Protzbischof in Limburg

Stuttgart 21 und BER
Hallo,

zu der Einsicht bin ich inzwischen auch schon gekommen. Im Vergleich zu den vergeigten Milliarden unserer Politiker an den Großbaustellen Deutschlands sind das nur Peanuts. Der größte Anteil des Geldes stammt aus den Finanzen des Bischöflichen Stuhls, ein kleiner Teil aus der Kirchensteuer und für den Denkmalschutz kommt ca. eine halbe Million vom Staat. Also was soll´s!
Das verbaute Geld teilen sich nun die Bauunternehmer und Handwerker um Limburg und über deren Steuer fließen von den 40 Mio. wieder mindestens 8 Mio. an den Staat zurück.
Das ist besser als wenn die Ersparnisse des Bischöflichen Stuhls langsam aber sicher von der Inflation aufgefressen werden.
Da Limburg, wenn auch unrühmlich, Übernacht weltberühmt geworden ist verzeichnen die Gastronomen und das Hotelgewerbe Einkommenszuwächse von über 40%
Die Harz auf van Elst ist inzwischen völlig überzogen, auch wenn er seine Lebensweise mächtig überzogen hat.
Ein Gutes hat die Geschichte aber doch. Die Politik muss künftig dafür sorgen, dass Kirche und Staat zwingend getrennt werden muss. Dabei darf es weder Tabus bei der Kirchensteuer und Arbeitsrecht noch bei dem derzeitigen Sonderstatus der Kirchen geben. Diese Forderungen werden künftig konkretere Formen annehmen.

Hallo,

Dabei darf es weder Tabus bei der Kirchensteuer
und Arbeitsrecht noch bei dem derzeitigen Sonderstatus der
Kirchen geben. Diese Forderungen werden künftig konkretere
Formen annehmen.

Deinen Optimismus kann ich nicht teilen. „Die Kirche“ gibt es schon viel zu lange, als dass in absehbarer Zeit an deren Pfründen und Macht irgendetwas gedreht werden würde. Und konkrete Forderungen gibt es schon lange:

http://de.wikipedia.org/wiki/Kirchensteuer_%28Deutsc…

Gruß
vdmaster

Hallo Nick,

von der Neuartigkeit der besagten Limburger Anlage sollte sich niemand irritieren lassen. Mit der Zeit wird alles, was glänzt, ermatten. Spätestens dann stellt sich die Frage, was die Architektur überhaupt bezwecken soll.

Auf mich wird die gesamte Anlage eher abweisend, einschüchternd und kantig konzipiert. Nichts davon verkörpert den Begriff menschlicher Nächstenliebe. Organische Architektur (Hundertwasser etc.) kommt so gut wie nirgends vor. Zufall?!

Der noch 2009 neu errichtete Rundgarten, der noch den Begriff der Nächstenliebe, dem Universellen, am nächsten kam, wurde durch eine merkwürdige Matrix ersetzt.

Die ganze Anlage, einschließlich der Garten, scheint am ehesten dem Muster faschistischer Architektur zu entspringen.

Grüße _ mki _

Hi.

Solche Dinge finden sich doch aber an jeder Kirche. Klar haben die meisten echt schöne Ecken, aber gucke ich mir z.B. den Wormser Dom von Osten aus an, stehe ich vor einer 40m hohen Wand, von der herab mich Tierfiguren anglotzen. Wenn das mal nicht einschüchternd ist… Überhaupt sehen für mich die meisten alten Kirchen eher nach „und bist du nicht willig so brauch’ ich Gewalt“ als nach christlicher Nächstenliebe aus.

MfG,
TheSedated

Der Papst war wohl nicht so begeistert. Was TvE da gemacht hat, kommt wohl nicht überall an.
http://www.spiegel.de/panorama/tebartz-van-elst-paps…

Hallo

Die ganze Anlage, einschließlich der Garten, scheint am ehesten dem Muster faschistischer Architektur zu entspringen.

