu treten? Und mit dem Abschluss Deiner berufsfremden Weiterbildung eine Qualifikation erworben hast, mit der Du mit Sicherheit den jetztigen AG verlassen wirst? (Als Medizinhistoriker kann ich mich Dich nicht im Aussendienst - egal wo - nicht vorstellen)

als später die Katze aus dem Sack zu
lassen? Kann der Arbeitgeben eine nebenberufliche Promotion
verbieten?

nein.

Wie reagieren Arbeitgeben im Allgemeinem auf
promovierende Arebietnehmen?

Ich kann Dir nur sagen, wie ich reagieren würde:
Hannes: „Ich möchte nebenbei noch in Medizingeschichte promovieren“
ich: „Sie wollen also auf 50 % heruntergehen?“
Hannes : " äh, eigentlich …"
Deine Karriere wäre an dieser Stelle gefährdet. Du wärest - zumindest bei mir - auf dem „Radarschirm“, was Deine berufliche Leistung angeht. Diese Art von Aufmerksamkeit wirst Du Dir als MA aber sicher nicht wünschen …
(Ich habe zwar nur für 10 Leute Personalverantwortung, aber vielleicht hilft Dir diese sehr persönliche Meinung weiter)

Ansonsten: schau doch mal in die Datenbank (Heiko Mells Karriereberatung in den VDI-Nachrichten):
http://www.vdi-nachrichten.de/vdi_nachrichten/aktuel…

Warum willst Du es überhaupt dem AG erzählen? Geschichte ist ein schönes Hobby, wenn Du dabei irgendwann promovierst, ist das für Dich doch sicher sehr erfüllend. Warum willst Du also Deine Karriere jetzt in Gefahr bringen wo das ganze doch erst in 5-10 Jahren aktuell wird?

Ciao R.

Hallo.

Ob ein Aussendienstmitarbeiter mit Dr.-Titel seriöser rüberkommt wage ich ehrlich gesagt zu bezweifeln. Wenn diese Person als der letzte ‚Bappsack‘ (hessisch f. eine ungepflgte Person) auftritt bringt der Titel wohl eher wenig ein…Und ansonsten liegt die Qualifikation um einiges höher als eigentlich nötig.
Aber hier ein Originalauszug aus einer bei der Opel AG entstandenen Dissertation:
[…]Moderne Produktionsmethoden, nicht nur in der Automobilindustrie, erfordern einen Wandel
der Arbeitsprozesse, kürzere Entwicklungszeiten, Vernetzung der Produktionseinheiten,
Produktvielfalt sowie just in time Anlieferung und/oder neue Lagertechniken.
Produktzyklen und Produktionsmethoden selbst verändern sich aber auch immer schneller.
Dies hat natürlich Einfluss auf die Anforderungen an die Produktionsgebäude und die zugehörige
Infrastruktur. Die Umsetzung dieser Forderungen kann nur durch eine ganzheitliche
Betrachtung von Funktion, Konstruktion und innovativer Gebäudetechnik erreicht
werden.
Da die Wiederverwendung bestehender Immobilien durch diese Anforderungen zusehend
erschwert wird, kommt es in immer größerem Umfang zur Planung und Durchführung von
Abbruchmaßnahmen.
Herr (Name gekürzt, M.L.) hat in seiner beruflichen Laufbahn bei der Adam Opel AG, die er
1996 begann, sehr früh erkannt, dass geeignete Bewertungsverfahren für den Abriss von
Industriegebäuden speziell unter der besonderen Berücksichtigung von laufender Produktion,
nicht existierten.
Mit seiner Arbeit hat er genau diese Lücke geschlossen; er hat für verschiedene Abbruchverfahren
die Abhängigkeiten von Zeit, Kosten und der Risikobetrachtung kombiniert.
Das Ergebnis seiner Arbeit, die Empfehlung für ein Abrissverfahren aufgrund verschiedener
Einflussparameter, führt zu mehr Kosten- und Terminsicherheit nicht nur auf
Seiten der Auftraggeber, sondern auch bei den Auftragnehmern und beteiligten Institutionen
und Verbänden.
[…]

Man merkt, dass sich dass Anmelden einer Doktorarbeit durchaus positiv auswirken kann :smile:

HTH
mfg M.L.

Nochmal hallo Hannes,

Meinst
Du die Firmen sehen das gerne, wenn da ein „Dr.“ davor steht,
ja?

