Ab 8 Stunden gehts bei uns, also in der Psychotherapie, erst richtig los … Ich will damit sagen, dass deine Klientin und du hier einen Gegensatz aufmacht, der sachlich so gar nicht existiert.
Dass dieser Gegensatz nicht existiert ist nur deine Meinung, keine Tatsache. Da bei mir zu ca. 70% Klienten landen, denen die kassenfinanzierten Therapien nicht oder nur wenig geholfen haben (und die meisten nach einer geringen Anzahl von Sitzungen bei mir deutlich gebessert die Therapie abschließen), habe ich da natürlich eine etwas andere Sicht drauf. Welche Therapie würden sich Klienten wohl aussuchen, die wo es ihnen wahrscheinlich nach 8 Sitzungen deutlich besser geht, oder die, die da „erst richtig anfängt“. Bei mir jedenfalls fängt die Therapie schon mit bzw. vor der ersten Sitzung an. Wenn es meinen Klienten nach 2-3 Sitzungen noch nicht besser geht (was kaum vorkommt), schlage ich ihnen vor, sich einen anderen Therapeuten zu suchen.
Eine Kosteneinsparung ist somit durch die deutlich effektiveren Therapieverfahren (in meinem Fall Systemische Therapie, Hypnotherapie und EMDR) gegeben, so dass man nicht die einzelnen Sitzungen „billiger“ machen müsste. Würden die Kassen meine Behandlung bezahlen, würden sie also eine Menge Geld sparen. Die Psychotherapierichtlinien in Deutschland müssten also andere Verfahren erlauben. Soweit ich weiß, ist das aber in Österreich anders/besser.
Der Witz ist ja, dass manchmal gerade das „vertrietschelnde belanglose larifari-Reden“ der größte Therapiegewinn ist.
Betonung auf manchmal…
So jedenfalls meine Erfahrung.
Ich kann durchaus verstehen, dass Therapeuten, die die aufwändige, lange und teure Psychotherapieausbildung (ich nenne es jetzt mal so, mir fällt das korrekte Wort nicht ein) gemacht haben, ihre Arbeit für (weit) besser halten als die von Therapeuten, deren Ausbildung nicht geregelt ist, zumal es da ja auch tatsächlich schwarze Schafe gibt, die glauben, nach der HP Prüfung und einem Wochenendkurs in XY-Therapie mal eben Psychotherapie machen zu können. Hab ich alles auch schon gesehen, und mich ärgert das genauso (ich habe ebenfalls viel Zeit, Geld und Energie in meine Ausbildung gesteckt). Aber andererseits verschwinden die auch immer schnell wieder von der Bildfläche. Ein guter Therapeut spricht sich herum, ein schlechter auch.
Andererseits gibt es auch massenhaft schlechte Psychotherapeuten, deren Arbeit von den deutschen Kassen bezahlt wird. Da gehen die Leute jahrelang hin, das kostet die Kassen sehr viel Geld, und der Effekt liegt grade mal darin begründet, dass die Leute jemanden „zum Reden“ haben. Weniger depressiv sind sie aber in der Regel dadurch dann nicht. Auch hier gibts gute Therapeuten, aber sie scheinen in der Minderzahl zu sein (wenn ich meinen Klienten Glauben schenken kann).
Die Frage, wie man Therapie günstiger machen könnte, würde ich also ganz klar damit beantworten, dass effektivere Verfahren und andere Ausbildungswege für die Finanzierung durch die Kasse zugelassen werden sollten. Aber das wird die Lobby der alteingesessenen, ihre Pfründe schützenden „Kassentherapeuten“ in Deutschland noch für viele Jahrzehnte verhindern.