Ich bin nicht stilsicher genug, um faschistische Architektur von unfreundlicher Architektur unterscheiden zu können, aber einladend finde ich das Gebäude eindeutig nicht. Beim Anblick dieser schwarzen Kapelle fällt mir spontan irgendwie Darth Vader ein, oder Lord Voldemort …

Ich finde die Anlage nicht besonders schön. Die Materialien und die Verarbeitung sind bestimmt von erlesener Qualität, aber gefallen tun mir nur die Schreibtische in seinem Arbeitszimmer, und diese Reliquienlochwand mit den kleinen Holztruhen finde ich irgendwie auch ziemlich schön. Ansonsten … teuer sieht es aus, das ja …
Wenn ich Katholik wäre, würde ich mich schwarz ärgern. Der Kölner Dom war bestimmt auch nicht ganz preiswert, aber der ist wenigstens schön.

Viele Grüße

Hallo,

Deinen Optimismus kann ich nicht teilen. „Die Kirche“ gibt es
schon viel zu lange, als dass in absehbarer Zeit an deren
Pfründen und Macht irgendetwas gedreht werden würde.

Dennoch, der Mitgliederschwund der letzten 50 Jahre ist schon dramatisch (für die Kirchen - mich freut’s):

http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Religionen_in…

Schon jetzt sind die Konfessionslosen die größte Gruppe und, wenn nicht gerade ein Wunder geschieht (pun intended), bald die absolute Mehrheit. Dass sich dann etwas an dem Verhältnis Kirche-Staat etwas ändern muss, dürfte klar sein.

Gruß

Anwar

Hi,

Schon jetzt sind die Konfessionslosen die größte Gruppe und,
wenn nicht gerade ein Wunder geschieht (pun intended), bald
die absolute Mehrheit. Dass sich dann etwas an dem Verhältnis
Kirche-Staat etwas ändern muss, dürfte klar sein.

Müssen muß gar nix, können dann schon :wink:. Aber bei Deiner Betrachtung der größten Gruppe unterschägst Du natürlich geschickt den nicht unerheblichen Umstand, dass mit 60% die Christen, welche von „den Kirchen“ repräsentiert werden, die deutliche Mehrheit darstellen. Und bei der aktuellen Steigerungsrate der Konfessionslosen sind auch viele Christen dabei, die an den Zuständen gar nichts ändern möchten (z.B. Steuersparer, Protestaustreter). So wie ich diese Entwicklung lese, werde ich eine durchgreifende Reform der aktuellen Zustände nicht mehr erleben. Schaun wer mal.

Gruß
vdmaster

Tach,

deutsche oder italienische, faschistische Architektur? Oder doch totalitaristische?

vdmaster

Fragt sich, ob es auch faschistisches Toilettenpapier gibt

Investitionen in ‚repräsentative‘ Bauwerke
Servus,

Der Kölner Dom war bestimmt auch nicht ganz preiswert, aber der
ist wenigstens schön.

die Hälfte der Kosten der Fertigstellung 1842-1880 wurden vom Königreich Preußen übernommen - die Vollendung der deutschesten aller Kirchen in D war eher ein Mittel politischer Propaganda als kirchlicher Repräsentationsfreude.

Politisch hat sich dieser unsinnige Aufwand für die Preußen bereits 1848 „gelohnt“, als die Großbaustelle der deutschtümelnden Romantik erfolgreich zum Übertönen des Verröchelns der unter Führung des „Kartätschenprinzen“ in Blut und Verrat ertränkten bürgerlichen Revolution verwendet wurde, indem man kurzerhand das Fest zur Grundsteinlegung des Fertigbaus wiederholte, die 1842 schon mal gefeiert worden war, mit dem sich eines der reaktionärsten deutschen Zaunkönigreiche, dessen einziger fortschrittlicher Zug in der technischen Ausstattung und der Organisation seiner Armee bestand, als der „wahre Träger“ der Träume von einem neuen, einigen Deutschland präsentieren konnte.

Ob schön oder nicht, hängt vom Blickwinkel des Betrachters ab - Köln ist enorm reich an Kirchenbauten der Romanik und Frühgotik, es sind sehr elegante und feine Werke dabei, die die kölsche Frömmigkeit besser repräsentieren; ohne den riesigen, eher plump gegliederten, schwärzlich benadelt drohenden 60-cm-Sündenabwehrmörser am Bahnhof könnte man in dieser Hinsicht recht gut leben.

