Hallo,
nicht schön für Dich und auch nicht für das Kind.
Kannst Du in ruhigen und harmonischen Momenten mit Deinem Mann über das Problem sprechen? Ist er in der Lage zu reflektieren – sein Fehlverhalten, seine Ängste und über das Alkoholproblem?
Es gibt viele Annahmen, die man allgemein über ein Alkoholproblem haben kann – das häufigste richtet sich nach der Häufigkeit und der Menge des Konsums. Es geht aber auch um das Verhalten beim Trinken – egal wie oft und wie viel und das scheint bei Deinem Mann außer Kontrolle zu geraten.
Es gibt streng genommen nur drei Möglichkeiten: er sieht sein Problem ein und nimmt es ernsthaft in Angriff es zu ändern (reden, keine verbalen Entgleisungen, und Alkoholentzug). Therapie ist hier noch nicht angesagt, erst muss er mit dem Trinken aufhören. Das mag für viele paradox erscheinen, aber es macht sinn sich erst zu stabilisieren. Eine Therapie, die womöglich noch Kindheitskränkungen zu Tage bringt, ist nicht zielführend.
Die zweite Möglichkeit ist aushalten – z.B. wenn die positiven Zeiten doch überwiegen, die Ausraster eher selten und kurz sind und er (wenn auch ohne es zu tun) Besserung lobt. Das geht, wenn man sich liebt und an einander glaubt. Betrachte dann die Ausetzer von ihm als heftigen Sturm der vorüber geht. Für das Kind ist es wichtig in dem Moment wenigstens eine Person zu haben auf die es sich emotional verlassen kann – und das bist Du. Also nicht zurückschreien, ängstlich wirken oder weinen – aber auch nicht ein „falsches“ Lächeln aufsetzen.
Versuche zudem verschiedene Strategien, denn Dein Verhalten trägt auch dazu bei wie eine Situation verläuft. Du schreibst, dass er empfindlich auf Kritik reagiert. Nun ist Kritik oft gerade der Beginn einer Eskalationsspirale. Danach folget Verteidigung des Partners, wahlweise ist da noch Verachtung beigemischt und letztlich der Rückzug oder eine Machtdemonstration. Was passiert wenn Du keine Kritik übst? Du brauchst keine Angst zu haben, dass Du dann etwas „schluckst“ - probiere es einfach mal aus eine Kritik nicht zu äußern - zumindest nicht in dem Moment, denn der ist fast immer unpassend.
Die letzte Möglichkeit, ist dass Du Deinen eigenen Weg gehst – ohne ihn. Wenn er sein Problem nicht einsieht, nicht darüber reden will, die Eskalationen zunehmen – dann sollte dieser Weg als Option bewusst sein. Das Leben ist kurz und die Kindheit noch kürzer – das bedeutet nicht, dass man bei jedem kleinen Problem das Handtuch schmeißen sollte, aber immer wieder die gleichen Probleme durchzugehen und sehr darunter zu leiden ist etwas was eine Frau heute und in diesem Land nicht mehr dulden muss, wenn sie es nicht möchte.
Viele Grüße