Psychologische Begrifflichkeiten

Hallo,
Ich studiere Magister Lehramt Grundschule, schreibe momentan aber meine Masterarbeit im erziehungswissenschaftlichen bzw. pädagogisch-psychologischen Bereich.
Dafür habe ich im Praxisteil einen Leistungstest für Schüler entwickelt und im Rahmen einer Unterrichtsstunde an zwei Schulklassen unterschiedlicher Schulen ausprobiert. Dabei sollten die Kinder u.a. Emotionen aufzählen, Situationen entsprechende Ursachen oder Gefühle zuordnen bzw. aus vorgegebenen Alternativen auswählen, Regulationsstrategien in Bezug auf ihre Passung in konkreten Situationen beurteilen usw. Richtiglösungen habe ich in einem Codeplan festgehalten und die Antworten entsprechend kodiert eingegeben. Aus den gewonnenen Daten werden Erkenntnisse zur Einsetzbarkeit der Fragen und zu den Gütekriterien abgeleitet (Mittelwerte und ggf. Korrelationen berechnen etc.). Außerdem sollen die Schulklassen verglichen werden (und die Leistungen mit den Lehrerangaben aus der begleitenden Lehrereinschätzung) und ich werde im Fazit Ansatzpunkte für die Förderung in weiteren Unterrichtsstunden entwickeln.
Beim Schreiben stoße ich jetzt immer wieder auf Begrifflichkeiten, die ich bisher noch nicht recht in einen Gesamtzusammenhang einordnen kann und von denen ich daher nicht weiß, was wie auf meinen Fall zutrifft. Daher hier ein paar konkrete Fragen:

  • Kann man die Begriffe Messung, Erfassung und Erhebung gleichsetzen? Warum ist es keine Diagnostik - weil es um die Klasse geht und nicht um einzelne Kinder oder weil keine therapeutische Förderung o.ä. folgen soll?
  • Kann man sagen, dass das übliche Vorgehen Screening, Diagnostik, Intervention in diesem Fall nicht zutrifft bzw. der Screeningteil sozusagen wegfällt, da alle Schüler gleichermaßen beteiligt sind, oder ist das ohnehin etwas ganz anderes?
  • Wie genau unterscheiden sich die Begriffe Methode, Untersuchungsdesign und Untersuchungsinstrument?
  • Ist mein Vorgehen eher desktiptiv oder explorativ?
  • Die Auswertung erfolgt ja grundlegend quantitativ. Wo genau ist aber die Grenze zu qualitativen Auswertungsmethoden - mache ich bereits qualitative Einschätzungen, wenn ich auf Unterschiede zwischen den Schulen in Bezug auf das Schulprofil o.ä. eingehe oder in der Diskussion die Ergebnisse einzelner Schüler betrachte?
  • Verstehe ich es richtig, dass meine geringe Anzahl an Schülern zunächst als Stichprobe zu verstehen ist und in einem nächsten Schritt nach der Überarbeitung des Tests) theoretisch eine Normierung (an einer größeren, repräsentativen Stichprobe) erfolgen müsste, damit das Verfahren von Lehrern eingesetzt werden kann? Oder würde wie bei Tests in der Schule die Einschätzung einfach aufgrund der Prozentzahl der (in den einzelnen Bereichen und insgesamt) richtig gelösten Aufgaben erfolgen?
  • Handelt es sich immer um eine multimodale Methode, wenn z.B. ein Fragebogen, ein Interview und eine Beobachtung eingesetzt werden, um eine Fragestellung zu untersuchen?
    Vielen Dank schon jetzt für eure Antworten.
    Liebe Grüße,
    Jessi

