Psychologie - Vor Problemen weglaufen

Ich habe eine sehr schwere Frage. Vielleicht haben wir hier ein paar Psychologen, oder Leute die Psychologie in der Schule oder im Studium hatten.
Mein Freund und ich haben seit Anfang des Jahres einen Sohn bekommen. Wir sind sehr glücklich… Wenn da nicht dieses Problem wäre.

Er läuft immer weg, wenn Kritik an ihm ausgesprochen wird (vor allem, wenn er was getrunken hat). Und das schlimmste ist, der Kleine weint immer, wenn er sieht wie er mich anschreit.
Mittlerweile sage ich zu ihm nur noch, dass er gehen soll. Dann geht er erst recht.
Und ich bin so verzweifelt, es ist immer alles so schön, und c.a. 1x pro Monat kommt das vor.
Und ich weis nicht ob das Zufall ist, aber immer wenn wir zu seinem Vater zu Besuch wollen.
Er will da immer hin, und es geht uns dort sehr gut. Eigentlich hat er nur mit seiner Mutter (geschieden) ein Problem, die hat auch den Kleinen noch nie gesehen, weil sie nicht will.

Was bedeutet das alles??? Übrigens seine Mutter ist genau so, nur dass sie Alkoholikerin noch dazu ist!

Fehlt ihm einfach nur seine Mutter???
Oder Anerkennung?
Was kann ich tun… mit seiner Überweisung geht er einfach nicht zu einem Fachmann…

Hallo,

Er läuft immer weg, wenn Kritik an ihm ausgesprochen wird

Kritik an was?
In welcher Art wird sie vorgetragen?
Bei welcher Gelegenheit?
Könnte er in den kritisierten Punkten etwas ändern?
Müsste/sollte er sie tatsächlich ändern?

Vielleicht helfen dir deine Antworten weiter in deinen Überlegungen und deiner weiteren Vorgehensweise.

Gruß
nasziv

Er läuft immer weg, wenn Kritik an ihm ausgesprochen wird

Kritik an was?

Na, an ihm, steht doch im UP!

In welcher Art wird sie vorgetragen?
Bei welcher Gelegenheit?

Vor allem, wenn er betrunken ist, steht doch im UP!

Könnte er in den kritisierten Punkten etwas ändern?

Und wenn nicht, dann muss er Kritik nicht annehmen?

Müsste/sollte er sie tatsächlich ändern?

Na, wenn er rumschreit und das Baby zum Weinen bringt, würd ich schon sagen: Ja!

Vielleicht helfen dir deine Antworten weiter in deinen
Überlegungen und deiner weiteren Vorgehensweise.

Das hoffe ich auch.

Gruß

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Hallo,

nicht schön für Dich und auch nicht für das Kind.

Kannst Du in ruhigen und harmonischen Momenten mit Deinem Mann über das Problem sprechen? Ist er in der Lage zu reflektieren – sein Fehlverhalten, seine Ängste und über das Alkoholproblem?

Es gibt viele Annahmen, die man allgemein über ein Alkoholproblem haben kann – das häufigste richtet sich nach der Häufigkeit und der Menge des Konsums. Es geht aber auch um das Verhalten beim Trinken – egal wie oft und wie viel und das scheint bei Deinem Mann außer Kontrolle zu geraten.

Es gibt streng genommen nur drei Möglichkeiten: er sieht sein Problem ein und nimmt es ernsthaft in Angriff es zu ändern (reden, keine verbalen Entgleisungen, und Alkoholentzug). Therapie ist hier noch nicht angesagt, erst muss er mit dem Trinken aufhören. Das mag für viele paradox erscheinen, aber es macht sinn sich erst zu stabilisieren. Eine Therapie, die womöglich noch Kindheitskränkungen zu Tage bringt, ist nicht zielführend.

Die zweite Möglichkeit ist aushalten – z.B. wenn die positiven Zeiten doch überwiegen, die Ausraster eher selten und kurz sind und er (wenn auch ohne es zu tun) Besserung lobt. Das geht, wenn man sich liebt und an einander glaubt. Betrachte dann die Ausetzer von ihm als heftigen Sturm der vorüber geht. Für das Kind ist es wichtig in dem Moment wenigstens eine Person zu haben auf die es sich emotional verlassen kann – und das bist Du. Also nicht zurückschreien, ängstlich wirken oder weinen – aber auch nicht ein „falsches“ Lächeln aufsetzen.
Versuche zudem verschiedene Strategien, denn Dein Verhalten trägt auch dazu bei wie eine Situation verläuft. Du schreibst, dass er empfindlich auf Kritik reagiert. Nun ist Kritik oft gerade der Beginn einer Eskalationsspirale. Danach folget Verteidigung des Partners, wahlweise ist da noch Verachtung beigemischt und letztlich der Rückzug oder eine Machtdemonstration. Was passiert wenn Du keine Kritik übst? Du brauchst keine Angst zu haben, dass Du dann etwas „schluckst“ - probiere es einfach mal aus eine Kritik nicht zu äußern - zumindest nicht in dem Moment, denn der ist fast immer unpassend.