Hundert Jahre nach Fertigstellung der Türme hat sich die Cologne Cathedral allerdings als eine (ohne Berücksichtigung von Zinsen) wahrscheinlich zuletzt doch rentable Investition herausgestellt, weil unter ihrer Mitwirkung Köln ein sehr häufig in „Europe within seven days“ enthaltenes „to do“ geworden ist, und auch von Transfer zu Transfer galoppierende Herden lassen einige Euronen fallen: „Gosh! 300’000 tons of stone! Remember Notry-Daimy? They did’nt manage to finish the towers over there!“

Es gibt noch mehr solcher Stein- und Mörtelhaufen, die zwar keine besondere künstlerische Qualität haben und zu völlig überdimensionierten Kosten gebaut worden sind, sich dann aber einige Generationen später als Publikumsmagnete im Fremdenverkehr erwiesen haben - die Kunsthistorie könnte sehr gut ohne Linderhof und vor allem Neuschwanstein leben, aber heute dürften sie trotz des nicht harmlosen Aufwands für ihre Unterhaltung zu den Lieblingsimmobilien des Freistaates gehören: Sie sind, unabhängig von ihrer Qualität, eben „gefragt“.

Das klappt aber nicht immer - großzügig dimensionierte Baukosten heute sind für sich allein keine Garantie für eine übermorgen dann doch rentable Investition, es gibt genug Beispiele fürs Gegenteil. So ist St. Georg in Limburg vor allem für einen eher kleinen Kreis von Interessierten interessant und kein besonders populärer touristischer Anziehungspunkt. Hier wäre wohl rentabler zu investieren, wenn man nördlich der Lahn, möglichst nah an der Auffahrt zur A3 und mit Blick auf St. Georg, eine massengastronomische Einrichtung mit Busparkplatz errichtete, in der „Rittermahle“ angeboten werden, bei denen man Jägerschnitzel/Pommes der Bedienung aus dem Ausschnitt lutschen und die halb volle Schüssel mit Curryketchup und Bratwurststückchen dem Kellner über den Kopf stülpen darf, ohne dass die beiden sich darüber beklagen: Wenn man auf diese Weise die tages- und wochenendtouristischen Einrichtungen zwischen Koblenz und Trier sozusagen von unten überholt, kann man da sicherlich noch Geld verdienen.

Aber der aktuelle Bau ist dafür einmal ästhetisch zu wenig volkstümlich und vor allem könnte er nur attraktiv werden, wenn man ihn öffentlich zugänglich machte - und das passt nicht zu seiner Funktion.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Hallo

Ob schön oder nicht, hängt vom Blickwinkel des Betrachters ab -

Na gut, auf jeden Fall ist der Kölner Dom schon aufgrund seiner Größe sehr beeindruckend.

den riesigen, eher plump gegliederten, schwärzlich benadelt drohenden 60-cm-Sündenabwehrmörser am Bahnhof

:smiley: Gute Beschreibung!
Aber schwarz benadelt war er ursprünglich (meines Wissens) nicht, zumindestens nicht so gedacht. Er dunkelt doch erst seit der Industrialisierung immer so schnell nach.

„Gosh! 300’000 tons of stone! Remember Notry-Daimy? They did’nt manage to finish the towers over there!“

:smiley:

Aber der aktuelle Bau ist dafür einmal ästhetisch zu wenig volkstümlich …

Wie, volkstümlich? - Sag doch bitte mal, wie du ihn vom ästhetischen Standpunkt her beurteilst. - Ich persönlich finde ihn nicht hässlich und zweifele auch nicht an seiner architektonischen Ästhetik, nur finde ich ihn nicht sehenswert, soweit man ihn im Internet sehen kann, von dem Schreibtisch und der Reliquenwand mal abgesehen, und die Materialien sind bestimmt wunderschön.

und vor allem könnte er nur attraktiv werden, wenn man ihn öffentlich zugänglich machte - und das passt nicht zu seiner Funktion.

Nun gut, aber er bleibt der Kirche ja erhalten. Wenn irgendwelche Werte für die Zukunft geschaffen werden, damit hätte ich nicht so ein Problem.

Viele Grüße

Hallo SM,

(bin immer versucht, Simone zu schreiben - weiß aber nicht, ob das passen täte…)

Aber schwarz benadelt war er ursprünglich (meines Wissens)
nicht, zumindestens nicht so gedacht.

ja, das ist richtig - der verwendete Stein ist halt besser für eine ewige Baustelle als für die Ewigkeit geeignet; in rotem Sandstein wie z.B. Mainz macht sich sowas auf die Dauer etwas wärmer und staubt auch nicht so ein.