Hallo Jessi,
lese gerade Deine Anfrage, kann sie aber ausführlicher erst morgen beantworten, da ich die Literatur woanders stehen hab und in Bezug auf Evaluation und Forschungsmethoden etwas eingerostet bin, weil ich eher im klinischen Bereich unterwegs bin…
Vorab aber noch eine Frage: was genau soll Dein Leistungstest denn messen: emotionale Differenzierungsfähigkeit oder sozial-emotionale Kompetenz?
Was ich schon mal sagen kann: Multimodale Methode ist richtig, aus den von Dir genannten Gründen.
Messung/Erfassung und Erhebung kannst Du tatsächlich äquivalent verwenden.
Untersuchungsdesign ist die Gegenüberstellung zweier Klassen, die verschiedenen Instrumente (Fragebogen,etc), ob die Schüler „blind“ sind, was Deine Zielsetzung angeht, etc.
Die Methode sind Deine Untersuchungsinstrumente, evtl. sogar gleichzusetzen mit Untersuchungsdesign, muss ich noch mal nachlesen. (Im Fisseni, Hans Joachim, heißt er, glaub ich: Diagnostik und Evaluation - mal sehen, ob der uns weiterhelfen kann…aber ich denke, dass Du ja auch von anderen noch Tipps kriegst.
Erst mal Tschüß und gutes Vorwärtskommen,
Wiki2009

Hallo Wiki,
vielen Dank für deine schnelle Antwort.
Um deine Frage zu beantworten: Es geht um die Erfassung emotionaler Kompetenz. Im theoretischen Teil wurden dazu vier Unter-Kompetenzbereiche herausgestellt, wobei in dem Text aus praktischen Gründen speziell der Bereich des Emotionsverständnisses erfasst wurde.
Heute habe ich mit der Unterstützung meines Masterarbeitsbetreuers verschiedene statistische Werte berechnet, um den Test im Hinblick auf die Gütekriterien beschreiben zu können. Dabei habe ich festgestellt, dass mir die Unterscheidung zwischen Kriteriums- und Konstruktvalidität im konkreten Fall noch etwas schwerfällt. Bei der Reliabilitätsanalyse müsste ich mein Wissen über die Konsistenz in Bezug auf die Teilskalen und die Testitems insgesamt nochmal vertiefen (was genau wird zu wem in Beziehung gesetzt?). Wenn du dazu auch gleich noch ein paar Tipps hast, wäre ich natürlich sehr dankbar.
Ansonsten werde ich auch nochmal ein wenig Literatur durchstöbern, um noch etwas klarere Vorstellungen von so manchen Konstrukten zu bekommen.
Liebe Grüße und nochmal danke,
Jessi

Hallo Jessi,
Deine Fragen lassen sich nicht mal so eben beantworten. Sprich mal Kommilitonen, die BWL studieren, an.
Viele Grüsse,
Britta

Hallo Jessi,
Deine Fragen lassen sich nicht mal so eben beantworten. Sprich mal Kommilitonen, die BWL studieren, an.
Viele Grüsse,
Britta.

Nicht mein Bereich
Gruß

Hallo Jessi,

tut mir leid, aber denke, dass ich hierbei nicht der richtige Ansprechpartner bin. Viel Erfolg wünsche ich zu dieser Befragung.

Gruß, Renate

Trotzdem vielen Dank für deine Antwort.

