Prozesskostenrechnung: Ich kapiers nicht!

Tach’chen.

Kann mir jemand vielleicht an einem Beispiel plausibel erklären, was es mit der Prozesskostenrechnung auf sich hat und was der Witz an der Sache ist, der sie von der Kostenträgerrechnung unterscheidet?

Vielen Dank
TTR

Hi,

Bevor ich antworte - hast du dir das bei Wikipedia schon durchgelesen?

Alternativ:

Im Marketing-Blog http://www.i-love-marketing.de ist ein Beitrag, vielleicht hilft dir der auch weiter.
http://i-love-marketing.lifestylebloggo.de/3127/PKR-…

Google findet auch einiges an Beispielen…

Schau dir das mal an, denke, dann müsste alles geklärt sein, ansonsten einfach nochmal spezifisch nachhaken :wink:

SB

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Hi!
Ich werde dir zwei Beispiele geben, anhand deren es dir deutlich wird. Dazu dann auch jeweils eine Erklärung:

Zunächst die traditionelle Methode - Die Kostenträgerrechnung:

Wie du weißt funktioniert diese mittels der Zuschlagskalkulation, bei der jeweils nur Prozentaufschläge auf die Variablen Kosten draufgeschlagen werden.
Was passiert dabei? Nehmen wir an wir schlagen je 10% auf und haben variable Kosten in Höhe von 100 EUR. Demnach beträgt der Aufschlag also 10 EUR. Jetzt kommt der haken an der Geschichte: Man glaubt und hofft mit dieser Methode der prozentualen Zuschläge am (Geschäfts-)Jahresende den gesamten Fixkostenblock abgedeckt zu haben. Da man aber von Auftrag zu Auftrag vollkommen unterschiedliche variable Kosten hat, ist das eher ein vages spiel.

  1. Beispiel:
    Ein Schreiner soll einen Stuhl bauen. 100 EUR Variable Kosten, zzgl. 10% Fixkosten = 110 EUR Gesamtkosten für den Stuhl.

Jetzt nimm mal an der arme Schreiner würde das ganze Jahr über nur dumme Stühle verkaufen, z.B. 180 Stück. Dann hätte er am Jahresende 1800 EUR durch die 10%-Zuschläge eingefahren. Ob diese dann reichen, um seine Fixkosten zu decken ist fraglich.

ein zweites Beispiel dazu:
2. Beispiel:
Ein schreiner soll einen Einbauschrank bauen. 5000 EUR Variable Kosten, zzgl. 10% Fixkosten = 5500 EUR Gesamtkosten für den Schrank.

Wieder nehmen wir an, dass der Schreiner das ganze Jahr über nur diese Schränke verkauft, z.B. wieder 180 Stück. Dann hätte er am Jahresende 90.000 EUR durch die 10%-Zuschläge eingefahren!!

Merkst du etwas? Die Einnahmen um seine Fixkosten zu decken ist enorm Abhängig von dem jährlichen Auftragsvolumen. In branchen, in denen Absatzzahlen recht gleich sind, z.B. in der Milchproduktion, kann man das gut und gerne so rechnen. Man weiß aus Erfahrung was man jährlich für Fixkosten und für Auftragsvolumen hat und kann sich bequem einen passenden Zuschlagssatz ausrechnen. Der Schreiner hat es da schwieriger…

OK, so viel zu der klassischen Methode.

Findige Leute kamen dann auf die Idee etwas neues einzuführen, was dann die Prozesskostenrechnung ist (wobei es die schon lange gibt, nur mit dem Einführen harpert es etwas in der Praxis da draußen).

Diese Funktioniert so:
Vollkommen unabhängig (!) vom Auftragsvolumen werden exakt die Fixkosten auf den Auftrag draufgeschlagen, welche auch tatsächlich für den Auftrag angefallen sind.
Heißt? Folgendes:

Unser Stuhl kostet 100 Eur mit seinem variablen Anteil. Der Schreiner hatte Aufwendungen dafür Getätigt, welche als Fixkosten anzusehen sind. Z.B. die Bestellung von Holz für den Stuhl. Das wird sehr gerne als Beispiel eingerechnet: Kosten für Materialbeschaffung als Fixkostenblock.
Und das funktioniert dann so:
100 EUR variable Kosten

  • 45 EUR Bestellkosten (Soll hier im Beispiel mal der gesamte Fixkostenblock darstellen)
    = 145 EUR kostet der Stuhl.

Halt! : An dieser Stelle muss dir etwas auffallen: Der Stuhl ist jetzt teurer, als im oberen Beispiel! Darauf kommen wir dann später nochmal zurück!

Gleiches Beispiel mit dem Schrank. Und jetzt kommt das Lustige bei der Rechnerei: Ob ein Schreiner bei seiner Holzbestellung 3 Latten für einen Stuhl, oder 20 Bretter für einen Schrank drauf schreibt ist total egal. Material zu Bestellen macht immer die gleiche Arbeit. Daher ist dieser Fixkostenblock auch immer gleichbleibend udn ändert sich im gegensatz zu der klassischen Kostenrechnung NICHT mit den variablen kosten.
Beispiel:
5000 EUR kostet der Schrank mit variablem Anteil
+45 EUR Fixkosten (wieder die Bestellkosten)
= 5045 EUR kostet der Schrank gesamt.

Und wieder fällt etwas auf: Der Schrank im ersten Beispiel war mit 5500 EUR deutlich teurer!

Jetzt hast du erstmal die ganze rechnerei kapiert.

Es ist aber enorm wichtig auch den kaufmännischen Hintergrund dabei zu kennen:

Du siehst, wie sich die Zahlen von der Kostenträgerrechnung zur Prozesskostenrechnung unterscheiden. Beides hat dadurch seine kaufmännischen Vor- und Nachteile:

Der Vorteil der Prozesskostenrechnung ist, dass sie die angefallenen Kosten wirklich echt einrechnet und am Jahresende der gute Schreiner mit absoluter Sicherheit alle Kosten restlos gedeckt hat. Man lebt sicher!

Das Hammerproblem dabei: Der Stuhl ist VIEL zu teuer! Bei Produkten, die sehr günstig mit variablen Kosten sind knallen die Fixenkosten hammermäßig rein und bilden einen ganz enormen Anteil am Endpreis. Bei dem Stuhl macht das fast 1/3 aus!! Hinzu kommt, dass du nicht alleine am Markt bist. Da sind Mitbewerber, welche wahrscheinlich unter deinem Preis liegen werden. Und die Kunden vergleichen die Preise… Und bei dem ohnehin recht teuren Schrank kommt es auf 200 oder 300 EUR mehr oder weniger auch nicht mehr an.

Man sollte sich also genau überlegen, für welche Produkte man welche Rechenmethode anwendet.

Ich hoffe, ich konnte dir helfen. Feedback wäre nett an meine Mailadresse:
[email protected]

Bis dann!

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