Aber der aktuelle Bau ist dafür einmal ästhetisch zu wenig volkstümlich …

Wie, volkstümlich?

Halt „dafür“, nämlich für eine langfristig rentable Nutzung - dafür bräuchte es einen Gebäudekomplex, der einen hübschen Hintergrund für Gruppenfotos von Japanerinnen abgibt. Sowas z.B., oder sowas oder für größere Gruppen auch sowas.

  • Sag doch bitte mal, wie du ihn vom
    ästhetischen Standpunkt her beurteilst.

Ich finde, die Aufgabe ist - vor allem vor dem Hintergrund der vielen gegebenen Einschränkungen, Erhaltung der vorhandenen Bauten plus Mauer, Schaffung einer Klausur neben der neuen Kapelle - ziemlich gut gelöst. Dass es diese Klausur rund um das Atrium überhaupt gibt, ist wohl nicht vom Architekten erfunden - noch vor dreißig Jahren hätte man vielleicht versucht, die gesamte Anlage optisch und funktional nach „draußen“ zu öffnen, etwa indem das Atrium zwischen Alter Vikarie und Küsterhaus zur Straße hin offen gelassen und die übrigen neuen Gebäude höher gebaut worden wären, mit irgendwie gestaffelten Kanten und Fluchten oben. Dann wäre allerdings der Kubikmeter neuer Raum sicherlich noch deutlich teurer geworden und die - wie ich finde, angemessen - dominierende Kapelle in den Hintergrund getreten.

Wie auch immer - der Vergleich mit Nazi-Architektur, der glaube ich auch in diesem Thread irgendwo steht, ist jedenfalls nicht gerechtfertigt: Diese zeichnet sich ja dadurch aus, dass sie eben keine eigene Formensprache entwickelt hat, sondern alles bloß geliehen und abgekupfert, gegebenenfalls Klassizismus, Renaissance und westfälisches und tiroler Fachwerk bissel durcheinandergerührt und mit dem Pantografen überhöht oder sonstwie überdimensioniert hat - selbst relativ gut gelungene Bauten wie der teilweise Neubau der Reichsburg Trifels von Rudolf Esterer haben diesen muffigen Beigeschmack nach Mottenkugeln; ich glaube, das Einzige, was nationalsozialistische Architektur neu und mit eigener Formensprache geschaffen hat, sind die Autobahnen. Umso besser - wer weiß, was für Zuckerbäckerei im Maßstab 1:5 überhöht es in der neuen Hauptstadt Germania zu bewundern gegeben hätte…

Nun gut, aber er bleibt der Kirche ja erhalten. Wenn
irgendwelche Werte für die Zukunft geschaffen werden, damit
hätte ich nicht so ein Problem.

Ja, der Kirche bleibt er erhalten - bloß unter dem Aspekt, dass sich in früheren Jahrhunderten zunächst überzogen erscheinende Bauprojekte auf die lange Sicht als rentable Investitionen herausgestellt haben, muss er unrentabel bleiben, solange er dem Bistum dient. Auch Linderhof und Neuschwanstein wurden erst rentabel, als man die Leute hineingelassen und Eintrittsgeld, Parkgebühren und eigenartige Preise für Weißbier, Brezen und Weißwürste in der unmittelbaren Nachbarschaft kassiert hat.

Der städteplanerische und architektonische Aufwand, mit dem Aeneas Silvius Piccolomini seine Puppenstube Pienza bauen ließ, war riesig - eine unter dem Gesichtspunkt des Fremdenverkehrs rentable Investition wurde das Privatspielzeug Pius’ II. erst viel später.

Jo, und den neuen Limburger Bischofssitz kann man halt nicht so gut für etwas anderes nehmen - er wird de l’art pour l’art bleiben müssen, ganz unmerkantil.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

So wie ich diese Entwicklung
lese, werde ich eine durchgreifende Reform der aktuellen
Zustände nicht mehr erleben. Schaun wer mal.

hallo,
de jure wahrscheinlich nicht, aber de facto.
wenn die gruppe der kirchensteuerzahler eines tages klein genug geworden ist, dann wird sich das problem von selbst gelöst haben.