Trotzdem vielen Dank für deine Antwort…

Hallo Jessi,
bin die Woche leider nicht dazu gekommen- soweit ich es kann, werde ich jetzt noch versuchen ein paar Antworten zu geben, aber „ohne Gewähr“:
Exploration: Gespräch, Anamnese, Befragung, Interview
Deskription: Informationsgewinnung durch einen Fragebogen, Persönlichkeitstest…
Was das Screening angeht: Du hast ja vorab keine Vorauswahl von bestimmten Kindern gemacht, sondern die ganze KLasse hergenommen…also kein Screening.
„Diagnostik“ trifft insofern nicht zu, als dazu heutzutage nur medizinisch/psychologische Fachsprache gemeint ist und Du willst ja in diesem Sinne keine Diagnose stellen, sondern nur eine Einschätzung zu einem bestimmten Sachverhalt (emot. Kompetenz) in Bezug auf best. Personen.
Was „quantitativ vs. qualitativ“ angeht, kann ich Dir leider nicht beantworten, das wäre zu sehr im Bereich des Rätselratens.
Was die Stichprobengröße angeht weiß ich nicht, ob die ausreichend ist, bzw. ob Du eine Normierung vornehmen müsstest, um ihn einsetzen zu können. Mir fällt da aber dazu ein, dass es auch „Cut-offs“ gibt, die, falls überschritten, anzeigen, dass etwas nicht im Normalbereich ist. Das könnte für Dich auch reichen, möglicherweise.
Ganz generell aber ein Tipp: bei mir an der psychologischen Fakultät gab es einen Typ, der speziell für die Beratung bei solchen Fragen in Diplomarbeiten zuständig war- vielleicht kannst Du Dich da mal umhören! Hilfreich wäre das sicher insofern, als der Deine Arbeit vor sich sehen könnte und eine genauere Vorstellung hätte.
Ach ja, Kontruktvalidität hab ich noch nachgeschlagen (ist wirklich schwierig zu unterscheiden): Dein Konstrukt ist ja z.B. Dein Test/Lehrerbefragung zur emot. Komp., den Du Dir aus anderen Tests, Untersuchungen zusammengestellt hast. Jetzt gibt es sicherlich noch andere, schon überprüfte/validierte Tests/Interviews, etc. die auf den Grad der emot. Kompetenz schließen lassen. Korreliert Dein Konstrukt (Deine Ergebnisse?!) hoch mit den Ergebnissen, die die Kinder in den anderen Tests erzielen würden (falls Du sie welche davon machen lässt), dann hast Du eine hohe Konstruktvalidität.
Kriteriumsvalidität wäre dann zum Beispiel die Korrelation zwischen dem Urteil der Lehrer über die Schüer und dem Test, der emot. Kompetenz misst.

So, hier erreicht mein „Wissen“ zu Deinen bisherigen Fragen seine absolute Grenze- ich hoffe, ich konnte Dir zumindest etwas helfen!!! In jedem Fall aber viel Erfolg und alles Gute-

Wiki

Hallo wiki,
vielen Dank für deine vielen Informationen. Dass ich kein Screening durchgeführt habe, ist mir bewusst - ich habe nur momentan in einem Absatz erklärt, dass ich darin vom „normalen“ Vorgehen abweiche (eben weil es eine Schulklasse ist) - da es sich aber ohnehin nicht um Diagnostik in diesem Sinne handelt, ist das vielleicht auch zu weit hergeholt. Der Hinweis mit den „Cut-offs“ ist interessant, ich werd bei dem nächsten Treffen mal meinen Prof. danach fragen. Auf den Internetseiten, die ich dazu gefunden habe, wurde das allerdings immer nur im Zusammenhang mit der Entscheidung krank/gesund o.ä. vorgenommen.
Die Konstruktvalidität bezieht sich bei mir darauf, ob die einzelnen Testteile eine (theoretisch zu erwartende) entsprechende Schwierigkeit aufweisen und in mittlerer Höhe miteinander korrelieren und welche Kompetenzprofile sich ergeben - also wahrscheinlich, wie gut das Konstrukt damit erfasst wurde.
Ich mache im Moment auch eine allgemeine Statistik-einführung mit, vielleicht kann ich ja da nochmal nachfragen. Ansonsten unterstützt mich mein Betreuer auch sehr darin, die Verfahren und die Bedeutung ihrer Ergebnisse zu verstehen, aber es ist wahrscheinlich dennoch wichtig, dass ich mich auch selbstständig etwas damit auseinandersetze.
Vielen Dank für deine Hilfe - man bekommt immer wieder neue Anregungen und vielleicht entwirren sich die Fäden dabei Stück für Stück immer ein bisschen mehr :smile: