Prozess-FMEA

Hallo zusammen,

mir ist gar nicht klar, was für eine reale Nutzung eine Prozess-FMEA
haben sollte. Ich finde es fast unrealistisch
vorzusehen, welcher Teil einer Maschine / eines Prozesses ist mit einem
erhöhten Risiko im Vergleich zu anderen Teilen, zu verbinden ist.

Könnte mir jemand bitte ein Beispiel für eine CNC
Fräsmaschine / ein technisches Gerät nennen?

Oder man soll zuerst Erfahrungen sammeln and dann eine FMEA erstellen? Das wäre dann keine präventive Methode.

Danke.

Peter

Hallo!

Zu den Folgen des Ausfalls bestimmter Komponenten kann und muss man Aussagen treffen, um bereits bei der Konstruktion Maßnahmen zur dauernden Überwachung bestimmter Funktionen zu treffen oder während der Wartung besonders zu berücksichtigen. So ist eine kontinuierliche Kontrolle der Sitzheizung beim Pkw eher entbehrlich als die Kontrolle von Kühlwassertemperatur und Öldruck. Eine defekte Beleuchtung des Schminkspiegels in der Sonnenblende ist hinzunehmen, ein unbemerkt defektes Bremslicht aber nicht.
Der Ausfall des Passagier-Bespaßungssystems im Flugzeug führt nur zu quengeligen Gästen, der Ausfall des Dopplerradars betrifft aber unmittelbar die Sicherheit. Stromausfall in der Kantine des Kernkraftwerks lässt sich durch einen Anruf beim örtlichen Pizzadienst überbrücken, während Stromausfall an Kühlwasserpumpen für das Reaktorgefäß ganz dumm ausgehen kann.

Überlegungen zu den Risiken bei Ausfall einzelner Komponenten finden beinahe überall statt, wo technisches Gerät hergestellt oder eingesetzt wird. Das Haushaltsbügeleisen hat einen besonderen Thermoschalter, der unabhängig vom manuell einstellbaren Thermostaten bei Übertemperatur abschaltet, weil das Versagen des Thermostaten einen gefährlichen Zustand zur Folge haben kann. Ein Defekt des für die Funktion des Bügeleisens entscheidenden Heizelements wird aber nicht angezeigt, weil es nur ein ärgerlicher, aber kein gefährlicher Zustand ist. Die Funktion des gleichen Heizelements nicht im Bügeleisen, sondern in der Anlage zum Verschließen von Milchtüten, wird dauernd überwacht. Schließlich wäre es mit beträchtlichem Schaden verbünden, würden viele Paletten Milchtüten undicht ausgeliefert.

Gruß
Wolfgang

Zuerst stellt man bei einer FMEA, was überhaupt an einem Prozess oder einer maschine oder ienem Gerät beteiligt ist. Dann betrachtet man für jede Baugruppe die Möglichkeiten eines Defektes (in welcher Form tritt ein Defekt auf - klemmt, explodiert, brennt, reagiert nicht mehr,…) und die jeweiligen Auswirkungen (Maschine arbeitet nicht mehr, Haus brennt ab, Menschenlieben in Gefahr,…). Dazu überlegt man sich grob die Wahrscheinlichkeit derartiger Ereignisse. Und ausgehend davon überlegt man sich dann, ob man dann dagegen etwas tun muss und was.

Es ist prinzipiell völlig Banane, ob man eine FMEA für eine Maschine, ein Gerät, einen Prozess oder irgendwas völlig anderes macht. Die Vorgehensweise ist immer die gleiche. Und im Endeffekt geht es darum, dass das betrachtete Ding soweit als möglich sicher ist.

Bei einer CNC-Fräse ist in den meisten Fällen gar nichts zu unternehmen, weil das schlimmste nur den Ausfall der Maschine bedeutet. Aber in einigen Fällen kann es auch gefährlich werden. Als Beispiel kommen mir hier Überlastung oder Defekte in den Sinn, die zum Brand führen könnten. Da wird man dann entsprechende Sicherungen einbauen. Als nächstes fällt einem ein, dass jemand in die laufende Maschine greifen könnte oder der Fräskopf zerbricht - dementsprechend macht man einen Käfig o.ä. drumrum. Aber man muss auch bedenken, dass der Käfig entfernt weden könnte oder selber defekt ist. Und daraus folgt - je nach Folgenabschätzung und Wahrscheinlichkeit - eine Überwachungseinrichtung für den Käfig.
Gruß
anf