Im neunten Schuljahr Hauptschule Basiskurs wird die Prozentrechnung wiederholt.
Mein bisheriger Eindruck ist: die schüler stürzen sich auch die Zahlen, suchen nach dem Zufallsprinzip eine Formel heraus (nach dem Motto muss stimmen) und pressen die Zahlen in die Formel.
Wenn die gleichen Schüler mit Dreisatz rechnen, denken sie mehr (oder erfolgreicher ) nach und können ohne angelernte Formeln die gleichen Aufgaben schneller lösen.
Wie seht Ihr das ?
Ich bin eigentlich Realschullehrer - in der Rea müssen die Schüler mit Formeln umgehen können - aber zur Zeit unterrichte ich einen Hauptschulgrundkurs.
Mein bisheriger Eindruck ist: die schüler stürzen sich auch
die Zahlen, suchen nach dem Zufallsprinzip eine Formel heraus
(nach dem Motto muss stimmen) und pressen die Zahlen in die
Formel.
Wenn die gleichen Schüler mit Dreisatz rechnen, denken sie
mehr (oder erfolgreicher ) nach und können ohne angelernte
Formeln die gleichen Aufgaben schneller lösen.
Wie seht Ihr das ?
Ich bin eigentlich Realschullehrer - in der Rea müssen die
Schüler mit Formeln umgehen können - aber zur Zeit unterrichte
ich einen Hauptschulgrundkurs.
In der Realschule ist Dir dieses Verhalten nie aufgefallen? Dann gehören die Schüler aufs Gymnasium
Im Ernst: Dieses Verhalten ist sehr weit verbreitet. Ich habe es immer wieder erleben dürfen - sogar bei Leuten mit Abitur!
Nun weiß ich natürlich nicht, was der Lehrplan vorschreibt (welche Methoden beherrscht werden müssen), aber IMHO ist es bedeutend sinnvoller, ein Schüler löst eine Aufgabe mit Verständnis statt mit Formel. Eine Formel macht nur dann Sinn, wenn ich ihren Definitionsbereich und die Grenzen kenne, also wenn ich die Formel verstanden habe. Ansonsten sind richtige Ergebnisse in meinen Augen nur Zufallstreffer.
dazu eine kleine Geschichte aus meiner Schulzeit. Ich war in der 7. Klasse auf dem Gymnasium, 6 in Latei, nicht versetzt. Also ging ich in die 8. Klasse auf die Realschule (und später nach der 10. wieder weiter zum Gynmasium).
Auf der Realschule hatten sie am Ende der 7. Klasse Zinsrechnung gehabt. Auf dem Gymnasium war irgendwas anderes Thema, ich hatte also keine Ahnung von Zinsrechnung. Aber ganz dumm bin ich ja nicht (schon gar nicht in Mathe), habe also alles mit Dreisatz gerechnet. Alle Aufgaben mit richtigem Ergebnis.
Aber die Lehrerin gab mir eine 4! Begründung: Falscher Anstz.
Sehr motivierend. Vor allem: Woher sollte ich denn den richtigen Ansatz gekannt haben? Die Lehrerin machte es also quasi genau andersherum als du es forderst.
dieser Effekt scheint gewollt zu sein - anders kann man einige Aufgaben nicht interpretieren. Ein Bekannter macht gerade einen Vorbereitungskurs, um auf dem zweiten Weg einen Hauptschulabschluß zu machen. Neulich kam er leicht verzweifelt mit einer Aufgabe zu mir: Ein Koch soll für 50 Gäste Suppe kochen. Er macht 10 l Suppe. Nun kommen aber nur 20 Gäste. Wieviel Suppe erhält jeder Gast? …und jetzt kommt’s: Lösen Sie die Aufgabe mit Dreisatz!
Kurz gesagt: Denken Sie nicht, benutzen Sie 'ne Formel!
Wenn der gleiche Stil auch auf dem ersten Bildungsweg angewandt wird, ist es kein Wunder, daß wir bei Pisa einen eher peinlichen Eindruck hinterlassen haben…
verzweifelt mit einer Aufgabe zu mir: Ein Koch soll für 50
Gäste Suppe kochen. Er macht 10 l Suppe. Nun kommen aber nur
20 Gäste. Wieviel Suppe erhält jeder Gast? …und jetzt
kommt’s: Lösen Sie die Aufgabe mit Dreisatz!
Kurz gesagt: Denken Sie nicht, benutzen Sie 'ne Formel!
Versuche Dir mal vorzustellen, wenn alle Berufstätigen anfangen würden zu denken, anstatt einfach nur das zu tun, was von Ihnen verlangt wird. Wenn ‚einfache Arbeiter‘ plötzlich bessere Lösungen finden würden, als Unternehmensberater, die das zehnfache verdienen. Wenn sie die Verarsche kapieren würden, die hinter einem verbalen Lob ihrer Leistung steckt, für das sie sich nix kaufen können und das der Chef als Motivationsmittel einsetzt um kostspieligere Mittel, wie Gratifikationen oder Gehaltserhöhung zu vermeiden?
Wenn der gleiche Stil auch auf dem ersten Bildungsweg
angewandt wird, ist es kein Wunder, daß wir bei Pisa einen
eher peinlichen Eindruck hinterlassen haben…
Die Wirtschaft braucht eben funktionierende Zahnräder, sonst nichts, ergo werden auch solche ausgebildet.
Selbst in BWL an der FH wurde uns Finanzmathematik erstmal mit p und i ( i=1+p/100 oder so) beigebracht, was verschiedene unsinnige Formelumstellungen zur folge hat. Alles nach dem Motto „denn Sie wissen nicht was Sie tun“.
Ich finde es mit Formel auf jeden Fall besser.
Gruss
Nils
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