Psychologie oder Medizin studieren mit 30?

Hallo!

Ich bin gerade 30 geworden und möchte meinem Wunsch zu studieren endlich nachgehen. Ich habe zwei Kinder, 3,5 und 5 Jahre alt, und bin als Freiberuflerin (Journalistin) tätig. Nach dem Abi habe ich eine kaufmännische Ausbildung absolviert, und später auf einer Journalistenschule eine Weiterbildung gemacht. Der Job ist ok und bringt Geld, aber viel lieber würde ich in den Bereich Psychologie oder Medizin gehen (damals war mein Abi allerdings zu schlecht :wink: , reine Faulheit - heute bin ich viel ehrgeiziger und zielstrebiger ).

Nun stellt sich die Frage: Was ist machbar? Medizin oder Psychologie? Was bringt auch im „fortgeschrittenen Alter“ noch gute Berufsaussichten? Habe ich überhaupt noch Chancen auf dem Arbeitsmarkt, wenn ich mit ca. 36 den Master Psychologie habe oder mit Anfang 40 meine Facharztausbildung?
Und geht das überhaupt mit zwei Kindern? Wie hoch ist der Lernaufwand?
Ich lerne gerne und kann auch gut auswendig lernen. Wissenschaftliche Bücher verschlinge ich geradezu, und Interesse habe ich an beiden Fächern gleichermaßen.

Psychologie könnte ich - zumindest bis zum Bachelor - auch an der FernUni studieren, Medizin müsste ich in Heidelberg (etwa 60 km von meinem Wohnort) studieren. Wartesemester hätte ich genügend :wink: , sodass es vermutlich mit etwas Glück kein Problem wäre, einen Platz zu bekommen.

Was meint ihr? Bin für konstruktive und kritische Antworten dankbar!!

Guten Tag!

Nun stellt sich die Frage: Was ist machbar? Medizin oder
Psychologie? Was bringt auch im „fortgeschrittenen Alter“ noch
gute Berufsaussichten? Habe ich überhaupt noch Chancen auf dem
Arbeitsmarkt, wenn ich mit ca. 36 den Master Psychologie habe
oder mit Anfang 40 meine Facharztausbildung?

Nur ein erster Teilhinweis (von Arbeitsmärkten hab ich eh keine Ahnung).

Wenn du von ‚Psychologie oder Medizin‘ schreibst, dann geh ich davon aus, du meinst mit Psychologie letztlich therapeutisches Arbeiten in irgendeinem Sinne, und nicht etwa einen Job in der Werbebranche oder als Wissenschaftsjournalistin.

Falls ich richtig liege musst du wissen, dass das mit dem Master Psychologie noch nicht möglich sein wird, sprich du brauchst danach erst noch die eigentliche Ausbildung zum Psychotherapeuten beispielsweise. Auf diesem Weg müsstest du auf deine Planung also nochmal ein paar Jahre draufschlagen.

Ansonsten ist meine Meinung: wenns zeitlich und finanziell für dich machbar erscheint, dann probiers doch. Ist doch unlustig, sein Leben und seine Interessen nur am Arbeitsmarkt auszurichten.

E.T.

Danke für deine Antwort! Ja, ich möchte in den klinischen Bereich gehen, wenn ich mich für Psychologie entscheide. Die Therapeutenausbildung ist mir klar, die würde sich dann - im besten Falle berufsbegleitend - an den Master anschließen. Mit etwas Glück besteht die Möglichkeit, bereits nach dem Master in klinischer Psychologie in einer Klinik zu arbeiten und da nebenbei die Thera-Ausbildung zu machen.

Ja, beide Studiengänge dauern im Vergleich zu anderen recht lange. Aber ich möchte so gerne in den therapierenden, kurativen Bereich und direkt AM Menschen arbeiten…

Hallo,

ich würde mir an deiner Stelle einfach mal einen Termin bei der Studienberatung einer Uni geben lassen. Z.B. Heidelberg, wenn das eh in der engeren Wahl ist. Die können dich sicher nochmal gezielter beraten.

Gruß
Yvette

Moin Tanzecke
Zunächst mal möchte ich mich der Antwort von Ernst anschließn, dass man seine Ausbildung nicht ausschließlich dem Arbeitsmarkt anpassn sollte, sonern mehr dem eigenen Gespür.
Deine Frage im speziellen möchte ich trotzdem nochmal auf deine individuelle Ausgangslage hin beantworten.
Ich selber habe ja eine ähnliche bzw. dieselbe Fragestellung gehabt, allerdings vor 40 Jahren, als ich Anfang 20 war. Ich habe wegen es numerus-clausus anfangs weder Psychologie noch Medizin als Hauptfach studieren können, in Med. kam ich zunächst gar nicht rein und in Psych. nur im Nebenfach. Ich studierte dann acht Semester Psychologie im offiziellen Nebenfach, war aber mit dem Institut so vertraut, dass man mich, als ich alle Schine fürs Vorsdiplom hatte, auch schon ausnahmsweise Scheine fürs Klinische machen ließ. Als ich mich dann wieder mal bei er ZVS bewarb, wählte ich diesmal als 1.Präferenz Medizin und als 2. Psychologie. Und -zack!- bekam ich einen Studienplatz in Medizin. Ich schrieb mich sofort dort ein und studierte Medizin bis zum Abschluss. Ich hatte dann 8 Semster Psychologie und 13 Semester Medizin auf dem Buckel und war mit 31 Jahren approbierter Arzt.
Ich habe es nie bereut, von Psychologie auf Medizin gewechslt zu haben. Manb hat(te) mehr Möglichkeiten.
Heute sieht das etwas anders aus (an den Psychotherapie-Institutn bewerben sich weit mehr Psychologen als Ärzte) und wir müssen dein Alter mit berücksichtigen.
Zusammengefasst lautet mein Ratschlag deswegen: Beginne mit 30 Jahren eher ein Psychologie-Stuium als ein Medizinstudium!
Gruß,
Branden