*grins* auch da kommt’s natürlich drauf an. Also ich hab mal von nem Aussendienstler (Physiker) gehört, dass er den Job ohne seinen Dr.-Titel überhaupt nicht bekommen hätte. Andererseits habe ich nicht die leiseste Ahnung, wieviele Doktoren „deshalb“ Absagen bekommen haben. Denn ein Grund könnte natürlich sein, dass so ein promovierter nochmal mehr Kohle will als ein nicht-promovierter :wink: Und da wären wir auch schon bei den Nachteilen für Deinen Scheffe. Neben Deiner zeitlichen Belastung, die nunmal über der eines üblichen Hobbys liegt, könnte er auch fürchten, dass Du nach Abschluss der Promotion sagst a) „Scheffe, ich hab da jetzt zwei Buchstaben mehr im Namen - ich bin also mehr wert und will mehr Geld“ oder b) „Tschüüss Scheffe, ich hab woanders ein tolles Angebot bekommen, wegen meiner Promotion“. Beides also Sätze, die üblicherweise kein Scheffe gerne hört. Darum würd ich das beim Gespräch zusammen mit Deiner Zeitplanung ehrlich ansprechen. A propos Zeitplanung: ich kenne ja nun weder Deine normale Zeiteinteilung noch den Zeitaufwand für ne Medizingeschichte-Promotion - aber die Aussendienstler die ich kenne, sind eher so wenig zuhause, dass sie nichtmal nen normalen Volkshochschulkurs am Abend auf die Reihe kriegen, geschweige denn eine Promotion wo doch ne gewisse Kontinuität erforderlich ist. Aber beides musst Du selber wissen. Ich kann Dir nur empfehlen vorher ehrlich in Dich zu gehen und zu überlegen, wieviel Zeit Du in den vergangenen Monaten wirklich hättest konzentriert arbeiten können. Und zwar nicht nach dem Motto „ab morgen wird alles besser“ sondern wirklich „wie oft war ich abends/Wochenends nicht zuhause bzw. so platt, dass ich nicht mehr hätte konzentriert arbeiten können?“ Die Ergebnisse musst Du auch niemandem verraten, wenn Du nicht willst, Du solltest nur tunlichst ehrlich zu Dir selber sein.

Die Bedenken sind nur, dass die Chefs denken, die Zeit die der
Arbeitnehmen in die Dr-Arbeit steckt, könnte er auch in die
Firma investieren.

Das ist richtig - siehe oben. Sprich, die Antwort auf dieses Argument solltest Du vor dem grossen Gespräch parat haben :wink: Denn vielleicht bringen ja Deine dann größeren Kenntnisse in der Medizingeschichte schon für die aktuelle Tätigkeit unschätzbare Vorteile?

Aber Du meinst, in der Regel wird diese
Vorhaben positiv aufgenommen?

Das kann ich leider generell so nicht sagen. Findet das der eine Scheffe klasse und unterstützenswert, zögert der andere und hat Sorgen, dass Deine Arbeit darunter leidet. Kommt auch ein wenig darauf an, ob das a) Scheffe selber mal gemacht hat und b) schon einer Deiner Vorgänger gemacht hat. Wenn nicht, müsstest Du wirklich pokern… Trotzdem würde ich in jedem Fall ein - gut vorbereitetes Gespräch - mit Scheffe führen. Denn der Ärger kann nur grösser werden und bestenfalls kriegst Du ne Menge Unterstützung :wink:

*wink*

Petzi

*Einmisch*
Hallo,

ich darf mich kurz in Eure Diskussion einklinken?

… dass er den Job

ohne seinen Dr.-Titel überhaupt nicht bekommen hätte.

„Jemand“ hat seinen Job ja schon. Dafür braucht er den Titel also nicht. Bei der Gelegenheit eine Anmerkung: Ein akademischer Titel ist eine Eintrittskarte - mehr nicht. Danach wird Leistung erwartet. Wer schon „drin“ ist, sollte sich deshalb dringend überlegen, ob er noch eine Eintrittskarte auf Kosten der Leistung braucht. Eine weitere Urkunde hilft bei einem vernichtenden Arbeitszeugnis wenig.

…Neben Deiner
zeitlichen Belastung, die nunmal über der eines üblichen
Hobbys liegt, könnte er auch fürchten, dass Du nach Abschluss
der Promotion sagst a) „Scheffe, ich hab da jetzt zwei
Buchstaben mehr im Namen - ich bin also mehr wert und will
mehr Geld“ oder b) „Tschüüss Scheffe, ich hab woanders ein
tolles Angebot bekommen, wegen meiner Promotion“. Beides also
Sätze, die üblicherweise kein Scheffe gerne hört.

Fall a) wird nicht eintreten. Unternehmen vergüten in der Regel nach der in der Vergangenheit und über längere Zeit (!)erbrachten Leistung, nicht nach Vorlage irgendwelcher Zettel. Die Ausnahme ist teilweise der öffentliche Dienst. Aber auch hier hilft eine weitere Ausbildung oder gar Promotion für sich genommen rein gar nichts - entscheidend ist hier die Stellenbeschreibung.
Vereinfacht: Herausragende Leistungen => herausragende Vergütung. Wer allerdings längere Zeit mit angezogener Handbremse durch sein Berufsleben läuft - z.B. weil er sich nebenberuflich engagiert - hat sehr schlechte Karten. Bleibt nur b). Entsprechend dürften viele Vorgesetzte reagieren.

Mell hat das sehr schön auf den Punkt gebracht: "Sie können in dem Moment, in dem Sie Ihr zweites Examenspapier in den Händen halten, zu Ihrem Arbeitgeber gehen und es stolz präsentieren. „Schön“, wird er sagen - und mäßig beeindruckt sein. Schließlich sind Sie nach wie vor derselbe Mensch, den er seit Jahren kennt. Mehr Geld oder die unmittelbare Beförderung im Hause sind nicht zu erwarten. Vielleicht aber bekommen Sie in einem weiteren Jahr eine Projektaufgabe, die man Ihnen sonst nicht gegeben hätte. "
(http://www.vdi-nachrichten.com/vdi_nachrichten/aktue…)
Oder kurz gesagt: „Leistung wird nicht sofort belohnt, sondern erst nach Bewährung.“ Und zwar nach Bewährung im Unternehmen und nicht an der Uni.

… Zeitaufwand für ne
Medizingeschichte-Promotion

Eine Promotion in „Geschichte der Naturwissenschaften“ zum Dr. phil. dauert etwa 3-4 Jahre - Vollzeit. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Medizinhistoriker schneller gebacken werden… Dabei unterstelle ich bereits, dass der Kandidat entweder Medizin oder Geschichte studiert hat und entsprechendes Vorwissen in der anderen Disziplin mitbringt (also: entsprechendes Magister-Nebenfach, oder entsprechende Wahlveranstaltungen). Einschränkung: Für einen Mediziner dürfte ein normaler Dr. med. um ein Vielfaches einfacher zu erreichen sein, als der Dr. phil. in Medizingeschichte.

Aber beides musst Du selber wissen. Ich kann
Dir nur empfehlen vorher ehrlich in Dich zu gehen und zu
überlegen, wieviel Zeit Du in den vergangenen Monaten wirklich
hättest konzentriert arbeiten können. Und zwar nicht nach dem
Motto „ab morgen wird alles besser“ sondern wirklich „wie oft
war ich abends/Wochenends nicht zuhause bzw. so platt, dass
ich nicht mehr hätte konzentriert arbeiten können?“

Volle Zustimmung.

…Kommt auch
ein wenig darauf an, ob das a) Scheffe selber mal gemacht hat
und b) schon einer Deiner Vorgänger gemacht hat.

Aber vielleicht nicht so, wie man meinen könnte: a) und b) habe ich (durch)gemacht. Deshalb rate ich von einem Gespräch mit dem AG ab …
Einschränkung: „Jemand“ ist Mediziner und will seinen Dr. med. irgendwie nachholen. Eine solche Promotion wäre u.U. sinnvoll, da das mit zeitlich vertretbarem Aufwand geht. Aber selbst dann würde eine produktbezogene Promotion sinvoller (und vertretbarer!) erscheinen.

Ansonsten kann mich hier Herrn Mell nur anschliessen:
"Weiterbildung

Eine ständige Weiterbildung ist für jeden Angestellten unverzichtbar („lebenslanges Lernen“), entsprechend sind auch die Unternehmen daran interessiert, für Weiterbildung aufgeschlossene Mitarbeiter zu haben bzw. solche Bewerber einzustellen.

Aber: 1. Unternehmen bevorzugen Mitarbeiter, die dann weiterbildungsbereit sind, wenn das im konkreten Interesse des Unternehmens liegt. Dazu gehört auch, dass die ausgewählten Themen zu den betrieblichen Vorhaben passen. Weiterbildung um ihrer selbst willen ohne Rücksicht auf die Belange des Arbeitgebers ist hingegen nicht interessant."
http://www.mmcberatung-heikomell.de/h

Kurz:

  1. Wenn es um eine Freizeitbeschäftigung geht, sollte es auch eine bleiben. Dann geht es auch den AG nichts an.
  2. Wer dagegen die Finanzierung einer anspruchsvolle wissenschaftlichen Herausforderung will, sollte das offene Gespräch mit dem AG suchen, um gemeinsam eine Lösung zu finden. Das kann nur erfolgreich sein, wenn für beide Seiten Vorteile erkennbar sind - u.U. auch mit der Konsequenz dass jemand finanziell kürzer treten muß.
  3. Falls jemand allerdings Mediziner sein sollte und nur seinen Dr. med. nachholen will - hier sehe ich kaum Probleme. Andere schaffen das ja auch.

Tschö R.

*Überarbeitet*