Die letzte Möglichkeit, ist dass Du Deinen eigenen Weg gehst – ohne ihn. Wenn er sein Problem nicht einsieht, nicht darüber reden will, die Eskalationen zunehmen – dann sollte dieser Weg als Option bewusst sein. Das Leben ist kurz und die Kindheit noch kürzer – das bedeutet nicht, dass man bei jedem kleinen Problem das Handtuch schmeißen sollte, aber immer wieder die gleichen Probleme durchzugehen und sehr darunter zu leiden ist etwas was eine Frau heute und in diesem Land nicht mehr dulden muss, wenn sie es nicht möchte.

Viele Grüße

Hallo,

deine Interpretationskunst in Ehren, aber:

Er läuft immer weg, wenn Kritik an ihm ausgesprochen wird

Kritik an was?

Na, an ihm, steht doch im UP!

Ich hatte daher was und nicht wem geschrieben.

Woher ist dir bekannt/welche Vermutung hast du, was kritisiert wird? Ein

Er läuft immer weg, wenn Kritik an ihm ausgesprochen wird (vor allem, wenn er was getrunken hat)

besagt lediglich, dass er auf die wie auch immer gearteten Kritikpunkte ( vor allem im betrunkenen Zustand) mit Weglaufen reagiert. Ich habe noch immer keine Ahnung, was kritisiert wird.

In welcher Art wird sie vorgetragen?
Bei welcher Gelegenheit?

Vor allem, wenn er betrunken ist, steht doch im UP!

Ja. Vor allem. Aber nicht nur. Über die Art des Vortragens weiß man auch noch nichts.

Könnte er in den kritisierten Punkten etwas ändern?

Und wenn nicht, dann muss er Kritik nicht annehmen?

Die Frage wäre dann eher, ob tatsächlich Kritik geübt werden muss, wenn nichts veränderbar ist. Wozu? Mit welchem Zweck?

Müsste/sollte er sie tatsächlich ändern?

Na, wenn er rumschreit und das Baby zum Weinen bringt, würd ich schon sagen: Ja!

Dies wäre durchaus überlegenswert. Über Zeitpunkt und Ort der Kritik zu sprechen.

Manchmal überliest man Formulierungsdetail („vor allem“), manchmal lässt man sich von kleinen Beisätzen („wenn er was getrunken hat“) zu vermeintlich eindeutigen Zusammenhängen verleiten. Daher Frage an dich:
In welchem Zusammenhang steht eigentlich am Ende

Fehlt ihm einfach nur seine Mutter???
Oder Anerkennung?
Was kann ich tun… mit seiner Überweisung geht er einfach nicht zu einem Fachmann…?

Gruß
nasziv

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Es ist eine schwierige Situation. Einerseits möchtest du deinem Kind eine intakte Familie bieten, andererseits wird die Harmonie immer wieder massiv gestört.
Dass Kinder, die ohne Vater aufwachsen, in ihrer Entwicklung manchmal Probleme bekommen, ist bekannt, aber du solltest auch nicht unterschätzen, wie sehr ein Kind solche regelmäßigen „Ausraster“ des Vaters mit bekommt.

Auch du selbst wirst mit der Zeit eventuell Probleme bekommen, wenn du immer hin- und her gerissen bist zwischen der Liebe zum Mann und dem Schutz der Psyche deines Kindes.

Als Kind kann man meist nicht verstehen, warum es Krach zwischen den Eltern gibt, oder warum ein Vater ausrastet. Da du sagst, er ist in diesen Situationen meist betrunken, kann das Kind erst recht nicht nachvollziehen, warum das geschieht.

Das Resultat ist, wenn du Pech hast, dass dein Kind die Ausraster des Vaters auf sich bezieht, und auch im späteren Leben noch mit (irrationalen) Schuldgefühlen zu kämpfen haben wird, oder gar eine schlimmere psychische Störung oder eine Abneigung gegen Männer entwickelt.

Das sind zumindest meine Erfahrungen aus einem ähnlichen Fall in meiner Familie.

Ich kann dir nur raten: Denk zuerst an das Wohl deines Kindes. Und appelliere an den Vater, sich Hilfe zu suchen. Wenn schon nicht um seinetwillen, dann wenigstens für euer Kind.

Gruß,
Johannes

Hi
Vielleicht solltet ihr euch in therapeutischer Behandlung begeben. Das wirkt manchmal wahre Wunder. Ich kenn eine Therapeutin, mit der ich gute Erfahrungen habe. Ich lasse dir einfach mal ihre Telefonnummer und ihre Website da: http://www.bonesandbrain.de/ & 022116883320.

Viel Glück

Liebe Mitzi,
wenn er sich keine Hilfe sucht, solltest du vor allem für dich sorgen und damit auch für euer Kind. Vielleicht wäre eine Selbsthilfegruppe für dich hilfreich, z. B. http://www.al-anon.de/. Da lernst du Leute in ähnlichen Situationen kennen, das ist meist schon sehr unterstützend. Du wirst überrascht sein, wie viele Gemeinsamkeiten du mit anderen hast.
Alles Gute für Euch wünscht Toewanda