Ganz lieben Dank für deine Antwort! Ich neige auch gefühlsmäßig mehr zum Psychologie-Studium, mit dem Wunsch, den klinischen Master zu machen und anschließend eine Therapeutenausbildung zu absolvieren. Das ist natürlich noch ein langer Weg, und ich weiß nicht, ob ich mit dann wohl etwa 40 Jahren schon zu alt bin für den Arbeitsmarkt? Andererseits kann ja Lebenserfahrung auf diesem Gebiet nicht schaden, oder? :wink:

Jedenfalls Hut ab vor deinem langen Studien- und Ausbildungsweg, den du hinter dir hast! Du warst sicher sehr diszipliniert und ehrgeizig, um deine Ziele durchzusetzen, toll!!

Guten Tag nochmals!

Ja, beide Studiengänge dauern im Vergleich zu anderen recht
lange. Aber ich möchte so gerne in den therapierenden,
kurativen Bereich und direkt AM Menschen arbeiten…

Nur so ein Gedanke, der dir vermutlich nicht weiterhelfen wird, aber vielleicht ja einem Mitlesenden. Ich wills halt mal gesagt haben …

Dass das bei uns hierzulande für Quer- und Späteinsteiger so langwierig ist, ist dem deutschen Psychotherapeutengesetz geschuldet.
Falls es für dich in Frage KÄME, würde ich dir raten, die Situation in den Nachbarländern anzuschauen.
In Österreich beispielsweise sieht das dortige Psychotherapeutengesetz eine größere Bandbreite an sog. „Quellberufen“ vor, deren Abschluss DIREKT zur Aufnahme der psychotherapeutischen Ausbildung berechtigt.
Dort ist es auch möglich, die therapeutische Ausbildung zu großen Teilen bereits PARALLEL zum Studium zu absolvieren. Und uU sogar mit gegenseitiger Anrechnung von Leistungsnachweisen und Praktikazeiten.
Außerdem hättest du dort die Alternativ, STATT ein Studium zu absolvieren, eine entsprechende Berufsausbildung im Gesundheitssektor abzuschließen um Zugang zur vollen psychotherapeutischen Ausbildung zu bekommen. Auch hierbei ebenfalls schon parallel zur Ausbildung möglich.

Das war nur das Beispiel Österreich, die rechtliche Situation in anderen Ländern kenne ich nicht, sie dürfte aber überall einen schnelleren Weg ermöglichen als er aus deiner Situation heraus in Deutschland möglich ist.

E.T.

Moin nochmal

Andererseits
kann ja Lebenserfahrung auf diesem Gebiet nicht schaden, oder?
:wink:

Im Gegenteil :wink:

Jedenfalls Hut ab vor deinem langen Studien- und
Ausbildungsweg, den du hinter dir hast! Du warst sicher sehr
diszipliniert und ehrgeizig, um deine Ziele durchzusetzen,
toll!!

Naja, cum granu salis. Heute würde ich vermutlich disziplinierter und ehrgeiziger sein, vor allem: strukturierter. Ich würde früher Prioritäten setzen. Ich würde gleich nach dem Studienabschluss eine solide Therapie-Ausbildung beginnen und nicht erst im Alter von 40 (!) Jahren. So alt war ich nämlich, als ich mich endlich entschloss, an einem Psychoanalytischen Intitut ernsthaft damit anzufangen, nachdem ich vorher noch Jahre bei Psychodrama, Gestalttherapie, Schulmedizin, Naturheilverfahren und anderem verplempert hatte.
Es grüßt dich Branden

Naja, cum granu salis. Heute würde ich vermutlich
disziplinierter und ehrgeiziger sein, vor allem:
strukturierter. Ich würde früher Prioritäten setzen. Ich würde
gleich nach dem Studienabschluss eine solide
Therapie-Ausbildung beginnen und nicht erst im Alter von 40
(!) Jahren.

Ja, im Nachhinein ist man meistens schlauer :wink: Ich könnte mich auch gnadenlos darüber ärgern, dass ich nach der Schule so „kopflos“ war und erst jetzt auf das komme, was ich eigentlich will…
Aber besser spät als nie - und besser, es dann noch zu versuchen als sich später vorzuwerfen „hätte ich bloß…“!

Liebe Grüße

Aber besser spät als nie - und besser, es dann noch zu
versuchen als sich später vorzuwerfen „hätte ich bloß…“!

Jep, da hast du recht.
Gruß,
B.