Psychiatrie

Liebe/-r Experte/-in,

meine Mutter ist ständig am Putzen, selbst wenn sie noch nicht mal annährnd dreckig sind, werden die Zimmer geputzt, sie sieht überall Staub und Dreck. Genauso sieht es mit dem Garten aus, da steht kein hälmchen Unkraut, nach dem Rasenmähen werden die Rasenkanten verschnitten, sodass jeder Grashalm die selbe Höhe hat. Da gibt es noch viele andere Situationen.

Kann es sein, dass Sie unter Putzzwang leidet?

Es ist schon so schlimm, dass Sie meinen Vati beschimpft, wenn er mal eine Woche nicht aus Montage fahren muss, da die Firma hier aufträge hat, und er dann ja jeden Tag nach Hause kommt und „dreck macht“ und sie müsse ja dann noch mehr putzen und weiß gar nicht mehr, wann sie das noch machen soll.

Ich weiß nicht was ich tun soll, ich bin echt verzweifelt!

Ich möcht nicht hilflos zusehen, wie meine Mutti sich so unnötigen Stress mach und daran kaputt geht und wie mein Vati immer mehr von ihr „terrorisiert“ wir, das hält er nicht mehr lange aus - meine Familie zerbricht daran.

Unsere gescheiterten Versche:

Jegliche Versuche unsererseits, sie dazu zu überreden mal zum Psychiater zu gehen sind zwecklos, sie hätte kein Problem, wir würden nur alle keinen Dreck sehen.

Letzens war sie (aus anderen Gründen) beim Arzt und unsere Ärztin (welche eine gute Bekannte ist) hat ihr ein leichtes Antideppressivum verschrieben. Ich dachte echt, jetzt wird es besser, aber heute rief mich mein Vati an, dass es mal wieder total eskalliert ist.

WAS KANN ICH TUN? Ich habe solche Angst, dass sie sich mal was antut, dass meine Familie zerbricht. Ich fühle mich total hilflos, weil ich zusehen muss und nichts tun kann.

BITTE, BITTE, BITTE helfen Sie mir, was kann ich Machen?

Hallo Hertzchen,
leider ist es mir bei diesem Thema nicht möglich, eine seriöse Ferndiagnose oder weitergehende Beratung abzugeben. Es ist mir nicht möglich einzuschätzen, ob Ihre Mutter tatsächlich unter einem Zwängen leidet, oder ob in der Familie nur verschiedene Vorstellungen von Ordnung und Sauberkeit existieren. Evtl. hilft zur Orientierung die Seite der deuschen Gesellschaft für Zwangserkrankungen weiter, dort gibt es auch Tipps für Angehörige Betroffener: http://www.zwaenge.de
Zwei weitere Gedanken: falls die Mutter der Hausärztin vertraut, könnte mit dieser evtl. ein gemeinsames Gespräch gesucht werden? Auch bestünde die Möglichkeit zum Aufsuchen einer Beratungsstelle (bieten Kirchen und Gemeinden fast überall an, sie heissen z. B. oft „Ehe, Familien- und Lebensberatung“) und Gespäch (auch wieder am besten gemeinsam) mit einem Psychologen/in dort; das ist oft einfacher für Betroffene als der Gang zu einem Psychiater und hier könnte auch die familiäre Konfliktsituation besprochen werden, unter der sicher auch Ihre Mutter leidet.
Alles Gute!
Isalie

Liebes Hertzchen,
leider leider können Sie gar nichts machen. Ich weiß nicht, wie alt Sie sind, vielleicht können Sie bald ausziehen, oder Ihr Vater kann sich Trennen. Wenn keine Krankheitseinsicht vorhanden ist, hilft keine Psychotherapie (die wäre ja hier indiziert) und medikamentös kann man da nicht viel machen, wenn überhaupt mit einem Antidepressivum, das bekommt Ihre Mutter jetzt ja.
Bei einem „echten“ Zwang (wie Waschzwang, Zählzwang) weiß der Betroffene, dass seine Ängste (z.B. sich mit einer schlimmen Krankheit anzustecken, wenn er sich nicht zigmal die Hände wäscht)irrational sind. Er leidet darunter, den Zwang ausführen zu müssen (weil er sonst eben schlimme Ängste bekommt) OBWOHL er weiß, dass das Quatsch ist. Das was ihre Mutter hat, ist vermutlich was anderes, weil sie das Putzen selbst nicht als übertrieben ansieht, sondern als richtig und nötig rechtfertigt. (Vielleicht gibt sie aber auch nur nicht zu, dass sie Putzen MUSS - Menschen mit Zwängen schämen sich oft dafür). Hinter dem nicht wirklich zwanghaften aber übertriebenen Putzen stecken meist unbewusste Ängste und/oder Aggressionen. Manche Menschen müssen sich immer beschäftigen, weil sie sonst Zeit zum Nachdenken hätten und da würde ihnen bewusst, wie kreuzunglücklich sie sind (mit dem ganzen Leben, Partner etc.) oder sie müssten an Dinge denken, die weh tun oder sie würden eine unerträgliche Leere wahrnehmen etc. Dann hilft Putzen als Ablenkung und so bekommt man halbwegs „sinnvoll“ seine Energie (Aggressionen)los.

Auf jeden Fall kann man da von außen nichts machen als sich wehren oder abgrenzen. Warum verbittet ihr Vater sich diese Vorwürfe nicht, droht nicht mit Trennung o.ä.? Er ist ein erwachsener Mensch und hat ein recht darauf, sich in seiner Wohnung frei zu bewegen und Dreck zu machen. Ich habe den Eindruck, dass alle vor Ihrer Mutter Angst haben und kuschen - so wird sie nie anfangen zu überlegen, ob nicht vielleicht doch sie selbst etwas ändern muss… Manchmal ist es sehr schwer, sich gegen dominante Eltern zu wehren, vielleicht brauchen Sie dabei Unterstützung? Sie könnten in Therapie gehen, um den nötigen Abstand zur Mutter zu bekommen. Bei so einer Mutter kam sicher einiges bei Ihnen zu kurz, vielleicht sind Sie selbst schon vor lauter Verzweiflung halb depressiv? Tun Sie was für sich!Ihre Mutter können Sie nicht ändern.
Viele Grüße
HJOERDIS